Toblermann(s Kopf)


Publiziert von Kauk0r , 27. Februar 2020 um 22:37.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechquellengebirge
Tour Datum:25 Februar 2020
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT2 - Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 1150 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:E-Werk Schoppernau an der Bergenzerach an der Bregenzerwaldstraße (L200) mit wenigen Plätzen (unter der Woche evtl. auch Arbeiter dort). Alternativ die Straße aufwärts noch ein Parkplatz.

Zum Toblermann (2010 m) muss man eigentlich gar nicht mehr viel schreiben, alpstein hat ihn mit Schneeschuhen schon des Öfteren bestiegen. Es war mal wieder eine spontane Bauchentscheidung für dieses Tourenziel. Wie man so lesen kann war der Winter nicht immer und überall schlecht, mir war das Glück aber bislang noch nicht so hold. Jetzt nach längerer krankheits- aber auch wetterbedingter Bergabstinenz hatte ich alles auf den Dienstag oder Mittwoch gesetzt. Die Vorhersagen kristallisierten dann den Dienstag heraus. Länger geplant war auch eine Tour mit einem Freund in der Schweiz, er musste aber leider kurzfristig absagen, so dass ich nicht in Richtung Schanfigg unterwegs sein wollte. So war plötzlich der Toblermann im Kopf, er war da den ganzen Winter aber auch schon irgendwie gewesen. Im März 2013 war ich bereits schonmal hier unterwegs, damals mit besagtem Freund. Der Gipfel blieb uns aber verwehrt.

Nach den vorangegangenen, warmen Tagen und Nächten war ich überrascht im hinteren Bregenzerwald bei 0°C starten zu können. Dadurch war der teils noch Schnee und Eis bedeckte Fahrweg etwas rutschig. Mit den Schneeschuhen auf dem Rücken ging es bis kurz unterhalb der Gräsalpe (1281 m). Hier war die Schneedecke dann bereit für die großen Füße. Sie war aber gut gefroren und tragfähig, was das Gehen angenehm machte. Einzig als ich bei diffuser Sicht eine freie Rampe zu früh aufgestiegen bin war es bei hartem Untergrund und steilem Gelände etwas anspruchsvoller (WT3). Wäre ich hier (wie im Abstieg dann gemacht) dem Sommerweg gefolgt, hätten die Schwierigkeiten WT2 nie überschritten. Bei ca. 1700 Meter erreichte ich den Nordrücken, dieser war wie erwartet mehr oder weniger komplett abgeblasen. Über hartgefrorenen Boden ging es recht direkt hinauf zur Hochalpe / P.1911. Der als lebhaft vorhergesagte Westwind stellte sich als doch recht stark heraus. Ich pausiere windabgewandt, eine windgeschützte Stelle gibt es am flachen Rücken nicht. Nun folgte ich wieder dem jetzt deutlich ausgeprägten Wanderweg zum Gipfel. Dabei stellt nicht der wenige eisige Schnee das Hauptproblem dar, sondern der Wind, welcher mir teilweise die Luft zum Atmen nahm. Ich war froh, dass die Route nicht direkt über den Kamm verlief, denn ich glaube dann hätte ich erneut auf den Gipfel verzichten müssen. Erst kurz vor der Einschartung vor dem Hauptgipfel muss ich auf einer Schneewehe nach oben ausweichen, da der pickelharte Schnee nicht abzusteigen war. Im Verlauf war ein Abschnitt des Wegs in der Querung zum Sattel mit erneut pickelhartem Schnee und Eis bedeckt, deshalb stieg ich die Flanke direkt zum höchsten Punkt auf. Der etwas bröselige Untergrund ist gut gestuft und war verbacken, so dass der Aufstieg kein Problem war (T3). Im Abstieg kehre ich auf 1700 Meter wieder in den Schnee und die Windstille zurück. Die inzwischen diffus durchscheinende Sonne weicht die Oberfläche sofort etwas auf, der fehlende kühlende Wind tut sein übriges. So lässt es sich bei meist perfekter Einsinktiefe gut absteigen. An der Gräsalpe mache ich eine windstille Pause und blicke nochmal zurück zum Toblermann.

Fazit: Ein irgendwie besonderer Tourentag. Das Wetter nicht perfekt, aber auch nicht zu schlecht...immerhin war es trocken und hatte gute Sicht. Die Verhältnisse erinnerten eher an April/Mai...aber es fehlen noch die Vogelstimmen und Blumen. Das fühlte sich surreal an. Vielleicht ist es ja auch ein Hinweis, dass der Winter in den Bergen noch etwas Fahrt aufnimmt. Hier im Tiefland pfeifen die gefiederten Freunde jedenfalls schon sehr fleißig.

