Überschreitung Gross und Chli Kärpf


Publiziert von cardamine , 27. Oktober 2021 um 00:16.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:25 September 2021
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Chärpfgruppe 
Zeitbedarf: 8:45
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:13 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Schwanden GL - Obererbs, Skihütte
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bergstation Mettmen - Kies Talstation - Schwanden GL
Unterkunftmöglichkeiten:Leglerhütte (2273 m)

Eine abwechslungsreiche und abenteuerliche Überschreitung mit ÖV-Unterstützung! Will man die öffentlichen Verkehrsmittel zur Verkürzung der Tour nutzen, hat man für diese Überschreitung ein Zeitfenster von 9 Stunden. Angesichts der Höhenmeter und Strecke sollte das eigentlich gut zu schaffen sein, insofern man nicht zu lange am Gipfel oder auf der Terrasse der Leglerhütte hockt ;-)
Der Gross Kärpf war eine positive Überraschung. Aufgrund des Warnschildes über Felsabbrüche am Beginn der Tour hatte ich ein rechtes Schuttgewühle erwartet, wir fanden dann aber eine recht genussvolle Kraxelei in solidem Fels.

Mit dem ersten Postauto fuhren wir hoch zur Skihütte Obererbs, die Strasse ist für PKW gesperrt. Dort folgen wir dem blauen Wegweiser Richtung Chli Kärpf. Der Wegverlauf ist nicht so klar erkennbar, die Kühe haben den Sommer lang hier kreuz und quer Trampelpfade gebaut. Die blauen Markierungen sind auch nicht mehr ganz frisch. Hinter dem Rotstock verlassen wir den Weg. Eigentlich wollten wir die Route über den „Vorbau“ versuchen, aber eine kurze Unterhaltung mit zwei Elmern liess uns von diesem Plan abkommen. Die Aussage, dass er von den über 40 Besuchen auf dem Kärpf nur "einmal und nie wieder" diese Route gemacht hat, liess uns vermuten, dass sie wohl nicht so toll ist... Durch grossblockige Gelände queren wir unter der Südflanke des Gross Kärpf hinüber zum Pass bei P.2515. Steinmännchen fanden wir keine, die Richtung ist aber logisch. Unterwegs fanden wir dank den beiden Elmern noch ein geologisches Highlight, einen freischwebenden Felspfeiler, auf den man kraxeln kann. Hinter dem Pass mit Gedenktafel liegen zwei kleine Seen mit herrlichem Blick auf den Hausstock. Etwas oberhalb der Seen finden wir Wegspuren, die zu einer geröllgefüllten Rinne führen. Durch diese gelangt man auf den Gipfelaufbau. Über ein paar Felsstufen kraxeln wir auf ein kleines Plateau, das von einem auffälligen hellen Felsabsatz begrenzt wird. Über diesen Absatz gelangen wir auf ein steiles Geröllfeld unterhalb des felsigen Gipfelkopfs. Eine gute Spur führt durch das Feld zum Einstieg in die Wand. Wir durchklettern zunächst einen Kamin (II) mit Sicherungsstange am Ausstieg, dann geht es über gut gestufte Felsen (II) hoch zum Fixseil, das den Ausstieg auf den kurzen Gipfelgrat erleichtert.

An den beiden schwierigeren Kletterstellen gäbe es Stangen zum Abseilen. Die Rinne mit der Sicherungsstange kann man auch auf einem sehr exponierten Band an der Kante umgehen, ein Steinmann weist auf den Einstieg hin. Nach der unteren Geröllrinne queren wir den Schutthang hinüber zu P.2611. Ein Abstecher auf den "Gipfel" lohnt sich, von dort kann man ein schönes Foto von Gross und Chli Kärpf zusammen machen. Danach queren wir auf einem Band in der Kärpf-Ostwand hinüber zur Kärpfscharte. Von dort steigen wir über den blauen Alpinweg zum Chli Kärpf auf. Hier gibt es zwei Varianten: Entweder direkt über eine steile Felsstufe mit Kette oder etwas nach rechts queren und durch eine Rinne auf das Gipfelplateau aussteigen.

Wider Erwarten folgt nun der schwierigste Teil der Tour, denn der Abstieg führt über die vereiste Nordseite. Immerhin gibt es viele Ketten und Eisenbügel, aber heikel ist es bei den Verhältnissen trotzdem. Zum Schluss kommt noch eine 10 m lange senkrechte Wand mit Eisenbügeln, die für kleine Personen leider etwas weit auseinander liegen. Nach der Leiter geht es entspannter weiter über den aussichtsreichen Gratrücken des Unter Kärpf zur Leglerhütte. Leider reichte die Zeit nicht mehr aus, um auf der Terrasse den Tödiblick zu geniessen, denn wir wollten unbedingt die letzte Bahn erwischen. So nehmen wir den schnellsten Abstieg Richtung Mettmeralp. Ab der Kärpfbrugg führt ein breiter Schotterweg zum Stausee Garichti. So erreichen wir gerade noch rechtzeitig die Seilbahn nach Kies und den Anschlussbus nach Schwanden.

Tourengänger: Toni Montaña, cardamine


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