Wandern mit Katzen


Publiziert von mong , 2. Januar 2016 um 23:32.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:18 Oktober 2011
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Cima dell'Uomo 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 685 m
Abstieg: 658 m
Strecke:Preonzo (Haltestelle "Bivio per Claro") ➙ Strassenschild: Discarica Spineda ➙ Piano di Bonéi ➙ Teid ➙ Caslaccio ➙ Mondella ➙ Pedena ➙ Gnosca
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Bus von 'Biasca, Stazione' bis zur Haltestelle 'Preonzo, Bivio per Claro'
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem Bus von Gnosca nach Bellinzona
Kartennummer:1293 OSOGNA - 1313 BELLINZONA

Das Wandern mit Katzen bedeutet das Ende des gemütlichen Wanderns, mit der Ruhe ist es vorbei, man hat keine ruhige Minute mehr - ach, was sage ich, man hat nicht einmal mehr eine ruhige Sekunde. Aber das Wandern mit Katzen bedeutet auch Abenteuer, Freude, Spass, Lebenslust, Unterhaltung, Spannung, Klamauk, Lachen, Mystik, Musik...äh nein, sorry,
Musik nicht - jetzt habe ich übertrieben.

Wandern mit Katzen bedeutet aber auch, dass man beginnt, mit den Augen und überhaupt mit den Sinnen von Katzen die Natur zu sehen und zu erleben, und man kommt nicht darum herum, tiefe Sympathien zu entwickeln gegenüber  diesen schönen, mutigen kleinen Biestern, die ja eigentlich nichts anderes wollen als zu leben und zu überleben.

Am 18. Oktober 2011 bin ich mit zwei Katzen von Teid nach Gnosca abgestiegen. Das sind nahezu 700 Höhenmeter. Die Länge des Weges, den ich mit den beiden Katzen zurücklegte, betrug schätzungsweise 5 Kilometer (unfreiwillige, katzenbedingte Umwege und Irrläufe mitgerechnet). Der Weg führte zu einem kleinen Teil über eine Asphaltstrasse, zum grössten Teil aber über einen für die beiden Katzen beschwerlichen Zickzackweg in einem steilen, bewaldeten Gelände, dessen Boden stellenweise mit stacheligen Kastanien übersät war.  

Ich war an diesem Tag  mit dem Bus von Biasca nach Preonzo, Bivio per Claro gefahren und dann durch einen steilen Wald nach Teid hinaufgestiegen. Preonzo ist eine Gemeinde im Bezirk Bellinzona. Von Preonzo bis Teid sind es ungefähr 700 Höhenmeter. Der Weg von Preonzo nach Teid ist auf der Landeskarte eingezeichnet, aber er war nicht überall gut erkennbar, und es gab keine Wegzeichen. Ich hatte damals kein Smartphone. Mit einem Smartphone mit GPS ist es natürlich kein grosses Problem, den Weg zu finden, aber es könnte ja sein, dass der Akku leer wird, und darum sage ich an dieser Stelle vorsichtigerweise trotzdem, dass nur routinierte Wanderer den Weg von Preonzo nach Teid unter die Füsse nehmen sollten, weil er, wie gesagt, nicht überall gut zu finden ist. Der Wanderweg von Teid nach Gnosca hinunter ist hingegen fast überall markiert. 
_____________________________________________________

Eine etwas ausführlichere Wegbeschreibung ist unter meinen zwei Landeskarten-Fotos
am Anfang der Fotoserie zu lesen.
_______________________________________________

Teid ist eine kleine Siedlung. Die Siedlung befindet sich auf einer kleinen Wiese, mitten im Wald. Teid ist einen Katzensprung entfernt vom Valegión, wo es vom 14. auf den 15. Mai 2012 zu einem Felssturz gekommen ist. Nicht zum ersten Mal, übrigens. 

In Teid sah ich ein Wohnhaus. Das Wohnhaus war nicht bewohnt. Türen und Fenster waren zu, alles war verriegelt. Auch die Fensterbalken waren zu. Okay, zugegeben, dass ein Wohnhaus nicht bewohnt ist, und dass die Türen und Fenster verschlossen sind, das ist in den Tessiner Bergen nichts Ungewöhnliches. Aber weil das Haus zur Zeit ganz klar nicht bewohnt wurde, hatte ich in seiner Umgebung zwar allerlei erwartet, aber sicher nicht zwei Katzen. Genau das ist aber passiert.

