Kurzbericht 

Wild, Wilder, Wildelsigegrat...


Publiziert von lorenzo , 18. Mai 2019 um 20:22.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:14 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 11:15
Aufstieg: 2430 m
Abstieg: 2430 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Kandersteg, Talstation Sunnbüel, cff logo Kandersteg, Neubrücke/Waldhaus oder mit dem Auto
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito oder Luftseilbahn Kandersteg-Sunnbüel cff logo Kandersteg, Talstation Sunnbüel
Unterkunftmöglichkeiten:Balmhornhütte SAC
Kartennummer:LK 1267 Gemmi, 1268 Lötschental; W. und M. Munter, Berner Alpen, Rother 1984; D. Silbernagel und S. Wullschleger, Berner Alpen, topo.verlag 2016

Als an einem Julisonntag 2013 um 2 Uhr der Wecker klingelte, fehlte mir plötzlich der Mut für den geplanten Wildelsigegrat. Ich drehte mich um, schlief weiter, stand dann aber doch noch beizeiten auf und startete um 9 Uhr beim Waldhus, um wenigstens den Gasterespitz zu besteigen und mir von dort einen ersten Eindruck vom Weiterweg zum Balmhorn zu verschaffen. Nach dem abwechslungsreichen, durch Wald und Bergblumenwiesen, zwischen mächtigen Flühen und an eindrücklichen Wasserfällen vorbeiführenden Hüttenweg und einem Willkommenstee auf der Balmhornhütte stand ich schon um 11.30 auf dem Gasterespitz und konnte es natürlich nicht lassen, meine Nase noch ein bisschen weiter hinauf zu strecken...Nach ein paar leichten Fels- und Firnpartien sowie der Querung in die E-Flanke und dem Aufstieg durch das Couloir in bestem, wenn auch bereits aufgeweichtem Trittschnee stand ich um 12.30 am Beginn des mittleren Gratabschnitts oberhalb P. 3008, und die Verlockung, einfach weiterzuklettern, war gross. Allein: ich war zu spät dran, Quellwolken zogen auf, die Schuhe waren bereits durchnässt und ich hatte keine Steigeisen dabei, so dass ich mich ziemlich schnell zur Umkehr entschied. Zurück beim Gasterespitz rutschte ich mit grossem Vergnügen über bereits sonnengereifte, aber noch nicht allzu zu weiche Altschneefelder über die W-Flanke nach Wildelsige hinunter und stieg zügig zur Balmhornhütte ab und weiter zurück zum Waldhus. So konnte ich diesen sonnigen Julisonntag schliesslich doch noch retten!

Nun, da sich die Schlüsselstelle zwar nicht als harmlos, aber doch bewältigbar erwiesen hatte, war das Eis gebrochen, und schon einen guten Monat später Mitte August 2013 stellte ich wieder den Wecker, diesmal etwas humaner auf 2.45, mit der erfreulichen Wirkung, dass ich sofort aufstand und frischen Mutes war...Diesmal startete ich 4h früher beim Waldhus und stieg mit der Stirnlampe zur Balmhornhütte auf, wo noch kein Licht brannte und sich nichts regte. Schon beim Aufstieg in der Morgendämmerung zum Gasterespitz konnte ich dann feststellen, dass der untere und mittlere Abschnitt des Wildelsigegrats anders als im Frühsommer bereits weitgehend ausgeapert war, und näherte mich mit entsprechend mulmigem Gefühl der Schlüsselstelle, dem berüchtigten Couloir, das letztes Mal noch "wie düren Anke" passierbar gewesen war. Tatsächlich war es inzwischen komplett trocken, so dass ich mich auf brüchigen und losen Felsen hinaufmogeln musste. Aber zum Glück war weder vor noch hinter mir jemand unterwegs, so dass niemand durch Steinschlag gefährdet wurde. Auch der mittlere Abschnitt war bis auf den Firngrat praktisch schneefrei und führte grösstenteils über Geröll, wies aber v.a. am obersten Felsaufschwung auch ein paar interessante Kletterstellen auf. Auf dem oberen Abschnitt erleichterte dann eine alte Spur auf hartem Firn, unterbrochen von leichten Geröllpassagen den befreienden Gang über die Himmelsleiter zum Balmhorngipfel, wo ich einmal mehr die prächtige Rundumsicht genoss.

Der Verbindungsgrat zum Altels entsprach zwar nicht dem "prächtigen Firngrat" von anno dazumal, wies aber wie der Wildelsigegrat passable Verhältnisse auf: gespurter Firn, kaum Blankeis (dafür einige Spalten) und zwar brüchiger, aber leichter Fels. Auf dem Altels holte mich dann ein Juracrack aus Niederbipp ein, der die ganze Überschreitung noch etwas engagierter und couragierter angegangen war: nämlich von Eggeschwand in einem Zug durch das Gasteretal zum Lötschepass und über den Gitzigrat auf das Balmhorn, und das Ganze in kurzen Hosen...Chapeau! Vor dem langen und eintönigen Abstiegslatscher über die Altels NW-Flanke beklagte er sich ausgiebig über seine beidseitige Kniearthrose, war dann aber schon ziemlich bald, bzw. schneller als mir lieb war, meinen Blicken entschwunden...Auch ich erreichte in meinem etwas gemächlicheren Tempo schliesslich die Spittelmatte und nach einem erfrischenden Bad im Schwarzbach müde und zufrieden wieder meinen Ausgangspunkt Waldhus.


