Kampenwand Ostgipfel (1.664 m): Überschreitung mit Abstieg über den Ostgrat


Publiziert von Ovidam , 9. Oktober 2012 um 09:59.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Chiemgauer Alpen
Tour Datum: 6 Oktober 2012
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K1 (L)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 300 m
Abstieg: 1050 m
Strecke:Bergstation Kampenwandbahn - Kampenwand - Ostgrat - Steinlingalm - Aschau
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Ab München über die A8 bis zur Ausfahrt Frasdorf und von dort weiter bis Aschau im Chiemgau und dort zur Talstation der Kampenwandbahn. Mit dieser zur Bergstation fahren.
Unterkunftmöglichkeiten:An der Bergstation der Seilbahn bietet die Sonnenalm Übernachtungsmöglichkeiten.

"I gang' so gern auf'd Kampenwand, wann I mit meiner Wamp'n kannt." Ein Bericht über die Kampenwand muß einfach mit diesem Spruch beginnen :-). Also: wir konnten an diesem wunderschönen Samstag mit unserer Wamp'n und es war herrlich.

Warum aber eigentlich noch ein Bericht über die vielbeschriebene Kampenwand? Vielleicht weil der hier beschriebene Abstieg über den weitestgehend unmarkierten sogenannten "Ostgrat-Klettersteig", ein Mini-Klettersteig, trotz aller Menschenmassen, die von der Steinlingalm zum Gipfel und wieder zurück pilgern, immer noch ein Geheimtip ist, der sich lohnt und den ich an andere Hikrs weitergeben möchte.

Ich gehe ja immer wieder gerne hinauf, von allen Seiten und auf alle Zinken des "Kamms". Mal von Aigen zu Fuss, mal kletternd die Überschreitung, und diesmal mit Resten einer Erkältung auch gerne mal unter Zuhilfenahme der Seilbahn.

Also gegen 11 Uhr Ankunft an der Talstation der Kampenwandbahn in Aschau im Chiemgau. Stau am Parkplatz, dann 20 Minuten warten an der Seilbahnkasse. Bei herrlichem Wetter kein Problem. An der Bergstation den Menschenmassen auf dem Panoramaweg folgen zur Steinlingalm (ca. 20 Minuten). Kurz vor derselben rechts abbiegen auf einen Trampelpfad und dann auf dem Weg (so man den als solchen bezeichnen kann) über viel speckiges Gestein in Serpentinen hinauf zur Schlechinger Scharte. Hier waren es glücklicherweise schon viel weniger Leute. Dabei klare Sicht, daher atemberaubender Blick auf den Chiemsee.

Weiter nach links in die beeindruckenden Kaisersäle und durch diese immer wieder mit leichten Kraxelstellen Richtung Ostgipfel. Am Ende - den Gipfel schon fest im Blick - nochmal links etwas absteigend auf einem Band an der Nordseite des Gipfels entlang (hier wurde die Kette durch ein Drahtseil ersetzt) und dann nochmal leicht kraxelnd und zuletzt über eine Brücke hinauf zum herrlichen 12 m hohen Chiemgaukreuz (das größte Bayerische Gipfelkreuz erinnert an die Gefallenen der beiden Weltkriege). Bis hierher ab Bergstation der Seilbahn ca. 1 Stunde 15 Minuten. Hier oben hatte es doch einige Leute, aber es war erträglich, zudem zahlreiche hungrige Bergdohlen und einen Wahnsinnsblick nach Norden zum Chiemsee und nach Süden in die Hohen Tauern, Zillertal, etc.

Nach der Gipfelrast kommt die Abstiegsvariante: nur ganz kurz auf dem Gipfelgrat zurück und bereits vor dem oben beschriebenen gesicherten Band an einem großen Felsblock nach rechts statt nach links (Markierung kaum sichtbar). Hinter dem Felsblock sieht man das Drahtseil und bereits den gesamten ca. 15 Meter hohen Klettersteig. Diese Abkletterstelle ist der schwierigste Teil und wäre ohne Drahtseil mit ca. II+ zu bewerten. Vorsicht: Steinschlag und Drahtseil am Ende locker! Hier folgten uns einige andere Leute, ansonsten waren wir quasi allein auf dem gesamten Abstieg bis zur Steinlingalm.

