Vom Frieder (2050m) zum Schellschlicht (2053m) - Großer Gratübergang im Dezember
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Dezember 2015 - akuter Schneemangel sorgt dafür, dass die Ski im Keller bleiben müssen. Aber deswegen nicht in die Berge gehen? Auf keinen Fall. Also müssen nach längerer Pause doch wieder die Bergschuhe mitgenommen und eine möglichst passende Tour rausgesucht werden. Schon länger geplant war der Übergang vom Friederspitz zum Schellschlicht in den südlichen Ammergauer Alpen. Diese Überschreitung vereint zahlreiche Aussichtsgipfel mit einem etwas alpineren und für Ammergauer Verhältnisse recht langen Verbindungsgrat.
Soweit so so gut, doch wie ist es bei dieser Tour um die oben erwähnte Eignung für die aktuellen Verhältnisse bestellt? Eigentlich nicht gut. Ein 19. Dezember ist schon von Haus aus wegen des kurzen Tages nicht für eine lange Tour geeignet. Dazu kommt, dass der nordseitige Schnee am Grat und vor allem am Schellschlicht ordentlich Zeit kostet - mit dem Ergebnis einer halben Nachtwanderung...
Alles in allem trotzdem eine besonders schöne Tour mit viel Höhenmetern, Gipfeln, Aussicht, Nacht und irgendwie auch Schnee. Und auch noch mein 100. Tourenbericht...
Start ist noch im Dunkeln am Parkplatz in Griesen zwischen Garmisch und Ehrwald. Über eine Forststraße wandern wir nach Norden und biegen bald nach rechts in eine weitere Forststraße ab. Diese führt uns entlang des Ofenbergs ums Gries herum zum Beginn des Steigs zum Friederspitz.
Der Steig führt zunächst in steilen Kehren durch den Wald bergauf, bis man auf 1200m eine Gabelung erreicht. Beide Wege führen von dort zum Friederspitz, der Rechte etwas schneller, der Linke dafür etwas schöner. Wir nehmen die linke Variante und können uns daher intensiv den späteren Grat und die Nordflanke des Schellschlicht anschauen - letzteres sollte später noch wichtig werden. An einer Wiese auf knapp 1800m werden beide Wege wieder zu einem. Dieser führt einen die restlichen Höhenmeter zum Friederspitz zügig durch dessen grasige Südflanke hinauf. Schneekontakt gab es bis hierher noch keinen nennenswerten.
Trotz des engen Zeitplans wollen wir nicht auf den nördlich vorgelagerten Frieder verzichten. Also steigen wir ca. 50hm über die leicht eingeschneite Nordseite des Friederspitz in den Sattel ab und auf der anderen Seite das gleiche wieder auf. Zurück zum Friederspitz gehts identisch.
Vom Friederspitz folgen wir dem flachen Gipfelgrat unschwierig nach Westen bis zu einer Eckschulter, dem Beginn des Verbindungsgrates zum Kreuzspitzl. Direkt der erste kleine Abstieg erfordert etwas Können: Durch die schottrige Nordwestseite geht es hinab zu einem Steinmann und einer Kletterstelle im Grad II, glücklicherweise noch komplett aper. Im Anschluss folgt viel Gehgelände mit kleinen Kletterstellen, die sich oft auch südseitig durch Schrofen und Schotter umgehen lassen. Beim auffälligen Knick des Grates nach Norden folgten wir Gamsspuren in die eher flache aber schneereiche Nordseite um die Latschen am Grat zu umgehen. Das knietiefe einsinken bei jedem Schritt kostete allerdings viel Zeit.
Nachdem der Grat wieder nach Westen abbiegt folgt zuerst Gehgelände, eine für den Grat typische Konstellation stellen dabei südseitig Latschen und nordseitig Abbrüche dar. Auf der Grathöhe führt dazwischen wohl normalerweise ein schmaler Pfad, bei uns leider von tiefen Schnee bedeckt. Um nicht durch eine Wechte zu brechen mussten wir also viel Latschenkontakt in Kauf nehmen.
Anschließend wird ein Gratabbruch erreicht, der in unserer Richtung unübersichtlich abgeklettert werden müsste. Somit entscheiden wir uns diesen nordseitig zu umgehen und den dort vorhanden nassen Pappschnee in Kauf zu nehmen. Das Abklettern einer kleingriffigen und sehr rutschigen Rinne (bei optimalen Bedingungen, trocken II ) wurde dabei zu unserer insgesamten Schlüsselstelle.
Im Anschluss umgangen wir zwei auffällige Querriegel, welche relativ schwer zu überklettern aussahen, tief in der Südseite durch Rinnen und Schrofen. Wieder am Grat folgte ein von oben schwer abkletterbar aussehender Abbruch, den wir wieder in der unamgnehemen Nordseite umgangen haben, um hinterher festzustellen, dass der Abbruch höchstens ein Zweier gewesen wäre.
