Gamsberg Goldloch - Gauschla Chammegg: Die Überschreitung


Publiziert von Delta Pro , 28. Juni 2010 um 06:58.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:26 Juni 2010
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alvier Gruppe   CH-SG 
Zeitbedarf: 11:30
Aufstieg: 2830 m

Durchgezogen: Die Überschreitung vom Gamsberg bis zur Gauschla, mit Einstieg über die Goldlochroute - ein in Erfüllung gegangener Traum, und eine geniale Tour in den steilen Grasflanken und auf den Graten der Ostschweizer Voralpen

Die Kette vom Sichelchamm zur Gauschla schliesst südöstlich an die Churfirsten an. Ihre Gesamtüberschreitung hat mich schon seit Jahren gereizt. Unsere Route beginnt zwar nicht am Sichelchamm, aber bietet als ersten Höhepunkt den fantastischen Goldloch-Aufstieg am Gamsberg. In den letzten Jahren durfte ich auf mehreren Touren (1, 2, 3) die mesten Teilabschnitte kennenlernen, so dass sich kaum mehr grössere Überraschungen boten. Maveric und ich konnten die insgesamt 12 Gipfel mit fast 3000 Höhenmeter Aufstieg in weniger als 12 Stunden abspulen - eine unvergessliche Tour! Höchste Konzentration ist fast auf allen Teilstrecken gefordert, da die Tour eine Anzahl von T6-Routen kombiniert. Kletterstellen sind meist in mässig solidem Gestein und erfordern entsprechende Vorsicht. Am Anschluss eine kurze Beschreibung der Schlüsselpassagen.

Gamsberg Goldlochroute (T6, III)
Die Goldlochroute auf den Gamsberg ist schon verschiedentlich beschrieben auf Hikr, siehe z.B. hier oder hier, deshalb keine genaue Routenbeschreibung an dieser Stelle. Dieser Aufstieg ist eine der längsten, und auch lohnendsten Alpinwanderrouten, die ich kenne. Wir fanden gute Verhältnisse vor, die einen schnellen Aufstieg erlaubten. Insgesamt erreichten wir nach nach weniger als drei Stunden nach dem Start beim P in Sennis (Pt. 1086) den Gipfel. Am heikelsten empfand ich dieses Mal die Platten in der Verschneidung unter dem Felsenfenster, da wegen der frühen Tageszeit die Erde noch feucht war, und man daher mit den Schuhen weniger Grip auf dem Fels hatte. Wir wählten nach dem Felsenfenster die untere rechte Route. Diese ist deutlich günstiger und umgeht die ansonsten heikle Plattenbastion.

Sichli vom Gamsberg (T6)
Abstieg vom Gamsberg durch das Doppelgleis (T5) und auf 3614adrians Route auf das Sichli. Der Routenverlauf ist hier gut einsehbar. Das Gelände ist durchwegs sehr steil. In einer ausgesetzten Querung durch Schrofen bieten ein Gamswechsel gute Tritte. Danach folgen bis 60° steile Grashalden. Die Westhänge waren noch durchnässt, was sich trotzdem nicht negativ auf den Halt auswirkte. Mit einem Pickel in der Hand, eine genussvolle Graskletterei.
Weiter auf die Rosswis (T3), durch viel Neuschnee in die darunter liegende Mulde und Aufstieg über den Chli Fulfirst Nordgrat (Stellen T5, hübscher Grasgrat). Auf Wegspuren auf den Gross Fulfirst (T4-T5), kurzer Abstieg auf dem Nordgrat und Querung in die Ostflanke.

Überschreitung Gärtlichopf (T6, II)
Für mich einer der schönsten Abschnitte der Tour, besonders der jähe Abstieg in die Malunfurggel ist eindrücklich! Anfangs immer auf dem Grat, wobei eine Steilstufe südseitig abgeklettert wird. Von der Gärtliegg anfangs dem Grat entlang absteigend, teilweise steil. Dann in die NE-Flanke bis man das Couloir erblickt. Entlang des Gamswechsels zu dessen Anfang (steile Rasentritte, T6). Im Couloir, später an der rechten Berandung abklettern (II). Teils feine Tritte, Griffe auf Festigkeit prüfen.

Überschreitung Chrummenstein (T6-, je nach Routenwahl auch mehr)
Gemäss Führer gibt es verschiedene Varianten um von der Malunfurggel auf den Rücken des Chrummensteins zu kommen (alle BG+). Wir nahmen die 50m Abstieg in Kauf und traversierten auf einem Schafweg unmittelbar unter den Abbrüchen des Rückens durch (am Schluss teils ausgesetzt, Geröllband). Dann in beliebiger Routenwahl mit einigen kurzen, jedoch wirklich senkrechten Graspassagen auf den Rücken (T6). Einfachere Wege wären möglich. Vom Gipfel mit altem Gipfelbuch (1951!) Abstieg auf dem Grat oder in der Nordflanke. Die Gratroute ist jeweils etwas schwerer. In der Flanke kommt man mit T5 durch.
Auf dem Alvierweg, dann weglos auf den Chli Alvier. Von diesem direkt in leichter Kraxelei (T4-T5) weiter und über Geröll und Gras zur Gipfelhütte. Abstieg in die Scharte zwischen Alvier und Gauschla.

