Sulzkogel, 3016m - perfekter "Einsteigerberg"


Publiziert von alpensucht , 7. November 2010 um 20:20.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Stubaier Alpen
Tour Datum:26 Juni 2009
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 1020 m
Abstieg: 1020 m
Strecke:Kühtai - Drei-Seen-Hütte - Finstertaler Speicher Südrand - Sulzkogel und retour
Zufahrt zum Ausgangspunkt:vom Inntal ins Ötztal abbiegen und in Ötz i.R. Kühtai sattel bis Kühtai fahren
Unterkunftmöglichkeiten:Dortmunder Hütte

Obwohl die Wetterprognosen für unser Vorhaben nicht optimal waren, fuhren wir (Heiko, ein guter Freund und ich) morgens um etwa 5:30 Uhr von Pfronten ins Sellrain auf den Kühtaisattel. Endlich wollten wir unseren ersten richtigen 3000er bezwingen.

Um etwa 8:30 Uhr starteten wir vom völlig leeren Skiort Kühtai in Richtung Drei-Seen-Hütte, die wir auf recht steilem Pfad neben der Skipiste in einer guten Stunde erreichten. Von Anfang an wollten wir uns keinesfalls von der Zeit unter Druck setzen lassen (Leistung...), solange es die Bedingungen am Berg nicht unbedingt erfordern würden. Deshalb machten wir schon hier eine kurze Pause, die ich zum größeren Geschäft erledigen nutzte:)
Von der Drei-Seen-Hütte bis zum Südende des Finstertaler Speichersees ging es fast durchweg über einen breiten, flachen Fahrweg erst hoch zum Rand der Staumauer, dann oberhalb des östlichen Seerandes um diesen herum.
Ab hier begann wieder ein schöner Bergwanderpfad, auf dem man schon wesentlich steiler (T3) und wegen der frühen Jahreszeit noch über einige Schneefelder bis ins erste Hochtal (auf rund 2500m) über dem See gelangt. Hier fanden wir ein gewaltiges Schneelawinenrestfeld vor, das es später - kurz vor der Steilstufe zu überwinden galt.

Jedoch machten wir zunächst eine ausgiebige Pause um etwas zu essen und den weiteren Wegverlauf auf der Karte zu studieren. Hier hatte es nur noch 2°C und wir machten von allen unseren mitgenommenen warmen Sachen gebrauch. Nun bestand uns der schwierigste Teil im hochalpinen Gelände bevor.

Der folgende Weg verlief nun am Rand des Schmelzwasserbaches, der den Stausee nährt, bis zu der Stelle, an der man das Lawinenfeld betreten muss. Mit etwas mulmigen Gefühlen betraten wir dieses, da wir bis dahin erst sehr wenig mit derartigem Untergrund beim wandern in Berührung gekommen sind. Ohne Probleme überquerten wir es und gelangten zur Steilstufe (T4 wegen vielen sulzigen Altschneefelden). Hier verloren wir auch zum ersten mal die eigentlich sehr guten Markierungen. Doch bald konnten wir weiter oben am Beginn des Ostgratrückens einen großen Steinmann erkennen. Für alle, die nach uns zur ähnlichen Jahreszeit wie wir unterwegs sein werden (viele Markierungen befinden sich noch unter der Schneedecke), bauten wir an einer unübersichtlichen Stelle einen Steinmann, der zu dem großen führte, von dem aus man auch wieder einen guten Überblick über den weiteren Routenverlauf hatte. Das war ziemlich genau am Beginn des zuerst sehr breiten Ostgrates.

Hier entschieden wir uns dafür nicht auf dem Normalweg zu gehen, da dieser laut Karte am Rand des nur noch winzig kleinen Gamezkoglferners verlief (ich glaube den gibt es sogar überhaupt nicht mehr - bitte um Kommentare!), man aber keine Markierungen sehen würde und dabei vielleicht unabsichtlich diesen betreten könnte. Außerdem hatten wir damals noch nichts von Gamaschen gehört;)
So entschieden wir uns, so weit es ging, auf dem Grat oder kurz unterhalb zu bleiben. Das Gelände würde ich heute auf jedenfall mit T4+ bewerten, da es sich um recht steil zu querende Geröllfelder mit 10-20cm Schnee bedeckt handelte. So bewegten wir uns langsam etwa 50 bis 100m oberhalb des Normalwegs in Richtung Sulzkogel Südgrat (der Gamskogel und Sulzkogel verbindet). Auf etwa 2850m pausierten wir nochmals auf einem großen Block, der nun wieder schön von der Sonne beschienen wurde. Das Thermometer zeigte immerhin wieder 8°C an.