Jetzt immer dem Trampelpfad nach, teilweise durch dichte den Weg überwachsende Latschen und über einige kleine Schrofen hinab auf dem Ostgrat. Keine Markierungen (aber an einem Baum für die Aufsteigenden 2 Schilder mit Hinweis auf den Ostgrat-Klettersteig), der Weg ist auf manchen Karten schwarz gestrichelt eingezeichnet, auf anderen gar nicht. Nach ca. 20 Minuten schwenkt der Weg kurz in die Südflanke, um einen Felskopf zu umgehen. Das ist richtig, auch wenn es erstmal kurz in die falsche Richtung geht. Danach kommt man wieder auf den Grat zurück, hier auch mal wieder ein Wegweiser geradeaus weiter zur Hochplatte, von Süden kommt ein anderer Wanderweg hinauf. Wir steigen vom Grat nach links (Norden) ab. Der Pfad geht zunächst hinunter und dann um die östlichen Ausläufer der Kampenwand herum wieder etwas hinauf. Eine Abzweigung nach links in die Felsen nicht nehmen, man muß erst komplett um die Kampenwand herum! Zuletzt auf dem oberen oder unteren Pfad (beide sind richtig) über Wiesen wieder etwas hinauf zur Steinlingalm (die Kapelle ist schon von Weitem sichtbar). Bis hierher ab Gipfel ca. 1 Stunde.

Nach einer reichlichen Brotzeit sind wir dann von der Steinlingalm direkt zur Talstation abgestiegen. Der Weg führt vorbei am Liftstüberl und an der Gorialm: teils gepflastert, teils Kies und immer wieder reine Fußwege als Variante. Insgesamt ist man von der Steinlingalm gut 2 Stunden unterwegs nach unten.

Die Tour ist eine sehr schöne - wenn auch vielbegangene - Halbtagestour auf den schönsten Gipfel im Chiemgau mit herrlicher Aussicht. Alle Kraxelstellen sind kurz, einfach und überhaupt nicht ausgesetzt, allerdings ist der Stein oft speckig. Trittsicherheit ist obligatorisch. Berggewohnte größere Kinder können - bei geeigneter Sicherung (z. B. Reepschnur) - die Kampenwand gut bewältigen, allerdings sollten Kinder wegen der ständig vorhandenen Steinschlaggefahr unbedingt einen Helm tragen, Erwachsene eigentlich auch ... ich bekam diesmal einen glücklicherweise nur kleineren Stein auf die Schulter. Sonst war es eine Super-Tour!

Nachtrag nach erneuter Begehung am 25.10.2015:

Am 25.10.2015 habe ich die Tour mit Kollegen nochmal gemacht und hier noch ein paar Photos ergänzt, da wir sehr schönes Wetter und klare Sicht hatten. Noch ein Hinweis: der Abstieg über die Platte kurz unterhalb des Gipfels ist weiterhin nicht markiert, aber das Drahtseil wurde auch unten wieder fest verankert. Kurz nach der Platte kommt man zu einem sehr schönen Rastplatz, an der Ostseite der Kampenwand wurden dort ein paar sehr schwierige Kletterrouten mit Bohrhaken versehen. Dort auf den Weg acht geben ... wir haben uns dort kurzzeitig verstiegen. Kommt man von der Kampenwand runter, gehen Pfade nach rechts und links (Süden und Norden) weg. Wir haben zunächst den Pfad Richtung Norden genommen, in dem man sich nach ca. 10 Minuten hoffnungslos in den Latschen verfranst, sodaß wir wieder umkehren mußten. Richtig ist es, an dem Rastplatz geradeaus oder nach Osten weiterzugehen genau über die Einkerbung im Fels weg. Direkt dahinter flogt ein kurzer Schrofenabstieg im 1. Grad, bevor der Weg weitergeht. Wenn man ganz genau hinschaut, befindet sich dort im Einschnitt auch eine stark verblasste Markierung. Am Sattel zwischen Kampenwand und Hochplatte wurde ein Wegweiser angebracht, der den Weg hinauf zur Kampenwand als "sehr steilen Aufstieg - zu begehen auf eigene Gefahr" ausweist.

 


Tourengänger: Ovidam


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