Überschreitung Risetenhoren und Wissgandstöckli


Publiziert von Bergamotte , 12. Juli 2017 um 09:49.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum: 8 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-SG   Spitzmeilengruppe 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1530 m
Abstieg: 1530 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW ins Untersäss (Parkplatz & Besenbeiz)
Kartennummer:1174 Elm / 1154 Spitzmeilen

Das weitläufige Spitzmeilengebiet schreit geradezu nach Überschreitungstouren, denn praktisch alle Gipfel lassen sich von mindestens einer Seite unschwierig erreichen. Auch deshalb findet man hier jede Menge spannender Skiziele. Der lange Grat zwischen Fanenstock und Schönbüelfurggel beispielsweise bietet genussreiches Alpinwandern im Bereich T3-T5. Er lässt sich gut in zwei Etappen aufteilen, wobei die kaum begangene Walabützer Furggle etwa die Mitte markiert. Die einzige Knacknuss auf der ganzen Strecke findet sich am Südfuss der Risetenhoren: Die Stelle ist kurz und nicht ausgesetzt, die Griffe dafür umso lausiger. Wem das zu heikel ist, kann getrostet auf die Überschreitung verzichten und wählt für Auf- wie Abstieg die Normalroute ab Risetenpass.

Im Gegensatz zu den Glarnern (Chrauchtal) haben die St. Galler ein Herz für zustiegsgeplagte Alpinisten. So darf mit dem PW bis ganz hinten ins Weisstannental gefahren werden. Das erklärt auch die zahlreichen Besenbeizen an der Zufahrtsstrasse. Kurz vor acht Uhr laufe ich vom Untersäss (1361m) auf dem unmarkierten Weg Richtung Mittelsäss los. In der Luft liegt viel Feuchtigkeit, man fühlt sich beinahe wie im Dampfbad. Zum Glück finden sich unterwegs immer wieder Brunnen, so dass ich guten Gewissens drauflos trinken kann. Bei den Matthütten (1925m) endet der Weg und der Aufstieg zum Grat muss durch bauchhohes Kraut und Insektenschwärme erfolgen (T4)...

Zum Thema, welche der drei Scharten nun der Walabützer Furggle entspricht, hat sich auch PStraub schon geäussert. Eigentlich kann es nur die mittlere sein (P. 2167): sie ist am tiefsten eingeschnitten und am einfachsten (bzw. am wenigsten mühsam) erreichbar. Das scheint mitterweile auch swisstopo so zu sehen, drum hab ich den Wegpunkt analog erfasst. Als Übergang ins Chrauchtal ist die Walabützer Furggle (2167m) heute bedeutungslos, würde aber auch westseitig keine Schwierigkeiten bieten. Ich steige trotzdem in die südliche Senke auf, man will ja wissen, wovon man spricht. Oben empfängt mich ein frischer SW-Wind und mich friert es sogleich, durchschwitzt wie ich bin. Nun angeregt über den Grasgrat nach Norden (T4-T5) bis zur erwähnten Schlüsselstelle am Südfuss der Risetenhoren. Der Aufschwung ist sehr kurz (< 5 Meter) und kein bisschen ausgesetzt, dafür sind die Griffe umso bescheidener (T6-/II). Um diese Jahreszeit hält immerhin das Gras noch einigermassen. Eigentlich die perfekte Stelle für ein Fixseil, würde hier nicht so wenig Verkehr herrschen.

Anschliessend über die steile, aber nicht weiter schwierige Grasflanke zum Südgipfel der Risetenhoren (2357m). Auf der neusten LK haben die beiden Gipfel die Höhen getauscht, offenbar ist nun der Südgipfel einen Meter höher. Ich bin kein Geometer und die Einschätzung vor Ort kann täuschen, trotzdem hab ich da so meine Zweifel. Von Bedeutung ist das nicht, ich besuche ohnehin beide Koten. Der kurze Übergang zum Nordgipfel mit Buch ist eine schöne T5, die Route offensichtlich. Hier eine kurze Pause von zehn Minuten mit schönem Blick in beide Gratrichtungen. Die Hälfte der Einträge stammt übrigens von einem Melser, der alle Gipfelbücher des Tals fleissig befüllt und auch mit rassigen Skibegehungen auffällt. Der Abstieg zum Risetenpass (2189m) ist Formsache und bietet im Sommer keinerlei Schwierigkeiten.