Denn kaum hatte ich mich auf eine Bank vor dem Wohnhaus gesetzt und war dabei, eine Wurst mit einem Mocken Brot zu vertilgen, da hörte ich ein lautes, ich würde sogar sagen, ein durchdringend lautes Miiiiiäääääaaaauuuu. Ich drehte mich um und sah neben dem Haus zwei Katzen, die aus einer kleinen Höhle unter einem Felsbrocken hervorgekrochen waren und nun ganz schnell auf mich zurannten. Sie rannten um mich herum, mit ständigem Miau Miau Miau und hockten sogar auf meine Schultern, wo sie meine Ohrläppchen leckten. Ich hatte keine Wahl, ich musste meine Wurst (und dann noch eine weitere) mit den zwei Katzen teilen. 

Nachdem wir die zwei Würste vertilgt hatten, wollten die Katzen es noch genauer wissen. Sie rochen zuerst an meinem Rucksack, dann an meinen Hosen und an meiner Jacke, dann kletterten sie auf meine Schultern und rochen an meinen Ohren und Ohrläppchen, um zu sehen, ob ich nicht noch irgendwo weitere Würste versteckt hatte. Ich hatte nicht. 

Inzwischen hatte ich den beiden Biestern Namen gegeben. Die eine Katze nannte ich Minouche, die andere Manouche.

An meiner Banane und meinem Apfel und an meinem Marsriegel waren Minouche und Manouche zum Glück nicht interessiert.

Ich trank noch einen Kaffee, während die beiden Biester auf der Wiese herum rannten und miteinander spielten. Es war mir sofort aufgefallen, dass die beiden Katzen ein eingespieltes Team waren. Sie beobachteten einander ständig, ahmten einander nach und reagierten auf jede Bewegung der anderen. 

Ich sah mich dann noch ein wenig genauer um und sah unter dem Vordach des Eingangs zum Haus einen Papiersack mit Katzenfutter. Ich war beruhigt, das Haus war zwar nicht bewohnt, aber die Katzen wurden gefüttert, ich konnte sie also ruhig auf Teid zurücklassen, ohne schlechtes Gewissen. Ich verabschiedete mich von den Katzen, wünschte ihnen alles Gute und neun glückliche zukünftige Leben und machte mich auf den Weg nach Gnosca hinunter. Der Weg ist auf der Landeskarte eingezeichnet, er führt über Caslaccio und Pedena nach Gnosca, und ich freute mich auf einen ruhigen, gemütlichen Abstieg. 

Ein ruhiger, gemütlicher Abstieg? Da hatte ich mich aber gründlich verrechnet !!!

Ich hatte die Wiese bereits verlassen und war schon im Wald, da hörte ich hinter mir ein langes Miaaaaauuuuuuu. Ich kehrte mich um und sah, dass mir die beiden Katzen gefolgt waren. Ich war  nicht übermässig beunruhigt, weil ich dachte, die würden doch sicher nach ein paar Dutzend Metern wieder umkehren. Weit gefehlt. Die zwei Katzen kamen einfach mit, als ob wir ein Dreierteam wären, und als ob wir das abgemacht hätten. Der Weg durch den Wald war für die Katzen beschwerlich, und ich musste oft auf sie warten. Vor allem die mit Kastanienstacheln übersäten Passagen fanden sie schwierig. 

Für die Katzenpfoten waren diese stacheligen Passagen eine Tortur, und die kleinen Biester machten mit ihren klagenden, vorwurfsvollen Miääääaaaauuuus keinen Hehl daraus, dass sie mich dafür verantwortlich machten, obwohl sie mir ja freiwillig nachgelaufen waren, und obwohl ich ihnen schon ganz am Anfang in Teid oben klar gemacht hatte, sie sollten doch bitte lieber dort oben bleiben. Aber eben, der Gerechtigkeitssinn ist eindeutig nicht der stärkste Charakterzug von Katzen, und darum hatten sie beschlossen, dass ich an allem und jedem schuld war, was ihnen auf dieser Wanderung von Teid nach Gnosca passierte. Das ging soweit, dass sie mir einmal, kaum hatte ich mich auf einen Stein gesetzt, auf beide Schultern sprangen und von mir erwarteten, dass ich auf diese Art mit ihnen über den kastanienstacheligen Waldboden weiterwanderte. Was ich auch tat - ich bin ja kein Unmensch.

