Er glüht wieder, der heiße Frieder - bei Bullenhitze vom Schellschlicht zum Frieder


Publiziert von quacamozza , 3. Juli 2017 um 16:08.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:14 Juni 2017
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1970 m
Strecke:Griesen-Schellalm-Schellschlicht-Kreuzspitzl-Friederspitz-Frieder-Friederspitz-Lausbichel-Griesen (14 km)
Kartennummer:AV-Karte Bayerische Alpen BY 6 1:25 000 Ammergebirge West Hochplatte, Kreuzspitze

Der gut 3 Kilometer lange Grat zwischen Frieder und Schellschlicht bietet eine interessante Alpinwanderung mit einigen Kletterstellen in brüchigem Fels. Das Gelände ist zeitweise ausgesetzt und erfordert wegen der Länge eine gute Kondition, denn bevor es an den Gratübergang geht, sind von Griesen aus je nach Anstieg zwischen 1200 und 1500 Aufstiegshöhenmeter zu bewältigen.

Die Runde wurde vor drei Tagen vom Nik begangen und *sehr detailliert beschrieben. Da eine Route in umgekehrter Richtung aber immer ein bisschen anders aussieht, werde ich über den Gratübergang gleich noch einige Worte verlieren.



Zur Schwierigkeit:

bis zum Schellschlicht: markierter Wanderweg T 3 und eine Stelle I (Krampen)
Übergang zum Kreuzspitzl: T 4+ und I+
Übergang Kreuzspitzl-Friederspitz: T 5 und Kletterei bis II+
Übergang Friederspitz-Frieder: T 3
Abstieg: T 3


Zum Zeitbedarf:

Griesen-Schellalm: 1 Std 5 min
Schellalm-Schellschlicht: 1 Std 5 min
Schellschlicht-Kreuzspitzl: 35 min
Kreuzspitzl-Friederspitz: 2 Std 35 min
Friederspitz-Frieder und zurück: 25 min
Friederspitz-Lausbichel: 10 min
Lausbichel-Griesen: 1 Std 45 min



Vom Parkplatz in Griesen (814m) geht's etwa 1 Kilometer auf dem oft von Radlern benutzten Fahrweg Richtung Plansee. Zwischendurch zweigt Weg Nr. 253 rechts zum Frieder ab (mein Rückweg; für alle, die die Tour in Ost-West-Richtung begehen wollen).
Mein Aufstiegsweg auf den Schellschlicht über die Schellalm hat die Nr. 251. Nach knapp 200 Höhenmetern wird kurz hinter dem Abzweig des Weges Nr. 252 eine Brücke über die Schelllaine überquert, dann zieht die Steigung merklich an. Es geht bis zur Schellalm (1479m) kräftig bergauf. 

Auf dem nicht zu verfehlenden Wanderweg wird kurz vor dem latschenbewachsenen Vorgipfel Hoher Brand (1764m) eine Felsstufe mittels Seilhilfe überwunden. Sowohl der Hohe Brand als auch der kurze Gipfelabstecher zum Brandjoch (1957m) müssen nicht unbedingt gemacht werden.
Der Grat knickt ab dem Brandjoch nach Nordosten ab, bleibt aber komfortabel begehbar. Alpin wird es erst wieder kurz unter dem GK des Schellschlicht (2053m).

Über steiles Gras (T 4) geht es hinab Richtung Scharte P.1927. Bereits vor der Scharte wird ein Turm links umgangen (I+). Der Weiterweg ist durch Fels von mieser Qualität geprägt. Man bleibt immer auf der Grathöhe. Ausweichmanöver sind nicht nötig und führen in jedem Fall in noch brüchigeres Gelände.

Das Kreuzspitzl (2089m) besteht aus zwei grasigen Gipfelchen. Vom östlichen, niedrigeren führt der Grat hinüber zum Friederspitz. Auf dem höheren Nordwestgipfel befindet sich ein Steinmann, aber kein GB.


Der Übergang zum Friederspitz beginnt gleich recht anspruchsvoll. Über ausgesetztes, schrofiges und griesbedecktes Plattengelände (T 4) wird abgestiegen. So nähert man sich dem ersten Hindernis, einem auffälligen Turm, der direkt überklettert wird. Diese Passage sieht von weitem schwerer aus als sie ist. Der Fels ist gut, die Kletterei nicht schwierig (II und I).
Auch vor dem Abstieg auf der anderen Seite braucht man sich nicht zu fürchten. Das Gelände ist viel gutmütiger als es häufig beschrieben wird. Zu klettern gibt's fast nichts (I), auch die Wanderschwierigkeit bewegt sich nur um T 4. Dafür wird es nun zunehmend brüchiger und mühsamer. Außerdem kommen später noch Latschen hinzu, die das Vorankommen am Grat erschweren.

Der nächste Aufschwung wird links umgangen. Von einer Überquerung rate ich dringend ab. Der Fels ist schlimmer Bruch, und die Schwierigkeit liegt bei III. Das kostet nur Zeit und Nerven.
Bald danach sieht man rechter Hand eine Geröllrinne, die schräg nach rechts unten südwärts führt. Links neben der Rinne steigt man nun über Schrofen (T 5+) oder (noch weiter links) Steilgras (T 5; angenehmeres Gelände) gut 30 Höhenmeter hinunter. Unten finden sich Steinmänner. Nach einer kurzen Querung geht es sofort wieder hinauf auf den Grat am Fuße des soeben umgangenen plattigen Grataufschwungs.

