Bündner Herrschaft-Trilogie plus: Falknis-Schwarzhorn-Glegghorn-Kamm-Vilan


Publiziert von marmotta , 14. Mai 2011 um 23:39.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum:14 Mai 2011
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   FL 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 3200 m
Abstieg: 1900 m
Strecke:Maienfeld - Enderlinhütte - Fläscher Fürggli - Falknis - Schwarzhorn - Glegghorn - Kamm, P. 2123 - Alp Obersäss - Vilan - Messhaldenspitz - Älplibahn, Bergstation
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Maienfeld
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Malans, Seilbahn
Unterkunftmöglichkeiten:Enderlinhütte SAC
Kartennummer:LK 1156 Schesaplana (1:25.000)

Das Dreigestirn Falknis-Schwarzhorn-Glegghorn dominiert die Bündner Herrschaft - fährt man mit dem Zug oder dem Auto durch´s Rheintal, ist das in gewaltigen Felswänden und Steilflanken abfallende Bergmassiv kaum zu übersehen. Als südlicher Eckpfeiler schliesst der Vilan die Bergkette ab, wie die vorgenannten Gipfel erlaubt auch er einen faszinierenden (Tief-)Blick in´s Churer Rheintal und weit darüber hinaus. Alle diese Gipfel des westlichen Rätikons sind mir wohlbekannt, habe ich sie doch bereits mehrfach bestiegen. Nur, alle auf einen Streich an einem Tag - das hatte ich noch nie gemacht und erschien mir durchaus reizvoll. Zudem kann man (während der Sommersaison, die just an diesem Tag eröffnet wurde) am Schluss die Älplibahn für eine schnelle und gelenkschonende Rückführung ins Tal nutzen, die Füsse haben es mir gedankt…
 
Kreuzlingen, Herisau, Olten: 3 Bergsteiger und Mitglieder der Hikr-Community besteigen an diesen Orten zu unterschiedlichen Zeiten Züge der SBB mit dem Ziel, sich spätestestens auf der Enderlinhütte SAC (1500 m) zu treffen. Und das Ganze an einem Freitag, den 13. - kann das gut gehen? Zumal die betreffenden Personen nicht gerade dafür bekannt sind, ihre Touren ohne kleinere oder grössere Materialverluste zu beenden. Leider sollte diesbezüglich auch diese Tour keine Ausnahme bilden. Doch die Verluste sollten verhältnismässig klein bleiben und waren angesichts der grandiosen Tour, die wir erleben durften, zu verschmerzen…
 
Nachdem KraxelDani und meine Wenigkeit die Vorhut gebildet hatten, traf Berglurch, der arbeitsbedingt erst spät in Maienfeld gestartet war, kurz nach uns und  noch rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit an der Enderlinhütte ein, wo wir die einzigen Gäste waren (die Hütte öffnet offiziell erst am nächsten Wochenende, Hüttenraum und Schlafsaal sind jedoch immer zugänglich). Nach gemütlichem Beisammensein und Abbau eines Teils der hütteneigenen Getränkevorräte begaben wir uns schon bald in die Kojen, stand doch am nächsten Tag ein ordentliches Programm auf der Agenda. Aufgrund der schwer zu durchschauenden Wetterprognosen (sie wechselten am Vortag stündlich) war nicht klar, wie lange das Schönwetterfenster am Nachmittag anhalten würde und wann es überhaupt beginnt.
 
Die Ernüchterung kam am frühen Samstagmorgen, als uns um 5.00 Uhr nicht nur der Wecker, sondern auch das Prasseln der Regentropfen und das aus dem Regenrohr herunterschiessende Wasser weckten. Berglurch drehte sich gleich wieder um und schlief weiter, Dani und Ich hingegen hielten eisern am gefassten Plan fest und packten nach kurzem Zmorge unsere Sachen, obwohl draussen alles grau in grau war und man die Berggipfel im tiefhängenden Wolken- und Nebelgrau nur erahnen konnte. Interessanten Lesestoff hat´s zwar genug in der Hütte, dennoch konnten wir es kaum erwarten, als der Spuk kurz vor 6.00 Uhr ganz plötzlich endete und es am Horizont gen Westen sogar richtig hell wurde!
 
So konnten wir unsere Tour doch noch (fast) planmässig starten (zunächst in reduzierter Besetzung), wenngleich wir sehr skeptisch waren, ob eine Besteigung des Glegghorns bei der Nässe überhaupt zu verantworten war (dass es überraschenderweise in der Nacht sogar bis 2300 m herunter geschneit hatte, wussten wir dabei noch nicht einmal) und suchten nach Alternativen.
 
Der Aufstieg zum Fläscher Fürggli war dann anfangs auch alles andere als spassig: Bei fast jedem Schritt rutschte ich auf dem steilen, erdigen Pfad, der durch den nächtlichen Regen rutschig wie Schmierseife war, zurück. Auf dem Weg begegneten wir einer unglaublichen Anzahl an Alpensalamandern, die es angesichts der lang ersehnten Feuchtigkeit alle zu einem morgendlichen Spaziergang hinaus auf den Wanderweg trieb (dabei lag der eigentliche Berglurch noch friedlich schlummernd in den Federn der Enderlinhütte…). Nach 1 h 45 min hatten wir die das kleine Schäferhüttchen am Fläscher Fürggli (2245 m) erreicht und wurden von den ersten Sonnenstrahlen gewärmt - über uns blauer Himmel, nichts erinnerte mehr an das Schlechtwetter vom frühen Morgen. Na ja, fast nichts - denn bereits knapp oberhalb des Fürgglis war alles weiss von einem Schäumchen Neuschnee! Nun glaubten wir erst recht nicht mehr an eine erfolgreiche Besteigung des Glegghorns, dessen Nordflanke ebenfalls von Neuschnee getüncht war. Wir sollten uns glücklicherweise täuschen - denn der Plan, zuerst die einfach zu besteigenden Gipfel Falknis und Schwarzhorn in Angriff zu nehmen und die Flanke des Glegghorns von der heissen Maisonne abtrocknen (und den Schnee schmelzen) lassen, sollte sich als perfekt erweisen.
 
