Südaufstieg Gross Fulfirst mit Fortsetzung zum Alvier


Publiziert von Bergamotte , 17. Juni 2018 um 21:40.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:16 Juni 2018
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alvier Gruppe   CH-SG 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Palfris (10.- für 1. Tag)
Kartennummer:1135 Buchs (R. 644, 646, 648, 668, 673, 674, 677)

Heute auf dem Programm stand die Überschreitung vom Fulfirst zum Alvier, eine erlebnisreiche und streckenweise anspruchsvolle Alpinwanderung. Wenig begeistern konnte ich mich für den geplanten Ausgangspunkt Buchserberg, denn die Zustiege sind mir wohlbekannt und recht dröge. Also am Vorabend nochmals im Führer geblättert und das unbekannte Fulfirstcouloir entdeckt. Dieses vermittelt einen direkten Südzugang zu den Fulfirst-Gipfeln und ermöglicht mir damit eine logische Rundtour ab Palfris. Begehungsnachweise habe ich auf die Schnelle keine gefunden und musste somit der (zu) gutmütigen Beschreibung im Clubführer vertrauen. Das war vielleicht auch besser so, denn in der feuchten, kleingriffigen Rinne standen mir doch einige Male die Haare zu Berge.

Mein Start erfolgt um 7:15 vom grossen Parkplatz auf Palfris, nachdem ich den nicht ganz unbescheidenen Obolus von 10.- geleistet habe. Die Höhenwanderung Richtung Sennis agiert als ideale Aufwärmrunde. Kurz vor der Alp Malun (1650m) verlasse ich das markierte Wegnetz und folge dem Alpsträsschen bis ans Ende (P. 1696), anschliessend weglos weiter in den Kessel von Suppa. Hier befindet man sich direkt zu Füssen der Fulfirst-Gipfel und das besagte Couloir ist nicht zu übersehen. Achtung, gemäss Führer wäre auch das Couloir gleich links (westlich) davon zu begehen, es führt jedoch auf die Westseite vom Chli Fulfirst. Über Schutt erreiche ich den Einstieg und montiere die leichten Firnsteigeisen, denn in der schattigen Rinne liegt noch über weite Strecken Schnee. Das muss in diesem Gelände kein Nachteil sein - im Gegenteil. Als Nachteil erwiesen sich hingegen die fehlenden Frontzacken.

Nach circa einem Drittel teilt sich das Couloir in zwei separate Rinnen. Intuitiv erscheint die Rechte gutmütiger, aber sie führt oben nicht in die Lücke (wie ich im Nachhinein beobachte). Wie vom Führer geheissen halte ich mich an die linke (westliche) Rinne, welche rasch einengt. Dort, wo kein Schnee mehr liegt, wird die Sache anspruchsvoll: kleingriffige und schmierige Platten (III). Für mich als lausigen Felskletterer wäre hier eigentlich Schluss, aber dank Steigeisen und Spreiztechnik kann ich mich Mal um Mal hochbescheissen. Übrigens, die im Führer erwähnte Umgehung über die Mittelrippe habe ich nicht gesehen, aber meine Aufmerksamkeit war andersweitig absorbiert... Als mir das Gelände irgendwann doch zu haarig wird, verlasse ich die Rinne über ein Grasbändchen heikel nach links. "Was, wenn das Grasband mitten in den Felsbändern in einer Sackgasse endet?", geht es mir durch den Kopf. Doch der Berggott lässt Gnade walten: Nach dem Linksschlenker steige ich ca. 30Hm über Steilgras auf (T6) und kann überraschend angenehm zurück in die Rinne queren (T6-). Die Steigeisen sind die ganze Zeit drangeblieben, im feuchten Gras der goldrichtige Entscheid.

Bald liegt wieder Schnee und die Rinne öffnet sich zu einem kleinen Kessel. Hier erkennt man ansatzweise bereits die Lücke. Auch Ausstiege direkt zum Chli Fulfirst könnten machbar sein. Die Steigeisen wandern an den Rucksack und über steile Schrofen - immer noch stellenweise T6, aber mein Paradegelände, deshalb aufatmen - erreiche ich die "Fulfirstlücke" (ohne Kote, ca. 2309m), die letzten Meter im Plaisirbereich. Von hier zum Chli Fulfirst (2368m) ist es ein Katzensprung. Ich blicke westwärts über die Fulfirstchöpfe, an deren Überschreitung ich mich bisher nicht getraut habe (T6+?). Anschliessend ohne Pause rüber zum Gross Fulfirst (2383m), wobei der Altschnee komplett umgangen werden kann.

Nachtrag: Am 9. September 2018 hat's gepasst mit der Überschreitung der *Fulfirstchöpf. Das ging besser als erwartet. Der abschliessende Westaufstieg zum Chli Fulfirst hingegen ist sehr anspruchsvoll (T6+).

