Piz Sesvenna (3204m) - Skitouren im abgeschiedenen und ruhigen Val S-charl


Publiziert von DonPico , 18. Mai 2013 um 00:32.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Unterengadin
Tour Datum:28 Dezember 2008
Ski Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: Tavrü-Vallatscha-Gruppe   CH-GR   Sesvenna-Gruppe 
Zeitbedarf: 7 Tage
Aufstieg: 5000 m
Abstieg: 5000 m
Strecke:Scuol San Jon - S-charl - Mot dal Gajer - S-charl - Mot da l'Hom - S-charl - Piz Sesvenna - S-charl - Mot Falain - S-charl - Alp Praditschöl - S-charl - Scuol
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Stuttgart - Fernpass - Landeck - Scuol - San Jon
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel Mayor
Kartennummer:LKS 1:25000, Nr. 1219 (S-charl)

Allgemeines:

Ich hatte mich auf eine Tour beim DAV Summit Club angemeldet und freute mich auf ein paar ruhige und entspannte Tage.

Anfahrt:

Birgit und Bernd aus der Nähe von Stuttgart hatten mir angeboten, mit ihnen ins Unterengadin zu fahren. Die Wettervorhersage kündigte extrem kaltes Wetter an.
Wir fuhren morgens los, überquerten der Fernpass und fuhren dann, vorbei an Landeck, ins untere Engadin. Bei bestem Wetter und Inversions-Wetterlage zeigte das Thermometer im Engading 20 Grad unter Null an. In Scuol trafen wir die anderen Tour-Teilnehmer und unseren Guide Helmut. Bei Kaffee machten wir eine kleine Vorbesprechung.

Tourenbeschreibung:

1. Tag:

Nach der Fahrt zur kleinen Siedlung San Jon verluden wir unser Gepäck in zwei Pferdekutschen und gingen warm eingepackt zu Fuß los. Für die knapp 12km brauchten wir zu Fuß etwa drei Stunden. S-charl ist ein herrlich verträumtes, und im Winter fast verlassenes Dorf. Unsere Unterkunft, das Hotel Mayor in S-charl machte einen sehr gemütlichen Eindruck. Jeweils zu zweit teilten wir uns ein Zimmer, mein Zimmerkollege war Bernd aus Berlin.

2. Tag:

Heute stand der Aufstieg zum Mot dal Gajer auf dem Programm. Das Wetter war gut. Wir folgten dem Weg ins Tal einige hundert Meter und stiegen dann rechts auf zum Mot dal Gajer. Nach gut 100 Hm war die Alp Schombrina erreicht. Von dort gingen wir weiter ins Val Schombrina, und erreichten nach knapp drei Stunden Aufstieg die Fourcla Schombrina. Dort knickt der Weg nach Norden ab, und führt auf dem Grat zum Gipfel des Mot dal Gajer. Mir taten die Füße in meinen Tourenstiefeln weh. Zudem war es bitterkalt. Stehenbleiben oder gar Ausziehen der Handschuhe war nicht gut möglich. 
Die Abfahrt, wenn ich mich noch richtig erinnere, machten wir über die Westseite ins Val Tavrü. 

Den Abend verbrachten wir gemütlich lesend oder mit entspannten Gesprächen.

3. Tag:

Der Mot da l'Hom, der zweite Hausberg S-charls war unser heutiges Ziel. Die Aufstiegsroute führte wie am Vortag zunächst ein Stück weit ins Val S-charl hinein, und dann links, erst ein Stück im Wald zur Alp Tablasot. Dann über freies Gelände in Kehren nach oben in nordöstlicher Richtung, bis wir auf etwa 1700m ein etwas flacheres Geländeband erreichten. Wieder quälten mich meine Schuhe. Auf dem Band querten wir in Richtung Norden, und erreichten nach knapp drei Stunden Aufstieg den Gipfel.
Es folgte eine herrliche Abfahrt auf dem Südwesthang, also auf der Aufstiegsroute.