Die letzte Schwierigkeit vor dem Kreuzspitzl ist ein auffälliger Turm, den wir etwas ausgesetzt überklettert haben. Beim Abstieg von diesem Turm wurde die unterste (letzte) IIer Stelle zum Problem, da die kleinen Tritte in der Nordseite durch ihre Rutschigkeit unbenutzbar waren. Also entweder wie ich die überhängende und brüchige Kante abklettern (Körpergröße > 180cm erforderlich, III-) oder wie mein Mitgeher (<180cm) die Stelle mit etwas Mut abspringen.
Pünktlich oder zu spät, wie man's sieht, kamen wir dann zum Sonnenuntergang am Kreuzspitzl an. Wir brauchten für den Grat 4h, bei optimalen Bedingungen sind 3h also realistisch.
Damit war die Tour und das Abenteuer allerdings noch keineswegs zu Ende, mussten wir ja noch hinüber zum Schellschlicht. Der Abstieg vom Kreuzspitzl in die zwischenliegende Scharte ist recht einfach, Wegspuren und Steinmänner leiten durch das schottrige Gelände hinab. Der Aufstieg zum Schellschlicht aus der Scharte wurde dann der nochmal ein Kraftakt: Der normale Weg führt nämlich nordseitig knapp unterhalb des Grats durch nicht ganz einfaches Gelände um ein paar Gratzacken herum zum Gipfel. Diesen in der Dunkelheit und bei hoher Schneelage zu finden wäre aber praktisch unmöglich gewesen, also entschieden wir uns deutlich tiefer durch etwas weniger Felsen in den Gipfelhang zu queren und über diesen wieder zum Grat aufzusteigen. Die Querung war aufgrund von Steigeisen, Pickel und heller Stirnlampe kein Problem, gute Ausrüstung ist eben wichtig. Gegen den anschließenden 100hm Aufstieg durch die steile Flanke mit knietiefen Einbrechen bei jedem Schritt gibt es jedoch kein Mittel. Dementsprechend ermattet kamen wir nach ca. 1h aber der Scharte am Gipfel des Schellschlicht an.
Das Gröbste hatten wir nun hinter uns, es fehlte nur noch der Abstieg ins Tal. Wir nahmen den gespurten Wanderweg übers Brandjoch und die Schellalm. Um 21 Uhr, nach 14h Aktion, kamen wir wieder in Griesen an.
Schwierigkeiten:
Griesen - Friederspitz: bis T3
Übergang Frieder: T2
Verbindungsgrat Friederspitz - Kreuzspitzl:
Bei optimalen Bedingungen bis T5+ II, 3h, einfachere Begehungsrichtung Kreuzspitzl --> Frieder
Bei Schneelage deutlich schwerer
Kreuzspitzl - Schellschlicht: /
Schellschlicht - Griesen über Schellalm: T3
Soweit so so gut, doch wie ist es bei dieser Tour um die oben erwähnte Eignung für die aktuellen Verhältnisse bestellt? Eigentlich nicht gut. Ein 19. Dezember ist schon von Haus aus wegen des kurzen Tages nicht für eine lange Tour geeignet. Dazu kommt, dass der nordseitige Schnee am Grat und vor allem am Schellschlicht ordentlich Zeit kostet - mit dem Ergebnis einer halben Nachtwanderung...
Alles in allem trotzdem eine besonders schöne Tour mit viel Höhenmetern, Gipfeln, Aussicht, Nacht und irgendwie auch Schnee. Und auch noch mein 100. Tourenbericht...
Start ist noch im Dunkeln am Parkplatz in Griesen zwischen Garmisch und Ehrwald. Über eine Forststraße wandern wir nach Norden und biegen bald nach rechts in eine weitere Forststraße ab. Diese führt uns entlang des Ofenbergs ums Gries herum zum Beginn des Steigs zum Friederspitz.
Der Steig führt zunächst in steilen Kehren durch den Wald bergauf, bis man auf 1200m eine Gabelung erreicht. Beide Wege führen von dort zum Friederspitz, der Rechte etwas schneller, der Linke dafür etwas schöner. Wir nehmen die linke Variante und können uns daher intensiv den späteren Grat und die Nordflanke des Schellschlicht anschauen - letzteres sollte später noch wichtig werden. An einer Wiese auf knapp 1800m werden beide Wege wieder zu einem. Dieser führt einen die restlichen Höhenmeter zum Friederspitz zügig durch dessen grasige Südflanke hinauf. Schneekontakt gab es bis hierher noch keinen nennenswerten.
Trotz des engen Zeitplans wollen wir nicht auf den nördlich vorgelagerten Frieder verzichten. Also steigen wir ca. 50hm über die leicht eingeschneite Nordseite des Friederspitz in den Sattel ab und auf der anderen Seite das gleiche wieder auf. Zurück zum Friederspitz gehts identisch.
