4 Peaks Challenge / Heiligkreuzkofel - Zehner - Lavarella - Piz Conturines


Publiziert von Stefan_F , 20. Oktober 2020 um 14:23.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:19 September 2020
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:30
Strecke:Badia - Kapelle Heiligkreuz - Heiligkreuzkofelscharte - Heiligkreuzkofel - Zehner - Heiligkreuzkofelscharte - Lavarella Nordost - Lavarella Südwest - Piz Conturines - Piz Conturines Nordost - Capanna Alpina - Badia
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit Auto nach Badia und mit der Bahn zur Kapelle.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Von der Capanna Alpina per Auto (Mitfahrgelegenheit) nach Badia

Nach den Touren an der *Marmolada - Punta Ombretta und Punta Rocca und der *Gran Furchetta / Große Gabel musste Martin wieder nach Hause und ich wollte noch eine Tour allein angehen. Natürlich sollte es wieder über 3000m hinaus gehen - die Sammelwut kann ich schlecht leugnen. Auch die einfachen Gipfel der 3000er-Liste wollen ja besucht werden und so fiel mein Interesse auf die Fanesgruppe. Hier ragen laut Roberto Civi ganze fünf Gipfel über 3000m auf und lassen sich bei straffem Tempo zu einer Tagestour verbinden. Der Zehner steht im Norden der Gruppe leider ziemlich weit von den beiden Doppelgipfeln Lavarella und Piz Conturines entfernt, was die Tour lang, aber nicht zu lang macht. Auch den Heiligkreuzkofel sollte man besuchen, schließlich ist er der wohl bekannteste Gipfel der Gruppe. Der Tourismusverband Alta Badia hat sich etwas interessantes einfallen lassen und die 4 Peaks Challenge ins Leben gerufen. Für die Tour auf den Zehner, Heiligkreuzkofel und die Hauptgipel von Lavarella und Piz Conturines hat man ein oder zwei Tage Zeit und darf sich dann "Mountaineerer" oder "Finisher" der 4 Peaks Challenge nennen. Ansich eine ganz witzige Sache, samt einem kleinen Beutel voll mehr oder minder nützlichen Dingen vom Schlüsselanhänger über eine gute Trinkflasche, ein T-Shirt bis hin zur Trophäe, wer es möchte. Ich wollte das mal ausprobieren und meldete mich an. Die Tour plante ich, wie gesagt etwas länger, da ich die beiden Nebengipfel auch noch besuchen wollte. Zu groß sollten die Umwege nicht sein - dachte ich...