Gauschla Überschreitung, inkl Abgelöste Gauschla Südflanke und Chammegg (T6)
Genialer Schlusspunkt der Tour: Da das Couloir vor der Abgelösten Gauschla noch komplett mit Schnee gefüllt ist und zu dieser Jahreszeit besser mit Steigeisen begangen wird, entschieden wir uns für die Route durch die Südflanke. Aufstieg über mühsames Geröll und Platten auf den Grat und auf diesem an den Fuss des senkrecht aufstrebenden Aufschwungs zur Abgelösten. Auch von hier scheint die Wand unbezwingbar. In ein tiefes Couloir auf der Südseite queren und in diesem bis zu seinem Ende aufwärts. Jetzt geht es in der Diretissima in rund 70° steilem Schrofengelände bergauf. Gute Tritte und feste Griffe geben Sicherheit. Nach etwas 50 Höhenmetern steht man auf dem Gipfel (T6). Kurzer Abstieg in die Scharte und auf einem exponierten Weglein (T5) zum Hauptgipfel der Gauschla. Abstieg zum Beginn der Chammegg-Route über einen kurzen Felsgrat. Wenn man die Chammegg absteigen will, muss man die Augen gut aufhalten, um die Fixseile zu finden. Hat man sie mal, ist es eigentlich kein Problem mehr, die sehr steilen Grasflanken zu passieren, da sie gut gestuft sind (T5+).
Anschliessend langer Rückweg am Fuss der überschrittenen Kette zurück nach Sennis.

Es hat geklappt: Eine wunderschöne Überschreitungs-Tour mit dem Einstieg über die Goldlochroute als Höhepunkt ist uns geglückt!

Da am nächsten Morgen die Sonne noch immer vom wolkenlosen Himmel schien ging's nach nur einer kurzen Pause weiter auf die nächste, tolle Tour: Mättlenstöck

Tourengänger: Delta, Maveric


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Kommentare (8)


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Hitsch hat gesagt: Gratuliere zu der Tour....
Gesendet am 28. Juni 2010 um 07:32
Ironischerweise hatten wir am Samstag die identische Tour vor. Allerdings fehlt uns noch das alpnistische Feingefühl für solche Unternehmen und die Verhältnisse sagten uns nicht so zu. Bessergesagt haben wir die Verhälnisse am Girenspitz auf alle folgenden Gipfel abgekupfert, so dass wir die Aktion abgeblasen haben. Aber trotzdem hätten wir diese Meisterleistung nicht geschaft, wir sind nur bis zu den Fulfirsten gekommen (über die Wanderwege).
In demfall wart ihr wa die am samstag so gegen 11:30 am Gauschla einstiegen.
Auch eure Spur im Schneefeld unter den Chli Fulfirst zwischen diesem und dem Rosswies, das über den Felsbändern verläuft, haben wir uns angeschaut, und uns erschien das Risiko es ohne Steigeeisen zu queren zu hoch, und da wir nicht nochmals einen 500m Aufstieg machen wollten/konnten bliessen wir die Aktion ab.

Aber nochmals Hut ab, ich weiss jetzt ja wie weit dieser Grat wirklich ist.

Gruass Hitsch

3614adrian hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 28. Juni 2010 um 07:52
zur Hammertour! Die Bilder haben bei mir viele tolle Erinnerungen geweckt!

Gruss Adrian

AlpinHero hat gesagt: Kompliment
Gesendet am 28. Juni 2010 um 08:25
Wieder einmal mehr eine ausserordentliche Unternehmung mit Herz, Flair für einsame Berge und Sinn für grosse Unternehmungen unserer Väter.
Meine allergrösste Hochachtung zur erbrachten Leistung; insbesondere die Kombination von Schwierigkeit und Länge.

Gruss Reinhard

Berglurch hat gesagt: Wow...
Gesendet am 28. Juni 2010 um 10:40
... sag ich da nur!

OUTIVITY hat gesagt: chapeau!!!
Gesendet am 28. Juni 2010 um 15:31
siebäsiechä... :))

Baldy und Conny hat gesagt: von einem anderen Planeten
Gesendet am 28. Juni 2010 um 16:37
Gratulation... da bleibt einem ja beim ansehen der Photo's schon die Spucke weg....

Gruess Conny und Angie

Zwieback hat gesagt: Gewaltig!!!
Gesendet am 28. Juni 2010 um 17:53
Da fehlen einem die Worte...

Alpin_Rise hat gesagt: Auch meinerseits...
Gesendet am 28. Juni 2010 um 23:33
ganz grosses Kino, die Herren!
G, Rise


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