Von Ottenhöfen zur Hornisgrinde und über den Seesteig ins Murgtal


Publiziert von Frankman , 21. Juni 2019 um 14:31.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:14 Juni 2019
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1274 m
Abstieg: 1079 m
Strecke:Ottenhöfen, Mummelsee, Hornisgrinde, Schurmsee, Schönmünzach (28km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:DB Offenburg, Achern, SWEG Ottenhöfen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:DB, KVV Schönmünzach
Kartennummer:outdooractive.com

Ottenhöfen – Schönmünzach - fast 28 km Nordschwarzwald mit zwei grundverschiedenen Etappen.
Der teilweise steile Anstieg mit aussichtsreicher Felskanzel und der Mummelsee kennzeichnen die erste Etappe bis zur Hornisgrinde. Die zweite Etappe folgt dem Seesteig und zieht sich über viele Kilometer über den Höhenrücken der Langengrinde. Mehrere Abschnitte des Höhenpfades werden aus naturschutzgründen nicht mehr offengehalten. So folgt der Seesteig häufig breiten Forstwegen, die in langen Geraden am Hang entlangführen. Es wird langweilig. Der Abstieg bis zum Kieneck sowie zwischen Tanzplatz und Diabaukopf sind aber als Wanderpfad begehbar.  
Von Bahnhof zu Bahnhof im Nordschwarzwald und passend zur Idee „wo komme ich in 3 h Zugfahrt eigentlich hin?“. Ortenau S-Bahn und Murgtalbahn machen es möglich, wobei die Rückfahrt über das Murgtal und Freudenstadt länger dauert. Den Bahnfreund freut es.  
Der Name Hornisgrinde bedeutet"kahler Bergrücken, der auf seiner Höhe ein Moor trägt". Die Hornisgrinde ist nicht nur die höchste Erhebung im Nordschwarzwald (1164m), sondern auch durch das 2 km lange Hochplateau ein außergewöhnlicher Berg. An der Hornisgrinde finden sich gleichzeitig tiefe und steile Talfurchen auf der dem Oberrhein zugewandten Seite und die für den Nordschwarzwald typischen Sargdeckelformen auf der Ostseite. Gespickt wird der Formenschatz der Hornisgrinde mit den zahlreichen glazialen Erscheinungen. Es wirkt rau auf dem Hochplateau. Trotz der im Vergleich zum Südschwarzwald geringeren Höhe, liegt die Niederschlagsmenge an der Hornisgrinde höher. Grund dafür ist das Fehlen einer Gebirgsbarriere in der Westwindströmung. Während im Süden die Vogesen einen Gebirgsriegel bilden, fehlt dieser durch die Zaberner (Saverne) Senke in Norden. Der Nordschwarzwald bildet so für die feuchte Atlantikluft den ersten nennenswerten Anstieg.
Von Ottenhöfen aus ist der Anstieg zur Hornisgrinde via Mummelsee mit der blauen Raute als Zugangsweg zum Westweg signalisiert. Der Weg folgt der Acher bis Seebach erst zwischen Straße und Fluss, nach dem Ortsausgang als Talweg entlang des Flusslaufs. In Seebach orientiert man sich an der Beschilderung zum Friedhof, wo der eigentliche Anstieg zur Hornisgrinde beginnt.
Im Wechsel von Forstweg, teilweise noch asphaltiert, und Pfad gewinnt man die ersten Höhenmeter mit netten Blicken nach Seebach runter. Erstaunt bin ich bald über einen hohen Zaun mit Stacheldrahtsicherung, dem der Wanderweg länge Zeit folgt. An der Pumpstation Elsaweg werde ich dann aufgeklärt: „Militärischer Sicherheitsbereich“. Die Pumpstation gehört zur NATO-Pipeline, eines etwa 100 Kilometer langen Pipeline-Abschnitts zwischen Kehl und Tübingen als Teil des mitteleuropäischen Fernleistungssystems der NATO.
Ein Schnapsbrunnen an der Wegkreuzung bietet andere feurige Brennstoffe, die im Brunnen auf Betriebstemperatur gehalten werden.
Der weitere Anstieg folgt dem Elsaweg und führt über die Busterbacher Hütte zum Hohfelsen, jener von weither bereits sichtbaren Felsnase mit Gipfelkreuz. Hier fallen die zahlreichen abgeknickten Baumwipfel auf, die als Relikt der vergangenen Herbststürme grüßen. Just in diesem Augenblick geht ein Regenschauer nieder und verhindert den Genuss des Weitblicks. Aufgrund der deutlich erkennbaren Gewitterstimmung verlasse ich den exponierten Ort recht schnell wieder und mache mich auf den Weg zum Mummelsee. Der stärker werdende Regen stört weder mich noch die zahlreichen Touristen an der Erlebniswelt Mummelsee. Internationales Publikum erlebt hier Micky Mouse Schwarzwald with Bollenhut and Cookook-clocks.