Es gab aber auch Passagen, da waren sie mir voraus, die beiden Biester, und sie schienen das zu geniessen und waren stolz darauf, vor allem auf der Asphaltstrasse. 

Die beiden Katzen reagierten auf alles und jedes in ihrer Umgebung, auf jedes schwache, kaum wahrzunehmende Geräusch, auf jeden ungewöhnlichen Lichteinfall der Sonne, auf jeden ungewöhnlichen Schattenwurf der Pflanzen und Bäume, auf jede meiner Launen und auch auf jeden meiner Gedanken. Ich hatte das Gefühl, dass ich von den Katzen durchschaut wurde, dass sie sogar noch mehr über mich Bescheid wussten als Google. Das ist kein sehr angenehmes Gefühl, das kann ich euch ohne zu übertreiben sagen.

Ich konnte während unserem Abstieg von Teid nach Gnosca keine Bewegung machen, ohne dass Minouche und Manouche meine Bewegungen nicht bemerkt und kommentiert und entweder mit einem .....miauauauuuu.... akzeptiert oder mit einem .....miauäuuääääää.... kritisiert hätten.

Ich habe gelernt, dass es Dutzende von verschiedenen Miaus gibt. Es gibt verärgerte Miaus, drohende Miaus, jammernde Miaus, erfreute Miaus, ängstliche Miaus, gekränkte Miaus, beleidigte Miaus, manipulierende Miaus, schockierte Miaus, hungrige Miaus, belehrende Miaus, verliebte Miaus, erotische Miaus - die erotischen Miaus hörte ich von den beiden Biestern vor allem dann, wenn sie Hunger hatten und von meiner Wurst essen wollten.

Mit Katzen zu wandern ist unglaublich interessant. Manouche hatte zum Beispiel die komische Angewohnheit, zwischen meinen Beinen hindurch zu schlüpfen, wann immer es ging. Wenn das Gelände steil war und wir, die zwei Katzen und ich, nur langsam vorwärts kamen, wenn ich also einen langsamen Schritt vorwärts machte auf einen Absatz hinunter im Terrain, dann konnte Manouche es nicht lassen, noch ganz schnell zwischen meine Beinen hindurch zu schlüpfen, sodass ich wohl oder übel ins Stolpern geriet, weil ich ja mit meinen Bergschuhen nicht auf ihre Pfoten trampen wollte. Warum Manouche das ständig machte, ist mir immer noch ein Rätsel.

Immer wieder blieb Minouche stehen, bocksteifstill, und guckte in die Luft, als ob sie dort etwas sehen würde, was ich selber nicht sah. Das ärgerte mich, ist ja klar, oder? Wieso konnte Minouche, dieses ungebildete, kleine, haarige Biest, etwas sehen, das ich, Mong, der ich immerhin 6 Jahre in die Primarschule und 3 Jahre in die Sekundarschule gegangen war, nicht fähig war zu sehen? Ist doch nicht gerecht, oder?

Dass Minouche, die Katze, irgendetwas sah, was ich nicht sah, obwohl ich als Mensch doch ganz klar weiter entwickelt bin als es, dieses kleine, vierbeinige, haarige, ungehobelte und ungebildete Biest, machte mir mehr zu schaffen, als ich vor mir selber zugab, und während einer Pause neben der Asphaltstrasse, als die beiden Entspannungskünstler sich auf meinem Rucksack entspannten, dachte ich darüber nach und kam zum Schluss, dass Katzen keinen Unterschied machen zwischen Vorstellung und Realität. Wenn die Katzen in die Luft oder ins Leere starren, dann sehen sie etwas, das für uns Menschen unsichtbar ist. Aber den Katzen ist es total egal, ob das, was sie sehen, eine Halluzination ist oder Realität. Die Katzen sagen sich: "Wen kümmert's! Wo ist der Unterschied zwischen Halluzination und Realität?  Wir Katzen sehen Dinge, die dieser aufrechtgehende Zweibeiner mit dem komischen Namen Mong nicht sieht. Halluzination? Illusion? Hirngespinst? Katzengespinst? Realität? Wirklichkeit? Ist doch alles Hans was Heiri. Hauptsache, wir Katzen sehen etwas, was andere nicht sehen !!!"

