Piz Sesvenna, 3204m


Publiziert von Linard03 , 21. September 2022 um 07:25.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Unterengadin
Tour Datum: 1 August 2022
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Sesvenna-Gruppe   CH-GR   I 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1636 m
Abstieg: 1636 m
Strecke:S-Charl - Alp Sesvenna - Mot da l'Hom - Piz Plazer - Piz Sesvenna - Cruschetta - Alp Plazer - S-Charl (22.6 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo S-Charl

Ja, der Piz Sesvenna stand seit ca. 23 Jahren auf dem Wunschzettel ... Zu weit weg, Wetter passt nicht - irgendetwas stand immer im Weg, um die Tour nicht realisieren zu können oder wollen. Es ist zwar klar, dass ich nur noch ein Bruchteil der auf meinem Wunschzettel notierten Gipfel werde besuchen können (was ja auch nicht weiter stört; Hauptsache, es sind noch Pläne vorhanden ...).
Aber der Piz Sesvenna gehörte definitiv zu denjenigen Gipfeln, welche ich unbedingt noch besuchen wollte. In den diesjährigen Engadin-Ferien sollte das Projekt endlich umgesetzt werden.


Um nicht auf den letzten Postautokurs angewiesen zu sein (um 17.15 Uhr nach Scuol), fuhr ich mit dem PW nach S-charl. So musste ich auch nicht dauernd auf die Uhr schauen.

Los ging's also kurz vor 7 Uhr in S-charl. Den Weg dem Bach "Aua Sesvenna" entlang hatte ich nur noch vage in Erinnerung; das letzte Mal war's im Jahr 2000, als ich diesen Weg einschlug ... Nach ca. 40 Min. hatte ich bereits die Alp Sesvenna erreicht. Auf ca. 2100m (im Gebiet «Marangun») verliess ich den Wanderweg und überquerte den Bach auf einer kleinen Brücke.

Von nun an also weglos, zunächst durch etwas sumpfiges Gebiet den nächsten Hügel hinauf. Hier bemerkte ich, dass noch zwei weitere Personen folgten. Ich war etwas überrascht, da ich auf dieser Route nicht mit anderen Personen rechnete.
 
Ich überquerte den Bach und arbeitete mich den Gratrücken hoch. Auf geeigneter Höhe begann ich die Traverse zum Mot da l’Hom, wobei sich diese Traverse teilweise als recht mühselig erwies. Um 9.30 Uhr erreichte ich mit dem Mot da l’Hom (2757m) den ersten Gipfel des heutigen Tages, wo ich eine Rast einlegte. Auf dem Gipfel lässt sich lediglich ein Steinhaufen finden; ansonsten war da nichts. Zudem war weit und breit niemand zu sehen.
 
Von hier aus war auch der weitere Gratverlauf zu sehen, welcher zunächst mal nicht sonderlich spektakulär aussah. Über P.2890 und P.2975 gelangte ich schliesslich zum Gipfelaufbau des Piz Plazèr.
Dieser erwies sich als etwas schwieriger als erwartet. Jedenfalls musste ich etwas länger suchen, bis ich den wegweisenden Steinmann sah, wo es etwas exponiert ums Eck ging. Rückblickend würde ich den Aufstieg auf den Piz Plazèr ev. sogar als Schlüsselstelle der Tour bezeichnen.
 
Jedenfalls fand ich es bei der teilweise exponierten Kraxelei äusserst störend, dass über mir eine Drohne kreiste (Drohnen in den Bergen gehören m.E. sowieso generell verboten, aber das ist ein anderes Thema …). Weshalb dies so war, sollte ich dann später herausfinden.
 
Als ich den Gipfel des Piz Plazèr (3103m) erreichte, traf ich auf die beiden anderen Personen, welche ich mehrmals von weitem gesehen hatte und die den Mot da l’Hom ausgelassen hatten. Ich vermute, dass sie direkt zum Sattel zwischen P.2890 und P.2975 aufgestiegen waren. ER macht mit der Drohne offensichtlich Panoramafotos für’s Wikipedia (so stand es zumindest im Gipfelbuch), SIE war offensichtlich seine Begleiterin. Soweit also die Erklärung. Weshalb jedoch die Drohne über meinem Kopf fliegen musste, war nicht wirklich klar, denn von dieser Position aus konnten keine Panoramas gemacht werden … Jedenfalls gingen die beiden weiter, während ich meine Pause einlegte.
 
Nach der Pause folgte ein kurzer Abstieg und via P.2988 ging's weiter über den Gratrücken zum Fuss des Gipfelaufbau’s des Piz Sesvenna. Bereits von weitem beobachtete ich die beiden Vorausgehenden, wie sie sich beim markanten Felsturm abmühten. Sie waren jedenfalls eine Weile damit beschäftigt, über den Turm zu klettern.
Das fand ich etwas irritierend, denn zumindest aus der Ferne betrachtet müsste der Turm südlich umgangen werden können. Und so war es dann auch; die Felsbarriere konnte überraschend leicht umgangen werden, ein oder zwei Steinmannli waren auch zu finden – ich war also richtig (ein guter Riecher ist halt auch nicht zu verachten …).
 
