Pilatusüberschreitung mit Biwak auf dem Widderfeld
Das Wetter dieser Tage war optimal, um das neue leichte Biwakzelt auszuprobieren. Auf TomClancys Spuren habe ich die Pilatusüberschreitung von Stansstad nach Gfellen in Angriff genommen und einen wunderbaren Sonnenunter- und aufgang auf dem Widderfeld erlebt. Oft konnte ich Wildtiere beobachten; Steinböcke, Gemsen und Birkhühner.
Um 11.30 Uhr starte ich am Bahnhof Stansstad, mit dabei den Hund und einen 15 kg schweren Rucksack, alleine 3 Liter Wasser habe ich auf dem Buckel, verschiedentlich las ich, es gäbe keinerlei Wasserquellen auf der Tour und seit ich einmal in Savoyen eine lange Tour mit zu wenig Wasser angegangen bin, gehe ich da kein Risiko mehr ein.
Der Anstieg zum Lopper verläuft zunächst mit gleichbleibender Steigung in regelmässigen Kehren und ich finde schnell einen guten Rhythmus. Nach etwa 2,5 Kilometern ändert sich das Profil und es gibt immer wieder kleine Gefälleabschnitte, sodass ich am Renggpass gefühlt schon viel höher sein müsste als 886 Meter.
Der nun folgende Abschnitt zum Chrummhorn hat es gewaltig in sich. Auf 1 km Luftlinie werden 370 Höhenmeter abverlangt, steile wurzelige Pfade schrauben sich den Grat entlang nach oben. Ich merke hier sehr schnell, dass der Rucksack zum einen im Gelände erhöhte Anforderungen an die Balance stellt, zum anderen aber einfach nur höllisch schwer ist und das Vorankommen gewaltig abbremst. Und in der Hitze ist die erste Wasserflasche schon halb leer, der Hund hat ja auch Durst.
Hinter der Tellenfadlücke gibt es aber eine wenn auch nur schwach schüttende Quelle, sodass ich hier nochmals tanken kann und die Vorräte gefüllt werden.
Aus dem Wald heraus komme ich an der Mattalp vorbei und quere die Zahnradbahnstrecke. Die Zickzackserpentinen zunächst in der Flanke des Matthorns im Schatten, später zum Pilatus hoch in der Sonne ziehen unglaublich viel Saft aus meinem Akku, nie hätte ich gedacht, dass ein Rucksack immer schwerer werden kann und mir so viel Kraft abverlangt. Ziemlich ausgepumpt erreiche ich die Gipfelbebauung und der dortige Flip-Flop Umtrieb verleitet mir einen Gipfelbesuch, weshalb ich gleich zum Tomlishorn weiter marschiere. Und oh Wunder! - 1 km Luftlinie sind für 99% der Pilatustouristen eine unüberwindliche Anstrengung und ich habe das Panorama fast für mich alleine.
Der weitere Wegverlauf wird nun alpiner. Zunächst durchwandere ich einen kühn geschwungenen Gratbogen, der vom Horn aus luftiger aussieht als er ist, aber trotzdem volle Aufmerksamkeit verlangt.
Ab dem Gemsmättli kreuzen mehrfach Steinböcke unseren Weg, der Alte reagiert auf das Gebell meines Hundes lässig und kratzt sich mit dem Horn am Rücken, zwei jüngere Tiere weichen in die Steinwände der Nordflanke des Widderfeldes aus und an der Kraxelstelle werden wir argwöhnisch von zwei Muttertieren mit Nachwuchs beäugt und als wir näher kommen fliehen sie.
Oben auf dem Widderfeld ist es erstaunlich flach, sieht der Gipfel vom Hinweg aus doch sehr sehr unwirtlich aus. Ich schlage mich ein wenig seitwärts vom Weg und lasse in einer Mulde den Rucksack ins Borstgras plumpsen - welch Erleichterung! - und baue das Zelt auf. Das Timing war gut, kaum war ich mit dem Abendessen fertig lud die Natur zum grossen Sonnenuntergangsspektakel - ich kann das nicht mit Worten beschreiben, unten aber hat es Bilder.
