Hindre Zinggenstock
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Geröll & Kristall...
Eigentlich kann ich jedem Teil der Alpen Positives abgewinnen, aber besonders gerne bin ich quasi in der Mitte der Schweizer Hochalpen unterwegs - zwischen Grindelwald im Westen und Disentis im Osten, dem Urner See im Norden und dem Gotthardpass im Süden. Denn dort gibt es eine Menge formschöner Felsgipfel, die nur darauf warten, von den Pässen und Bergbahnen aus erkraxelt zu werden...
Nach der gelungenen Besteigung des Piz' Acletta (2911 m) eine Woche zuvor sollte es diesmal ein Dreitausender sein. Abgesehen davon, dass er sich etwas versteckt, erschien mir der Hintere Zinggenstock (3040 m) ein ideales Ziel zu sein: wenig Höhenmeter, spannender Aufstieg, prima Aussicht, Bergkristalle - und trotz allem selten bestiegen...
Vom Ausgangspunkt der Bergtour, dem Parkplatz am Oberaarsee (ca. 2300 m), kann man das Tourenziel erstaunlicherweise nicht sehen - der Gipfel des Hinteren Zinggenstocks liegt nämlich etwas versteckt hinter dem steilen Felsgrat, der ihn mit dem Vorderen Zinggenstock verbindet. Auch der Aufstieg ist bei näherer Betrachtung gar nicht so direkt. Zuerst wandert man nämlich gute zwei Kilometer am Seeufer entlang, ohne dabei an Höhe zu gewinnen...Der Bergweg ist aber aussichtsreich und gut zu gehen, sodass ich die erste Etappe bis kurz (ca. 200 m) hinter P. 2328 entspannt, aber zügig zurücklege.
An geeigneter Stelle verlasse ich den Bergweg nach rechts. Ich halte mich immer links der Bäche und steige durch grasiges Gelände in Richtung "Grosse Nollen". Felshindernisse kann ich stets ohne Kletterstellen umgehen. Auf ca. 2600 m wird das Gelände allmälich flacher, aber tendenziell etwas unübersichtlicher. Dort entdecke ich zum ersten Mal einige Steinmänner, denen ich in westliche Richtung folge. Dabei gewinne ich nur noch langsam an Höhe und wandere auf einem Grasband unter plattigen Felsstufen entlang. Nach einiger Zeit kommt mir die Route "komisch" und ineffizient vor. Inzwischen befinde ich mich auf ca. 2700 m fast genau südlich von P. 3070, also schon weit westlich der Zinggenlücke. Deshalb ignoriere ich die Steinmänner, biege scharf nach rechts ab und steige über die unschwierigen Ausläufer des Felsbandes in nordöstlicher Richtung auf. Etwa 100 Höhenmeter weiter wird das Gelände grobblockig, sodass ich mich noch etwas mehr östlich halte und in Richtung der Zinggenlücke aufsteige. Diese (bzw. der Einstieg in die Aufstiegsschlucht) ist an dem ab hier sichtbaren Grasfleck in der Felswand gut zu erkennen. Je näher die Lücke kommt, umso mühsamer wird das Gelände. Gras gibt es nun nicht mehr, sondern Blockgelände, einzelne unschwierige Felsstufen und kurz vor dem Einstieg in die Schlucht auch sehr rutschiges Geröll. Die wenigen Schneefelder lassen sich meistens umgehen.
Der Aufstieg durch die Schlucht, die man erst direkt am Einstieg einsehen kann, ist steil und erdig, aber technisch einfach. Nach ca. 15 Höhenmetern könnte man die Schlucht links verlassen, dies ist aber noch nicht der richtige Weg. Man steigt im linken Teil der Rinne nochmals gut 10 Höhenmeter auf, bevor man in offenenes Gelände gelangt. Etwas ausgesetzt steige ich zur Grathöhe hinauf. Der aussichtsreiche Schlussanstieg zum Gipfel in einfachem Kraxelgelände ist dann das schönste Stück der ganzen Tour.
Am Gipfel des Hinteren Zinggenstocks (3040 m) gibt es einen ansehlichen Steinmann mit Gipfelbuch. In der Gamelle hat sich etwas Wasser gesammelt, aber das Buch ist dank der Plastiktüten fast trocken. Den unbrauchbaren Kuli kann ich sofort ersetzen. Es gibt ca. fünf Einträge pro Jahr, meiner ist der erste in 2018.
