Kleiner Solstein (2633 m) - bike & hike von Scharnitz


Publiziert von 83_Stefan , 2. September 2016 um 21:52.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:10 Juli 2016
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1950 m
Abstieg: 1950 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über die B2 von Mittenwald in Richtung Scharnitz. Noch vor der Grenze kleiner Parkplatz (kostenfrei) rechts der Straße. In Scharnitz Parkgebühr-Wucherei (6 Euro pro Tag!!!).
Unterkunftmöglichkeiten:Solsteinhaus (1806 m, OeAV-Sektion Innsbruck).
Kartennummer:AV-Karte 5/1 - Karwendelgebirge West.

Eigentlich müsste man es sich gar nicht so schwer machen und könnte in Hochzirl zu den beiden Solsteinen starten - das sind zwar auch beachtliche 1650 Höhenmeter, aber wenigstens hält sich der Anmarsch in Grenzen. Wer das Karwendel aber gerne so richtig erleben und seine Einzigartigkeit erkunden möchte, der startet besser in Scharnitz. Die sowieso schon nicht gerade kurze Unternehmung wird dann zwar noch um einiges länger und ohne Radlunterstützung macht die Tour überhaupt keinen Sinn, aber die vielfältigen Landschaftseindrücke rechtfertigen das Mehr an Aufwand allemal. Außerdem kann man die Tour mit einer Nacht auf dem Solsteinhaus auf zwei Tage aufteilen, sofern man mag. Kurios ist übrigens, dass der Kleine Solstein rund 100 Meter höher ist, als sein "großer" Bruder. Dieser ist zwar deutlich massiger, hat aber eben bei der Höhe das Nachsehen.

Von Scharnitz aus geht's mit dem Radl an der jungen Isar aufwärts. An der Gleirschhöhe verlässt man den Fahrweg ins Hinterautal und folgt der Schotterstraße bergab. Die Isar wird gequert und jenseits geht's recht steil wieder aufwärts ins Gleirschtal. Die Steigung legt sich schließlich zurück und zeitweise schwach fallend führt der Weg hinunter zum Gleirschbach, an dessen Ufer es weiter ins Herz des Karwendels geht. Kurz vor Erreichen der Amtssäge wird das Gleirschtal nach rechts auf guter Forststraße ins Groß-Kristental verlassen. Wieder steiler geht's an der Kristenalm vorbei und nach dem Überqueren des Kristenbachs ist am Abzweig des Steigs zum Solsteinhaus das Radldepot erreicht. Die Blicke auf die abweisenden Nordwände der beiden Solsteine sind beeindruckend!

Auf dem Steig geht's zunächst durch Wald, dann durch Latschen und schließlich durch freies Gelände hinauf zum Erlsattel, der Erlspitze und Großen Solstein voneinander scheidet; dort steht die Erlalm und es ist es nur noch ein Katzensprung zum Solsteinhaus, wo man nächtigen oder zumindest eine Pause einlegen könnten.

Knapp vor der Hütte zweigt der beschilderte Anstieg zum Solstein ab; durch freigeschnittene Latschengassen leitet der Steig steil hinauf ins freie Gelände, ab und zu darf der Wanderer ein kleines felsiges Hindernis überkraxeln. Im Zickzack geht's auf einem aussichtsreichen, breiten Rücken hinauf. Der Anstieg zieht sich ewig, aber irgendwann wird dann doch der höchste Punkt des Großen Solstein erreicht - am Kreuz auf der großen Gipfelwiese lässt es sich wunderbar im Gras liegen, auch ein Picknick wäre hier nicht verkehrt. Es zeigt sich die Crème de la Crème der Karwendelprominenz und jenseits des tiefgeschnittenen Inntals grüßen die vergletscherten Zentralalpen mit dem Olperer. Der Ausblick ist so schön, dass man eigentlich gar nicht mehr hinüber zum fast 100 Meter höheren Kleinen Solstein steigen müsste...

...aber natürlich lohnt der Weiterweg! Der markierte Steig leitet hinunter zum breiten Sattel zwischen Großem und Kleinem Solstein. Den dort abzweigenden Abstieg zur Magdeburger Hütte lässt man rechts liegen und folgt dem Steig in östlicher Richtung, der sich in der Wiese kurzzeitig verläuft, dann aber wieder deutlich in Erscheinung tritt. Eine Zwischenerhebung wird südseitig ziemlich spektakulär auf breitem Band umgangen, dann quert man den Gipfelaufbau, bis die Markierungen recht direkt durch schrofig-felsiges Terrain nach oben leiten. Zuletzt geht's am Gipfelgrat hinüber zum höchsten Punkt, den ein Gipfelkreuz (mit -buch) ziert. Hier oben ist die Aussicht noch umfassender als auf dem Großen Solstein, denn nun zeigt sich im Osten der gesamte Verlauf der Inntalkette - vor allem die Hohe Warte und die Hintere Brandjochspitze machen eine schneidige Figur. Über den Großen Solstein schaut man zur Zugspitze und im Tal kann man den Flugzeugen bei der Landung am Innsbrucker Flughafen zusehen. Was für ein Programm, doch am schönsten ist der Blick ins Herz des Karwendelgebirges!

