Schneeschuh-Plackerei am Piz Ault - für La Muotta hats gerade noch gereicht


Publiziert von 360 Pro , 15. November 2012 um 21:02. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum:14 November 2012
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1950 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Sedrun
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Disentis

Der Plan war ähnlich wie *letzte Woche, nämlich einen 3000-er mit Schneeschuhen zu besteigen. Wieder sollten es etwa 1600Hm Aufstieg werden, wieder war die Tour mehrheitlich südseitig ausgerichtet und auch Omega3 war nochmals mit dabei. Der Ort des Geschehens war dieses Mal jedoch nicht das Wallis, sondern das Bündnerland, genauer gesagt stand der Piz Ault (3027m) auf unserem Programm. Bei so viel Ähnlichkeit hätte man eigentlich einen weiteren "grandiosen" Gipfelerfolg erwarten können, insbesondere da auch das Wetter wieder hervorragend mitspielen sollte. Unser Plan war von Sedrun auf den Piz Ault (via SW Grat) zu gehen und via NNW Grat und das Val Strem zurück nach Sedrun zu kehren. Allerdings waren die Bedingungen heute äusserst mühsam und die Tour wurde zur veritablen Plackerei. Zudem mussten wir beim finalen Fuss/Kletteraufstieg entlang des Südwestgrates wegen zu viel Schnee und für uns unter diesen Bedingungen zu schwierigen Verhältnissen kurz vor dem Gipfel umkehren. 
 
Wir starten unsere Tour beim Bahnhof cff logo Sedrun und laufen dem markierten Weg entlang hoch zur ehemaligen Sessellift Bergstation Cungieri und weiter Richtung Stavlets. Bei der kleinen Hütte bei Pala Gronda machen wir eine kurze Pause und montieren die Gamaschen. Noch etwas weiter oben kommen dann auch die Schneeschuhe zum Einsatz. Der Schnee ist schon hier mühsam zu begehen, da uns eine nicht-tragende Harschschicht das Leben sehr schwer macht. 
 
Wir hoffen auf Besserung beim Übergang zum Gendusas Dadens. Dort ist allerdings nicht mehr der Harsch der Killer, sondern die überraschend üppigen Schneemengen. Nun denn, wir beissen uns tapfer, abwechselnd spurend durch und hoffen auf definitive Besserung der Schneeverhältnisse ab Lai Alv. Dort hin gelangen wir auf dem Pistentrasse. Der Schnee wird allerdings mit Nichten besser und zu allem Übel bilden sich an steileren Passage - dort wo der Schnee leicht von der Sonne angefeuchtet wurde - nun auch noch Stollen unter den Schneeschuhen. 
 
Wir werden immer langsamer und müder und schalten bei der Bergstation des Skilifts auf etwa 2800m nochmals eine Pause ein um nochmals etwas Kräfte zu sammeln. Dies gelingt bedingt und bei mir machen sich etwas später Krämpfe in den "Schneeschuhmuskeln" breit. Alleine hätte ich hier wohl aufgeben müssen. Omega3 vermag aber noch etwas Reserven frei zu machen und spurt den Rest des Weges zum kleinen Sattel im Südwestgrat.
 
Leider haben wir uns nicht sonderlich gut vorbereitet und wissen nicht so recht, was uns auf diesem SW-Grat für Schwierigkeiten erwarten und ob er für uns überhaupt machbar ist. Aus dieser Perspektive macht es den Anschein, als ob er "gehen", aber sicherlich kein Zuckerschlecken werden würde. Wegen schwindenden Kräften, der fortgeschrittenen Zeit und den Unsicherheiten am Grat machen wir am Fuss des Grates ein Materialdepot und beschliessen auf die Überschreitung zu verzichten und wieder hier abzusteigen. 
 
Mit Steigeisen ausgerüstet geht es nun daran den Grat zu bezwingen. Zu unserer Freude ist die Route am Südwestgrat mit wenigen grünen Strichen markiert, so wissen wir wenigsten, dass es hier ein Möglichkeit hoch gibt und müssen nicht allzu stark suchen. Zu unterst klappt die Kletterei noch ganz ansprechend auf einer Höhe von knapp unter 3000m wird uns die Sache dann aber zu haarig. Eine sehr ausgesetzte, fast senkrechte Kletterstelle (ca. 10m) ist mit ziemlich viel Schnee beladen und die Griffe sind Mangelware. Zu heikel, um uns unter diesen Umständen noch weiter hoch zu tasten. Zudem ist die Zeit inzwischen auch schon so weit fortgeschritten, dass wir unseren zuvor bestimmten Umkehrzeitpunkt überschritten haben und wegen der schwindenden Kräfte das "Murxen" doch noch den Gipfel zu erreichen unvernünftig wäre.
 
Schweren Herzens streichen wir ohne Gipfelerfolg die Segel und machen uns auf unseren Abstieg. Da auf dem Weg nach Disentis, westlich von Lai Alv noch ein "angeschriebener Berg" steht: La Muotta, erklären wir diesen kurzerhand als unseren Trostgipfel und nehmen diesen noch schnell mit, um nicht ganz ohne Gipfelerfolg heimkehren zu müssen. Von etwas oberhalb Lai Alv steigen wir über dessen Westgrat zum höchsten Punkt mit Steinmann (kurze ausgesetzte Stelle mit installiertem Seil) und müssen im tiefen Schnee noch eine letzte Steigung erkämpfen. Kurz vor Sonnenuntergang treffen wir auf dem Trost-Gipfel ein und geniessen die letzten Sonnenstrahlen, bevor es höchste Zeit wird ins Tal zu rauschen.
 
Danach laufen wir via Gendudas Dado und Val Magriel zur Bergstation Caischavedra ab - selbst im Abstieg ist der Schnee mühseelig... Inzwischen ist es dunkel geworden. Für den breiten Bike-/Trotinettweg hinunter nach Acletta reicht das Restlicht aber gerade noch (sogar mit einigen Abkürzungen), um ohne Stirnlampe zurück in die Zivilisation zu gelangen. In Disentis machen wir uns dann über den Coop her und kaufen für unsere Rückfahrt noch unseren Reise-Proviant ein.
 
Fazit: 
- Trotz des knappen Nicht-Erreichen des ursprünglichen Gipfelziels war es ein wunderbarer Tag
- Die Schneeschuhmuskeln sind nach dieser Plackerei für die Winter-Saison mehr als aufgewärmt
- Die (nachträgliche) Konsultation des SAC Führers ergab, dass eine Route über den SW-Grat dort nicht beschrieben ist, sondern ein "Angriff" via SE-Grat wohl vielversprechender gewesen wäre: "Man traversiert unter der S-Wand nach E und steigt durch eine steile Schuttrinne auf den SE-Grat. Über diesen leicht zum Gipfel." -> das nächste Mal sind wir wohl etwas gescheiter :-)

Tourengänger: Omega3, 360


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Kommentare (2)


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bikerin99 hat gesagt: Weiser Entschluss
Gesendet am 15. November 2012 um 21:15
Einen weisen Entschluss habt Ihr getroffen. Und dazu noch wunderbare Bilder mit gebracht:-)

Liebe Grüsse

Sabine

360 Pro hat gesagt: RE:Weiser Entschluss
Gesendet am 16. November 2012 um 06:49
Danke. Tja, es ist nicht einfach eine Tour kurz vor dem Gipfel abzubrechen, denn der Geist ist bekanntlich willig. Da das Fleisch heute aber im wahrsten Sinne des Wortes schwach war, machte es den Rückzug dann doch etwas einfacher.


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