Ich folge jetzt dem Westweg Richtung Gipfel und nur wenige Meter nach dem Hotelareal, sind kaum noch Menschen zu sehen und zu hören. Vom Aussichtspunkt Mummelseeblick genieß man den schönen Karsee in Ruhe mit Blick entlang der Schwarzwaldhöhen nach Süden bis zum Kandel, Feldberg, Schauinsland und Belchen. Glücklicherweise hat sich auch das Wetter wieder gebessert.
Über die neue Grindenhütte, und Hornisgrindenturm erreicht man das Hochplateau mit Moorlandschaft. Blickfang sind hier oben der SWR-Sendeturm und das große Windrad. Ziel auf dem Plateau ist aber der kleine Bismarckturm, von dem man die herrliche Rundumsicht genießen kann.
Den Plateaurundweg komplettiert der Abschnitt zum Dreifürstenstein, der teilweise als Bohlenweg über das Moor führt und am Steilrand des Biberkessels verläuft. Trotz der geringen Höhe sind die glazialen Erscheinungen deutlich zu erkennen. Ähnliches findet man sonst 300m höher am Feldberg und Herzogenhorn im Südschwarzwald.
Am Dreifürstenstein weist eine Übersichtstafel auf die Besonderheit des Orts hin. Als Grenzpunkt dreier Herrschaftsbereiche wurde die markante Steinplatte festgelegt. Gleichzeitig befindet sich hier der höchste Punkt Württembergs, der den Schwarzen Grat der Adelegg im württembergischen Allgäu um 36m überragt.
Von nun an ist Schönmünzach als Tagesziel markiert und liegt mit 17,5km noch recht weit entfernt. Im Hinterkopf habe ich 17.11 Uhr als Abfahrtzeit im Kopf.
Vom Dreifürstenstein steigt der Weg über ein kleines Kar zügig zum Kieneck hinab. Da im Bereich des Philippenkopfs der Höhenweg nicht mehr offengehalten wird, wurde die Wegführung des Seesteigs geändert. Über einen Aussichtsplatz mit Himmelsliege geht es kurz etwas steiler bergab zur Kreuzung Hinterer Brand und dann wieder horizontal auf einem Forstweg zur Kreuzung Balzgänger. Die Kreisgrenze Ortenau-Freudenstadt ist hier auch als Grenze des Nationalparks markiert.
Unvermittelt führt der Seesteig plötzlich links aufwärts und erklimmt auf 200 Metern etwa 60Hm bis zum Tanzplatz. Ich befinde mich jetzt wieder auf dem Bergrücken der Langengrinde und folge dem Langegrindeweg für etwa drei Kilometer. Es wird einsam und still. Die Landschaft ändert sich. Aus dem Hochwald herausgekommen, erinnert der Wuchs hier eher an Heide und Moor in Sibirien. Nur vereinzelt ragen Kiefern und Birken aus den Sträucher- und Buschgesellschaften empor. Auf den drei Kilometern steigt der Pfad in leichtem auf und ab insgesamt etwa 100 Hm an, bevor beim Dibaukopf auf den etwas unterhalb verlaufenden Forstweg gewechselt wird. Erst lange Zeit horizontal, dann absteigend, erreicht man den Blindsee, der aber vom Weg aus nur zu erahnen ist. Die Zeit im Nacken verzichte ich auf den Zugang zum See. An der Wegkreuzung „Beim Blindsee“ steigt der Forstweg wieder um etwa 100Hm an und führt um das Kar des Schurmsees bis zur Schurmseehöhe. Tief unten liegend, erkennt man den Karsee.
Kurz nach der Schurmseehöhe beginnt der finale Abstieg Richtung Schönmünzach über einen recht steilen steinigen Pfad.  Kurz vor dem Talgrund mündet dieser in einen Forstweg, der zum See führt. Auch hier verzichte ich aus Zeitgründen auf den Abstecher zum Schurmsee.
Der Forstweg führt nun ständig bergab und erreicht oberhalb von Schönmünzach den Wanderweg „Murgleiter“, den Etappenweg im Murgtal. Von hier sind es noch 1,6 km bis zum Talgrund der Murg in Schönmünzach. Am Bahnhof in Schönmünzach treffe ich um 17.08 Uhr ein, Abfahrt nach Freudenstadt 17.11 Uhr. Hat ja gepasst.

Tourengänger: Frankman
Communities: ÖV Touren


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Kommentare (2)


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Schubi hat gesagt:
Gesendet am 22. Juni 2019 um 18:45
Schöne ÖPNV-Tourenidee! Bin Teile davon im Frühjahr gelaufen, aber als Rundtour von Seebach aus. Östlich der Hornsigrinde kenne ich leider immer noch kaum etwas und so ist dein Tourenbericht hier für mich eine gute Inspiration.
Gruß (von einem Namensvetter), Frank

Frankman hat gesagt:
Gesendet am 23. Juni 2019 um 23:51
Hallo Frank,
vielen Dank für deinen Kommentar. Für die erste Etappe zur Hornisgrinde habe ich tatsächlich deinen Kirschblütenbericht verwendet. Möglicherweise konntest du im Gegenzug den Rappenfelsensteig schon ins Auge fassen.
Vielleicht kreuzen sich unsere Wege mal oder wir treffen und zufällig an einem Bahnhof auf ÖV-Tour.
Grüße
Frankman


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