Der Tomasee! Oder: Die Fisch mit de Hörrnr...


Publiziert von Waldelfe , 15. Juli 2019 um 19:40. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum: 6 Juli 2019
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   CH-UR 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 900 m
Strecke:10km

"Der Tomasee! Schpiäglglatt!"

Nicht nur, dass der Tomasee durch seine glatte Oberfläche, in der sich gehörnte Fische liebend gern spiegeln, bezaubert, es findet sich an selbigem auch noch der Rheinursprung! So hat man gleich mehrere Gründe, sich in der schönsten Gegend der Welt zu verlieren, um auf den Spuren der possierlichen Medien-Stars Gian und Giachen, der Graubündner Steinböcke, die nie um eine Meinung verlegen sind, zu wandeln. Und so beschlossen auch Nik und ich, diesem besonderen Ort einen Besuch abzustatten. Gian und Giachen, wir kommen!


Nachdem wir die sich wild nach oben schlängelnden Passstraßen von Disentis/Sedrun hinter uns gelassen hatten, die Baumgrenze dazu, kamen wir endlich am Oberalppass an. Wir zogen unsere Stiefel und Stiefelchen an, und schlüpften und schlupften in den doch recht frischen Julimorgen hinaus. Denn wir hatten Großes vor: wir wollten den Fischen mit den Hörnern auf den Zahn fühlen, und überprüfen, ob man den beliebten Graubündner Steinböcken, Gian und Giachen, Glauben schenken darf, die den Tomasee stets energisch als "schpiäglglatt" beschreiben.

Nach der Ausdemautoraushopsung ließen wir eine Gruppe Mountainbiker am Pass zurück, und wanderten los, hinauf zum bestens ausgeschilderten Pazolastock. Zunächst geht es ziemlich direkt nach Süden, hinauf in eine Höhe von etwa 2150 Metern, wo der Weg sich nach rechts wendet, um eine etwa 2260 Meter hohe Kuppe zu umrunden. Hier sind schöne Wiesenflächen, von denen allerdings nicht viel zu sehen war, weil selbst auf dieser Höhe in Senken noch ordentlich Schnee herumlag.

Vor den Schneefeldern hatte die Waldelfe zunächst ein bisschen Angst, da ihr so etwas vorher noch nie unter die Sohlen gekommen war. Aber nachdem bald schon mehrere solcher Felder hinter uns lagen, machte es mir immer weniger aus: Die vorsichtigen und bedachten Schritte wurden sicherer, die Bedenken kleiner, und der Wunsch nach eigenen Stecken immer größer.

Richtig Spaß an den Schneefeldern hat die Waldelfe entwickelt! Und so langten wir bald auf der Seeplanggenflüe an, einer Schulter im Nordwestgrat des Pazolastocks, an der auch ein Weg aus dem Tal heraufkommt. Von hier aus zickzackt sich der Weg dann hinauf zum Gipfel. An schönen Blumen vorbei, und einigen Murmelihöhlen. Leider nicht bewohnt. Vermutlich verscheucht von Gian und Giachen.

Eine Hütte! Praktisch direkt am Gipfel eines 2700 Meter hohen Bergs! Na, wo gibt's denn sowas! Na, der Gipfel ist aber auch eine recht brave, weitläufige Graskuppe, da kann man sich schon aufhalten.

Oberalppass - Pazolastock: markierte Wanderwege, T2, 1:45h


Eine fantastische Sicht hatten wir! Trotz dieser - etwas verdächtigen - WeVoHeSa. Und das Echo...

Die Rundsicht beginnt im Norden, mit dem nahen Crispalt, dahinter sind Tödi und Bifertenstock zu sehen, und, man glaubt es kaum, der Hohe Riffler im Verwall. Dann Fluchthorn und Piz Linard, im Südosten Piz Uffiern, im Süden Six Madun und, ganz nah, Rossbodenstock. Im Südwesten ist das Weissmies zu sehen - gerade so, dazu Fletschhorn, Aletschhorn und Finsteraarhorn.  Fantastisch!