Beim Rückweg zur Zinggenlücke lasse ich mir etwas Zeit, um am Grat Kristalle zu sammeln. Die schönsten Stücke sind natürlich viel zu schwer, um sie den Berg herunterzuschleppen, aber ich will nicht meckern über die Ausbeute... Der Abstieg durch die Rinne geht mit dem Pickel ganz gut.
Unterhalb gehe ich diesmal relativ direkt in Richtung "Grosse Nollen", dabei findet sich immer ein Durchstieg zwischen den plattigen Felsstufen. Definitiv empfehlenswerter als der Umweg vom Hinweg! Zwischen ca. 2700 m und 2600 m gibt es wieder einmal Steinmänner, weiter unten finde ich aber keine mehr. Diesmal halte ich mich unterhalb der Grossen Nollen etwas weiter östlich, also näher an den Bächen. Einige steilere Grasstufen mit schlechten Tritten erfordern nochmals etwas Vorsicht - der Hinweg war in diesem Bereich angenehmer.
Wieder auf dem Bergwanderweg angekommen stelle ich fest, dass ich mich nicht beeilen muss, um die nächste Talfahrtmöglichkeit für die Oberaarstraße zu erreichen. Also gehe ich gemütlich zurück zur Staumauer. Dabei fällt mit der große Felsblock P. 2317 auf - wäre sicher spannend, da mal hoch zu klettern...
Gehzeiten
Parkplatz - Abzweig vom Bergweg: 35 min, zurück 40 min
Abzweig vom Bergweg - Einstieg zur Zinggenlücke: 1 h 35 min, zurück 1 h 20 min
Einstieg zur Zinggenlücke - Gipfel: 30 min, zurück 45 min
Schwierigkeiten
Bergweg am Seeufer: T2
Unterer Teil des Anstiegs bis Grosse Nollen: T3, im Abstieg kurz T4
Mittlerer Teil des Anstiegs bis zum Einstieg in die Rinne: T4
Oberer Teil des Anstiegs bis zum Gipfel: T5- / I in der Rinne, Gipfelgrat T4 / I
Fazit: Interessanter Gipfel mit Aussicht und Kristallen - aber anstrengender als gedacht - insbesondere die insgesamt 5 km am Seeufer sollte man nicht vergessen, denn dort macht man keine Höhenmeter...
Eigentlich kann ich jedem Teil der Alpen Positives abgewinnen, aber besonders gerne bin ich quasi in der Mitte der Schweizer Hochalpen unterwegs - zwischen Grindelwald im Westen und Disentis im Osten, dem Urner See im Norden und dem Gotthardpass im Süden. Denn dort gibt es eine Menge formschöner Felsgipfel, die nur darauf warten, von den Pässen und Bergbahnen aus erkraxelt zu werden...
Nach der gelungenen Besteigung des Piz' Acletta (2911 m) eine Woche zuvor sollte es diesmal ein Dreitausender sein. Abgesehen davon, dass er sich etwas versteckt, erschien mir der Hintere Zinggenstock (3040 m) ein ideales Ziel zu sein: wenig Höhenmeter, spannender Aufstieg, prima Aussicht, Bergkristalle - und trotz allem selten bestiegen...
Vom Ausgangspunkt der Bergtour, dem Parkplatz am Oberaarsee (ca. 2300 m), kann man das Tourenziel erstaunlicherweise nicht sehen - der Gipfel des Hinteren Zinggenstocks liegt nämlich etwas versteckt hinter dem steilen Felsgrat, der ihn mit dem Vorderen Zinggenstock verbindet. Auch der Aufstieg ist bei näherer Betrachtung gar nicht so direkt. Zuerst wandert man nämlich gute zwei Kilometer am Seeufer entlang, ohne dabei an Höhe zu gewinnen...Der Bergweg ist aber aussichtsreich und gut zu gehen, sodass ich die erste Etappe bis kurz (ca. 200 m) hinter P. 2328 entspannt, aber zügig zurücklege.