4. Tag:

An Silvester hatten wir vor, auf den Piz Sesvenna zu steigen. Wir gingen in östlicher Richtung, zunächst im Wald, dann über offenes Gelände, durch ein langes, etwa fünf Kilometer langes Tal auf, wobei wir 600 Höhenmeter gewannen. Dann nahm die Steilheit zu. Oberhalb eines Felsbades passierten wir den Laj da Sesvenna. Danach marschierten wir in einem rechtsbogen auf den Sesvennagletscher zu. Anfangs moderat steil, flacht dieser in seinem Mittelteil etwas ab, bevor er kurz vor dem Gipfel wieder etwas aufsteilt. Die Schmerzen am Schienbein waren fast unerträglich, von Tag zu Tag und bei jedem Schritt wurde es schlimmer.
In der Scharte unterhalb des Gipfels machten wir ein Skidepot und stiegen noch 15 Minuten über felsiges Gelände zum Gipfel auf. Zum Gipfel hatten wir 5-6 Stunden gebraucht. Die Sicht war ziemlich bedeckt, aber ab- und zu öffnete sich die Wolkendecke. Einmal konnte man das Etschtal erkennen. 

Die Abfahrt war recht vereist, und auch die Rückfahrt durch das flache Tal kein rasanter Skigenuss. Trotzdem hat sich die Tour gelohnt, und im Gasthaus erwartete uns ein wunderschöner, unvergesslicher Silvesterabend bei Käsefondue und Wein. Ich hatte zum Glück meine dicke Daunenjacke aus Nepal und eine Silvesterzigarre eingepackt. Bis weit nach Mitternacht standen wir draußen und unterhielten uns. Weit und breit war kein Feuerwerk zu hören und die Stille war eindrucksvoll und für eine Silvesternacht ungewöhnlich. 

5. Tag: 

Am Neujahrstag stiegen wir auf den Mot Falain. Erneut war es sehr kalt, so dass mir die Füße weh taten. Wie an den ersten beiden Tagen gingen wir in südöstlicher Richtung, dieses Mal sogar etwas weiter. An der Alp Plazer bogen wir nach Osten ab in Richtung S-charljoch. Nach einem Kilometer querten wir das Bachbett in südlicher Richtung und stiegen die locker bewaldete Nordflanke des Mot Falain hinauf. Weil ich die Schmerzen im Schienbein mittlerweile nicht mehr ertrug, versuchte ich, das Körpergewicht anders auf die Beine zu verlagern, und machte dazu Auweichbewegungen mit dem Knie; vermutlich ein Fehler, wie sich am Abend herausstellen sollte. Nach gut zwei Stunden war der Gipfel erreicht.

In herrlichem Pulverschnee fuhren wir ins auf der Südseite ins Valbella hinein. Ohne Zweifel die allerbeste Abfahrt der ganzen Woche. Im Talboden angekommen fuhren wir - immer noch in unberührtem Pulverschnee - im Bachbett weiter, bis dieses auf das Val S-charl traf. 

Als ich am Abend aus dem Zimmer zum Essen ging, verletzte ich mir bei einer kaum merklichen Drehbewegung auf dem Treppenabsatz das Knie. Ich konnte zwar wenig später wieder fast schmerzfrei gehen, jedoch nur ohne Belastung. Beim Treppensteigen spürte ich sofort Schmerzen im Knie. Ich führe das zurück auf die Versuche, beim heutigen Aufstieg Belastungen des Schienbeins zu vermeiden. Ich hoffte auf Besserung über Nacht. 


6. Tag:

Leider war am letzten Tourentag aufgrund der am Vortag erlittenen Knieverletzung an eine Besteigung des Piz d'Astras nicht zu denken. Daher entschied ich mich - während die anderen aufbrachen -  für ein Schonprogramm. Langsam machte mich mit Tourenski auf den Weg ins innere Val S-charl. Den ganzen Tag über begegnete ich keinem Menschen. Das Sonnenlicht war fast irreal. Schließlich erreichte ich die Alp Praditschöl. Dort machte ich ausgiebig Rast in der Sonne. Danach kehrte ich gemächlich zurück.

Gemeinsam genossen wir den letzten Abend.

7. Tag:

Frühstück, Beladen des Pferdeschlittens und Abfahrt auf den Tourenski bis San Jon. Dort mussten wir ziemlich viel Arbeit investieren, um das Auto startklar zu bekommen. Eine Plastikflasche mit gefrorenem Wasser war im Auto explodiert.

Rückfahrt:

Wie Hinfahrt.

Fazit:

Das Val S-charl ist ein sehr ruhiger Ort und für Entspannung und Erhohlung absolut gut geeignet. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dort einmal wieder einige entspannte Tage zu verbringen.

Tourengänger: DonPico


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