Inzwischen waren wir an Pedena vorbeigewandert. Pedena ist eine Siedlung oberhalb von Gnosca, und bis Gnosca waren es nur noch ungefähr 100 Höhenmeter. Es sah so aus, dass die beiden kleinen Biester mich bis Gnosca und noch weiter begleiten wollten. Ich hatte sogar den Verdacht, dass sie sich entschlossen hatten, den Rest ihres Lebens mit mir zu verbringen, bei mir zu Hause. "Okay, okay, wenn es weiter nichts ist", sagte ich laut zu den beiden Viechern, "kein Problem, das können wir arrangieren."

Dabei fragte ich mich, ob der Fahrpreis für die zwei Katzen im Bus und im Zug in meinem GA inbegriffen war, oder ob ich für die beiden Biester extra bezahlen musste. Und überhaupt, was wird die Bus-Chauffeuse denken, wenn sie mich mit den beiden Biestern an der Haltestelle in Gnosca stehen sieht? Wird sie eventuell gar nicht anhalten? 

Ich werde natürlich durch die hintere Tür in den Bus einsteigen, das ist einfacher, und dann werde ich nach vorne laufen und der Chauffeuse erklären, dass ich ein GA hätte.

Aber die Katzen werden natürlich auch mit mir nach vorne laufen mit ihrem lauten, durchdringenden Miaaaäääuuuuu. Und am Ende würden die Katzen der Chauffeuse voraussichtlich auf die Schultern springen und ihre Ohrläppchen schlecken, so wie sie das bei mir auf Teid gemacht hatten. Und die Chauffeuse würde das als sehr angenehm empfinden und mir den Fahrpreis für die zwei kleinen Ohrläppchenschlecker schenken.

Es könnte sich aber auch anders abspielen. Was werden die Leute von Gnosca denken, wenn sie mich mit den zwei Biestern durch ihren Dorfkern laufen sehen? Würden sie uns drei triumphal empfangen, bravo bravo rufen und klatschen? Oder würden sie misstrauisch werden und mich für den Katzenfänger von Gnosca halten oder mindestens für einen Katzendieb, der nichts anderes im Sinn hatte als die Katzen bei sich zu Hause zu kochen und zu verspeisen? Würden die Leute von Gnosca der Polizei telefonieren, die mich und die beiden Katzen kurzerhand verhaften würde? In diesem Fall wäre es gut möglich, dass die Tessiner am nächsten Tag in ihrer Tageszeitung unter der Schlagzeile "Der Katzendieb von Gnosca" lesen würden:

"Endlich. Der Katzendieb von Gnosca ist gefasst. Die Untersuchungen laufen auf Hochtouren. Die Polizei vermutet, dass der Katzendieb, der sich als harmloser Wanderer tarnte, noch für weitere Katzendiebstähle in der Umgebung in Frage kommt. Der 65jährige Katzendieb befindet sich zur Zeit in Gewahrsam. Der bekannte Tierrechtsaktivist Erwin Kessler wird sich mit ihm befassen". 

So weit kam es nicht. Kaum waren die ersten Häuser von Gnosca in Sicht, haben es meine beiden treuen Begleiter vorgezogen, zu verschwinden. Ich war vorausgegangen, wie das seit Pedena von Zeit zu Zeit normal war, aber auf einmal hatte ich so ein komisches Gefühl, irgendetwas war nicht mehr so wie vorher, alles um mich herum war ein bisschen allzu ruhig. Ich drehte mich um, und ich sah niemanden mehr. Meine beiden treuen Begleiter waren nicht mehr da. Minouche und Manouche waren verschwunden, wie vom Waldboden verschluckt.

Ehrlich gesagt, ich hatte Mühe damit. Ich setzte mich auf eine Wurzel, schaute auf Gnosca hinunter und fragte mich, ob es möglich war, dass die beiden Biester, die mir während meiner Wanderung irgendwie ans Herz gewachsen waren, einfach umgekehrt und wieder nach Teid hinaufgestiegen waren. 

Ich stieg dann weiter ab nach Gnosca, und dann kehrte ich nach Hause zurück, aber  Minouche und Manouche liessen mir keine Ruhe.

Darum stieg ich zwei Tage später wieder hinauf nach Teid. Und, oh Wunder, genau wie vor zwei Tagen kam Manouche auf mich zugelaufen mit einem grellen Miiiiiäääääaaaauuuu und ass von der Wurst, die ich mitgebracht hatte und auch vom Nassfutter, das ich ebenfalls mitgebracht hatte. Aber Minouche war nicht da. Ich blieb vielleicht eine Stunde in Teid, suchte die Umgebung ab, aber Minouche tauchte nicht auf. Etwas enttäuscht machte ich mich auf den Weg zurück nach Gnosca.

