Pilatus bis Risetenstock - Eine grandiose Gratüberschreitung


Publiziert von Chrichen , 2. Dezember 2016 um 07:52.

Region: Welt » Schweiz » Luzern
Tour Datum:30 Oktober 2016
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Pilatusgebiet   CH-LU   CH-OW   CH-NW 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 1900 m
Strecke:ca. 16.5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem ÖV: Zug bis Alpnachstad / Zahnradbahn bis Pilatus Kulm
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem ÖV: Postauto ab Gfelle bis Entlebuch / Zug bis Luzern / Weiter mit dem Zug

Die Gratüberschreitung Pilatus - Widderfeld - Mittaggüpfi - Stäfeliflue - Risetestock bietet eine nicht allzu schwierige Wanderung in schönster Landschaft. Da das Pilatus-Massiv weitgehend frei steht, sind grandiose Weitblicke garantiert. Aufrund der ÖV-Verbindungen und der Länge der Tour entschied ich mich für einen Start beim Pilatus Kulm. Als Ziel wählte ich Gfellen.

Ursprünglich hatte ich die Kombination Pilatus, Widderfeld, Mittaggüpfi mit Ziel in Eigenthal ins Auge gefasst. Als ich jedoch herausfinden konnte, dass auch Gfellen als Zielpunkt möglich ist (mit der letzten Postautoverbindung um 18:15) stand fest, dass ich die Kette bis zum Risetenstock begehen möchte. Dies erschien mir um einiges lukrativer und ist insgesamt gar nicht so viel länger. Von der Tour abgehalten haben mich bis anhin die vielen Abstiegshöhenmeter. Dennoch erschien mir eine Begehung in der gewählten Richtung sinnvoll, so dass es hiess Augen zu und durch... ungeachtet des leichten Muskelkaters vom Vortag.

Pilatus Kulm - Esel - Tomlishorn (T1)
In Alpnachstad darf ich mich zunächst ein wenig über die Pilatusbahnen ärgern. Es ist ein Sonntag mit wunderschönem Herbstwetter, und die Seilbahn von Kriens her ist wegen Revision geschlossen... Da scheint es also durchaus sinnvoll die Billettschalter in Alpnachstad mit genau einer Person zu belegen?! Da ich zügig vom Bahnhof zu den Schaltern gegangen bin, reicht es nach einigem Anstehen dennoch recht knapp für das erste Bähnli. Wie gewünscht stehe ich um 9:20 in der nicht allzu ästhetischen Überbauung auf dem Pilatus Kulm. Alles halb so wild also.

Im Touri-Modus geht's zuerst zum Esel hinauf und ich geniesse die schier endlose Sicht über das Nebelmeer, bevor ich mich auf den Weg zum Tomlishorn über den in den Fels gehauenen Blumenweg mache. Noch sind nicht so viele Leute unterwegs. Auf dem Tomlishorn zieht ein kühles Lüftchen.

Tomlishorn - Widderfeld (T3)
Beim Tomlishorn beginnt nun die eigentliche Wanderung. Nach einem kleinen Abstieg führt der Weg in der Südflanke unterhalb der imposanten Gratkante entlang durch steile Wiesen. Danach geht es knackig hinauf zum Gratrücken mit dem P.2054. Es sind einige Sicherungen vorhanden. Nun führt der Weg wieder etwas hinab und schliesslich in die Nordflanke unter dem Widderfeld. Nach einer einfachen Querung eines Grabens der Felswand entlang (Fixseile) folgt bald ein kurzer Kraxelabschnitt, der ebenfalls gut mit Ketten ausgerüstet ist. Noch ein Stück weit traversiert der Weg etwas exponiert, dann wird das Gelände flacher. Einige Meter nach der letzten Kette steige ich an geeigneter Stelle direkt über die Wiesen hoch zum nördlichen Gipfelkreuz. Hier ist es schön einsam, und ich entscheide mich bereits die Mittagspause einzulegen. Einiges mehr los ist auf dem eigentlichen Gipfel, den ich anschliessend auch noch kurz besuche.