Der Abstieg verläuft auf der Anstiegsroute. Den Zwischenstopp am Solsteinhaus hat man sich redlich verdient und die Rückfahrt mit dem Radl ist eine recht lässige Angelegenheit, wenn nur nicht der Gegenanstieg am Anfang des Gleirschtals wäre. Die restliche Abfahrt ist jedenfalls Genuss pur!

Schwierigkeiten:
Bike&Hike zum Solsteinhaus: L, T1 (Radlauffahrt auf breiten Schotterwegen, Anstieg einfach).
Aufstieg zum Großen Solstein: T2 (keine technischen Schwierigkeiten, einzelne felsige Absätze).
Abstecher zum Kleinen Solstein: T4-, I (ab und zu braucht man mal den Hände am Fels, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind nötig, teilweise ist es etwas ausgesetzt).

Fazit:
Eine sehr aussichtsreiche 4*-Bike&Hike-Tour, an der jeder Gefallen findet, der gerne das Radln mit dem Wandern kombiniert. Der lange Anstieg vom Solsteinhaus zum Großen Solstein ist zwar etwas monoton, dafür aber sehr aussichtsreich; der Abstecher zum Kleinen Solstein bringt angenehme Würze in die Unternehmung und verläuft teilweise auf spektakulärer Trasse. Wer mag, kann die Tour durch eine Übernachtung im Solsteinhaus auf zwei Tage aufteilen. Achtung: An heißen Sommertagen wird man auf beschriebenem Anstieg durchgegrillt und Flüssigkeitsnachschub gibt's oberhalb des Solsteinhauses nicht (der 83_Stefan hatte sowohl Sonnencreme als auch Gipfelradler im Auto vergessen).

Kategorien: Karwendel, bike and hike, 4*-Tour, 2600er, T4.
Knapp vor der Hüt
 


Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (5)


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countryboy hat gesagt:
Gesendet am 2. September 2016 um 22:17
Appetitlich berichtet mit ganz toller Bilderauswahl! Wenn auch kein Gipfelradler gab's dann vielleicht wenigstens ein "Talradler"? ;-)

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. September 2016 um 17:19
Hey countryboy, vielen Dank! So lange musste ich gar nicht leiden - auf dem Rückweg hab ich mir am Solsteinhaus gleich zwei Skiwasser bestellt und sie auf Ex ausgetrunken. Da konnte der Wirt nur ungläubig staunen ;-) . Viele Grüße!

Sn87 hat gesagt:
Gesendet am 3. September 2016 um 20:57
Sehr schöne Tour! Das Wetter ließ da ja auch keine Wünsche offen, tolle Fernsicht inklusive, so wie es sich gehört.
Wollte den kleinen heuer auch nochmal von Süden durch die Kranebitter Klamm und den Höttinger Schützensteig - auch da brutzelt man schön und lang in der Südwand ;-) - angehen, aber Deine Bilder machen große Lust auf die Hinterseite!

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. September 2016 um 17:21
Hallo Sn87, vielen Dank! Das Wetter war spitze, wenngleich ich mir aufgrund meiner fehlenden Sonnencreme das eine oder andere Wölkchen gewünscht hätte ;-) . Nach der Tour hätte ich jedenfalls als Indianer gehen können...
Schöne Grüße!

mnefzger hat gesagt: Parkplatz vor Scharnitz
Gesendet am 21. Oktober 2018 um 19:30
Wunderschöne Tour, sehr treffend beschrieben. Sie gehört zu meinen Top 10 Touren.
Heute musste ich allerdings eine böse Überraschung erleben, als ich am Nachmittag zu meinem Auto zurückkehrte: Unter dem Scheibenwischer klemmte ein 15 Euro-Strafzettel. Angeblich habe ich verbotswidrig auf dem Seitenstreifen geparkt. Ich weiß nicht genau, welcher Parkplatz mit "Noch vor der Grenze kleiner Parkplatz (kostenfrei) rechts der Straße" genau gemeint ist.
Mein Auto stand jedenfalls auf der Parkbucht schräg gegenüber der Shell-Tankstelle. Dort befindet sich weder ein Verbotsschild noch handelt es sich bei der Parkbucht um einen Seitenstreifen. Ein Seitenstreifen ist dadurch gekennzeichnet, dass er durchgängig neben der Fahrbahn verläuft und ebenfalls geteert ist. Beide Merkmale treffen für diese Parkbucht nicht zu. Die Parkbucht ist nur etwa 30 Meter lang und besteht aus losem Schotter. Ich nutze wie auch viele andere Wanderer diese Parkbucht seit vielen Jahren. Nie waren dort Strafzettel an den Windschutzscheiben. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?


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