Und es geschah ähnlich wir vor zwei Tagen. Ich hatte die Wiese bereits verlassen und war schon im Wald, da hörte ich hinter mir ein langes Miaaaaauuuuuuu. Ich kehrte mich um und sah, dass mir Manouche gefolgt war. Ja, diesmal wanderte ich also nur mit einer Katze von Teid nach Gnosca, aber immerhin: Eine Katze ist besser als gar keine, oder etwa nicht?

Ja, und dann wanderten Manouche und ich zum zweiten Mal die gleiche Strecke, über Stock und Stein und über Kastanienstacheln und über Asphaltstrassen und nach ungefähr einer Stunde geschah etwas, womit ich nicht gerechnet hatte:

Manouche und ich wanderten auf der Asphaltstrasse gegen Gnosca hinunter, als uns langsam ein Auto entgegenkam. Das Auto hielt neben uns an, die Fahrerin war eine schöne Frau, eine Tessinerin (Tessiner Frauen sind alle schön) (schon gut, schon gut, alle anderen Frauen auch), und sie fragte mich, ob ich Probleme hätte mit der Katze.

Ich sagte ihr, nein nein, von Problemen zu reden wäre übertrieben, es sei nur so, dass ich mir Sorgen machte um die andere Katze, die im Moment nicht dabei sei, und ich erzählte ihr die ganze Geschichte mit Minouche und Manouche.

Die Frau hatte meine Situation schnell begriffen. Sie fragte mich, ob ich Nàseri kenne. Ich nickte, Nàseri war ein Siedung ganz in der Nähe. Die Frau erklärte mir dann, dass es in der Gegend um Nàseri, wo sie zur Zeit wohne, viele wildlebende Katzen gebe, sie kenne nicht alle, aber sie sei ganz sicher, dass dieses wilde, kleine Biest neben mir eine wildlebende Katze sei, un gatto selvaggio (oder so ähnlich). Ich müsse mir keine Sorgen machen um meine beiden Katzen, weil sie von den Bewohnern von Nàseri gefüttert würden. Die Leute würden das Katzenfutter an bestimmten Stellen in der Gegend hinstellen oder auch direkt vor die Haustür. Diese Katzen würden freiwillig in der Wildnis leben, und sie wären nicht zu vergleichen mit den verwilderten Katzen (gatti randagi) im Tal oder in den Städten. Sie hätte diese Katze da neben mir zwar noch nie gesehen, sagte mir die Frau, aber sie könne mir garantieren, dass dieses kleine, wilde Biest eine wildlebende Katze sei. Ich fragte die Frau, wieso sie das mit Bestimmtheit sagen könne. Das sehe sie am Fell, antwortete die Frau, diese Katze neben mir habe ein Fell wie Seide. Wildlebende Katzen würden sich selber im allgemeinen sehr gut pflegen. Und dann wünschte die Frau uns  noch eine schöne Wanderung und fuhr weiter in Richtung Nàseri.

Manouche und ich wanderten weiter der Asphaltstrasse entlang.

Ich war erleichtert und beruhigt. Minouche und Manouche, die beiden sympathischen kleinen Biester, die mich vor zwei Tagen einen Nachmittag lang auf meiner Wanderung von Teid nach Gnosca begleitet hatten, waren halb integriert und halb wild, sie lebten freiwillig in der Wildnis, und sie wurden von den Leuten akzeptiert und betreut. 

Und als ob Manouche meine Erleichterung gespürt hätte, machte sie plötzlich einen Satz in den Wald hinein und verschwand im Gebüsch. Ich wartete noch eine Weile, aber irgendwie wusste ich: das kleine Biest hatte wieder den Rückweg genommen, zurück nach Teid und zu Minouche.

Es ist halt schon so. Katzen machen was sie wollen.

☼☁︎☂☆♡♬



Tourengänger: mong


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Kommentare (27)


Kommentar hinzufügen

danicomo hat gesagt:
Gesendet am 2. Januar 2016 um 23:46
229 photos....Wowww... ;-))
Happy new year, dear mong...
Dani

mong hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. Januar 2016 um 18:21
Hi Dani

Actually, I wanted to post not only 229, but 230 fotos.
But then I said to myself: "I can't do that. It would be too much."
;-))

Happy new year to you !!!
Thanks
mong

lobojack hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. Januar 2016 um 02:27
Hi,
vielleicht 220 davon auf eine Katzenseite posten?