Zwischenzeitlich war auch Nachzügler Berglurch zu uns gestossen (er benötigte für den Aufstieg vermutlich die Hälfte unserer Zeit), so dass die Truppe wieder komplett war und zum Gipfelsturm geblasen werden konnte.
 
Falknis via Normalweg von Südwesten (T2)
 
Den Markierungen (oder eben im tiefen, aber weitgehend tragfähigen Schnee alten Spuren bzw. der logischen und einfachsten Linie) folgend in ca. 30 min zum aussichtsreichen Gipfel mit riesigem Gipfelkreuz und -buch. Schneller und glenkschonender Abstieg über (Alt-)Schneefelder.
 
Schwarzhorn (T3)
 
Vom Fläscher Fürggli über den Nordgrat bzw. die Ostflanke in wenigen Minuten zum höchsten Punkt mit gewaltigem Tiefblick nach Westen. Achtung: Bei starkem Wind oder Wächten lieber nicht zu nah an der Abbruchkante laufen. Ohne Fallschirm ist ein Flug dort hinunter ein einmaliger Spass… ;-)
 
Glegghorn (T5)
 
Vom Schwarzhorn (in unserem Fall auf Schneefeldern) in südöstliche Richtung absteigen, um mit möglichst wenig Höhenverlust auf ca. 2100 m unter die steile, und felsige Nordflanke des Glegghorns zu queren. Auf Höhe eines markanten Absatzes des oben verlaufenden Glegghorn-Ostgrats zieht eine steile, aber gut gestufte Grasrippe nach oben, wo ohne irgendwelche Schwierigkeiten der Ostgrat erreicht wird (man kann auch die Geröll- bzw. Schneerinne links daneben benutzen, dies ist aber deutlich mühsamer. Diese Rinne und die o.g. Grasrippe eignen sich auch hervorragend für den (einfachsten) Abstieg vom Ostgrat des Glegghorns. Auf dem Grat selbst folgt man deutlichen Wegspuren unter Umgehung einiger Felsen und erreicht bald den Gipfel mit Gipfelsteinmann und -buch. Auf dieser Route übersteigen die Schwierigkeiten T4 nicht.
 
Auf dem Rückweg überschritten wir noch den gesamten Ostgrat, bis von dort ein einfacher Abstieg über Grashänge (momentan noch einige Schneefelder zum Abrutschen) nach Norden möglich ist. Auf dieser Route sind 2-3 Gratzacken bzw. -abbrüche in kurzer und einfacher Kletterei (I) zu überwinden sowie eine kurze Passage zu begehen, in der der Grat ziemlich plattig wird. Insgesamt erreichen die Schwierigkeiten auf dieser Route an einigen Stellen T5, wegen der Exponiertheit ist zudem Schwindelfreiheit und Trittsicherheit unerlässlich!
 
An den scharfen Felsplatten an einem der Gratabbrüche hab ich es dann doch noch geschafft, meine (zum Glück alte) Tourenhose zu zerreissen. Edelweiss haben wir auch einige verkümmerte Exemplare gesehen, jedoch kein Vergleich zu der Pracht bei meiner letzten Begehung im Sommer 2009.
 
Überschreitung "Kamm" (T4-)
 
Vom Ausläufer des Glegghorn-Ostgrats in direkter Linie hinunter auf den Wanderweg Richtung Kamm. Von der "Passhöhe" (P. 2030) steuert man den grasigen Grat der ersten Erhebung des Kamms an, der auf seiner Südseite fast senkrecht abbricht. Auf deutlicher Wegspur in abwechslungsreicher und aussichtsreicher Wanderung über alle Grathögger des Kamms hinweg bis zur kleinen Alphütte am östlichen Ende des Kamm-Grats. Von dort hielten wir gegen Süden zur Alp Obersäss (hier Brunnen bzw. Bachlauf, um Getränkeflaschen nachzufüllen)
 
Vilan-Messhaldenspitz (T3)
 
Von der Alp Obersäss (2001 m) den Markierungen nach oder "frei Schnauze" über die Nordflanke auf den Gipfel des Vilan mit seinem legendären Mobiliar (Skiständer, Bank und Wegweiser). Abstieg über den (seltsamerweise blau-weiss) markierten Pfad im Nordgrat mit kurzem Gegenanstieg zum Messhaldenspitz zur Bergstation der Älplibahn. Diese hatte heute ihren ersten Betriebstag im 2011, aufgrund des geringen Besucherandrangs war keine Vorreservierung erforderlich (Achtung: Im Sommer ist die Älplibahn immer auf Tage im voraus ausgebucht und eine rechtzeitige Reservierung zwingend!). Hier gab´s dann endlich den ersehnten Most, auf den ich mich schon den ganzen Tag gefreut hatte.:-)
 
Dank aufkommendem Föhn erfreuten wir uns während der gesamten Tour über herrlichen Sonnenschein und weitgehend blauen Himmel.

Nachtrag zum Thema Materialverluste:
 
Dani, ich hoffe, Du bekommst die auf der Enderlinhütte vergessenen Kleidungsstücke wieder!  
 
            

Tourengänger: KraxelDani, Berglurch, marmotta
Communities: ÖV Touren


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T5

Kommentare (1)


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laponia41 hat gesagt:
Gesendet am 16. Mai 2011 um 15:44
Ein Superbericht! Gratuliere!


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