Zustieg zur Balmhornhütte
Von Eggeschwand (1193) auf dem gelb markierten Wanderweg durch die Chluse zum Waldhus (1357m) und weiter bis zu Abzweigung P. 1366, 30min, T1. Ab hier auf dem weiss-rot markierten Bergweg zur Balmhornhütte SAC (1956m), 2h, T3.

Gasterespitz-Wildelsigegrat-Balmhorn
Von der Balmhornhütte SAC (1956m) auf dem weiss-blau markierten Bergweg auf den NW-Rücken und über diesen (Katzenaugen, Steinmänner) auf den Gasterespitz (2821m), 2h, T3+. Hier Beginn des NE- oder Wildelsigegrats: hinab in die folgende Scharte, auf Schuttbändern E um einen Turm herum und an der E Kante einer glatten Platte hinauf. Über Geröll auf den nächsten Aufschwung, weiter auf einem ev. verfirnten horizontalen Gratabschnitt und über den anschliessenden Geröllhang unter den markanten dreieckigen Turm P. 3008  (Gedenktafel Von Steiger). E um den Turm herum zu einem 1. Sattel und auf Schuttbändern leicht absteigend zu einem 2. Sattel (Steinmann). Auf einem gut gestuften Grätchen 2. SL bis hinter einen kleinen Felskopf (II, einzementierte Hk, rote Markierungen). Nach links in eine enge Rinne queren und in dieser 40m hinauf zurück zum Grat (III-, kaum Sicherungsmöglichkeiten, ev. Schnee oder Eis, bei Ausaperung Steinschlaggefahr v.a. bei mehreren Seilschaften). Auf dem Grat über mehrere Felsaufschwünge und ev. Firnfelder und zuletzt über einen Firngrat unter den Felsaufschwung von P. 3403, der in der brüchigen E-Flanke erklettert wird (II-III). Nun auf dem z.T. ausgeaperten und felsdurchsetzten Firngrat (bis 40 Grad, z.T. Wächten) über mehrere Aufschwünge auf den Balmhorn E- oder Hauptgipfel (3698m, Kreuz etwas unterhalb auf Felsen in der S-Flanke), 3-5h, ZS.

Balmhorn-Altels
Vom Balmhorn E-Gipfel (3698m) über den W-Grat auf Firn eine -mulde (ev. Spalten) und auf den W-Gipfel (3666m). Auf dem WNW-Grat auf Firn (ev. Spalten, bei Vereisung heikel) in den Sattel 3558. Ab hier auf dem ESE-Grat auf Firn (Stufe 45 Grad) zum Aufschwung 3564, der von N über z.T. brüchige Felsen erklettert wird (II+). Auf dem z.T. ausgeaperten Grat in einen Firnsattel und über einen Firnaufschwung und den ev. felsigen Grat an den Fuss des Gipfelaufbaus. Kurze Querung in die SW-Flanke und durch eine gut gestufte Rinne (II) zurück auf den Grat, der über leichte Felsen zum Altels SE- oder Hauptgipfel (3630m, Kreuz) führt, 1-2h, ZS. 

Abstieg über die Altels W-Kante und NW-Flanke
Vom Altels SE- oder Hauptgipfel (3630m) auf einem luftigen Verbindungsgrat einfach zum NW-Gipfel. Der W-Kante entlang über plattige Felsen (bei Vereisung heikel, Sicherungsstangen, Fixseil bei Stufe 3419) hinab. Dann auf dem SW Geröllrücken der NW-Flanke (Pfadspuren, Steinmänner) NE an P. 2960 vorbei hinunter zum Sagiwald bei ca. 2100m, und auf dem einzeichneten Pfad S und W um den Sagiwald herum zur Spittelmattebrücke 1871, 2-3h, WS. Auf dem gelb markierten Wanderweg Richtung Stierebärgli bis zur Abzweigung P. 1819 und auf dem weiss-rot markierten Bergweg über Gurnigel zurück zum Waldhus (1357m), 1h, T2,  und ev. weiter bis Eggeschwand (1193m), 30min, T1.

Material: übliche Kletterhochtourenausrüstung mit 40m Einfachseil, 3-4 Express, 2-3 Schlingen, ev. Kk-Set und 2 Eisschrauben.

Fahrplan: 5 Uhr Waldhus, 6.15 Balmhornhütte, 7.45 Gasterspitz, 10.30 Balmhorn, 12 Uhr Altels, 16.15 retour.

Tourengänger: lorenzo


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