Widderfeld - Felli - Mittaggüpfi (T2, eine Stelle T3)
Über sanfte Wiesen und lichten Wald geht es nun abwechslungsreich hinunter in den Sattel bei Felli (P.1701). Wunderschön ist die Herbststimmung! Beim P.1701 bestünde eine erste Möglichkeit, die Wandeurng zu beenden und nach Eigental abzusteigen. Mein Weg führt indes in der Südflanke am Rottosse vorbei und anschliessend ein kurzes Stück steil zum Gratrücken dahinter hoch (T3 für ein paar Meter). Auf dem sanften Rücken und über die aussichtsreiche Flanke geht es weiter hoch zum Mittaggüpfi. Viele Wanderer nutzen diesen schönen Ort für ihre Pause. Vom Mittaggüpfi könnte erneut nach Eigental abgestiegen werden.

Mittaggüpfi - Tripolhütte - Stäfeliflue (T3)
Mein Abstieg vom Mittaggüpfi verläuft zunächst gemütlich dem Grat entlang. Später führt der Weg in die Flanke und mit Ketten gesichert über eine kurze Steilstufe hinunter (T3). Hier muss ich ein wenig warten wegen einer Famile mit Kindern vor mir. Die Kinder machen das aber sehr gut, und sogleich geht es weiter zur anmächeligen Tripoihütte. Ein kühles Getränk wäre hier nicht fehl am Platz, aber mich zieht es weiter, da ich meine Zeitreserve von knapp eineinhalb Stunden auf die angeschriebene Wegzeit beibehalten möchte.

Nach der Verzweigung, wo man nach Wängen absteigen könnte, verändert der Bergwanderweg nochmals seinen Charakter ein bisschen und wird wilder und alpiner. Obwohl der Weg laut Karte über die Graterhebung P.1843 hinwegzuführen scheint, führt mich mein Pfad in die steile Südflanke, wo es z.T. recht ausgesetzt mit Hilfe guter Sicherungen der Stäfeliflue entgegen geht (T3). Wieder auf der Gratschneide angekommen ist der restliche Aufstieg zum Gipfel einfach zu bewerkstelligen.

Die Stäfeliflue (respektive der östlich vorgelagerte gigantische Steinmann) erscheint mir ein Geheimtipp auf diesem wesentlich weniger häufig begangenen Abchnitt zu sein. Der Ausblick sucht seinesgleichen und ich geniesse die Sicht auf das Nebelmeer und zu den Alpen im immer flacher werdenden Nachmittagslicht. Auf faszinierende Weise spielen Wolken und Licht mit der Landschaft.

Stäfeliflue - Blaue Tosse - Risetestock - Blaue Tosse (T3)
Einfach und zügig geht es auf dem Gratrücken hinab, dem von einem Hochmoor umgebenen Blaue Tosse entgegen. Dieser wirkt von oben her ziemlich unscheinbar, bietet aber nochmals einen ansehlichen Ausblick gegen Westen.

Nach einer kurzen Pause mache ich mich zum Abendteuer Risetestock auf. Ich folge dem Weg in Richtung "Riseten", der zunächst in der leicht feuchten Nordflanke in die richtige Richtung führt. Bei einer Kurve zweigt eine Wegspur ab, die wrw-Markierung zeigt jedoch "um die Kurve rum" an. Dem leiste ich Folge, ohne viel zu überlegen. Irgendetwas scheint nicht zu stimmen, und tatsächlich, ein entgegenkommender Bergläufer klärt mich auf: DIe nicht markierte Wegspur wäre richtig gewesen. Jetzt realisiere ich endlich, dass "Riseten" und "Risetestock" natürlich zwei ganz verschiedene Dinge sind. Also nochmals kurz zurück und auf schmaler Pfadspur etwas abendteuerlich aber unschwierig (max T3) durch's Gebüsch dem Risetestock entgegen. Auf der Landkarte ist dieser Gipfel in grosser Schrift angeschrieben und entsprechend gross waren die Erwartungen. Es handelt sich aber eigentlich nur um den ganz leicht erhobenen Abschluss der Pilatuskette. Schön ist es trotzdem.

