Piz de Lavarela 3055m - Die Tage werden länger


Publiziert von georgb , 29. Dezember 2021 um 15:25.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:28 Dezember 2021
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:28km

Ich starte früh, denn die Skitour auf die Lavarella ist sehr ergiebig. Insgesamt war ich heute gut 9 Stunden unterwegs und auch wenn die Tage langsam länger werden bin ich tatsächlich vom Morgengrauen bis in die Dunkelheit geraten.
Als Skitour ist meine heutige Route nur bedingt empfehlenswert, denn sie beinhaltet lange Schiebestücke und knapp 100 Meter Gegenanstieg mit Auffellen am Ende der Tour, wenn man es überhaupt nicht mehr gebrauchen kann! Trotzdem ist die Lavarella ein Paradegipfel auch im Winter und strotzt mit landschaftlichen Eindrücken.
Man muss es mal gemacht haben, sage ich mir und schiebe mich kraftsparend langsam aufs Limojoch. Unterwegs treffe ich natürlich, wie immer, Max von der Faneshütte und, wie immer, verabreden wir uns für später auf ein Getränk. Und, wie immer, wird es auch heute nicht dazu kommen.
Die Abfahrt zur Großfaneshütte nehme ich mit Fellen, doch die intelligentere Wahl wäre ohne sie gewesen. Zu faul anzuhalten und umzurüsten, schiebe ich mich stoisch auf der Piste abwärts. An der Hütte schlürfe ich meinen Tee und prompt zieht der Himmel auf, die morgendlichen Schleier lichten sich und blauer Himmel leuchtet, Lavarella, ich komme!
Am Tadegajoch treffe ich auf die ersten Gämsen und zwei zögernde Mitstreiter. Für ein Stück lassen sie sich noch motivieren, doch am Conturinessee verliere ich sie aus den Augen und kämpfe mich alleine weiter. Die Bedingungen sind suboptimal, die Hänge teils bockhart abgeblasen und ich bin gezwungen, die Harscheisen aufzuziehen. An der Scharte auf 2885m bin ich schon einigermaßen erschöpft und nicht mehr im Zeitplan, aber jetzt gibt es kein Zurück mehr.
Ich werfe die lästigen Ski in den Schnee und stapfe zu Fuß weiter, eine Wohltat. Trotzdem zieht sich der Marsch bis zum Gipfel und oben wartet ein brutaler Wind, der mich fast vom Grat bläst. Schnell ein paar Fotos und dann nichts wie weg in den Windschatten. Die Zeit läuft mir davon und ich berechne innerlich schon meinen Spielraum bis zum Sonnenuntergang, es wird knapp!
Mit den angeschnallten Skiern verliere ich zumindest zügig Höhenmeter, an Abfahrtsfreuden ist nicht zu denken. Der Schnee wechselt zwischen tragend und bruchig, ohne Vorwarnung. Vorsichtig kämpfe ich mich abwärts und schiebe mich zur Großfaneshütte. Jetzt am Nachmittag ist die Spur wenigstens hart, das spart mir Kraft und Zeit, schaffe ich es vielleicht doch noch bei Tageslicht nach Pederü?
Ich lege die Felle an und schleppe mich bei beginnender Dämmerung hinauf zum Limojoch. An einen Einkehrschwung bei Max ist nicht mehr zu denken, ich surfe auf der Rodelbahn direkt heimwärts. Auch hier gibt es ein sehr unsympathisches Schiebestück, heute fällt es mir schwerer als je zuvor! Und tatsächlich holt mich die Nacht ein, an eine Stirnlampe hatte ich natürlich nicht gedacht, die letzte Abfahrt nach Pederü findet im Dunkeln statt. Zurück zu den Wurzeln pflüge ich im Stemmbogen auf der Rodelbahn abwärts, sieht ja keiner ;-)
Während sie im Gasthaus auf das Abendessen warten, werfe ich die Ausrüstung in den Kofferraum und meine Beine werden mich noch am nächsten Morgen an diesen langen Tag erinnern!

Tourengänger: georgb


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