Piz Alpetta (2764 m) und Piz Lumpegna (2819 m) - neu auf HIKR


Publiziert von PStraub , 30. August 2017 um 11:26.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum:29 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   surselva 
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 1650 m

Einige Gipfel haben in HIKR oder ähnlichen Plattformen Hunderte von Nennungen, andere werden nie erwähnt. Dabei ist die Besteigung eines Berges, von dem allenfalls Informationen von zweifelhaften Wert vorliegen, eine besondere Herausforderung. Und hat damit ihren eigenen Reiz.
Solche Berge findet man in der Surselva noch zur Genüge.

Als Planungsgrundlage diente mir der SAC-Führer "Urner Alpen Ost" (6. Auflage), dessen Autor diese Region kaum aus eigener Anschauung kannte. So dürfte sich ein Begeher über die Aussage, der Ostgrat des Piz Lumpegna "kann als solcher ohne Schwierigkeiten begangen werden" vor Ort doch an einigen Stellen etwas wundern.


Von Disentis fuhr ich mit dem Auto bis Runfoppa Su (Fr. 15.-, Info hier unter "Fahrbewilligungen").
Wer den oberen Teil dieser Strasse befahren hat, wird das so schnell nicht vergessen ..

Ab hier auf dem markierten Weg nach Muletg da Lumpegna. Natürlich wollte ich soweit wie möglich auf dem Wanderweg hochsteigen. Aber bei den Hütten hört die Markierung einfach auf. Erst beim Abstieg habe ich gesehen, dass es an der Hüttenwand ein "Gemälde" in grüner Farbe hat, auf welchem ersichtlich ist, dass die Eigentümer den Weg verlegt haben und dieser jenseits der Hütte weitergehen würde. Wo, bei einer Dreifach-Verzweigung, weder Markierung noch Wegweiser zu finden ist.

Als ich festgestellt hatte, dass ich zu hoch bin, stieg ich den Hang gerade hinauf, weil ich anhand der Karte wusste, dass dort eine Wegspur nach Stavel la Val führt. Abgestiegen bin ich auf dem markierten Weg und musste feststellen, dass dieser in einem weit schlechteren Zustand ist als der obere.
Wer immer die (Schaf-)Alp bewirtschaftet - mit Wanderern scheinen sie nichts am Hut zu haben.
Dafür hat es zwischen Hektaren an Alpenrosen auch Heidelbeeren von einer Grösse, welche an die der kommerziellen Blueberries herankommt. Und diese geschmacklich weit übertreffen.

Ich habe den Bachlauf des Val Lumpegna auf ca. 2240 m verlassen und bin nach Siala d'Alpetta aufgestiegen. Der Schlenker via P. 2238 gemäss Führer ist ein Umweg.

Ab hier gings erst in Schrofengelände, dann immer mehr am grossblockigen Grat recht einfach zum Gipfel. Es ist weder besonders schwierig noch besonders ausgesetzt; WS und T5 umschreiben das gut. Eine gewisse Klettertechnik ist an einigen Blöcken (meist Gneise, etwas Granit) sicher nicht falsch.

Auf dem Piz Alpetta hat es einen Steinmann, nach einem Gipfelbuch habe ich nicht gesucht.
Die Besteigung des äussersten Punktes dieses langen Grates lohnt sich, die ganze Gegend ist äusserst eindrücklich!

Abgestiegen bin ich einigermassen am gleichen Ort, einmal bin ich ein Stück abgestiegen, um eine alternative Passage zu suchen - doch da ich die Fortsetzung nicht sehen konnte, war es mir dann doch zu heiss.

Dann folgte die Querung des oberen Talkessels: rund ein Kilometer über lose geschichtete Platten. Jede kann halten, jede kann kippen - die stete Anspannung geht ganz schön an die Nerven.

