Vom Lötschental ins Kiental


Publiziert von Bombo , 16. September 2016 um 21:39.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum: 8 September 2016
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 4 Tage
Strecke:Fafleralp - Petersgrat - Mutthornhütte - Wätterhoren - Mutthorn - Mutthornhütte - Gamchilücke - Bütlassesattel - Wildstein - Gspaltenhornhütte - Vorderi Bütlasse - Bütlasse - Sefinenfurgge - Obere Dürreberg - Golderli - Griesalp
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit ÖV bis Fafleralp
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit ÖV von Griesalp nach Reichenbach
Kartennummer:LK 1:25'000, Bl 1248 "Mürren"

SAC Rossberg on Tour


Vom Lötschental (Fafleralp) via Petersgrat / Wätterhoren / Mutthorn / Bütlasse ins Kiental (Griesalp)

Hei was hatten wir nur für ein Wetterglück! Von Donnerstag bis Sonntag einfach nur "grand bleu" - da kann man auch mal eine Stunde länger ausschlafen oder dann eben auf der Hüttenterrasse die Seele gemütlich baumeln lassen. 


Tag 1:

Mit den ÖV fuhren wir bis nach Fafleralp 1790m, wo wir uns im gleichnamigen Restaurant / Hotel mit Kaffee und frischem Kuchen stärkten. Anschliessend den Markierungen nach hoch zum Blauseeli 2571m, welches sich sehr gut anbietet für eine ausgiebige Rast. Einem wenig ausgetretenen Pfad und später dann wieder gut sichtbaren Steinmänner folgten wir bis zum Beginn des Üsser Talgletscher, seilten an und konnten ohne Steigeisen problemlos bis zum Rücken des Petersgrat aufsteigen. Ein "Gipfel" sollte heute aber doch noch besucht werden, nichts wie los also zum P. 3205.6 - immerhin ein Kulminationspunkt. Anschliessend um den Windkessel bei P. 3162 herum und runter zur Mutthornhütte SAC 2901m - unser Basecamp für die nächsten beiden Nächte. 


Tag 2: 

Nach einem gemütlichen Frühstück zogen wir los zum Gipfel Nr. 1 des heutigen Tages - von der Hütte gemütlich ansteigend bis zur Nordwestwand des Kleinen Tschingelhorn, um dann später steil hoch direkt an den Fuss der Nordwand des Tschingelhorns zu steigen. Auch wenn diese Linie nicht der Normalroute entspricht, so kann ich diese Variante nur weiterempfehlen. Der Blick auf das Lauterbrunnen Breithorn sowie die Nordwand des Tschingelhorns lässt keine Wünsche offen, zudem kann nun unser Gipfelziel direkt auf dem Südgrat erreicht werden. Entsprechend bald stehen wir auf dem Gipfel des Wätterhorn 3236m - eine alpinistische Leistung ist das zwar nicht, aber wenn's einmal ein wenig genussvoll und "légère" zu und her gehen darf, dann ist dieser Aussichtsgipfel auf jeden Fall eine Tour wert. Den Abstieg wählten wir dann eher in direkter Linie - vorsicht jedoch auf die zahlreichen Spalten, manchmal lohnt es sich, einen Umweg zu machen.

Nach einer ausgiebigen Mittagspause mit entsprechender Verköstigung steigen wir dann noch hoch zum Gipfel des Mutthorn 3035m, wobei wir dabei bis zum hintersten Gipfel, dem P. 3030 traversierten. Im Vergleich zum Wätterhoren bekommt man hier immerhin Fels in die Hände, wobei sich dieser alles andere als stabil erweist. Die Schlüsselstelle ist ein kurzes, jedoch gut gestuftes und sogar mit einem Bohrhaken versehenes Wändli wenige Meter unterhalb des Hauptgipfels. Eine 2er-Seilschaft erreicht den Gipfel innert 30-45 Minuten, mit 11 Personen dauert dies verständlicherweise ein wenig länger. Abstieg auf der gleichen Route. 


Tag 3:

Nochmals geniessen wir 1 Stunde länger Schlaf und starten erneut nach 7.30 Uhr richtung Tschingelpass 2787m. Bereits am Vortag vom Gipfel des Mutthorn hatten wir Einblick in unsere heutige Schlüsselstelle, welche nun demnächst von uns zu bezwingen bzw. zu geniessen galt. Die Gamchilücke 2837m nämlich erreicht man dank Ketten und Fixkabeln problemlos, hier empfiehlt es sich allenfalls eine Bandschlinge mit einem Karabiner zu verwenden. Seilschaften, welche gesichert werden wollen, können problemlos an den Fixierungsstangen der Ketten gesichert werden, vorsicht jedoch vor latentem Steinschlag bei vorauskletternden Gruppen (es liegt sehr viel "Chüder" herum). Wir wechseln nun auf die Nordseite und steigen dort anfänglich auf gutem Pfad, später dann entlang einer Kette und Kabel hinunter auf den Gamchigletscher. Auch hier liegt wieder sehr viel loses Gestein - ein Helm gehört definitiv zur Ausrüstung. Muss eine Seilschaft abgeseilt werden, so hat es oberhalb der steilen Stelle (direkt über dem Gletscher) einen Stand. Über den Gletscher steigen wir auf der rechten Seite richtung P. 2512 und wer dort die Augen ein wenig offen hält, sieht auch bald schon die blau-weissen Markierungen, welche via P. 2399 zuerst hinunter und dann wieder hinauf zur Gspaltenhornhütte SAC 2455m führen. 

