Cima d'Aspra (1848 m) - Logenplatz über der Riviera
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Der Tessin war in letzter Zeit ja nicht so vom Wetter begünstigt wie es seinem Ruf entsprochen hätte, doch an diesem Tag sollte er den Norden ausstechen – meinte zumindest meteo am Abend zuvor. Er sollte sich also lohnen, der Trip in den Süden. Das Ziel nach Möglichkeit nicht allzu weit von Bellinzona entfernt und Neuland für mich.
Die Cima d'Aspra kam mir dabei in den Sinn, über die ich erst vor kurzem einen aktuellen Bericht gelesen hatte (blepori hatte sich 5 Wochen zuvor mit Schneeschuhen durch Neuschnee in 5½ Stunden bis zum Gipfel
hochgemüht). Doch dieser Schnee sollte in der Zwischenzeit weitgehend dahingeschmolzen sein. Auch die Wegfindung sollte problemlos sein. Einziger Nachteil: Gnosca, der Ausgangspunkt, ist am Morgen (für mich) nicht besonders gut erreichbar – normalerweise. Doch an diesem Morgen war mir beim Umstieg in St. Gallen der Anschlusszug vor der Nase davon gefahren und ich musste stattdessen ab ZH den EC nehmen. Der aber erreicht Bellinzona erst eine halbe Stunde später, doch damit gerade passend für den Bus nach Gnosca.
Freilich war mein Start von dort kurz vor halb 11 Uhr reichlich spät angesichts einer Höhendifferenz von 1600 m, doch ich war zuversichtlich dies auch ohne Hast in rund 3,5 h schaffen zu können.
In Gnosca musste ich zunächst ein wenig suchen, wo der markierte Weg beginnt. Im Tessin üblicherweise ja in der Nähe der Kirche. Doch der einzige Kirchturm, den ich zunächst erblickte, entpuppte sich als zu einem Kirchen-Relikt aus dem 12ten Jahrhundert gehörend. „Meiner“ und der Startpunkt befanden sich etwas weiter nördlich jenseits der Brücke über den Riale di Gnosca.
Im ersten Drittel des Aufstiegs ist der Steig recht ruppig, also Tessin-konform, danach wird er angenehmer begehbar, wenn auch häufig mit viel Laub überdeckt und über weite Strecken recht steil. Bis kurz vor der Alp Nàseri überquert er mehrmals das bis zu dieser Alp hochführende Fahrsträsschen.
Während des Aufstiegs wird zunächst Laubwald durchquert, dann Nadelwald, darauf wieder Laubwald und speziell einige Birkenwäldchen, teils dichter teils aufgelockert. Bis kurz vor dem Gipfel ist dadurch auch der Ausblick eher eingeschränkt, die Passagen durch die Alpen, speziell die weitläufige von Nàseri, einmal ausgenommen. Auch der direkt gegenüberliegende mächtige Gebirgszug des Pizzo di Claro, einer meiner Lieblingsberge, „il Re“, wird als ständiger Begleiter wahrgenommen.
Dass unterwegs auch eine Vielzahl von verfallen(d)en Alphütten passiert wird, muss fast nicht erwähnt werden – im Tessin allgegenwärtig.
Doch wenn man erst einmal das Kreuz erreicht hat (wenige Meter unterhalb des eigentlichen Gipfels und in exponierterer Position) welch ein Logenplatz ist das! Und obwohl heute es viel Wind und Wolken hatte, auf dem angenehmen Rasengipfel war davon kaum etwas zu spüren.
Beim Kartenstudium während der Zugfahrt am Morgen war mir der Verbindungsgrat hinüber zum Gaggio aufgefallen, auch dass die Karte Wegspuren verzeichnete. Obwohl es zuviel für diesen Tag sein würde und darüberhinaus hier auch noch Schnee lag, ein kurzes Stück bis zum Vorgipfel der Cimetta wollte ich doch noch versuchen.
Nach ausgiebiger Mittagsrast deshalb vom Gipfelgrat 50 hm hinab zum Satttel und dann auf der gegenüberliegenden Seite wieder hinauf. Eigentlich sah es grundsätzlich machbar aus. Doch das Stapfen durch den Schnee in diesem steilen Gelände und das stellenweise dichte Unterholz machten den Aufstieg mühsam und zeitraubend. Etwas oberhalb der Hälfte liess ich des drum gut sein für heute und kehrte wieder zur Cima zurück.
Da es mittlerweile auf 4 Uhr zuging hatte sich auch Stimmung verändert: Die umliegenden Berge wirkten noch eindrücklicher als zuvor. Eine weitere Pause um dies auch gebührend zu geniessen, war daher ein unbedingtes Muss.
Danach noch der Abstieg: In zwei Stunden war auch dies geschafft.
Die Cima d'Aspra ein wirklich schönes Ziel, speziell auch jetzt am Beginn der Saison wegen der absolut betrachtet geringen Gipfelhöhe, dennoch aber nicht ohne Anspruch infolge der doch beträchtlichen Höhendifferenz. Zudem nicht überlaufen: zumindest bei meinem Besuch war es sogar ausgesprochen einsam – auf der gesamten Strecke ist mir nicht ein einziger Mensch begegnet.
Im übrigen ähnelt diese Tour in vielen Gesichtspunkten derjenigen zur nahegelegenen Cima di Visghed, die ich im Vorjahr ebenfalls zu Saisonbeginn unternommen hatte – auch sie sehr empfehlenswert.
Meine Gehzeiten (netto):
Gnosca – Gipfel Cima d'Aspra: 3h15
Abstecher Richtung Cimetta-Antecima: 0h45
Gipfel Cima d'Aspra - Gnosca: 2h00

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