Es folgte nochmals etwas Kraxelei, wobei ich vermutlich nicht immer auf der Ideallinie war. Aber ob man auf dem Grat bleibt oder etwas darunter spielt nicht wirklich eine grosse Rolle. Um 13.05 Uhr hatte ich jedenfalls den Gipfel des Piz Sesvenna (3204m) erreicht – endlich! Es ist immer wieder ein schönes Gefühl, wenn man auf einem Gipfel stehen darf, von dem man lange geträumt hat …
 
Das Panorama war überwältigend, schön v.a. auch der Blick ins Südtirol nach Mals. Nach ca. 30 Min. Pause machte ich mich an den Abstieg, wobei ich von nun an den roten Punkten (bzw. Strichen) folgen konnte und somit eigentlich nichts falsch gemacht werden kann.
Vorbei am bereits oft beschriebenen Felsenfenster ging’s durch Kamine, Spalten und über viele grosse Felsblöcke. Im untersten Abschnitt war es teilweise mühsam oder an ein, zwei Stellen sogar überraschend knifflig. Wie bereits PStraub in seinem Bericht schrieb: es war weder Gratwandern noch Klettern ...
 
Zumindest von der Orientierung her war’s nicht schwierig, denn wie bereits erwähnt kann man einfach den roten Markierungen folgen. Im Sattel (P.3079) angekommen, legte ich nochmals eine kurze Trinkpause ein.
Das nächste Ziel war nun der steile Südabstieg, wobei dieser Weg ebenfalls mit roten Punkten markiert ist. Ich war wohl etwas zu ungeduldig, als der «Weg» über weitere Blöcke bergauf statt bergab ging … Jedenfalls verliess ich die markierte Route zu früh und traversierte mühsam im rutschigen Schotter- und Geröllgelände, bis ich schliesslich wieder auf die markierte Route traf.
 
Fortan ging es auf steilem zick-zack-Pfad hinunter, womit in kürzester Zeit einige Höhenmeter vernichtet wurden. Auf ca. 2500m verliess ich den Pfad, um direkt zum Passübergang «Cruschetta» zu traversieren und unnötigen Höhenverlust zu vermeiden. Zu Beginn ging das überraschend flott, der letzte Abschnitt durch Stauden und über Blöcke war dann nochmals etwas lästig.
 
Um ca. 16.15 Uhr erreichte ich schliesslich den erwähnten Passübergang Cruschetta (2291m), wo ich nochmals eine Pause einlegte. Nun folgte noch das «Auslaufen» auf dem Wanderweg: bei schöner Abendstimmung und mit Rückblick zum Grat und Piz Sesvenna hinauf ging’s einsam hinunter; noch immer weit und breit niemanden zu sehen.
 
Vorbei bei der Alp Plazèr (2085m), wo ich einer riesigen Mutterkühe-Herde grossräumig ausweichen musste (letzte «Schlüsselstelle» der Tour …), über die Ebene Plan d’Immez und fortan der Fahrstrasse entlang. Es zog sich zum Schluss doch noch hin, bis ich schliesslich um ca. 17.45 Uhr den Ausgangspunkt S-charl erreichte.
 
Wie bereits bei früheren Wanderungen konnte ich nicht einfach am einladenden Sitzplatz des Restaurant Crusch Alba vorbeigehen und kehrte dort ein. Nachdem ich meinen Durst gestillt hatte, fuhr ich mit dem PW wieder zurück zu unserem Feriendomizil.
 
Fazit:
eine wunderschöne, einsame Tour in wunderschöner Landschaft. Auf der ganzen Tour bin ich nur den beiden erwähnten Personen begegnet; ansonsten niemanden gesehen. Die Aussicht vom Piz Sesvenna bis ins Südtirol oder ins Unterengadin ist traumhaft.
 
Aufgrund anderer Beschriebe stellte ich mich für den Aufstieg zum Piz Sesvenna auf einige Schwierigkeiten ein, welche jedoch nicht eintrafen. Die eine Stelle am Gipfelaufbau des Piz Plazèr fand ich dagegen einen Tick schwieriger.
Im Gegenteil dazu war ich dann eher überrascht, dass ich im Abstieg auf dem Normalweg auf ein, zwei knackige (oder zumindest unangenehme) Stellen traf. Die grossen Blöcke, Spalten, etc. waren jedenfalls ziemlich mühsam zu überwinden.

Bemerkungen:
Ich muss mich mit niemandem vergleichen und somit stört es mich nicht im mindesten, dass ich ca. 2 Std. länger als andere für dieselbe Runde benötigte. Ich habe mir die Zeit genommen, welche ich brauchte und legte dort Pausen ein, wo ich eine benötigte. Das ist eben der Vorteil, wenn man alleine unterwegs ist und auf niemanden Rücksicht nehmen muss.

Für Nachahmer: Disclaimer auf meiner Homepage beachten

Tourengänger: Linard03


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