Mot Falain und Arvenwald God da Tamangur


Publiziert von rhenus , 13. Juli 2019 um 18:34.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Unterengadin
Tour Datum: 6 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 900 m

Auf dem Weg ins Südtirol besuchten wir auch das ehemalige Bergbaudorf S-charl im Unterengadin. Während meine Frau sich zwecks Vogelbeobachtung direkt dem Arvenwald God da Tamangur (dem höchstgelegenen Arvenwald Europas bis auf eine Höhe von 2300m) zuwendete, machte ich im "Land der Mots"  den Umweg über den Mot Falain. Dieser bietet eine schöne und genussreiche, teilweise weglose Rundwanderung mit prächtigen Ausblicken. Der Begriff "Mot" ist eine Abkürzung des rätoromanischen "Muot", was soviel wie Kuppe oder Anhöhe bedeutet.

Beschreibung der Tour
Von S-charl wanderten wir auf dem schmalen, orografisch linksseitigen Fussweg der wild schäumenden Clemgia entlang aufwärts. Hier im lichten Wald sehr schöne Orchideen und viele weitere Bergblumen. Auf Höhe 1962m überquerten wir den forellenreichen Bergbach über ein Holzbrücklein. Bei Pt. 1983 trennten sich unsere Wege und ich wanderte in Richtung S-charljoch bzw. Passo della Crocetta aufwärts zur bestossenen Alp Plazer. Beim Brücklein auf Höhe 2183m im Val Plazer verliess ich den markierten Bergweg und stieg in genau südlicher Richtung in einer schwach ausgeprägten Mulde über Alpenrosen und Wachholderstauden aufwärts. Bis auf eine Höhe von ca. 2350 m gute Trittspuren; die letzten 200 m weglos über Wiesen und Blockschutt hinauf zum Steinmannli des Mot Falain. Hier rastete ich kurz und genoss die Aussicht zu den "Unterengadiner Dolomiten": Zum Piz Sesvenna, zum Lorenzihorn und gegenüber zur Kette des Piz d'Astras. In der Tiefe überblickte ich sehr schön den Arvenwald God da Tamangur.

Im Retourweg stieg ich zuerst in nordwestlicher Richtung bis auf eine Höhe von ca. 2460m über Gras unschwierig hinab. Dann wandte ich mich in einem Bogen dem Hang zu, der von der Alp Tamangur Dadora zum Mot Falain führt. Steil und weglos und oft auf Wildwechseln in ruppigem Gelände gings in südwestlicher Richtung runter zur aufgelassenen Alp. Erstaunt flüchtete ein Hirsch vor mir in den lichten Arvenwald. Die letzten 50 Höhenmeter geriet ich in einen mühsam zu begehenden, sehr dicht bestockten Waldteil. Hier hiess die Losung: Augen zu und durch. Nach ca.1/2 Std. Abstieg stiess ich auf den Wanderweg nahe der Alp Tamangur Dadora. Im 86 Hektar grossen Naturwaldreservat God da Tamangur (zu Deutsch "der Wald da hinten") traf ich wieder mit meiner Frau zusammen. Gemeinsam wanderten wir dann zurück nach S-charl.

Nachtrag
Der Bündner und eidgenössische Forstinspektor Johann Wilhelm Coaz (1822 - 1918), Erstbesteiger der Bernina (13. Sept. 1850), durchstreifte im Rahmen seiner Vermessungsarbeiten für die Dufour-Karte bereits in den 1840-er Jahren erstmals den Arvenwald von Tamangur. Er war von den damals über 600-jährigen knorrigen Arven tief beeindruckt. Dieses Gebiet rückte er Jahre später zusammen mit dem Botaniker Carl Schröter im Rahmen der ersten Diskussionen um einen Nationalpark mit dem Satz "Dieses Tal würde sich vortrefflich zu einem schweizerischen Nationalpark eignen, wo keine Axt und kein Schuss erklingen dürften..." unmissverständlich ins Rampenlicht (NZZ, 1906). Seit 2007 ist der God da Tamangur ein Naturwaldreservat.  

 


Tourengänger: rhenus


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