Für die folgende Überschreitung bis zum Alvier verweise ich auf die guten Berichte von Delta und dani_. Davon abgesehen fristet aber gerade das tolle Teilstück bis zur Malunfurggel auf Hikr ein Schattendasein. ossi, marmotta, Alpin_Rise und tricky, wo liegt das Problem...? Dabei ist die Gratwanderung über den Gärtlichopf (2298m) bis zur Gärtliegg (2242m) aussichtsreich und gutmütig. Einige Aufschwünge werden in der Flanke umgangen, vor Ort offensichtlich. Zugegeben, der eindrückliche Abstieg durch die enge Felsrinne in die "Malunfurggel" (ohne Kote, ca. 2070m) bewegt sich wieder im T6-Bereich, aber bei trockenen Verhältnissen insgesamt gutmütig. Der Einstieg ist übrigens mit Hilfe der Topos auf Hikr und im Führer gut zu finden (von oben & von unten).

Da mein Bedarf an Nervenkitzel nach dem Fulfirstcouloir gestillt ist, wage ich keine Versuche in der Chrummenstein-Nordflanke, sondern gewinne den Rücken über eine harmlose, schneebedeckte Rampe. Der Höhenverlust hält sich in Grenzen. Anschliessend über Blockgelände - wo ich bereits zum zweiten Mal heute Munitionsreste finde - und Erlentros um den Felsgürtel in die Gipfelflanke. Im Winter ist das ein genialer, rassiger Nordhang (*klick). Die Beine sind langsam müde, da ich bisher kaum pausiert und nichts gegessen habe. Das wird auf dem Hauptgipfel vom Chrummenstein (2259m) gründlich nachgeholt. Übrigens, die Meteorologen hatten für diesen Samstag perfektes Wanderwetter versprochen. Naja, als Schattengewächs kamen mir die Wolken nicht ungelegen, eine Fehlprognose bleibt's trotzdem.

Wenn immer sich das Gewölk lichtet, staune ich über die Menschenmassen auf dem nahen Alvier. Und dorthin führt mein Weiterweg. Prinzipiell lässt sich der SE-Grat am Chrummenstein durchgehend begehen. Im Abstieg weicht man aber mit Vorteil vereinzelt in die Flanke aus, was ich im unteren Bereich zwei Mal mache. Anschliessend über den Wanderweg durchs Aferisloch, wo noch grössere Schneefelder liegen. Steigeisen werden bei aufgeweichtem Schnee wie heute nicht mehr benötigt, trotzdem ist gewisse Vorsicht angebracht. Den Chli Alvier (2282m) nehme ich quasi im Vorbeigehen mit, anschliessend mit plötzlichem Energieanfall im Laufschritt zum Alvier (2341m) hoch. Kurze Verschnaufpause, dann weiter im Laufschritt ins Chemmi (2184m) runter. Als rassige Fortsetzung könnte nun die Abgelöste Gauschla überschritten werden mit Abstieg durchs Malanser Couloir oder die Chammegg. Mir aber reicht's für heute und wenig später bin ich zurück auf der Alp Palfris.


Zeiten
2:30  Fulfirstlücke
1:10  Gärtliegg
1:20  Chrummenstein
1:10  Alvier
0:35  Palfris

Tourengänger: Bergamotte
Communities: T6


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Kommentare (4)


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ossi hat gesagt: Selbsthilfegruppe
Gesendet am 17. Juni 2018 um 22:08
Hoi Bergamotte

Mein erstes Problem: Ich habe grade einen Klettersommer.

Mein zweites Problem: Ich habe grade ein Zeitproblem.

Mein drittes Problem: Ich habe grade ein "Freizeit-passt-nicht-zum-Wetter-Problem".

Geile Tour, gratuliere!

Bergamotte hat gesagt: RE:Selbsthilfegruppe
Gesendet am 17. Juni 2018 um 22:20
Das lässt sich alles lösen, solange Du nicht unter dem "Ich habe die Hosen voll"-Problem leidest.

ossi hat gesagt: RE:Selbsthilfegruppe
Gesendet am 17. Juni 2018 um 22:31
Naja...Also leer ist meine Hose bestimmt nicht, da hat's einiges drin...;)

Alpin_Rise hat gesagt:
Gesendet am 20. Juni 2018 um 10:33
> ossi, marmotta, Alpin_Rise und tricky, wo liegt das Problem...?

Ossi hat nach eigenem Befinden die Hose voll, marmotta scheint in irgendeinem Bau zu stecken tricky hat den Wegpunkt wohl nicht eingefügt.

Und Alpin_Rise hat eine empfindliche Lücke in seinem Ostschweiz-Palmarès. Dank der Palfries-Bahn rückt die Überschreitung wieder in die Nähe.

G, Rise



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