Grüsse
L

mong hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. Januar 2016 um 02:39
Ja okay, warum nicht. Es müsste aber eine Wanderkatzenseite sein.

;-)

lobojack hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. Januar 2016 um 02:40
...das ist definitiv eine Marktlücke! :)

trainman hat gesagt:
Gesendet am 3. Januar 2016 um 00:28
Katzen haben schon etwas magisches an sich, ich habe auch schon so manche seltsame Szenen mit den Miezen erlebt. Aber eine Begleitung über eine so weite Distanz noch nicht!
Ein Gutes Neues Jahr wünscht
Trenomano

mong hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. Januar 2016 um 19:42
>Aber eine Begleitung über eine so weite Distanz noch nicht!

Es war auch für mich ein einmaliges Erlebnis. Zum Glück hatte ich eine Kamera dabei. Wenn ich für die Geschichte keine Fotos hätte, würde man mir die Geschichte vielleicht nicht so leicht abnehmen. Das könnte ich sogar verstehen, es ginge mir auch so.

Ebenfalls ein Gutes Neues Jahr
wünscht Dir
mong

tschiin76 hat gesagt: Der mal etwas andere Bericht...
Gesendet am 3. Januar 2016 um 10:12
...hat Spass gemacht zu lesen!
Danke!
LG

mong hat gesagt: RE:Der mal etwas andere Bericht...
Gesendet am 3. Januar 2016 um 19:01

>Danke!

Bitte, bitte !!! Gern geschehen.

LG mong

♬☼☆♫

Vielhygler hat gesagt: RE:Der mal etwas andere Bericht...
Gesendet am 3. Januar 2016 um 23:29
Danke!

Lakonisch humorvoll und sehr, sehr, sehr angenehm entschleunigend zu betrachten. Schon der auf Anhieb vielversprechende Fotoblock! Und die Kommentare...

Thanks again!

LG Andreas

mong hat gesagt: RE:Der mal etwas andere Bericht...
Gesendet am 4. Januar 2016 um 21:05

>sehr, sehr, sehr angenehm entschleunigend zu betrachten.

Hallo Andreas
Ich freue mich sehr über deine Zeilen, weil das so ein bisschen meine Absicht war, und weil du ja auch schon entschleunigende Berichte und Fotoserien gepostet hast. Wie hiess dein Bericht schon wieder? Ah ja, der Bericht hiess "Nur wer stillsteht, bewegt sich weiter! Eine Entschleunigung am Walchensee..." (habe eben nachgeschaut).

Thanks a lot
LG mong

Felix hat gesagt:
Gesendet am 4. Januar 2016 um 08:35
als Katzenliebhaber, Claro-Kenner (Berg und Dorf) ein "gefundenes Fressen" - in der bekannt eigenwillig-originellen und erfrischenden Art ;-)

Danke - und viel Glück im 2016!

lg Felix

mong hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. Januar 2016 um 21:47

Vielen Dank, Felix, auch fürs Lesen und Anschauen.

Ich wünsche dir ebenfalls viel viel Glück im neuen Jahr mit vielen tollen Wanderungen.

Lieber Gruss
mong

♬☼☽☾☆♬

GQ824VS hat gesagt:
Gesendet am 4. Januar 2016 um 22:29
Was für ein schöner Bericht, hat mich sehr gefreut, den muss man einfach mehrmals lesen... Wünsche Dir auch alles Gute im Neuen Jahr und noch viele tolle Touren und Berichte.
Liebe Grüsse
Roger

mong hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. Januar 2016 um 23:33
Vielen Dank, Roger, für dein schönes Feedback.

Ich wünsche dir ebenfalls viel viel Glück im Neuen Jahr,
tolle Touren mit weiterhin tollen Fotos und Berichten.

Lieber Gruss
mong

♬☼☆☃♫

scan hat gesagt:
Gesendet am 6. Januar 2016 um 16:52
da werde ich gleich richtig melancholisch, bin mit zwei Katzen (mit Freilauf) groß geworden, die haben mich quasi 16 Jahre lang begleitet.

Daß zwei Katzen einen fremden Menschen eine so weite Distanz folgen, ist ungewöhnlich, macht aber im Kontext, daß es Wildkatzen sind, wieder Sinn. Die haben einfach ein größeres Revier als Hauskatzen mit Auslauf.