Jetzt galt es den Normalweg, dessen Markierungen zum Joch (kurz vorm Gipfelaufschwung, wo der Routenverlauf i.R. Norden abbiegt) herauf wir jetzt wieder sahen, wieder zu erreichen. Dazu querten wir das mit Schnee bedeckte Geröll- und Blockfeld an der Randkluft zum festen Gestein hin in Richtung sichtbare Markierung. Danach ging es steil durch weichen Schnee zum Verbindungsgrat. Auf diesem Stück bemerkte ich beim Spuren zum ersten mal die inzwischen erreichte Höhe.

Zum Schluss ging es nun südseitig über steiles Blockgelände schnell zum Gipfelkreuz. Auf dem Gipfel hatten wir leider nur schlechte Sicht, jedoch hatte es immerhin 12°C. Von Osten her sahen wir eine dicke Regenwand auf uns zu kommen (glücklicherweise ohne Gewittergefahr). Schnell machten wir also unsere Gipfelfotos und begannen zügig abzusteigen.

Auf dem Joch angekommen begegneten wir einem Pärchen, die aus unserer Heimat (Raum Dresden) kamen.
Zu meinem Entsetzen hatten sie weder warme Kleidung, noch Stöcke, Kompass, Höhenmesser, Karte... alles Dinge, die ich für unabdinbar auf einer Tour über 3000m (und auch weit darunter!!) halte. Als Heiko und ich am Ende des Ostgrates ankamen und gerade in die Steilstufe absteigen wollten, begann es zu regnen. Ganz feintröpfig, was eine extreme Sichtverschlechterung zur Folge hatte. Heiko kehrte sofort um, im Wissen über die mangelnde Ausrüstung der beiden Dresdner. Tatsächlich bekamen sie sichtlich Probleme bei der Wegfindung, wie ich nachher erfuhr. Ich stand so lange im strömenden Regen und wartete auf sie kurz vor der Steilstufe. Nach einer knappen halben Stunde sah ich dann alle, der Regen ließ nach und wir stiegen gemeinsam bis zum Stausee Südende ab.

Das Wetter war wieder sehr schön geworden, so entschied ich mich dazu noch schnell auf eine kleine Erhebung mit Steinmann am Gipfel zu steigen. Hier quasi direkt über dem See ließen sich super Fotos schießen und ich konnte noch etwas von meiner noch übrigen Energie verpulvern. Danach musste ich noch unbedingt das Eisfeld am direkten Südrand des Sees von nahen betrachten, durch das auch der Zufluss floss.Es mutete mir ein bisschen an wie Toteis (Bilder folgen noch), jedoch handelte es sich sicherlich  nur um ein höchstens 2 Jahre altes Eisfels, welches den Sommer 2008 "überlebte" (bitte auch hier wieder um evtl. Korrektur per Kommentar!). Den Rest des Abstieges verlief wie die Aufstiegsroute.
Allerdings machte es mir riesigen Spaß die anderen vom Südrand des Finstertaler Speichers im Laufschritt ein- und zu überholen bis zum Auto in Kühtai, wobei ich die Route lieber direkt über die Piste nahm.

Bei Frühsommerlichen Verhältnissen und fast vollständig alleine genossen wir also unsere erste richtige 3000er Tour auf einen Berg, der eigentlich allgemein als einer der leichtesten 3000er gilt. Daher konnten wir sehr schöne, wichtige und ewig in Erinnerung bleibende Erfahrungen und Eindrücke sammeln. Das Bergfieber hatte mich dermaßen gepackt, dass ich mich nur wenige Monate später dazu enschloss, viel mehr als bisher in die Berge zu fahren und "richtige" Hochtouren zu gehen.

So wurde ein neuer Hikr geboren:)

Tourengänger: alpensucht


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Kommentare (2)


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Borbarad hat gesagt:
Gesendet am 1. April 2011 um 19:31
War auch mein erster 3000er (im Oktober 2008). T4 ist schon etwas überschätzt, T3 trifft es besser (man braucht eigentlich nirgendwo die Hände). Der Gamezkogel"ferner" ist nur noch ein Dauerschneefeld, hat von einem Gletscher nichts mehr. Schade, dass das Wetter wohl nicht so gepasst hat, bei AKW hatte man eine wirklich grandiose Aussicht.

alpensucht hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. April 2011 um 00:19
Vielen Dank erstmal - hm zugegeben, bei der Steilstufe unterhalb des Gamezkogel"ferners" folgten wir noch den Markierungen. Das war wirklich nur T3. Aber danach wichen wir ja (wenn auch unsinnigerweise) weit vom markierten Weg ab (tendenziell zum Grat hinauf), so dass wir sogar an mehreren Stellen ordentlich unsere Hände brauchten. Obwohl das zu der Zeit echt höchst abenteuerlich war, und ich wohl auch von daher die Steilstufe so anspruchsvoll in Erinnerung hatte, bleibe ich bei T4 für den Grat und die Querung zu den Markierungen zurück.


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