Die Nacht war sehr unruhig, in meinem Alter ist eine Isomatte nur sehr begrenzt bequem, der neue Schlafsack ist zwar für niedrige Temperaturen geeignet, muss dafür aber so eng anliegen, dass er meinen nächtlichen Bewegungsdrang zu sehr hemmt. Um 6 Uhr wache ich erneut auf, diesmal steige ich in die Stiefel und wandere schnell hoch zum Gipfel des Widderfeldes um neben dem Tomlishorn den Sonnenaufgang zu bewundern - auch hier magische Momente - nur du und die grossartige Natur!
Zurück am Zelt hole ich Matte und Sack heraus und döse noch ein wenig in den Morgen hinein, ehe ich gegen Neun wieder auf dem Weg bin. Unter der Südkante des Widderfeldes tummeln sich viele Gemsen. Ein leichter Abstieg führt auf eine Ebene (Felli), wo auf einer Alp Kühe weiden. Eine Kuh tritt recht forsch auf uns zu, mein Hund mag das gar nicht und bellt, was wiederum der Kuh gar nicht gefällt - sie beschleunigt auf uns zu. Mit Rucksack und Hund springe ich über den Stacheldraht und in Sicherheit - schnaubend steht die Kuh auf der anderen Seite. Geschlagene 400 Meter kämpfen wir uns an der Hangkante durch kniehohes Gestrüpp, immer begleitet von der Kuh auf der anderen Seite des Zauns. Erst an einer unübersichtlichen Stelle verliert sie uns erst aus den Augen und dann die Lust an der Verfolgung.
Im steilen Wald am Rot Dossen die nächste Tierbeobachtung: sechs oder sieben Rauhfusshühner sitzen in den Heidelbeeren und fliegen hektisch auf, als wir um die Ecke kommen, ein Tier konnte ich in einem Baum photographieren, ich würde wegen der Grösse auf Birkhühner tippen - sicher bin ich aber nicht. Durch eine hochmoorige Passage geht es auf den Mittaggüpfi zu, mittlerweile zieht auch ein kleiner Anstieg wie dieser Kraft ohne Ende und die Schritte werden kleiner und langsamer. Je weiter ich auf dem Grat vorankomme, umso schöner werden die Ausblicke ins Entlebuch: Schimbrig, Schlierengrat, Äbnistetteflue und Schaffmatt, die graue Schulter der Schrattenflue - herrlich das alles.
Unterhalb der Tripolihütte zweigt mein Hund wie auf Schienen rechts ab, vergeblich rufe ich sie zurück - aber sie hat eine Quelle gefunden und säuft sich den Bauch voll - wunderbar, die zweite Flasche fülle ich wieder auf - ohne die beiden Quellen wären 3 Liter zu knapp kalkuliert gewesen für uns beide.
Nochmals ein Anstieg zur Stäfeliflue - ich mag nicht mehr nach oben! - und dann hab ichs geschafft, jetzt geht es abwärts. An der blauen Tosse kann man sich entscheiden, wie man nach Gfelle weiter wandert. Da mir ein Abstieg über die steile Nordflanke interessanter vorkommt und zudem ein wenig Schatten verspricht, verzichte ich auf den Risetestock steige hier ab. Dieser Weg gefiel mir ausserordentlich gut, abwechslungsreich und unter mächtigen Feldwänden hindurch schlängelt sich der feuchte Pfad nach unten.
Auf den letzten Metern nach unten störten die vielen Weidezäune etwas, die Durchlässe waren für mich mit Rucksack nicht leicht zu passieren, besonders nervig war der eine Durchlass, der auf Wadenhöhe nochmals mit einem stromführenden Draht gesichert war. Um halb drei erreiche ich das Gasthaus in Gfelle - leider am Ruhetag, sodass ich das Ende dieser Tour mit einem Restschluck Wasser begiesse.
So schön!
Hinweise für die Tour mit einem Hund: Sämtliche Leitern und Treppensteige waren problemlos zu gehen, bei den ketten- oder seilgesicherten Passagen brauchte der Hund nur beim Aufstieg zum Widderfeld ein wenig Unterstützung, beim Abstieg von der blauen Tosse war sie einen Moment unschlüssig und fiepte, fand aber dann eine Route.
