Schwarz Tschingel - Chli Chärpf - Gross Chärpf - Matzlengrat


Publiziert von Bergamotte , 1. September 2013 um 19:08.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:31 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Chärpfgruppe 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1850 m
Abstieg: 1850 m
Kartennummer:1147 Elm (R. 935, 939, 943a, 943b, 902)

DIE dominante Erscheinung im Glarnerland bilden nicht etwa Tödi, Clariden und Vrenelis Gärtli. Nein, es ist der Gross Chärpf, der aus dem ganzen Linthal sichtbar ist und das Glarner Unterland abschliesst. Er gehört ins Portefeuille jedes glarophilen Berggängers. Nachdem wir letzten Winter aufgrund der Lawinensituation kurz vor dem Ziel die Waffen strecken mussten, bildet der heutige Spätsommertag den idealen Rahmen. Und wie meist in letzter Zeit pimpe ich auch diese Unternehmung zu einer umfassenden Rundtour auf.

Die Strecke ab Stausee Garichti (1645m) das Niderental hoch bedarf keiner Erläuterung. Man folgt einfach den Wegweisern Richtung Wildmadfurggeli bzw. Elm. Alternativ könnte man auch über Widerstein / Vorder Matt aufsteigen. Irgendwo bei P. 2135 verlässt man das markierte Gelände und zieht östlich an den Schwarzchöpf vorbei nach Wildmad. Über einen angenehmen Grasrücken erreicht man alsbald den Gipfelaufschwung des Schwarz Tschingel, wo sich drei Varianten aufdrängen. Ich wähle die Normalroute durch die Rinne. Anschliessend folgen wenige Meter auf dem Südostgrat und man steht bereits auf dem Schwarz Tschingel (2426m). Obschon im Büchlein von 1996 noch Platz vorhanden ist, erhält der Gipfel von Einheimischen durchaus regelmässig Besuch.

Nach dem Abstieg über den Südwestgrat kann in relativ direkter Linie der Chli Chärpf angepeilt werden. Das Blockgelände lässt sich erstaunlich einfach begehen, bei Bedarf auch in den Flanken (T3-T4). Vom letzten Felskopf vor der Nord(ost)flanke lässt sich der weitere Routenverlauf ideal einsehen. Die Flanke selber löst keine Begeisterungsstürme aus: lange feucht daher schmierig (Nordexpo), instabiles Schutt-/Schroffengelände. Selbst grössere Brocken lösen sich bei geringer Belastung. Technische Schwierigkeiten und Exponiertheit halten sich hingegen in Grenzen (T5). Wo genau man schliesslich den Ostgrat erreicht, spielt keine grosse Rolle. Oben bin ich einfach froh, wieder auf trockenem und griffestem Fels zu stehen. In wenigen Minuten quere ich zur Chärpfscharte (2649m) rüber und steige zum Chli Chärpf (2700m) hoch.

Anschliessend unter leichtem Höhenverlust von der Chärpfscharte in den Sattel nördlich von P. 2612 traversieren. Normalweise quert man nun westwärts, um über einen Durchschlupf den SW-Grat zu erreichen (R. 943a). Das ist unlogisch. Direkter sind die Varianten durch die Süd(ost)flanke. Man steigt vom Sattel direkt das Geröllfeld hoch und wählt einen der beiden Kamine. Der Linke (R. 943b) führt auf den SW-Grat, wo man auf R. 943a trifft, der Rechte auf den Südostgrat (Variante Schlomsch, s. *hier). Ich entscheide mich für den Linken, das ist typische T5-Kraxelei, es wären auch drei Sicherungsstangen installiert. Der Einstieg in den Kamin ist übrigens auch von oben kaum zu übersehen. Nun sporadischen Trittspuren folgend (oder auch in freier Routenwahl), teils in leichter Kletterei, auf den Gipfel des Gross Chärpf (2794m). Das Panorama hier oben wäre ja eigentlich sehr umfassend, doch die Wolken spielen nicht mit. Unübersehbar hingegen die Menschenmassen, welche sich mittlerweile auf dem kleinen Bruder tummeln.