Jedenfalls nette und schöne Bilder und ein toller Bericht.


mong hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. Januar 2016 um 00:33

>Die haben einfach ein größeres Revier als Hauskatzen...

Das ist ein sehr interessanter Gedanke. Es wäre eine Erklärung dafür, dass die beiden wildlebenden Katzen kurz oberhalb des Dorfes Gnosca wieder umgekehrt sind. Vielleicht wären sie kurz oberhalb von Gnosca in das Revier der Katzen von Gnosca eingedrungen. Aus diesem Grunde haben sie es bevorzugt, wieder nach Teid hinauf zurückzulaufen.

Danke
Gruss
mong

Parlando2 hat gesagt: Wanderkatzenbericht
Gesendet am 20. Januar 2016 um 08:36
Herzlichen Dank für den amüsanten Wander(Katzen)Bericht, die Fotos und Kommentare! - Ich habe mich gekugelt vor Lachen... :)

mong hat gesagt: RE:Wanderkatzenbericht
Gesendet am 20. Januar 2016 um 23:02
Herzlichen Dank für dein schönes Feedback. Die beiden etwas ungewöhnlichen Katzen haben es mir leicht gemacht, einen etwas ungewöhnlichen Bericht zu schreiben ;-))

Viele Grüsse
mong

Thuner2009 hat gesagt: Wandern mit Katzen
Gesendet am 27. Februar 2016 um 11:21
Lieber Mong

Sehr schöner Bericht. Wenn man Wandern/Hiken mit Katzen systematisch betreibt, sieht es so aus:
https://www.instagram.com/boltandkeel/

Thuner2009 hat gesagt: PS
Gesendet am 27. Februar 2016 um 16:41
Und hier noch wie es dazu gekommen ist:
https://boltandkeel.wordpress.com/about/

mong hat gesagt: RE:PS
Gesendet am 27. Februar 2016 um 21:46

Lieber Thuner2009

Super !!! I guess you and your cats Bolt & Keel are unique on the Internet. I've never seen anything like this before. This could be the beginning of a new trend in hiking: "Hiking with Cats" ;-))

Ich habe eure Berichte und Fotos vorerst nur ein wenig überflogen. Ich werde sie aber alle lesen. Ich werde mich bei Instagram anmelden fürs FOLGEN.

Vielen herzlichen Dank für euer schönes Feedback
VG mong

mong hat gesagt: RE:PS
Gesendet am 30. März 2016 um 19:40
Wandern mit Katzen: Neues von Bolt & Keel
⬇︎☟⬇︎
/www.youtube.com/watch?v=BuVED1KB488

Thuner2009 hat gesagt: RE:PS
Gesendet am 31. März 2016 um 14:16
Lieber Mong

Katzen sind einfach unschlagbar.
Wenn wir doch nur einen Bruchteil ihrer Fähigkeiten hätten!

LG Thomas

mong hat gesagt: RE:PS
Gesendet am 5. Oktober 2016 um 02:30
> Wenn wir doch nur einen Bruchteil ihrer Fähigkeiten hätten!

...dann hätten wir unseren Planeten im Griff.

♬♫♬

iuturna hat gesagt: Auch Hunde...
Gesendet am 8. Januar 2017 um 17:29
...wandern freiwillig. Toller Bericht! Er erinnert mich an ein Erlebnis. Als ich ein Kind war, machten wir Ferien auf der Insel Rhodos. Eines Abends wanderten wir vom Hotel in eine nahe Bucht um dort zu essen. Auf Rhodos gab es viele wild lebende Hunde und Katzen, die von der Bevölkerung akzeptiert wurden. Auf unserer Wanderung begleitete uns ein schöner dunkelbrauner Jagdhundmischling. Kurz vor dem Restaurant setzte er sich auf eine Klippe und schaute aufs Meer. Die Leute im Restaurant erklärten: "Ja, das ist Aris. Er kommt jefen Abend hier her und sieht sich den Sonnenuntergang an."

mong hat gesagt: RE:Auch Hunde...
Gesendet am 8. Januar 2017 um 21:35
Sehr schönes Erlebnis! Wir machen uns immer feste Vorstellungen darüber, was ein Tier ist. Dabei wissen wir nicht allzu viel, was zum Beispiel in einem Hund vorgeht - von den Katzen ganz zu schweigen ;-)


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