Vordre - und Hindre Zinggenstock eine "unmögliche" öV Tagestour
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Hätte ich die heute geplante Tour bis ins letzte Detail ausgearbeitet, wäre ich wohl zum Schluss gekommen, dass sie als öV Tagestour gar nicht machbar ist. Da ich die letzten Details jedoch nicht geplant hatte, startete ich den Versuch und auf mirakulöse Weise hat es sogar geklappt.
Der Plan
Von der
Grimsel Passhöhe mit Autostopp zum Berghaus Oberaar, den Vordren und Hindren Zinngenstock zu erklimmen und danach mit Autostopp vom Berghaus Oberaar wieder zurück zum Grimselpass. Das öV Zeitfenster vom Grimselpass ist gut 7 Stunden, der Aufstieg zum Vordre Zinggenstock ist im SAC Führer mit 2 1/2 bis 3h veranschlagt, der Übergang zum Hindre Zinggenstock mit 2h und da der Aufstieg zum Hindre Zinggenstock vom Berghaus Oberaar etwa 3h dauert, dürfte ich den Abstieg schon in 1 1/2 bis maximal 2h schaffen, was mir dann wenn alles gut läuft knapp 1h Zeit lassen würde für die Autostopperei vom und zum Grimselpass.
Die Ausführung
Ich komme mit dem Bus pünktlich kurz vor 10:30h auf der
Grimsel Passhöhe an und wandere schnurstraks zur Panoramastrasse, welche zum Berghaus Oberaar führt. Zu meiner Überraschung hat es dort ein Rotlicht und es wartet auch schon das eine odere andere Auto auf das Grün. Als ich die zum Signal gehörige Information sehe (dass die Autos nur um xx.00 für 10 Minuten nach Oberaar fahren dürfen und um xx.30 von Oberaar zum Grimselpass), muss ich meine Tour nochmals durchrechnen. Ich kann also frühestens um 11:10h in Oberaar loslaufen und muss um 16:30h wieder zurück sein um meinen letzten Bus am Grimselpass zu erwischen. 5h 20min mit allen Pausen für die geplante Tour, das reicht vielleicht
Zaza, aber ich schaffe das nie und nimmer. So werde ich wohl einen der beiden Zinggenstöcke streichen müssen und nur einem einen Besuch abstatten können, schade. Nun denn, ich habe keine Lust hier eine halbe Stunde zu warten bis die Autos fahren dürfen, sondern beschliesse den Weg zu Fuss zu gehen, denn in 40 Minuten könnte ich die knapp 6km bei einem sportlichen Tempo vielleicht sogar ohne motorisierte Hilfe schaffen.
Zügig laufe ich deshalb los. Nach etwa 5 Minuten höre ich hinter mir auf einmal Motorenlärm und drehe mich um. Da kommt doch tatsächlich ("verbotenerweise") ein Auto. Ich strecke meinen Daumen raus und der nette Herr nimmt mich mit. Ich frage ihn, ob denn die Ampel doch auf grün gewechselt hätte. Er verneint dies und meint, dass sie wohl nicht funktioniere, denn um 00 und 30 sei es ja erlaubt und er sei deshalb trotz Rotlicht losgefahren. Ich nehme ihm das falsche Lesen der Tafel natürlich nicht übel, sondern ganz im Gegenteil... Die Fahrt zum Oberaar dauert etwas länger "als geplant", da wir auf der engen Strasse das eine oder andere Auto kreuzen lassen müssen :-) Es entwickelt sich ein spanndendes Gespräch, denn der Mann hat so einiges Interessantes über ihn und die Gegend zu berichten!
Überglücklich nun trotz allen Befürchtungen meinen urspünglichen Plan angehen zu können, bedanke und verabschiede ich mich und mache mich auf den Weg zum Vordre Zinggenstock. Etwa 50m nach dem Staudamm verlasse ich den markierten Weg und folge Wegspuren, welche steil rechts hoch führen, zuerst zur Mulde westlich von P. 2534 und weiter hinauf in die Nähe von P. 2624. Hier nun wende ich mich links und quere in etwa Höhe haltend zum Gras- und Schutthang am Fusse der Zinggenstock SE-Wand. Diesen Hang erklimme ich bis zum höchsten, westlichen Ende, wo zwei Rinnen etwas verdeckt rechts hinauf Richtung E-Grat