Noch haben alle genügend Energie, der Tag ist noch jung, also wollen wir das Gebiet gleich noch auskundschaften. Während die meisten von uns den Wildstein 2538m als ihren Tagesgipfel bestimmten, stieg ich noch mit einem Kameraden hoch zum Bütlassesattel 3020m - nur etwas für Personen, welchen Schutt und Rollmaterial nichts ausmacht. Beim Sattel erreichen uns zwar gerade dichte Nebelschwaden, dafür aber kommen wir so in den Genuss von mystischen Fotos und überhaupt einer absolut einsamen und in diesem Moment völlig unberührten Natur. Von hier ginge es nun weiter via Böse Tritt auf's Gspaltenhorn - für uns soll heute aber der Bütlassesattel ausreichen. Auf selbem Weg steigen wir wieder hinunter bis zur Verzweigung zum Wildstein und während mein Kamerad direkt zur Hütte hinuntersteigt, statte ich auch diesem "Hüttenfelsen" ebenfalls noch einen Besuch ab. Der Wildstein 2538m selbst wäre bei schönem Wetter ein sehr schöner Aussichtspunkt - bei meinem Besuch machte sich gerade eine Regenwolke breit, welche sich wenige Minuter später dann entsprechend auch leerte. Nichts wie runter also zur schützenden Gspaltenhornhütte - diese hat man im schnellen Tempo nach wenigen Minuten erreicht. 


Tag 4:

Der heutige Tag dürfte der längste Tourentag werden, weshalb wir entsprechend früh auch losmarschieren. Via P. 2433 und P. 2383 erreichen wir P. 2628 und steigen alles auf gut sichtbaren Spuren hoch bis zum Einstieg des Nordwestgrates des Vorderen Bütlasse. Die Führerliteratur veranschlagt die nun folgende Route mit T6, eine ganz klare Übertreibung, viel eher darf der kommende Felsabschnitt mit genussvollen Kraxeleinlagen im T5 II-Raster eingeordnet werden. Wir hatten riesig den Plausch und viel zu schnell stehen wir auch schon auf dem Gipfel des Vorderen Bütlasse 3063m. Nun folgen wir dem Südgrat bzw. Nordgrat des Hauptgipfels Bütlasse - diesen erreicht man entweder via Umgehungsmöglichkeiten in der Westflanke oder aber wie wir direkt über den Nordgrat (ZS- II). Wer dort vorsteigt, klettert mit Vorteil gleich die gesamte Seillänge durch, so lange, bis man wieder auf einem grossen Plateau steht, wo auch die anderen Westflanken-Gipfelstürmer herkämen. Sicherungsmöglichkeiten gibt es nicht viele, es gilt einen entsprechenden Felsen für eine verlässliche Sicherung zu suchen. Von dort aus in wenigen Minuten zum Gipfel des Bütlasse 3193m

Wir geniessen die Aussicht und dank den vorbeiziehenden Wolken auch immer wieder diese fantastische Fotostimmung. Als Abstiegsvariante wählten wir das Couloir aus, welches zwischen dem Haupt- und dem Vorgipfel auf rund 2900m hinunter führt. Dieses ist Schutt pur und für eine Gruppe in unserer Grösse wegen latentem Steinschlag alles andere als empfehlenswert. Eher steigt man auf der gesamten Aufstiegsroute zurück zum Einstieg des Vorder Bütlasse und von dort wieder zum Ausgangspunkt bei P. 2628. Wir statteten nun noch der Sefinenfurgge 2612m einen Besuch ab - eindrücklich, wie hier die Wegbauer eine stabile Variante aus Holzpfählen in die schuttige Flanke zauberten. Via Oberer Dürreberg 1996m und Unterer Dürreberg (Bürgli) 1617m erreichen wir viele Schweisstropfen später das Restaurant Golderli 1441m, geniessen dort eine köstliche Mahlzeit (Spezialität Leberli und Lama-Bratwürste) und laufen noch die letzten Meter hinunter zur Postautohaltestelle Griesalp 1408m. Von hier aus führt die europaweit steilste Postautoroute hinunter nach Reichenbach - diese Fahrt ist etwas vom Eindrücklichsten und sollte keinesfalls ausgelassen werden.


Fazit: 

Mein Einstand als Seilschaftsführer ist - gemäss ersten Rückmeldungen von Teilnehmer und Tourenleiter - geglückt und ich schaue auf genussvolle, alpinistisch wenig schwierige Tourentage zurück. Der Kontrast zwischen dem Lötschental, der Gletscherwelt im Mutthorngebiet, den Schutthalden im Gspaltenhorngebiet und dem grünen und einladenden Kiental ist fantastisch schön und folglich kann obige Tourenvariante nur weiterempfohlen werden - gerade auch für SAC-Touren, wo es auch einmal 4er-Seilschaften und davon sogar gleich mehrere geben darf. 

Ich danke Tourenleiter D. für die gesamte perfekte Organisation und natürlich auch für sein Vertrauen in mich und meine Funktion. Toll war's und ich freue mich schon jetzt auf die Sommersaison 2017 (aber zuerst geniessen wir bald schon eine hoffentlich hammermässige Skitourensaison 2016/17). 


Material für diese 4tägige Tourvariante: 

30m Seil
Gletscherausrüstung
Helm
2 Exen oder ausreichend Karabiner (für Gamchilücke)


Tour mit ingesamt 11 SAC Rossberg-Teilnehmer

Tourengänger: Bombo


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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 8. November 2016 um 13:12
cool, Bombo: da wäre ich auch gern dabei gewesen; tolle Touren, -tage!

lg Felix

Bombo hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. November 2016 um 18:11
Vielen Dank Felix - es war wirklich fantastisch, vor allem auch der Teilnehmer wegen.

Gruess
Bombo


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