Vom Friederspitz folgen wir dem flachen Gipfelgrat unschwierig nach Westen bis zu einer Eckschulter, dem Beginn des Verbindungsgrates zum Kreuzspitzl. Direkt der erste kleine Abstieg erfordert etwas Können: Durch die schottrige Nordwestseite geht es hinab zu einem Steinmann und einer Kletterstelle im Grad II, glücklicherweise noch komplett aper. Im Anschluss folgt viel Gehgelände mit kleinen Kletterstellen, die sich oft auch südseitig durch Schrofen und Schotter umgehen lassen. Beim auffälligen Knick des Grates nach Norden folgten wir Gamsspuren in die eher flache aber schneereiche Nordseite um die Latschen am Grat zu umgehen. Das knietiefe einsinken bei jedem Schritt kostete allerdings viel Zeit.
Nachdem der Grat wieder nach Westen abbiegt folgt zuerst Gehgelände, eine für den Grat typische Konstellation stellen dabei südseitig Latschen und nordseitig Abbrüche dar. Auf der Grathöhe führt dazwischen wohl normalerweise ein schmaler Pfad, bei uns leider von tiefen Schnee bedeckt. Um nicht durch eine Wechte zu brechen mussten wir also viel Latschenkontakt in Kauf nehmen.
Anschließend wird ein Gratabbruch erreicht, der in unserer Richtung unübersichtlich abgeklettert werden müsste. Somit entscheiden wir uns diesen nordseitig zu umgehen und den dort vorhanden nassen Pappschnee in Kauf zu nehmen. Das Abklettern einer kleingriffigen und sehr rutschigen Rinne (bei optimalen Bedingungen, trocken II ) wurde dabei zu unserer insgesamten Schlüsselstelle.
Im Anschluss umgangen wir zwei auffällige Querriegel, welche relativ schwer zu überklettern aussahen, tief in der Südseite durch Rinnen und Schrofen. Wieder am Grat folgte ein von oben schwer abkletterbar aussehender Abbruch, den wir wieder in der unamgnehemen Nordseite umgangen haben, um hinterher festzustellen, dass der Abbruch höchstens ein Zweier gewesen wäre.
Die letzte Schwierigkeit vor dem Kreuzspitzl ist ein auffälliger Turm, den wir etwas ausgesetzt überklettert haben. Beim Abstieg von diesem Turm wurde die unterste (letzte) IIer Stelle zum Problem, da die kleinen Tritte in der Nordseite durch ihre Rutschigkeit unbenutzbar waren. Also entweder wie ich die überhängende und brüchige Kante abklettern (Körpergröße > 180cm erforderlich, III-) oder wie mein Mitgeher (<180cm) die Stelle mit etwas Mut abspringen.
Pünktlich oder zu spät, wie man's sieht, kamen wir dann zum Sonnenuntergang am Kreuzspitzl an. Wir brauchten für den Grat 4h, bei optimalen Bedingungen sind 3h also realistisch.
Damit war die Tour und das Abenteuer allerdings noch keineswegs zu Ende, mussten wir ja noch hinüber zum Schellschlicht. Der Abstieg vom Kreuzspitzl in die zwischenliegende Scharte ist recht einfach, Wegspuren und Steinmänner leiten durch das schottrige Gelände hinab. Der Aufstieg zum Schellschlicht aus der Scharte wurde dann der nochmal ein Kraftakt: Der normale Weg führt nämlich nordseitig knapp unterhalb des Grats durch nicht ganz einfaches Gelände um ein paar Gratzacken herum zum Gipfel. Diesen in der Dunkelheit und bei hoher Schneelage zu finden wäre aber praktisch unmöglich gewesen, also entschieden wir uns deutlich tiefer durch etwas weniger Felsen in den Gipfelhang zu queren und über diesen wieder zum Grat aufzusteigen. Die Querung war aufgrund von Steigeisen, Pickel und heller Stirnlampe kein Problem, gute Ausrüstung ist eben wichtig. Gegen den anschließenden 100hm Aufstieg durch die steile Flanke mit knietiefen Einbrechen bei jedem Schritt gibt es jedoch kein Mittel. Dementsprechend ermattet kamen wir nach ca. 1h aber der Scharte am Gipfel des Schellschlicht an.
Das Gröbste hatten wir nun hinter uns, es fehlte nur noch der Abstieg ins Tal. Wir nahmen den gespurten Wanderweg übers Brandjoch und die Schellalm. Um 21 Uhr, nach 14h Aktion, kamen wir wieder in Griesen an.
Schwierigkeiten:
Griesen - Friederspitz: bis T3
Übergang Frieder: T2
Verbindungsgrat Friederspitz - Kreuzspitzl:
Bei optimalen Bedingungen bis T5+ II, 3h, einfachere Begehungsrichtung Kreuzspitzl --> Frieder
Bei Schneelage deutlich schwerer
Kreuzspitzl - Schellschlicht: /
Schellschlicht - Griesen über Schellalm: T3
Hike partners:
AIi
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