Der Hanen (2281m) ist kein Gipfel im engeren Sinne, sondern eine Reihe von Felsköpfen. Diese können meist direkt und anregend überschritten werden (T5/II). Die Kote lässt sich aber auch einfach über Grasgelände von Osten erreichen. Von der Feldeggfurggle anschliessend durch eine steile, kurze Rinne (T5/II) auf den Grasrücken des Fulen. Von dessen Südgipfel steigt man soweit wie möglich weiter nordwärts, bis sich rechterhand ein eleganter Durchschlup in die Senke öffnet. Ich war ungeduldig und bin zu früh eingestiegen. Vom Hauptgipfel des Fulen (2415m) liegt der Tageshöhepunkt bereits in Griffweite. Zunächst verliert man aber nochmals 140Hm, wobei man durchgehend dem Gratrücken folgen. Das gleiche gilt für den Wiederaufstieg zum Wissgandstöckli (2488m) über den Südgrat (T2-T3).

Hier wird es höchste Zeit für eine ausgiebige Mittagsrast. Die Wolken haben sich mittlerweile etwas gelichtet und meist scheint die Sonne. Pech hatte bloss, wer heute dem Vreneli aufs Haupt stieg - die Glärnischspitzen lagen bis zum Mittag in den Wolken. Neunzig Minuten und ein Schläfchen später ziehe ich weiter zur Schönbüelfurggel (2206m). Der breite Gratrücken lässt sich angenehm begehen, man nimmt aber kürzere Gegenanstieg in Kauf (alternativ runter zum Wanderweg auf der Ostseite). Von hier retour nach Süden in die Fansfurggla (2275m). Warum dieser unnötige Schlenker, der 45 Minuten gekostet hat? Ganz einfach, die Schönbüelfurggel war der letzte Wegpunkt, der mir in der Spitzmeilengruppe noch gefehlt hatte. Hurra! Der Abstieg via Chammhüttli und Obersiezsäss zurück ins Untersäss (1361m) zieht sich in die Länge. Das Obersiezsäss darf übrigens ebenfalls angefahren werden, womit die eigentlich abgelegenen Risetenhoren und Wissgandstöckli plötzlich ganz nah liegen. Zum Abschluss lasse ich mir den Besuch der Alp Siez nicht entgehen. Die Beiz dort ist recht professionell aufgezogen und hat sich vorab bei Einheimischen zum beliebten Ausflugsziel gemausert - das ist für einmal als Kompliment gemeint.


Zeiten
1:15  Walabützer Furggle
0:50  Risetenhoren
1:30  Wissgandstöckli
0:55  Fansfurggla
1:25  Untersäss

Tourengänger: Bergamotte


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Kommentare (3)


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Primi59 hat gesagt: Chrauchtal...
Gesendet am 12. Juli 2017 um 19:48
... tja Bergamotte, da hast du völlig recht, kann es auch nicht richtig verstehen warum man so strikt ein Fahrverbot aushängt, das gleiche gilt auch fürs Mühlebachtal.
Mancher würde sicher gerne eine "Tageskarte" für Fr.20 bezahlen um etwas weniger weit zu latschen und die Bauern könnten mit einem Besenbeizli ausser Geld auch neue Kontakte gewinnen.
Da sind die Glarner nicht wirklich fortschrittlich wie bei manchem z.B. (Stimmrechtsalter 16 an der Landsgemeinde)

Lg
Priska

Bergamotte hat gesagt: RE:Chrauchtal...
Gesendet am 13. Juli 2017 um 08:02
Schön gesagt. Und selbst dann bräuchte man in diesen Tälern wohl kaum Blechlawinen fürchten.

Primi59 hat gesagt: RE:Chrauchtal...
Gesendet am 13. Juli 2017 um 10:34
ja das denke ich auch, da sich nicht jeder auf engen Bergstrassen wohl fühlt ;-)


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