führen. Ich kraxle die linke, steile Rinne hoch zu einer senkrechten Stufe in der nun kluftartigen Rinne. Durch die rechte Wand (etwa 4m, III) klettere ich zu einer Grasmulde hoch und dort schräg links über steile, ausgesetzte Schrofen auf den Ostgrat. Zum Schluss klettere ich der Gratkante, resp. knapp südlich davon zum Gipfel des Vordre Zinggenstock. Der Aufstieg ist ziemlich anspruchsvoll, ausgesetzt und auch die III-er Stelle nicht ganz ohne. Das WS des SAC Führers empfinde ich als etwas zu mild bewertet, WS+ wäre meines Erachtens treffender, hier ohne Sicherung wieder abzusteigen wäre aber doch eher abenteuerlich. Zwischendurch findet man den einen oder anderen Bohrhaken, und auch Bandschlingen, die jedoch nicht mehr den frischesten Eindruck machen.
Die Gipfelrundsicht ist jedoch atemberaubend und bewirkt nochmaligen Adrenalinausschuss, dieses Mal jedoch aus lauter Freude. Das kleine Gipfelbuch stammt aus dem Jahre 1973, ist leider nicht in allerbestem Zustand, ist aber bei weitem noch nicht mal halb gefüllt und zeugt davon, dass dieser Gipfel nur ganz selten besucht wird: Im Schnitt vielleicht 2 Besuche pro Jahr, manchmal auch keine. Nach einer kurzen Pause mache ich mich auf den Weg zum Hindre Zinggenstock. Dazu folge ich - wo möglich - der stark zerfurchten Gratkante. Zu Beginn weiche ich einige Male südseitig aus, bis zum letzten grossen Aufstieg zum Hindre Zinggenstock ausschliesslich nordseitig (immer relativ knapp unterhalb der Gratkante) und für den letzten Aufstieg wieder auf der Gratkante, respektive leicht südlich davon. Insgesamt geht das WS des SAC Führers hier in Ordnung, denn den einen oder anderen etwas luftigen II-er muss ich schon klettern. Auch die veranschlagten 2h brauche ich, insbesondere deshalb, weil ich immer wieder über den einen oder anderen Rauchquarz stolpere und entweder begutachten, oder auflesen muss! Ich finde auch andere Zeugnisse davon, dass diese Gegend wohl des öfteren von Strahlern besucht wird und wurde: Unter anderen eine alte Bierflasche oder vergammelte Kessel und dergleichen.
Auch der Hindre Zinggenstock bietet eine wunderbare Rundsicht, insbesondere bei diesem Kaiserwetter! Ich mache nochmals eine kurze Pause und mache mich danach auf den Abstieg. Dazu folge ich dem Westgrat bis zur Zinggenlicken. Die Aufstiegsrinne (hier von
psteins eingezeichnet), ist von oben (wie auch von unten) nicht ganz offensichtlich und ist wohl auch nicht die einzige Möglichkeit zu dieser Lücke zu gelangen (oder von ihr abzusteigen), denn ich finde während meiner Suche mindestens noch eine weitere gangbare Rinne (etwas westlich davon), welche aber etwas schwieriger sein dürfte. Wenn ich mir das Bild von
Axi und seiner Aufstiegsrinne anschaue, ist das wohl eine dritte weitere Variante und sehr wahrscheinlich die einfachste.** Die Schwierigkeiten dürften aber alle in etwa mehr oder weniger bei T5 resp. L liegen.
Unterhalb der Rinne gehe ich in mit Gras und Moos durchsetztem Geröll runter zum See, dabei gehe ich ziemlich genau in südöstlicher Richtung und gelange via einem grossen Schlenker bei einer Grasrampe kurz vor P. 2328 zum See. Dort folge ich dem markierten Weg entlang zurück zum Berghaus Oberaar. Ich treffe dort ziemlich genau während dem 16:30h Fahrzeitfenster ein und ein nettes älteres Ehepaar nimmt mich zurück zum Grimselpass.
Fazit
** Anmerkung:
Axi hat inzwischen sein Touren und Bilder gelöscht. Die Kommunikation mit ihm (zum Teil in den Kommentaren noch ersichtlich) hat aber ergeben, dass er gar nicht auf dem Hindren Zinggenstock war sondern P. 3069.5
Der Plan
Von der