Die interessanteste Passage führt dann vom Gipfel des Pazolastocks über den Grat nach Süden. Zunächst geht es leicht in eine Senke hinunter, dann kraxelt man durch bizarre Felszacken hindurch hinüber zum Tumsli (2743m), einem unscheinbaren Gipfel vor der Martschallücke. Über dessen Südostgrat, später etwas rechts davon im Hang, geht's dann hinunter zur Badushütte. Der Weg war ziemlich matschig, weil oberhalb Schneefelder abtauten. Aber mit entsprechender Vorsicht kamen wir gut hinunter.

Pazolastock - Badushütte: markierte Wanderwege, T3, 50 Minuten


Auf der Badushütte gab es zwar keinen Bergsalat, aber ein Süppchen für Nik und einen Kaffee für mich, den ich lustigerweise in einer Schale serviert bekam. Wir verweilten ein wenig, ließen ein paar Franken zurück, und folgten weiter den Spuren der Rheinquelle zum Tomasee.

Der rechtsrummme Weg war gesperrt, zwegenz Steinschlag am See (und Schneemassen unterhalb der Hütte), drum nahmen wir den linksrummen Weg zum See. Über schöne, vor Urzeiten von längst verschwundenen Gletschern glattgeschliffene Felsrücken ging es hinunter. Dann standen wir endlich am Tomasee. Und er war....

Badushütte - Lai da Tuma: markierte Wanderwege, T3, 20 Minuten


... wunderschön! Zwischen den Eisschollen, die sachte auf dem glatten See ruhten, schimmerte er türkisen. Eingefasst von grauer Felswand, Passagen aus Schnee, und buschigen Grasflecken, konnte man den Jahreszeitenwechsel am See hautnah miterleben, und sich an der immer stärker werdenden Sommersonne die Nase verbrennen. Der Sommer kommt!

Auf jeden Fall findet man am Tomasee ein Plätzchen unter der Sonne, wo man einfach nur sein kann: zwei Jungs warfen dort ihre Angeln aus, um zu fischen; ein Pärchen genoss mit ihrer Fellnase die Aussicht, und eine kleine Gruppe Jugendlicher nutzten den Seeblick für ein kleines Picknick. Und wir, wir sogen einfach das Tomasee-Idyll in uns auf.


...und hielten nach Steinböcken Ausschau. Fehlanzeige, leider. Hey Ihr zwei! Wo seid Ihr?

Zurück zum Oberalppass ging es dann auf dem direkten Weg, der durch die Ostflanke des Pazolastocks zunächst hinunter Richtung Tal, und dann leicht ansteigend wieder hinauf zum Pass führt.

Dabei durchquerten wir mehrere unterschiedlich breite Bachläufe, was besonders viel Spaß machte. Das knöchelhohe Wasser, das in so unglaublich beruhigenden Mäandern seinen Weg ins Tal sucht, und mal absichtlich, mal unabsichtlich für Erquickung sorgt, bereitete uns auf unserer Tour eine besondere Abwechslung.

Und noch ein letztes Mal mussten wir Schnee queren. Steiler diesmal, und schmutzeliger: Eine Lawine, die erst vor kurzem talwärts gerauscht sein musste, und dabei die halbe Bergvege mitgenommen hatte. Und dann gab's ein typisches Schweiz-Ereignis: ein Zug fuhr an uns vorbei - in 2000 Metern Höhe...

Der Vormittag neigte sich langsam dem Ende zu, um den Nachmittag zu begrüßen. Da für letzteren ein Regenschauer angekündigt war, legten wir zügig die letzten Meter zum Oberalppass zurück, wo unser Auto schon geduldig auf uns wartete.

Lai da Tuma - Oberalppass: markierte Wanderwege, T2, 1:20


Kaum waren wir eingestiegen, da benetzten auch schon die ersten Regentropfen die Windschutzscheibe; was für ein geniales Timing! Auf der Fahrt zurück drehten wir noch eine kleine Runde durch das Graubündner Land, die Heimat von Gian und Giachen, die uns mit ihrer humorigen und äußerst liebenswürdigen Art zum Tomasee gelockt hatten. Bis zum nächsten Mal, Ihr beiden Fisch mit de Hörrnr!

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


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