Zum Grat aufgestiegen bin ich durch eine Schuttrinne - was von weitem als unbegehbar steil aussah, war aus der Nähe ganz manierlich. Dann noch eine Passage auf oder meist nördlich unter dem Blockgrat zum Gipfel.
Es ist eher witzig, dass ich erst auf dem KLM-Track gesehen habe, dass ich nicht wie geplant P. 2822, sondern den "richtigen" Piz Lumpegna bestiegen habe. In einer Welt, die fast nur aus Graten und Türmen besteht, ist die Orientierung vor Ort manchmal gar nicht einfach.

Im nachhinein meine ich, sowohl der Piz Brit als auch der P. 2822 würden sich auf oder am Grat recht einfach erreichen lassen. Ob bezw. wie es von letzterem zum Piz Alpetta weitergeht, das müsste man - mit ausreichend Zeitreserve - einmal anschauen.

Abgestiegen bin ich, nach einer weiteren Plattentänzerei, auf dem markierten, aber unterhalb Stavel da Val völlig vernachlässigten Weg (siehe oben). Und nach einem Inbiss in Rabius ging es zu B&B (Baden & Bier) nach Unterterzen.

Tourengänger: PStraub


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Kommentare (6)


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Bergamotte hat gesagt:
Gesendet am 30. August 2017 um 14:57
>Als Planungsgrundlage diente mir der SAC-Führer "Urner Alpen Ost" (6. Auflage), dessen Autor diese Region kaum aus eigener Anschauung kannte.

Keine Sorge, das ist nicht gegen die Surselva per se gerichtet. Der Autor von Urner Alpen Ost hat auch von den Gipfeln westlich des Oberalppasses eine höchst beschränkte Ahnung. In seinem Einzugsgebiet rechne ich bei kaum begangenen Routen mittlerweile standardmässig eine ganze Bewertungsstufe drauf.

Voralpenschnüffler hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. August 2017 um 20:09
... bzw. den Autor der Urner Führer (Ost und West) interessieren eigentlich nur die Kletterrouten... Andernfalls beschränkt sich die Beschreibung faktisch oft darauf, dass man/frau von unten nach oben zum Gipfel gelangt.....Wenig hilfreiche resp. irreführende Angaben finden sich etwa zu den Sunnigen Stöck... (Rund Stock, Fläugenfad)

Zaza hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. August 2017 um 20:17
Der Nicht-Sportkletterer greift für Alpinwanderungen in den Urner Alpen mit Vorteil auf die ersten Ausgaben der Urner Führer vom AACZ (1905) zurück...

ma90in94 hat gesagt:
Gesendet am 30. August 2017 um 17:02
Bin 2003 mal vom Piz Alpetta bis zum Piz Run gegangen, 3.35 Std., immer dem Grat entlang. Man kommt gut voran, Umgehungen sind kaum notwendig. Alles lößt sich beim näherkommen gutartig auf. Nur am Piz Brit habe ich geschwächelt. Der höchste Punkt, glaube ich, ist südlich vom Hauptgrat und durch eine Scharte getrennt, da habe ich mich mit dem etwas niedrigen Nordgipfel begnügt. Die Kletterei überschreitet nie den 2. Grad.
Jetzt gibt es mal ein Foto vom Cambrialas mit seinem Südostgrat. Es gibt fast keine von dieser Seite. Leider erinnert es mich an meine "Niederlage" vom letzten Jahr.
Gruß Günter

Zaza hat gesagt:
Gesendet am 30. August 2017 um 20:13
Für solche quasi Neuland-Touren, die mich selber auch besonders reizen, habe ich letztes Jahr eine community eröffnet. Trage deine Erkundungen doch auch dort ein, wenn du magst.

LG, zaza

ma90in94 hat gesagt: RE:
Gesendet am 31. August 2017 um 16:41
Viele meiner Touren liegen sehr sehr lange zurück und entsprechend sind die Erinnerungen und informative Bilder fehlen zudem, sodass ich kaum brauchbares vermitteln kann. Das müssen andere tun. Ich war auch mal wie Du neulich auf dem Inneren Stellihorn über den Nordgrat, aber nützliche Infos könnte ich da nicht mehr weitergeben.
Gruß Günter


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