An geeigneter Stelle verlasse ich den Bergweg nach rechts. Ich halte mich immer links der Bäche und steige durch grasiges Gelände in Richtung "Grosse Nollen". Felshindernisse kann ich stets ohne Kletterstellen umgehen. Auf ca. 2600 m wird das Gelände allmälich flacher, aber tendenziell etwas unübersichtlicher. Dort entdecke ich zum ersten Mal einige Steinmänner, denen ich in westliche Richtung folge. Dabei gewinne ich nur noch langsam an Höhe und wandere auf einem Grasband unter plattigen Felsstufen entlang. Nach einiger Zeit kommt mir die Route "komisch" und ineffizient vor. Inzwischen befinde ich mich auf ca. 2700 m fast genau südlich von P. 3070, also schon weit westlich der Zinggenlücke. Deshalb ignoriere ich die Steinmänner, biege scharf nach rechts ab und steige über die unschwierigen Ausläufer des Felsbandes in nordöstlicher Richtung auf. Etwa 100 Höhenmeter weiter wird das Gelände grobblockig, sodass ich mich noch etwas mehr östlich halte und in Richtung der Zinggenlücke aufsteige. Diese (bzw. der Einstieg in die Aufstiegsschlucht) ist an dem ab hier sichtbaren Grasfleck in der Felswand gut zu erkennen. Je näher die Lücke kommt, umso mühsamer wird das Gelände. Gras gibt es nun nicht mehr, sondern Blockgelände, einzelne unschwierige Felsstufen und kurz vor dem Einstieg in die Schlucht auch sehr rutschiges Geröll. Die wenigen Schneefelder lassen sich meistens umgehen.
Der Aufstieg durch die Schlucht, die man erst direkt am Einstieg einsehen kann, ist steil und erdig, aber technisch einfach. Nach ca. 15 Höhenmetern könnte man die Schlucht links verlassen, dies ist aber noch nicht der richtige Weg. Man steigt im linken Teil der Rinne nochmals gut 10 Höhenmeter auf, bevor man in offenenes Gelände gelangt. Etwas ausgesetzt steige ich zur Grathöhe hinauf. Der aussichtsreiche Schlussanstieg zum Gipfel in einfachem Kraxelgelände ist dann das schönste Stück der ganzen Tour.
Am Gipfel des Hinteren Zinggenstocks (3040 m) gibt es einen ansehlichen Steinmann mit Gipfelbuch. In der Gamelle hat sich etwas Wasser gesammelt, aber das Buch ist dank der Plastiktüten fast trocken. Den unbrauchbaren Kuli kann ich sofort ersetzen. Es gibt ca. fünf Einträge pro Jahr, meiner ist der erste in 2018.
Beim Rückweg zur Zinggenlücke lasse ich mir etwas Zeit, um am Grat Kristalle zu sammeln. Die schönsten Stücke sind natürlich viel zu schwer, um sie den Berg herunterzuschleppen, aber ich will nicht meckern über die Ausbeute... Der Abstieg durch die Rinne geht mit dem Pickel ganz gut.
Unterhalb gehe ich diesmal relativ direkt in Richtung "Grosse Nollen", dabei findet sich immer ein Durchstieg zwischen den plattigen Felsstufen. Definitiv empfehlenswerter als der Umweg vom Hinweg! Zwischen ca. 2700 m und 2600 m gibt es wieder einmal Steinmänner, weiter unten finde ich aber keine mehr. Diesmal halte ich mich unterhalb der Grossen Nollen etwas weiter östlich, also näher an den Bächen. Einige steilere Grasstufen mit schlechten Tritten erfordern nochmals etwas Vorsicht - der Hinweg war in diesem Bereich angenehmer.
Wieder auf dem Bergwanderweg angekommen stelle ich fest, dass ich mich nicht beeilen muss, um die nächste Talfahrtmöglichkeit für die Oberaarstraße zu erreichen. Also gehe ich gemütlich zurück zur Staumauer. Dabei fällt mit der große Felsblock P. 2317 auf - wäre sicher spannend, da mal hoch zu klettern...
Gehzeiten
Parkplatz - Abzweig vom Bergweg: 35 min, zurück 40 min
Abzweig vom Bergweg - Einstieg zur Zinggenlücke: 1 h 35 min, zurück 1 h 20 min
Einstieg zur Zinggenlücke - Gipfel: 30 min, zurück 45 min
Schwierigkeiten
Bergweg am Seeufer: T2
Unterer Teil des Anstiegs bis Grosse Nollen: T3, im Abstieg kurz T4
Mittlerer Teil des Anstiegs bis zum Einstieg in die Rinne: T4
Oberer Teil des Anstiegs bis zum Gipfel: T5- / I in der Rinne, Gipfelgrat T4 / I
Fazit: Interessanter Gipfel mit Aussicht und Kristallen - aber anstrengender als gedacht - insbesondere die insgesamt 5 km am Seeufer sollte man nicht vergessen, denn dort macht man keine Höhenmeter...
Tourengänger:
Bergmax

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