anspruchsvoll via SW-Grat zum Geisshorn
|
||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
In der anbrechenden Dämmerung machen wir uns auf die Hochtour - auf den Tag genau vor fünf Jahren hat Gipfelbuchautor Urs41 (mein damaliger Dozent an der Uni Zürich) dieselbe Route unternommen; wir führten seinen Bericht mit …
Beim Aufbruch vom Fusshornbiwak sind erst die Bergspitzen der höchsten Walliser von der Sonne angestrahlt - mit dem Fortschreiten über letztes Blockwerk zur Schneeauflage unterhalb des Gletschers werden auch die Fusshörner von der Sonne erreicht; ein tolles Schauspiel.
Wir hingegen streben im angenehmen „Zickzack“ bald einmal über noch gut eingeschneite Felsflächen - im Schatten - rechts der markant aufragenden Felsinseln hoch; teilweise steil erweist sich hier der Hang, auf welchem wir schliesslich über den Drieschtgletscher dessen flacheres Plateau auf ~ 3250 m nahe des obersten Felsriffes im hartgefrorenen Firn erreichen. Nach einer kurzen Pause erleben wir erstmals den vollen Sonnenschein, und können über die Flachpassage unterhalb der Spaltenzone des Rotstockes Richtung (Geissgrat) weiterziehen. Kurz vor dessen abweisend aufragenden Felswänden drehen wir ab, und steigen nun steiler (hier wieder im Schatten) an zum nächsten sonnigen, wiederum flacheren, Abschnitt - unser Gipfelziel nun bereits deutlich vor Augen.
Ein meist beschauliches Weiter- und Hochsteigen - einmal ist eine schmale wie auch tiefe Gletscherspalte zu überspringen - bringt uns zum dekorativen Windloch mit kleinem Tümpel und Durchblick zum Nesthorn, und dem kurzen Steilanstieg bei (P. 3581), wo wir Steigeisen und Pickel deponieren.
Ab hier wird unsere Tour ernsthafter: länger erst dem Steilabbruch zum Oberaletschgletscher entlang gilt es - im hier meist festen, angenehmen Fels - aufragende Felszähne auf teils exponierten Passagen zu überwinden; die Route folgt hier - im Gegensatz zum späteren Verlauf - dem Grat; noch gefällt mir die Kletterei hier (meistens) sehr gut … es wird sich für die nachfolgenden zwei Streckendrittel ändern …
Etwas heikel ist ein längeres Schneefeld zu traversieren - die Seilsicherung gibt im hier nach wie vor sehr harten Firn die nötige Sicherheit. Zu schnell allerdings müssen wir (mit wenigen. kaum erkennbaren, kurzen, Wegspuren, ebenso wenigen Steinmännchen) in die sehr instabile Südflanke ausweichen: einer Lotterie kommt das (langsamere) Fortkommen gleich - wo halten Felsblöcke und Geröll am besten, wo finden sich die besten Durchgänge zu höheren „Etagen“? Zwar befindet sich auf der Aufstiegsroute stets noch Gelände unter uns (und den nur wenig tieferen, beinahe senkrechten Abstürzen), doch die Labilität der Gipfelflanke sowie die unklaren Durchstiegsmöglichkeiten beanspruchen eine hohe Aufmerksamkeit (ein einmal abrutschender grösserer Stein löst eine beinahe unheimliche Gesteinslawine aus) …
Gutes Gespür für die Routenfindung, gute Trittsicherheit, sowie auch mentale Aufmerksamkeit, ist während dieser längeren Passage erforderlich - umso mehr als wir den höchsten Punkt bis zum letzten Moment nie zu Gesicht bekommen; doch dann stehen wir oben auf dem Geisshorn: ein herrlicher An- und Ausblick bietet sich uns! Der Weitblick reicht bis zum Mont Blanc, die meisten der hohen Walliser stehen im Süden Spalier, in der Nähe gefällt der Ausblick zum Sattelhorn und zum Geissgrat über den Zenbächengletscher sowie Tief- und Hochblick zum Rotstock - gegen Norden dominiert das Aletschhorn die Szenerie. Über dem Oberaletsch- und Beichgletscher machen Nest-, Bietsch- und Schinhorn die Aufwartung - einfach herrlich; und dies bei höchst perfekten Wind-, Temperatur- und Sichtverhältnissen!
Nach ausgiebiger Rast steigen wir auf ungefähr derselben Route im unterschiedlichen Fels wieder ab zum Depot bei (P. 3581) - 25 min mehr beanspruchen wir dafür …
Bei nun sehr sommerlichen Temperaturen - und bereits weichem Firn - folgen wir unserer Aufstiegsroute über den Drieschtgletscher bis zum „Frühstücks-, Pausenplatz“ auf ~ 3250 m; ab hier steigen wir - direkter als im Aufstieg - ab zum Fusshornbiwak.
Die letzten Aufräumarbeiten, nach einer nochmaligen Pause, erledigen wir hier, bevor wir den gestrigen Hüttenaufstiegsweg unter die Füsse nehmen.
Nach dem vor dem Biwak liegenden Schneefeld begehen wir noch einmal die felsigen, teils blockigen, Abschnitte, bevor wir ins mehrheitlich grasigere Gelände hinunter wechseln. Ohne Probleme steigen wir anschliessend in der steilen, kettengesicherten, Rinne ab zum Weg zur Oberaletschhütte.
Von Z’Leng Fäsch via Lochegga streben wir nun wieder dem zur Brücke Oberaletschbach führenden Felsenweg zu; nach dem Wiederaufstieg auf der Gegenseite schalten wir auf P. 2164 eine letzte Pause auf dem sich nun länger hinziehenden Rückweg ein.
Noch weit erscheint der Weiterweg - und längere Gegenstieg zum Hotel Belalp; wir verspüren die Anstrengungen (und die doch schweren Rucksäcke) stets deutlicher …
Nach dem Aufstieg durch die Steigle lassen wir es uns nicht nehmen, die von attraktiven Kunstinstallationen umgebene Kapelle auf Aletschbord zu besuchen.
Die letzten, zwar nur noch flachen, schliesslich leicht abfallenden, Meter der > 15 km Wegmeter ziehen sich dahin - dankbar bin ich, wie wir auf der Sonnenterrasse des Hotels Aletschhorn auf Belalp auf unsere eindrückliche Bergunternehmung anstossen können!
Danken möchte ich herzlich meinen drei Begleiter|innen für die kundige Führung und Unterstützung; besonders René für den überraschenden Tourenvorschlag - und die Organisation des Nachtessens im Fusshornbiwak: alles hat mir grosse Freude bereitet!
unterwegs mit René (tiefblick63)
ñ 1 h 5 min bis „Gletscherbödeli auf ~ 3250 m
ñ 55 min bis Depot bei P. 3581
ñ 1 h 10 min bis Geisshorn
ò 1 h 35 min bis Depot bei P. 3581
ò 50 min bis Fusshornbiwak
ò 1 h 20 min bis P. 2164
ò 1 h 10 min bis Belalp
Kommentare (19)