Georg und Geröll: Conturines und Lavarella


Publiziert von ZvB , 15. Juli 2018 um 17:35.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:26 Juni 2018
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2- (WS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:22km

Heute habe ich eine Verabredung, leider nicht mit einer hübschen, lustigen, wohlhabenden Astrophysikerin, dafür aber mit niemand geringerem als georgb, den ich persönlich für den Erfinder der Dolomiten halte. Hoffentlich weiß ich mich zu benehmen und baue nicht zu große Verhauer in unsere Tour auf Conturines und die Lavarella ein.

Wir sind für neun Uhr an der Ücia de Fanes verabredet. Um halb neun, nach sieben belegten Broten, besinne ich mich darauf ein friedlicher Mensch zu sein und die Zeit nicht länger totzuschlagen. Frisch gestiefelt und geschnürt trete ich auf die Hüttenterrasse hinaus und begegne bereits ihm. Das muss er sein. Diese Aura, sogar die Berge ringsum stehen stramm.

Wir beschnuppern uns beim gemeinsamen Kaffee, also jeder hat schon seine eigene Tasse, aber wir trinken ihn gemeinsam, quasi gleichzeitig. Schorsch hat es sich in Sekundenschnelle bereits mit einer der höheren Töchter des Hauses verscherzt. Der Leidtragende werde ich sein: Kein Nachschlag mehr und halbe Portionen.

Endlich gehts los, zuerst übers Limojoch und dann am Limosee vorbei. Georg entdeckt en passant seine erste versteinerte Schnecke, einen sog. Amm......................oni...........................ak, ja, genau, Ammoniak.
An der Großfahnesalm weht eine Fahne, also bewirtschaftet. Das wird heute noch wichtig werden.

Georg legt ein strammes Tempo vor und erklärt zeitgleich völlig entspannt die umliegenden Berge. Der Piz Taibun hat es ihm besonders angetan. Scheint wohl wichtig zu sein. Beim Abzweig nach rechts vereinbaren wir ein langsameres Tempo, weil jeder sich vom anderen angetrieben fühlt. (Ich bin jetzt schon am Ende). Vielleicht sind wir auch einfach ganz pauschal und jeder für sich zu davonrennen...

Der Conturinessee ist erreicht. Eine Wohltat für die Wasserflasche, nicht für die Füße. Ein kleiner Strudel verrät mir, wo der See sein Loch hat und abfließt. Georg will sich diese paar Meter Höhenverlust dafür jedoch nicht zumuten.

Nachdem wir uns in die Nähe der Zweischartenspitze vorgearbeitet haben, ist es bereits an der Zeit, Helm und Klettersteiggurt anzulegen. "Ach so, der braucht keinen?! Hmm, war da nicht einmal etwas von Touris ohne KS-Set? Egal." Da ich mich mit Gurt und KS-Set gleich um zwei Ausrüstungsgegenstände mehr kümmern muss, verliere ich auch gleich den Anschluss. Aber es kann gar nicht so schwer sein, Georg auf dem Schuttweg zum Einstieg des Conturines-KS zu folgen, oder doch? Ja, doch, auch das Kann man vermasseln. Schorsch grinst im wahrsten Sinne des Wortes von oben herab, während ich mit der Dreipunkttechnik im Geröll versuche auf den rechten, den richtigen Pfad zu gelangen. Jetzt wirds leichter. Da kommt auch schon die erste Leiter! Und endet samt Drahtseil bereits nach 8m in einem bröseligen Schutt- und Geröllfeld über dem jähen Abgrund. Man, was fühle ich mich haltlos. Ich bin froh, als ich das Geröllband unter einer senkrechten Felswand erreiche. Da gibts wenigstens etwas zum Anfassen.

Es folgen zwei weitere Leitern und weniger Geröll. Dann balanciert man im Halbrund auf den Gipfel. Was für eine Aussicht bei bestem Bergwetter! Man bespricht Gipfel. Man staunt schweigend. Man beschließt wieder aufzubrechen.

Abstieg im Geröll. Georg und Geröll mögen sich. Ich finde es scheußlich. Wasser hat keine Balken, Geröll auch nicht. Möglich, dass es auf der Lavarella besser wird, aber die Hoffnung schwindet noch vor dem Geröll.

In der Lavarella-Scharte trennen sich unsere Wege. Den Westgipfel kennt Schorsch bereits. Aber den Hauptgipfel doch auch? Auf dem Weg zum Westgipfel muss ich nun alleine mit der ausgesetzten Stelle im Geröll klarkommen. Wenn keiner zuschaut klappts immer. Blöd.

Am Hauptgipfel sieht man sich wieder. Die Freude ist groß und auch die Diskussion über den Abstiegsweg. Der Weg in die Forc. de Medesc wurde heuer vermutlich erst einmal begangen. Die Zeit ist bereits weit fortgeschritten. Und übrigens, wehte ja an der Großfahnesalm eine Fahne. Der Kuchen dort wäre schnell zu erreichen. Das Argument zieht bei Georg, der in kurzen Hosen auf der Lavarella friert. (Mein Gehirn sortiert in einem stillen Winkel parallel dazu sämtliche Vorurteile und Witze über erwachsene Männer in kurzen Hosen.)

Wir treten den Abstieg durch das Tal des Todes an. Trotz Gegenwind drücke ich auf die Tube, damit Schorsch auch ja seinen Kuchen und Cafe bekommt. "Wo bleibst Du denn."

Wir sind zu spät. Wer zu spät kommt, den bestraft der Hüttenwirt. Kein Kuchen! Georg wärmt sich noch einen letzten Zigarettenstummel auf, für mich gibts ein Bier und dann müssen wir weiter, weil das Loch in unserem Bauch - nein, nicht der Bauchnabel - nur noch in der Ücia de Fanes gestopft werden kann. Glücklicherweise bedient dort eine andere der vielen verschiedenen Töchter und wir bekommen ganze Portionen...

Damit man sieht, wo wir waren und wie es dort aussah, gibt es wie immer Bilder.
Es handelt sich ausdrücklich um absolute Anfängerfotos mit hässlichem, traurigem Desktoppassepartouttrauerrand, jedoch ohne HDR und vom jpg-Prozessor der Kamera berechnete Bilder. Nicht schön, aber informativ für Bergsteiger.


Tourengänger: ZvB


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Geodaten
 40888.gpx Conturines

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