Ich gehe nun noch ein Stück hinunter und in den Wald, in der Hoffnung, dass man vielleicht direkt auf den Wanderweg nach Gfellen hinunter absteigen könnte. Vielleicht wäre das gegangen (auf der Karte ist jedenfalls eine gepunktete Linie eingezeichnet und sogar als Wanderroute markiert). Da ich keine Wegspur finde, und der Wald dicht und steil ist, lasse ich es jedoch bleiben (eventuell war ich zu weit westlich). Vor steilem Wald habe ich grossen Respekt. Also auf bekanntem Weg zurück zum Blaue Tosse, von dem aus die Landschaft jetzt bei noch flacherem Licht noch schöner aussieht!

Blaue Tosse - P.1508 - P.1344 - Mittlisthütten - Hintergfellen - Gfellen (T2)
Nach einigen Fotos spurte ich durch das Moor der Weggabelung nach Gfellen hinab entgegen. Mein Vorsprung auf die Wegweiserzeit ist aufgrund des Abstechers zum Risetestock und den damit verbundenen kurzen Irrläufen auf nur noch 15 Minuten geschrumpft. Auf dem schönen und deutlichen Weg gehe ich deshalb ziemlich zügig durch den stellenweise recht abschüssigen Wald hinab nach Mittlesthütten und weiter über leicht schlammige Wiesen und auf Strässchen nach Gfellen. Mein Ziel erreiche ich mit einer guten halben Stunde Reserve kurz vor Einbruch der Dunkelheit. So kann ich im Restaurant noch ein kühles Getränk geniessen, bevor ich als einizger Passagier in den Kleinbus nach Entlebuch einsteige.


Die Überschreitung vom Pilatus Kulm bis zum Risetestock ist eine lohnende Gratwanderung auf durchgehend marierten und angeschriebenen Wanderwegen (einzige Ausnahme bildet der Risetestock, der aber nicht wesentlich schwieriger ist und gut ausgelassen werden kann). Der Weg führt abwechslungsreich durch eine wunderbare Landschaft und bietet mehr als oft tolle Ausblicke ins Flachland und die weite umliegende Bergwelt. Nicht unterschätzt werden sollte die Länge der Wanderung. Die Wege sind meist gut ausgebaut und einfach, wobei nahezu jeder Abschnitt die eine oder andere T3 Stelle aufweist. Nebst den Passagen direkt auf dem oft sanften Grat bewegt man sich öfters in der Südflanke, seltener in der Nordflanke. Gfellen als Zielort kann für ÖV Nutzer durchaus empfohlen werden.

Tourengänger: Chrichen


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Kommentare (3)


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Stevo47 hat gesagt:
Gesendet am 2. Dezember 2016 um 11:13
Ciao Christian, du hast es mal wieder geschafft meine Favoritenliste mit dieser Tour zu vergrössern! Und mit brillianten Bildern weisst du den Leser wieder zu verwöhnen. Gratulation und ganz herzlichen Dank - absolute Spitzenklasse! Viele Grüsse, Steve

Bergamotte hat gesagt:
Gesendet am 2. Dezember 2016 um 18:24
Bravo, schön getourt. Ich war diese Woche zwei Mal im Pilatusgebiet unterwegs, die Verhältnisse auf der Südseite sind zurzeit wirklich top.

Felix hat gesagt:
Gesendet am 8. Dezember 2016 um 21:59
tolle Tour - und noch schönere Fotos!

lg Felix


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