Wegen des vielen Wildes am Widderfeld ist es ratsam, den Hund dort an die Leine zu nehmen.
TomClancys Bericht:
http://www.hikr.org/tour/post26480.html
Um 11.30 Uhr starte ich am Bahnhof Stansstad, mit dabei den Hund und einen 15 kg schweren Rucksack, alleine 3 Liter Wasser habe ich auf dem Buckel, verschiedentlich las ich, es gäbe keinerlei Wasserquellen auf der Tour und seit ich einmal in Savoyen eine lange Tour mit zu wenig Wasser angegangen bin, gehe ich da kein Risiko mehr ein.
Der Anstieg zum Lopper verläuft zunächst mit gleichbleibender Steigung in regelmässigen Kehren und ich finde schnell einen guten Rhythmus. Nach etwa 2,5 Kilometern ändert sich das Profil und es gibt immer wieder kleine Gefälleabschnitte, sodass ich am Renggpass gefühlt schon viel höher sein müsste als 886 Meter.
Der nun folgende Abschnitt zum Chrummhorn hat es gewaltig in sich. Auf 1 km Luftlinie werden 370 Höhenmeter abverlangt, steile wurzelige Pfade schrauben sich den Grat entlang nach oben. Ich merke hier sehr schnell, dass der Rucksack zum einen im Gelände erhöhte Anforderungen an die Balance stellt, zum anderen aber einfach nur höllisch schwer ist und das Vorankommen gewaltig abbremst. Und in der Hitze ist die erste Wasserflasche schon halb leer, der Hund hat ja auch Durst.
Hinter der Tellenfadlücke gibt es aber eine wenn auch nur schwach schüttende Quelle, sodass ich hier nochmals tanken kann und die Vorräte gefüllt werden.
Aus dem Wald heraus komme ich an der Mattalp vorbei und quere die Zahnradbahnstrecke. Die Zickzackserpentinen zunächst in der Flanke des Matthorns im Schatten, später zum Pilatus hoch in der Sonne ziehen unglaublich viel Saft aus meinem Akku, nie hätte ich gedacht, dass ein Rucksack immer schwerer werden kann und mir so viel Kraft abverlangt. Ziemlich ausgepumpt erreiche ich die Gipfelbebauung und der dortige Flip-Flop Umtrieb verleitet mir einen Gipfelbesuch, weshalb ich gleich zum Tomlishorn weiter marschiere. Und oh Wunder! - 1 km Luftlinie sind für 99% der Pilatustouristen eine unüberwindliche Anstrengung und ich habe das Panorama fast für mich alleine.
Der weitere Wegverlauf wird nun alpiner. Zunächst durchwandere ich einen kühn geschwungenen Gratbogen, der vom Horn aus luftiger aussieht als er ist, aber trotzdem volle Aufmerksamkeit verlangt.
Ab dem Gemsmättli kreuzen mehrfach Steinböcke unseren Weg, der Alte reagiert auf das Gebell meines Hundes lässig und kratzt sich mit dem Horn am Rücken, zwei jüngere Tiere weichen in die Steinwände der Nordflanke des Widderfeldes aus und an der Kraxelstelle werden wir argwöhnisch von zwei Muttertieren mit Nachwuchs beäugt und als wir näher kommen fliehen sie.
Oben auf dem Widderfeld ist es erstaunlich flach, sieht der Gipfel vom Hinweg aus doch sehr sehr unwirtlich aus. Ich schlage mich ein wenig seitwärts vom Weg und lasse in einer Mulde den Rucksack ins Borstgras plumpsen - welch Erleichterung! - und baue das Zelt auf. Das Timing war gut, kaum war ich mit dem Abendessen fertig lud die Natur zum grossen Sonnenuntergangsspektakel - ich kann das nicht mit Worten beschreiben, unten aber hat es Bilder.
Die Nacht war sehr unruhig, in meinem Alter ist eine Isomatte nur sehr begrenzt bequem, der neue Schlafsack ist zwar für niedrige Temperaturen geeignet, muss dafür aber so eng anliegen, dass er meinen nächtlichen Bewegungsdrang zu sehr hemmt. Um 6 Uhr wache ich erneut auf, diesmal steige ich in die Stiefel und wandere schnell hoch zum Gipfel des Widderfeldes um neben dem Tomlishorn den Sonnenaufgang zu bewundern - auch hier magische Momente - nur du und die grossartige Natur!