Auf dem Grat einige Zeit weiter durch Latschengelände bis in eine kleine Lücke. Es folgt der anspruchsvollste Teil der Tour, der Abstieg über den großen Gratabbruch.
Ein Fels- und Latschenkopf wird direkt überstiegen (I-II). Danach klettert man nach links in eine auffällige, enge Scharte hinunter (I-II; ausgesetzt). Weiter geht es rechts hinunter durch eine schluchtartige, brüchige Rinne (im oberen Teil Schlüsselstelle II+). An der folgenden Felswand windet man sich rechts vorbei (II), dann hält man auf die unzugänglich erscheinenden Platten auf der rechten Seite zu. Noch bevor man an die Platten herantritt eröffnet sich ein leichter Abstieg in die Scharte (I). Diese Route ist wohl auch von ADI und Yeti eingeschlagen worden.
Eine häufig vorgeschlagene Umgehung auf der Südseite kommt für mich von Anfang an nicht in Betracht. Dort trifft man nämlich sofort auf heikles und brüchiges Absturzgelände. Das dürfte zeitraubend und im Ergebnis nicht einfacher sein als der Direktabstieg.

Nach Passieren des Friederjochs (1817m; nicht der tiefste Punkt des Grates) wird der Latschengupf P.1878 in der linken, nördlichen Flanke umgangen (T 4-5). Dabei ist die Umgehung bestens mit Steinmännern markiert. In einem weiten Bogen kehrt man zurück zum Grat, wobei es zum Schluss wegen der griesbedeckten Schrofen und des abgerutschten Weges kurz nochmals etwas anspruchsvoller wird (T 4-5).
Unterhalb der Grathöhe hinab in die tiefste Lücke P.1792 und wegen der Latschen weiterhin immer etwas links des Grates gemütlich im Gras hochsteigen, bis man wieder ohne größeren Latschenkontakt die Grathöhe erreichen kann.

An dieser Stelle habe ich meine Mittagspause eingelegt. Oben höre ich bereits die Schafe schlicht schellen. Die Hauptschwierigkeiten sind hier vorüber, insbesondere die heiklen Stellen.

Zügig werden jetzt Höhenmeter gewonnen. Der Grat ist breit und leicht, zunächst latschig, dann wieder felsiger. Auf ca. 1900m wird ein Aufschwung überstiegen, der auf der anderen Seite mit einer auffälligen Platte in die dahinter liegende Lücke abbricht. T 6-Gelände gibt es hier aber nicht. Der Aufstieg ist gerade mal I.Grad. Abgestiegen wird am rechten Rand der Platte bis zu einem Steinmann, dann nach links hinunter in die Lücke (ebenfalls I). 

Der folgende Teil besteht aus mehreren kurzen Felsstufen. Man orientiert sich weiterhin an den Steinmännern, die bei genauem Hinsehen gut zu finden sind. Manchmal sind sie auf Absätzen, manchmal in Rinnen angebracht. Nach etwas leichter Kletterei (I-II) führt ein Band (T 4) unterhalb des letzten Aufschwungs nach links hinaus ins Grasgelände. Bei einem letzten Steinmann steigt man dann nach rechts wenige Höhenmeter hinauf auf die flache Grathöhe, die man nahe einer Latschenzone erreicht. 
In umgekehrter Richtung steigt man am Ende der Latschenzone kurz nach Norden in die Flanke zum Steinmann hinunter. Den muss man von oben natürlich erkennen, was nicht ganz einfach ist, weil der Steinmann nicht gerade riesig ist.
Über den recht flachen Grat vollends hinauf zum Friederspitz (2049m; GK und GB).

Da ich recht früh dran bin statte ich noch dem nördlich liegenden Frieder (2050m; GK) einen kurzen Besuch ab. Der Abstecher ist durchaus lohnend und kostet wegen des unschwierigen Geländes nicht allzu viel Zeit. Auf dem Tageskonto werden 150 zusätzliche Höhenmeter fällig.

Zurück geht es dann vom Friederspitz zur bimmelnden Schafherde, dann nochmals kurz aufwärts zur Kuppe des Lausbichels (1952m), bevor es tief hinunter in die heute brütend heiße Friederau geht. 

Unten bin ich konsequent auf dem Weg Nr. 253 geblieben. Dieser macht zwar einige zeitaufwändige Schlenker mit zusätzlichen Höhenmetern und verläuft schließlich als endlose Forststraße, aber führt dafür zielsicher zurück nach Griesen.







Tourengänger: quacamozza


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Kommentare (3)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 3. Juli 2017 um 19:52
Klasse Tour! Habe ich auch schon lange vor. Vielleicht klappt's ja demnächst mal mit Moritz aka frehel!? Glaube das interessiert ihn auch...

VG Nico

©bergundradlpeter hat gesagt: ..riech_riech
Gesendet am 3. Juli 2017 um 21:04
...eine geniale Tour - ...und wahrscheinlich wie immer a ries'n G'stank von d'Schaf am Frieder!?

Viele Grüße
Peter

quacamozza hat gesagt: RE:..riech_riech
Gesendet am 4. Juli 2017 um 08:56
Servus Peter,

die Schafe am Frieder scheinen ja ein echter Klassiker zu sein.
Wer weiß: bei so ner Hitze können wir vielleicht beim Gestank sogar mithalten mit den Schafen....

Gruß zurück
Ulf


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