Güpfi 2043m und Gibel 2036m ab Lungern

Mein Chef hat's nicht leicht mit mir, immer muss er sich mit meinen kurzfristigen Ferienanfragen rumschlagen. Aber was will ich machen bei solchen Wetter- und Schneebedingungen!? Ja, auf der heutigen Rundtour über Güpfi und Gibel lag wirklich massenhaft vom weissen Gold; bereits beim Start am Bahnhof Lungern auf 750müM dürfte es ein halber Meter gewesen sein. Blöd nur, wenn man bei diesen Verhältnissen frisch anspuren muss...

Kurz vor acht Uhr geht's los direkt hinter dem Bahnhof Lungern. Und was für eine Überraschung, jemand hat bereits angespurt! Doch die Freude währt nur kurz, denn die Spur nimmt einen geradezu bizarren Verlauf: Sie überquert den Eibach und folgt ihm auf dessen Südseite aufwärts durch dichten Wald. Nach zehn Minuten obsiegt die Vernunft und ich blase zum Rückzug. Dabei kommt mir der einheimische Peter entgegen, ebenso irritiert ob der ihm unbekannten Variante. Gemeinsam spuren wir nun durch tiefen Neuschnee zur Alp Rüti (1115m) hoch, um im Anschluss über die Alpstrasse nach Norden querend wieder die offizielle Route zu erreichen. Ab hier erleichtert uns eine zugeschneite Aufstiegsspur das weitere Fortkommen.

Kurz vor Hüttstett (1663m) trennen sich unsere Wege, denn für mich steht zunächst der Abstecher aufs Güpfi auf dem Programm. Mit seiner ruppigen Waldpassage und dem verwechteten Schlussaufschwung ist es kein klasssicher Skiberg, wird aber auch im Winter ab und an besucht. Der Puls rast wie noch diese Saison, wie ich mich die steilen Hänge hochkämpfe. Bis zum Vorgipfel ist das alles recht harmlos, die 35° werden nicht überschritten. Die im Führer erwähnten "bis 39°" sind eindeutig falsch. Der Übergang zum Hauptgipfel vom Güpfi (2043m) gestaltet sich etwas anspruchsvoller. Wobei das Hauptproblem weniger die Steilheit als die Verwechtung darstellt. Trotzdem kann ich heute mit den Skiern bis ganz nach oben gelangen, die mitgeschleppten Steigeisen und Pickel bleiben unbenutzt.

Kurz das Panorama genossen an diesem Prachtstag, gerade der Tiefblick auf Lungern ist sehr lohnend von hier oben, und dann geht es bereits an die Abfahrt zurück nach Hüttstett (1663m). Dank den Schneemengen fällt auch die enge Waldpartie ganz angenehm aus. Unten dann hat die Spurarbeit ein Ende, Peter sei Dank. Die Horn-Traverse ist weit harmloser als erwartet, eine Umgehung erachte ich als unnötig. Von hier verbleibt ein Katzensprung auf den Gibel (2036m), welcher heute von der Berner Seite ausgiebig Besuch erhält. Hiervon fahren auch mehrere Gruppen via Hüttstett nach Lungern ab.

Exkurs: Kurz nach der Horn-Traverse (beim Wanderwegweiser) bin ich auf Aufstiegsspuren von Westen getroffen. Diese Variante über Feldmoos und die Unterhornalp fehlt auf der ST-Karte, ist aber auch in der Abfahrt eine interessante Variante zur offiziellen Route duch den Gibelwald. Man erspart sich so die mühselige Schieberei und Treppelei unterhalb vom Gibelwald.

Nach ausgiebiger Mittagsrast, Temperatur und Wind meinen es gut heute, mache ich mich an die Abfahrt durch eben diesen Gibelwald. Das ist ein wilder Ritt mitten durch Bäume, Sträucher und Lawinenverbauungen. Die anschliessende Schiebe- und Treppenpassage bis zum Schluechtboden durchbricht den Flow dann empfindlich. Die Hänge nach Rifmad runter machen hingegen richtig Spass, auch wenn fast zu viel Schnee liegt. Kurz vor Bielen (1057m) nochmals eine enge Waldpartie und anschliessend über die vereiste Strasse zurück nach Lungern, wo ich kurz vor dem Bahnhof wieder zu Peter aufschliesse. Dieser ist - natürlich (!) - die Variante über Feldmoos ("Fällmis") gefahren.