Zurück am Zelt hole ich Matte und Sack heraus und döse noch ein wenig in den Morgen hinein, ehe ich gegen Neun wieder auf dem Weg bin. Unter der Südkante des Widderfeldes tummeln sich viele Gemsen. Ein leichter Abstieg führt auf eine Ebene (Felli), wo auf einer Alp Kühe weiden. Eine Kuh tritt recht forsch auf uns zu, mein Hund mag das gar nicht und bellt, was wiederum der Kuh gar nicht gefällt - sie beschleunigt auf uns zu. Mit Rucksack und Hund springe ich über den Stacheldraht und in Sicherheit - schnaubend steht die Kuh auf der anderen Seite. Geschlagene 400 Meter kämpfen wir uns an der Hangkante durch kniehohes Gestrüpp, immer begleitet von der Kuh auf der anderen Seite des Zauns. Erst an einer unübersichtlichen Stelle verliert sie uns erst aus den Augen und dann die Lust an der Verfolgung.
Im steilen Wald am Rot Dossen die nächste Tierbeobachtung: sechs oder sieben Rauhfusshühner sitzen in den Heidelbeeren und fliegen hektisch auf, als wir um die Ecke kommen, ein Tier konnte ich in einem Baum photographieren, ich würde wegen der Grösse auf Birkhühner tippen - sicher bin ich aber nicht. Durch eine hochmoorige Passage geht es auf den Mittaggüpfi zu, mittlerweile zieht auch ein kleiner Anstieg wie dieser Kraft ohne Ende und die Schritte werden kleiner und langsamer. Je weiter ich auf dem Grat vorankomme, umso schöner werden die Ausblicke ins Entlebuch: Schimbrig, Schlierengrat, Äbnistetteflue und Schaffmatt, die graue Schulter der Schrattenflue - herrlich das alles.
Unterhalb der Tripolihütte zweigt mein Hund wie auf Schienen rechts ab, vergeblich rufe ich sie zurück - aber sie hat eine Quelle gefunden und säuft sich den Bauch voll - wunderbar, die zweite Flasche fülle ich wieder auf - ohne die beiden Quellen wären 3 Liter zu knapp kalkuliert gewesen für uns beide.
Nochmals ein Anstieg zur Stäfeliflue - ich mag nicht mehr nach oben! - und dann hab ichs geschafft, jetzt geht es abwärts. An der blauen Tosse kann man sich entscheiden, wie man nach Gfelle weiter wandert. Da mir ein Abstieg über die steile Nordflanke interessanter vorkommt und zudem ein wenig Schatten verspricht, verzichte ich auf den Risetestock steige hier ab. Dieser Weg gefiel mir ausserordentlich gut, abwechslungsreich und unter mächtigen Feldwänden hindurch schlängelt sich der feuchte Pfad nach unten.
Auf den letzten Metern nach unten störten die vielen Weidezäune etwas, die Durchlässe waren für mich mit Rucksack nicht leicht zu passieren, besonders nervig war der eine Durchlass, der auf Wadenhöhe nochmals mit einem stromführenden Draht gesichert war. Um halb drei erreiche ich das Gasthaus in Gfelle - leider am Ruhetag, sodass ich das Ende dieser Tour mit einem Restschluck Wasser begiesse.
So schön!
Hinweise für die Tour mit einem Hund: Sämtliche Leitern und Treppensteige waren problemlos zu gehen, bei den ketten- oder seilgesicherten Passagen brauchte der Hund nur beim Aufstieg zum Widderfeld ein wenig Unterstützung, beim Abstieg von der blauen Tosse war sie einen Moment unschlüssig und fiepte, fand aber dann eine Route.
Wegen des vielen Wildes am Widderfeld ist es ratsam, den Hund dort an die Leine zu nehmen.
TomClancys Bericht:
http://www.hikr.org/tour/post26480.html
Hike partners:
jaschwilli
Communities: Hikr's Dogs, Biwak- und Zelttouren
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