Der Fortbildung wegen wähle ich im Abstieg die Normalroute über den SW-Grat (R. 943a). Man achte auf Wegspuren und Steinmannli. Trotzdem übersehe ich prompt den ersten Durchschlupf und verliere unnötig an Höhe. Von der Chärpfscharte folgt der mühsame Abstieg Richtung Leglerhütte (2273m). Ein paar zusätzliche Markierungen wären kein Luxus. Unterwegs überhole ich zwei Jungs, die ohne Karte und Routenbeschrieb gen Gross Chärpf zogen. In der Scharte waren sie mit ihrem Latein dann am Ende. Gut dass sie es nicht über die offensichtlichste Route - die Nordkante - versucht haben...

Allen, die noch etwas Pfupf in den Beinen haben, empfehle ich für den weiteren Abstieg den Matzlengrat statt des drögen Niderentals. Ab Sunnenbergfurggele (2212m) bzw. etwas danach überschreitet man in stetigem Auf und Ab den (meist) sanften Gratrücken. Auf den Sunnenberg (2222m) folgt der Matzlengrat mit seinen zwei prägnanten Felsköpfen. Diese lassen sich dank Fixseil und Eisenbügel erstaunlich einfach überqueren (T4) - oder in der Flanke umgehen. Als letzter Gipfel des Tages wartet der Matzlenstock (1953m), der sich ab gleichnamiger Furggel in wenigen Minuten erreichen lässt. Ein wildromantischer Gamspfad verbindet den (höheren) Vorgipfel mit dem Hauptgipfel. Wer's bequem mag, steigt nun zurück in die Furggelen. Denn die Alternativ ist nicht mehr romantisch, sondern nur noch wild. Durch brusthohe Farne und Erlenstauden ziele ich in direkter Linie zum Wanderweg runter. Am Stausee noch rasch einen Sprung ins kalte Wasser und fertig ist meine gelungene Chärpfrunde.


Zeiten
2:15  Schwarz Tschingel
1:25  Chli Chärpf
0:50  Gross Chärpf
1:25  Leglerhütte
1:35  Sunnenberg - Matzlengrat - Matzlenstock - Garichti (Turbo)

Tourengänger: Bergamotte


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Geodaten
 17701.gpx Chärpf-Runde

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Kommentare (5)


Kommentar hinzufügen

Primi59 hat gesagt: Kärpfrunde
Gesendet am 2. September 2013 um 13:34
Hallo Bergamotte
darf ich dich ganz frech fragen, warst du der junge Mann der morgens um 7.00 mit der Bahn nach oben gefahren bist? mit Seil und Pickel...

Gruss
Priska

Bergamotte hat gesagt: RE:Kärpfrunde
Gesendet am 2. September 2013 um 15:03
Sali Priska

Frech fragen ist erlaubt, solange die Absicht nicht frech ist... Aber ja, das war wohl ich, bloss ohne Seil.

Gruss

justus hat gesagt:
Gesendet am 2. September 2013 um 19:26
Eine schöne Runde hast Du da gemacht.

Bist du sicher, das Du auf den Westgrat vom Chlichärpf aufgestiegen bist? Weil der ist eigentich begehbar. Vom Schwarz Tschingel ist es wahrscheinlich der Ostgrat, den ich nicht kenne. Schade das er nicht begehbar zu sein scheint, das hätte eine schöne Tour von den Gandstöcken aus ergeben.

ciao
/justus

PStraub hat gesagt: Ost-"Grat"
Gesendet am 2. September 2013 um 20:24
Ich habe das hier ansatzweise gemacht. Nicht zur Scharte, aber auch nicht ganz direkt hinauf. Letzteres dürfte noch heikel sein.

Bergamotte hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. September 2013 um 21:43
Völlig richtig, danke für den Hinweis.

Beste Grüsse


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