3000er über St. Moritz


Publiziert von Delta Pro , 11. Oktober 2014 um 22:16.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum:10 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 1220 m
Abstieg: 2420 m

Acht 3000er, viele abwechlungsreiche Grat, einsame Gipfel, wechselhaftes Wetter - Bergsteigen über St. Moritz

"Potz Piz" hatte Tobi seine Traverse der 3000er über St. Moritz benannt, die vor zwei Jahren tatsächlich die erste Hikr-Beschreibung dieser Berge war, obwohl man praktisch auf sie heraufgondeln kann. Gut, Pelzmäntel und Champagner-Gläser passen halt nicht ganz zu diesen Schutthaufen... Falls es gelingt alle 3000er aneinander zu hängen, ergibt sich eine durchaus lohnende Tour mit vielen spannenden Abschnitten, einsamen Gipfeln und besten Aussichten in alle Richtungen. Für mich war die Tour durch ein gewisses Unverhältnis von Reise (8.5 Stunden) und Tourenzeit (knapp 6 Stunden) geprägt. Aber wieso nicht mit einem guten Buch ins Engadin fahren und zwischendurch etwas bergsteigen?
Die Anforderungen bei dieser Grattour überschreiten T5 eigentlich nirgends. Im Gegensatz zu Tobis Bewertung nehme ich aber noch das "WS" (gemäss SAC-Führer) rein, da die Charakteristik in gewissen Abschnitt doch hochalpin ist, und Seilsicherung zumindest möglich wäre.


Wenn man diese Tour als 1-Tages-öV Ausflug macht, kommt man fast nicht drum herum die Aufstiegshilfen zu benutzen um den Ausgangspunkt zu erreichen. Ziemlich skeptisch gondle ich mit nur einem anderen Touristen auf den Piz Nair: In der Nacht hat es geregnet, über 3000 m.ü.M. sogar etwas geschneit. Dazu bläst ein stürmischer Wind, der immer wieder Wolkenfetzen über meine Gipfel treibt - diesen Sommer bleiben mir die richtig guten Tourentage einfach verwehrt... Als ich vom Piz Nair über den Grat zum Term da la Pesch wandere, reisst es aber immer mehr auf und beim Aufstieg zum Piz Schlattain zeigt sich schon die Sonne. Ich packe den Gipfel direkt über den Grat an, der stellenweise ziemlich exponiert ist (II). Und da auch nicht jeder Stein fest sitzt, zeigt mir der Berg gleich zu Beginn der Tour, dass nun Konzentration angesagt ist. Abstieg auf einem Pfad knapp unterhalb des Grates in der Südflanke (T3).
Über einen Geröllhang und dann links in einer Rinne kraftraubend zum W-Grat des Piz Grisch und auf diesem in leichter Kraxelei auf den Gipfel (T5-). Beim Abstieg zur Fuorcla Persa werde ich etwas zu weit in die Nordflanke abgedrängt, wo Neuschnee liegt und die Felsen aufgrund der Flechten sehr rutschig sind. Hält man sich an den Grat, wo der Wind alles abgetrocknet hat, geht's aber besser (T5). Anstieg zuerst einfach, am Schluss mit etwas Kletterei zu Pt 3060 im SE-Grat des Piz Corviglia. Dank Tobis Beschreibung weiss ich, dass man nicht dem sehr exponierten Grat folgen muss, sondern knapp rechts unterhalb der Felsen queren kann. Eine kurze Passage ist recht feingriffig (evtl umgehbar), der Rest ist erstaunlich gutmütiges Gehgelände (T5). Nicht zu früh zum Grat aufsteigen, da man sonst auf dem Vorgipfel landet.
Vom Piz Corviglia ohne Probleme über den Grat und zum W-Gipfel des Piz Glüna, ein nicht kotierter, aber durchaus eigenständiger Berg mit Gipfelbuch (je ein Eintrag pro Jahr seit 2010). Der Übergang auf den Hauptgipfel des Piz Glüna ist etwas schwieriger. Durch steiles Geröll in die Scharte und über Platten in schönem Aufstieg zu einem Aufschwung. Dieser wird leicht rechts der Kante durch eine schmale, etwas exponierte Rinne (T5, WS, II) geknackt. Dann einfach zum höchsten Punkt. Um Zeit zu sparen (kurzes öV-Fenster!) steige ich zurück in die Scharte und erreiche durch die Geröllrinne schnell die südseitigen Schutthalden. Somit kann ich den komplizierteren Abstieg von Tobi vermeiden. Unterhalb der Felswände queren zur Fuorcla Saluver. Der W-Grat des Piz Saluver sieht ziemlich wird aus, ist aber ohne grössere Probleme zu begehen. Besonders die ersten Aufschwünge bieten schöne Kletterei in gutem Fels (T5, WS, II). Weiter oben bewegt man sich meist in Rinnen etwas neben dem Grat. Eine klare Routenführung gibt es nicht. Ich erreiche den SW-Gipfel und steige nordseitig etwas in die Geröllmulde ab um den höchsten Punkt auf Trittspuren zu erreichen.  
Der SAC-Führer äussert sich reichlich unspezifisch zum Verbindungsgrat zwischen Piz Saluver und Piz Marsch. Es gibt zwei ziemlich hohe Stufen, die nur schwierig direkt zu begehen sind, und deshalb Umgehungen fordern. Ich folge dem Grat einige Meter bis zu einem Einschnitt, in den man mit einigen Turnübungen klettert. Da die Nordflanke Neuschnee aufweist, steige ich nach links (W-Flanke) ab und kann so auf Geröllbändern die erste Stufe einfach umgehen. Dann auf dem Grat oder leicht rechts davon bis zu einem Felskopf. In der Scharte vor diesem ebenfalls in die W-Flanke, die hier ziemlich schuttig und steil ist. Sobald wie möglich über ein kurzes, aufwärtsführendes Band zurück zum Grat. Auch der Aufstieg aus dem tiefsten Punkt zwischen den beiden Gipfeln erfordert etwas Kletterei (II). Dann einfach über Geröll zum Vorgipfel und über den kurz ausgesetzten Grat zum Piz Marsch, der wohl ebenfalls sehr selten Besuch erhält.
Nach einer kurzen Rinne durch die feinen Geröllhänge des Piz Marsch rasend schnell bergab und zur Fuorcla Marscha. Gegenanstieg zum lohenden Aussichtsgipfel des Cho d'Suvretta, der nur am Schluss ein wenig Kraxelei erfordert (T4). Möglichst direkt steige ich vom Gipfel durch steiles Gras ins Vallun Marscha ab und durch angenehmes Wiesen-Gelände zum Wanderweg des Suvrettapasses. Nun beginnt das lange (fast 8km) Auslaufen durchs Val Bever. Die wunderschönen Herbstfarben versüssen aber den Weg und ohne Eile erreiche ich den angestrebten Zug in Spinas.


Durchgangszeiten:
Piz Nair: 10.00
Piz Corviglia: 11.40
Piz Saluver: 13.10
Cho d'Suvretta: 14.05
Spinas: 15.45
 


Tourengänger: Delta


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