Zum Glück fuhr der Lift zur kleinen Kirche Heiligkreuz noch, aber leider erst ab 8:30. Das bringt dem Plan die Tour an einem Tag zu schaffen schon eine gewisse Würze bei. Schließlich wollte ich nicht über die Capanna Alpina absteigen, sondern den halben Wege vom Piz Conturines wieder zurück und zum Lift absteigen und so 18:30 wieder am Auto sein.
Also bekam ich an der Talstation meinen Stempelkarte, die auf jedem Gipfel entwertet werden muss, und los ging es mit dem Lift. 9:00 war ich da sozusagen am Start an der kleinen Kirche.
Die Abbrüche des Heiligkreuzkofels sind sehr beeindruckend und man glaubt nicht, dass der Steig durch diese Wand zur Heiligkreuzkofelscharte verlaufen soll. Dieser Steig, teilweise mit Eisen versichert, ist eines der Highlights der Tour und wirklich sehr sehr schön. Ich wählte ein ziemlich straffes Tempo um den Plan irgendwie erfüllen zu können und fragte mich schon ab und an ob mir das nicht noch böse auf die Füße fallen wird. Der Weg beginnt auf einem guten Weg und folgt dann einien Bändern durch die Wand. Zwischen drin darf immer mal gekraxelt werden. So ist es nicht ganz anspruchslos und durchaus unterhaltsam. Nach etwa einer Stunde war ich schon an der Scharte und erkenne die sehr sanfte Hangneigung nach Osten hin. Ich bin nun so ziemlich genau in der Mitte zwischen Lavarella und Conturines rechts und Heiligkreuzkofel und Zehner links.
Recht schnell erreicht man den Abzweig zum Gipfel des Heiligkreiuzkofels über flaches, einfaches Gelände. Zum Gipfel hin wird es wieder steiler und dolomitentypisch kieselig. An diesem ersten Gipfel legt sich die Anspannung etwas, denn ich scheine gut in der Zeit zu liegen. Noch bin ich hier oben völlig allein. Also schnell weiter zum Zehner. Es ist ein komsiches Gefühl sich immer weiter von seinem Tagesziel zu entfernen und zu wissen, man muss den ganzen Weg ab der Scharte wieder zurück. Dazu is hier das Gelände nervig lose. Erst am Gipfelaufbau des Zehner darf man wieder einen kleinen Klettersteig begehen und hat so etwas Abwechslung zur Schotterreise. Hier treffe ich auch wieder andere Tourengeher. Sie sagen mit, sie hätten sich mrgens 5:30 mit dem Pickup eines Bauern zur Kapelle fahren lassen und sind somit schon etwas länger unterwegs. Wohl dem der sich Zeit lässt und so die Tour noch mehr genießt. Ok, die Burschen waren auch etwas älter als ich.
Hastig laufe ich wieder zur Heiligkreuzscharte wo schon deutlich mehr Menschen eingetroffen sind. Es zieht hier oben ganz schön und leider hüllen sich die Gipfel der Lavarella immer mehr in Nebel. Ich überlege ob ich die Tour abbrechen sollte. Üblicher Weise tendiere ich dazu und oft habe ich es schon bereut. Ich denke mir selbst, dass es eigentlich kein Gewitter sein kann und hoffe das Beste.
Um den Lavarellasattel zu erreichen kann man zur Faneshütte absteigen und ggf. dort übernachten oder schwerer, aber kürzer die Hänge von Scharte zu Scharte mit nur wenig Höhenverlust queren. Ca. 30min kostet mich das und schon stehe ich vor dem, in Anbertragt meiner Ermüdung, doch eindrücklichen Wand zu den nächsten Gipfeln. Laut Beschreibung soll man in 3h30min vom Zehner bis zum Lavarella kommen. Ich war jetzt vor einer knappen Stunde auf dem Zehner und hoffe doch sehr, dass ich nicht noch 2:30 bis zum Gipfel brauche. ich schleiche gefühlt wie ein alter Mann den Steig hinauf, immer den Wolken entgegen. Ewig lang und anstrengend kommt es mir vor. Die Konzentration lässt hier merklich nach. Also mache ich Pause, trinke etwas und hoffe durch ein Powergel wieder zu Kräften zu kommen. Bald danach stehe ich am Lavarella Hauptgipfel und kann meine Stempelkarte entwerten. Gemütlich ist es hier in den feuchtkalten Wolken nicht. So gehts schnell zum Westgipfel. Dazu ist ein leicher Grat zu begehen, der durch eine recht glatte Platte gewürzt wird. Etwa 10m geht die Platte hinauf und ich hoffe die Schuhe halten. Schnell bin ich am einsamen Gipfel, halte mich nicht lang auf und strebe den Conturinesgipfeln entgegen.
Auch hier sind wwieder einige Menschen und auch ein Mountainbiker der sich für die Abfahrt über den losen Schotter Richtung Capanna Alpina bereit macht. ich habe diesen Sport selbst recht professionell betrieben, aber diese Abfahrt wäre mir nie in den Sinn gekommen. Ich wünsche ihm viel Glück und gehe zum Einstieg des Klettersteigs, es sind eher Leitern, des Piz Conturines. Am Einstieg treffe ich ein münchner Pärchen - ein glückliche Begegnung, wie ich noch feststellen werde. Über die Leitern ist man schnell am Gipfel. Fast legendär ist hier das zur Puppe verkleidete Gipfelkreuz. In vielen Berichten ist es immer wieder anders angezogen. Wer gönnt sich diesen Spaß?
Hier gibt´s den letzten Stempel und mit einem Beweisfoto stoppe ich die Zeit der Challenge. Ein Gipfel ist noch für die Sammlung offen. Ich habe leider den Text in der Literatur nocht im Kopf und so versuche ich zunächst dem Grat zu folgen. Dieser bricht aber jäh ab und ohne Abseilerei kommt man nicht in die Scharte. Also gehts die Leitern wieder runter und über einen Schutthang quert man in Richtung der Scharte zwischen den beiden Gipfeln. Das geht noch recht gut. Der Spaß endet aber endgültig an den ersten Felsen. Diese sind steil abwärts geschichtet und mit Schotter bedeckt. Äußerst vorsichtig versuche ich einen Weg durch diese Wand zu finden. Jeder Schritt ist ein Wagnis. Ich bin inzwischen völlig allein, sehe niemanden mehr. Jetzt darf nichts passieren. Ich bin maximal angespannt und fokussiert.  Als der Grat erreicht ist, ist es auch nicht mehr weit bis zum Gipfel des Piz Conturines Nordostgipfel. In einer Tüte finde ich ein Gipfelbuch. Seit 5 Jahren bin ich der erste hier oben, dr sich einträgt. Kein Wunder, dass ich keine Spuren fand. Nur ein paar Reste von Steinmännern waren auszumachen. Ich halte mich nicht lange auf und steige wieder ab. Das geht noch schlimmer als der Aufstieg und ich plane wirklich nur den nächsten Schritt. Körperlich bin ich inzwischen ziemlich kaputt und die Konzentration fällt schwer - alles keine guten Vorraussetzungen für dieses Gelände. Blöde Sammelei...
Endlich erreiche ich wieder den Schotterhang. Mein Entschluss steht fest: ich gehe nicht noch mal auf den Lavarella um wie geplant abzusteigen, sondern steige zur Capanna Alpina ab und organisiere mir dort hoffentlich eine Mitfahrgelegenheit nach Badia. Nur wer nimmt mich gezeichneten, stinkenden Typen mit?
Der Absteig zieht sich ewig hin. Nach dem Lago Conturines wird es zumindest landschaftlich besser, sprich grüner. Bald bin ich im Hochtal und sehe vor mit das münchner Pärchen. ich versuche sie zu erreichen und komme wieder mit Ihnen ins Gespräch. Es ist schön endlich langsamer unterwegs sein zu können. Wie als sollte es so sein, bieten sie mir an mich mit nach Badia zu nehmen, obwohl sie eher nach Colfosco müssen. Ich bin Ihnen so dankbar!!
Beim Reden vergeht die Zeit und bald ist die Capanna Alpina erreicht. Eine große Last fällt von mir ab und tiefe Zufriedenheit macht sich breit, aber auch enorme Müdigkeit.
Am Auto gehts schon wieder besser. Im Pustertal organisiere ich mir noch eine Pizza und kann wenig später meine Freundin in die Arme schließen, werde aber schnell in die Dusche geschickt.

Tourengänger: Stefan_F


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