Gedanken zum freiwilligen Schutzgebiet: Gemäß der Respektiere deine Grenzen-Kampagne steht zu Beginn der Tour ein Hinweisschild, welches auf Schutzräume hinweist. Diese sollten zum Schutz des Wildes gemieden werden. Das Wild und andere Tiere kennen diese Grenzen nicht. Die Gämsen waren außerhalb der Schutzzone. Birkhühner traf ich beim Übergang zum Nordrücken an und zwar oben in den Bäumen, auch außerhalb der Zone. Dieser Logik folgend müsste man ggf. ganze Berge sperren. Da bin ich natürlich dagegen, zumindest pauschal. In diesem regelmäßig frequentierten Gebiet dürften die Tiere an den Mensch gewöhnt sein. Ob es Sinn macht den Gipfel zu "sperren" weiß ich nicht. Man könnte theoretisch auch von Osten her über die Gautalpe aufsteigen, hier scheint es keine Schutzzonen zu geben...erst oben am Südgrat würde man die Zone tangieren.
Auffällig ist hier halt wie oft in Vorarlberg, dass die Schutzzone mit einer guten jagdlichen Infrastruktur einhergeht. Da drängt sich mir immer der Verdacht auf, dass geschützt wird um dann jagen zu können. Für die Beobachtung von Wild braucht man nicht unbedingt einen Ansitz, ich sehe oft Wild in den Alpen ohne eine solche bauliche Konstruktion.

Natürlich sollte man sich im Winter respektvoll in den Bergen bewegen. In diesem Winter dürfte das Wild ausreichender Nahrung finden. Ich beobachtete im Aufstieg die Umgebung um das Wild zu sehen. Als mich am Nordrücken dann der Wind fast umwarf war mir klar, dass am Weg zum Gipfel kein Wild sein würde, welches ich stören könnte. Das hat der Wind schon übernommen, zumal es in den Ostflanken Windstille herrschte. Dort erwartete ich auch Wild zu sehen. Ich hielt beim Übergang zum Gipfel die Augen offen. Am Gipfel sah ich tatsächlich unten am SO-Rücken einige Gämsen. Sie beobachteten mich interessiert und ich machte mich rasch an den Abstieg. Sie flüchteten nicht. 2013 waren Gämsen direkt am Gipfel, da verzichteten wir natürlich (auch weil die Flanke sowieso vllt. auch nicht gangbar gewesen wäre).

Tourengänger: Kauk0r


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Kommentare (2)


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rascr hat gesagt:
Gesendet am 28. Februar 2020 um 10:31
Hi Kauk,

bzgl. deiner Bemerkung das Wild kenne die Grenzen nicht erlaube mir die Bemerkung dass sich das Wild automatisch dorthin zurückzieht wo es ruhig ist wenn sonst viel los ist.

Dafür reichen den Viechern doch ein Satz gesunde Ohren und Augen und ein feines Näschen und das ist denke ich der Sinn der Zonen. Deswegen muss man auch nicht den ganzen Berg sperren und deswegen dürfen sich die Tiere auch ausserhalb der Zonen aufhalten ;-)

Wenn du mit Köter und einer Handvoll Kollegen rauf wärst, hätte das vielleicht ganz anders aussehen können.

Zum zweiten: bejagt werden müssen die Tiere in einem gewissen Rahmen, das bedingt auch in Schutzzonen die jagdliche Infrastrukur und widerspricht auch nicht deren Sinn.

Ich denke, die Konflikte zwischen Jägern und Bergfreunden muss man trennen von der Schutzdiskussion. Da steckt bei den Jägern oft viel unangebrachte Emotion und Scheinheiligkeit mit drin und bei den Bergfreunden fallweise wenig Einsicht und Wissen.

Wenns nach mir geht sind die Berge auch für alle da, aber am Ende funktioniert das halt nur wenn die einen ihre Arbeit erledigen können und die anderen die Berge nicht nur als Kulisse für ihren Instagram - Account halten. Sonst gehts halt vielleicht irgendwann nur noch mit Ranger- Begleitung und Eintrittskarte ins Naturschutzgebiet Hochalpen ... so, langer Text aber lag mir am Herzen ich hoffe du verstehst das.

Danke für den schönen Bericht.

Gruß Alex

Kauk0r hat gesagt: RE:
Gesendet am 19. März 2020 um 20:43
Servus Alex,

kein Problem, darfst deine Meinung natürlich auch posten, hab meine ja auch veröffentlicht ;).

Meine Argumentation geht von meinen Erfahrungen aus, nämlich dass ich inzwischen oft den Eindruck habe, dass es einen Zusammenhang zwischen Fluchtverhalten und Jagdinfrastruktur gibt. Ich vermute, dass dort wo viel gejagt wird, auch der Fluchtinstinkt höher ist. Beweisen kann ich das aber nicht. Manche Tiere flüchten schon, kaum das man um die Ecke ist. Da denke ich, sie müssen von ihrem Instinkt richtig negativ geprägt sein. Das liegt aber nicht an den Berggängern, weil die können den Gämsen ja nix anhaben. Andere wiederrum bleiben in aller Ruhe stehen und trotten dann irgendwann davon.

Aber die Schutzzone sorgt für Ruhe und Rückzug. Damit wird der Druck aus der Population genommen. Dadurch überlebt sie gut und muss bejagt werden. Das ist halt das Hobby der Jäger. So wie unseres Bergsteigen ist. Überspitzt könnte man natürlich sagen, wenn wir die Tiere ausreichend stören, dann dezimiert das die Population auch. Ist halt nicht besonders tierfreundlich.

Grüße!
Kauk


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