Die Ausführung
Ich komme mit dem Bus pünktlich kurz vor 10:30h auf der


Zügig laufe ich deshalb los. Nach etwa 5 Minuten höre ich hinter mir auf einmal Motorenlärm und drehe mich um. Da kommt doch tatsächlich ("verbotenerweise") ein Auto. Ich strecke meinen Daumen raus und der nette Herr nimmt mich mit. Ich frage ihn, ob denn die Ampel doch auf grün gewechselt hätte. Er verneint dies und meint, dass sie wohl nicht funktioniere, denn um 00 und 30 sei es ja erlaubt und er sei deshalb trotz Rotlicht losgefahren. Ich nehme ihm das falsche Lesen der Tafel natürlich nicht übel, sondern ganz im Gegenteil... Die Fahrt zum Oberaar dauert etwas länger "als geplant", da wir auf der engen Strasse das eine oder andere Auto kreuzen lassen müssen :-) Es entwickelt sich ein spanndendes Gespräch, denn der Mann hat so einiges Interessantes über ihn und die Gegend zu berichten!
Überglücklich nun trotz allen Befürchtungen meinen urspünglichen Plan angehen zu können, bedanke und verabschiede ich mich und mache mich auf den Weg zum Vordre Zinggenstock. Etwa 50m nach dem Staudamm verlasse ich den markierten Weg und folge Wegspuren, welche steil rechts hoch führen, zuerst zur Mulde westlich von P. 2534 und weiter hinauf in die Nähe von P. 2624. Hier nun wende ich mich links und quere in etwa Höhe haltend zum Gras- und Schutthang am Fusse der Zinggenstock SE-Wand. Diesen Hang erklimme ich bis zum höchsten, westlichen Ende, wo zwei Rinnen etwas verdeckt rechts hinauf Richtung E-Grat führen. Ich kraxle die linke, steile Rinne hoch zu einer senkrechten Stufe in der nun kluftartigen Rinne. Durch die rechte Wand (etwa 4m, III) klettere ich zu einer Grasmulde hoch und dort schräg links über steile, ausgesetzte Schrofen auf den Ostgrat. Zum Schluss klettere ich der Gratkante, resp. knapp südlich davon zum Gipfel des Vordre Zinggenstock. Der Aufstieg ist ziemlich anspruchsvoll, ausgesetzt und auch die III-er Stelle nicht ganz ohne. Das WS des SAC Führers empfinde ich als etwas zu mild bewertet, WS+ wäre meines Erachtens treffender, hier ohne Sicherung wieder abzusteigen wäre aber doch eher abenteuerlich. Zwischendurch findet man den einen oder anderen Bohrhaken, und auch Bandschlingen, die jedoch nicht mehr den frischesten Eindruck machen.
Die Gipfelrundsicht ist jedoch atemberaubend und bewirkt nochmaligen Adrenalinausschuss, dieses Mal jedoch aus lauter Freude. Das kleine Gipfelbuch stammt aus dem Jahre 1973, ist leider nicht in allerbestem Zustand, ist aber bei weitem noch nicht mal halb gefüllt und zeugt davon, dass dieser Gipfel nur ganz selten besucht wird: Im Schnitt vielleicht 2 Besuche pro Jahr, manchmal auch keine. Nach einer kurzen Pause mache ich mich auf den Weg zum Hindre Zinggenstock. Dazu folge ich - wo möglich - der stark zerfurchten Gratkante. Zu Beginn weiche ich einige Male südseitig aus, bis zum letzten grossen Aufstieg zum Hindre Zinggenstock ausschliesslich nordseitig (immer relativ knapp unterhalb der Gratkante) und für den letzten Aufstieg wieder auf der Gratkante, respektive leicht südlich davon. Insgesamt geht das WS des SAC Führers hier in Ordnung, denn den einen oder anderen etwas luftigen II-er muss ich schon klettern. Auch die veranschlagten 2h brauche ich, insbesondere deshalb, weil ich immer wieder über den einen oder anderen Rauchquarz stolpere und entweder begutachten, oder auflesen muss! Ich finde auch andere Zeugnisse davon, dass diese Gegend wohl des öfteren von Strahlern besucht wird und wurde: Unter anderen eine alte Bierflasche oder vergammelte Kessel und dergleichen.
Auch der Hindre Zinggenstock bietet eine wunderbare Rundsicht, insbesondere bei diesem Kaiserwetter! Ich mache nochmals eine kurze Pause und mache mich danach auf den Abstieg. Dazu folge ich dem Westgrat bis zur Zinggenlicken. Die Aufstiegsrinne (hier von


Unterhalb der Rinne gehe ich in mit Gras und Moos durchsetztem Geröll runter zum See, dabei gehe ich ziemlich genau in südöstlicher Richtung und gelange via einem grossen Schlenker bei einer Grasrampe kurz vor P. 2328 zum See. Dort folge ich dem markierten Weg entlang zurück zum Berghaus Oberaar. Ich treffe dort ziemlich genau während dem 16:30h Fahrzeitfenster ein und ein nettes älteres Ehepaar nimmt mich zurück zum Grimselpass.
Fazit
- Mit etwas Glück und der Mithilfe eines illegal fahrenden Automobilisten konnte ich meine geplante öV Tour durchführen - mit eigenem PW wäre das Ganze definitiv problemloser
- Der Vordre Zingenstock bietet anspruchsvolle, aber wunderbare Kraxeleien
- Der Übergang zum Hindren Zinggenstock bietet ebenfalls hübsches Kraxeln und entzückt einem immer wieder mit Rauchquarzfunden
- Der Abstieg via Zinggenlicken ist relativ einfach, jedoch nicht ganz offensichtlich
- Alles in allen eine äusserst hübsche, lohnende und relativ anspruchsvolle Kraxeltour, ganz nach meinem Geschmack!
** Anmerkung:

Tourengänger:
360

Communities: T6
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