Wildhuser Schafberg (2373 m) via SW-Grat mit Abstieg über den "Sommerweg"


Publiziert von marmotta , 15. Dezember 2015 um 23:28.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:13 Dezember 2015
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-SG 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 1320 m
Abstieg: 1320 m
Strecke:Wildhaus - Gamplüt - Schäferhütte - Wildhuser Schafberg SSW-Grat - Wildhuser Schafberg - P. 2197 - Wildhuser Schafboden - P. 1389 - Flürentobel - Wildhaus
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Wildhaus, Post
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Wildhaus, Post
Kartennummer:LK 1115 Säntis (1:25.000)

Wer derzeit angesichts der frühlingshaften Witterung noch oder wieder Lust auf Wanderungen verspürt, der findet im Wildhuser Schafberg (2373 m) einen passenden Gipfel. Als südlicher Eckpfeiler des Alpsteingebirges bietet er eine überragende Aussicht, der ausgeaperte Südwestgrat ermöglicht einen sonnigen und trockenen Fussaufstieg ohne eine einzige Schneeberührung.
 
Start an der Bushaltestelle cff logo Wildhaus, Post (1090 m) um 8.30 Uhr, dank der Südausrichtung der gesamten Aufstiegsroute geniesse ich die wärmende Sonne praktisch vom ersten Meter an. Ausser mir ist weit und breit niemand unterwegs, das sollte sich später ändern. Zwischen Gamplüt und der Schäferhütte bei P. 1552 liegen noch wenige Schneereste, die am Morgen hartgefroren sind. Bis auf die kurze Passage, wo der Wanderweg entlang einer Felswand über Trittstufen steil empor führt, lässt sich der Schnee überall umgehen, der besagte Abschnitt ist dank der guten Tritte zahlreicher Vorgänger ebenfalls unproblematisch.
 
Unmittelbar nach der Schäferhütte halte ich mich wie immer an die steile, aber dank der häufigen Steinwildbegehungen gut gestufte Grasflanke, über die ich rasch den SW-Grat linkerhand gewinne. Dem aperen Grat folgend, erreiche ich nach genau 2 h den Vorgipfel mit der im Wind kreischenden Blechfahne (P. 2363). Zwei Frühaufsteher kommen gerade vom Hauptgipfel zurück, ansonsten ist (noch) alles ruhig. Ohne Schwierigkeiten geht es entlang des Drahtseils die Felsstufe zum Sattel zwischen Vor- und Hauptgipfel hinunter, der Gegenanstieg verläuft in zwar hartem, aber noch gut ohne Steigeisen begehbarem Schnee. Danach sind es noch wenige, etwas luftige Schritte auf dem Gipfelgrat bis zu dessen östlichen Ende, wo sich ein Steinmann mit Gipfelbuchgamelle befindet. Obwohl ich schon so oft auf dem Wildhuser Schafberg war, ist es tatsächlich das erste Mal, dass ich mich dort in einem Gipfelbuch verewigen kann - die anderen Male war entweder keines vorhanden oder das Buch bereits vollgeschrieben… Neben dem Gipfelbuch befinden sich mindestens 10 Stifte in der Gamelle, hat da jemand seinen Schreibtisch (auf-)geräumt? Im kleinen Gipfelbüchlein ist zwar noch reichlich Platz, doch bei der hohen Besucherfrequenz dürfte es wohl kaum den nächsten Sommer überstehen.
 
An einem windgeschützten Platz südlich des Gipfelsteinmanns geniesse ich die fantastische Aussicht bei für die Jahreszeit aussergewöhnlich milden Temperaturen. Auf dem Abstieg vom Vorgipfel begegne ich einem Wanderer, der über den "Sommerweg" via Schafboden und dem Kessel zwischen Jöchli, Schafbergchöpf und Wildhuser Schafberg aufgestiegen war. Ich hatte ihn bereits vom Gipfel aus beobachtet und er bestätigt meine Vermutung, dass auch auf dieser Route derzeit sehr gute Verhältnisse herrschen. So kann ich meinen Plan umsetzen, über den landschaftlich schöneren "Sommerweg" abzusteigen - der SW-Grat mag für einen effizienten Aufstieg gut sein, für den Abstieg ist er mir aber dann doch zu steil und zu monoton.
 
Während weitere Aspiranten dem Gipfel entgegenstreben, traversiere ich von P. 2197 (Wegweiser) in gut tragendem Schnee unterhalb der Ostwände des Wildhuser Schafberg, wo sich gerade 3 Alpinisten für die Durchsteigung der Ostwandrinne parat machen. War die Schneedecke in der windgeschützten, schattigen Passage unterhalb der Schafberg-Ostwand noch mit einer Pulverschicht garniert, treffe ich in den südlichen Expositionen auf perfekt tragenden Firn, der nun zur Mittagszeit bereits von der Sonne oberflächlich so aufgeweicht ist, dass nicht einmal Steigeisen benötigt werden (dies kann aber am Vormittag ganz anders aussehen, so dass die Mitnahme von Alpinausrüstung für diese Route derzeit unbedingt anzuraten ist!).
 
Bei fast perfekten (Frühjahrs-)Verhältnissen kann ich nach der Steilstufe unterhalb von P. 2069 auf den Bergschuhen über die schönen Firnhänge abrutschen, die zweite Stufe oberhalb von 1800 m überwinde ich direkt über Gras-, Schrofen- und Schneebänder (T4) - der Sommerwanderweg würde hier nach Osten ausholen, wo ich jedoch keine so guten (Schnee-)Verhältnisse vermute.
 
Bei der Alphütte am Wildhuser Schafboden (1678 m) mache ich nochmal eine längere Pause, während der ich ein ganzes Rudel Gämsen in der Rinne zwischen Zehenspitz (einer ihrer Lieblingsrefugien in der Gegend) und dem Schafbergrücken beobachten kann. Auf dem Alpweg, der die steile Flanke hinunter ins Tal der Alp Tesel in vielen Kehren überwindet, kann ich ebenfalls noch vom weichen Schnee profitieren, der sich dort auf dem Trassee gehalten hat. Nachdem das letzte Felsband überwunden ist, verlasse ich den Wanderweg auf einer Höhe von ca. 1500 m und "fahre" das letzte Stück über eine einladende Firnrampe ins Tesel-Tal hinunter. Wenn schon (für mich) derzeit keine Skitouren drinliegen, will ich wenigstens ein bisschen "Abfahrtsfeeling" haben… :-)
 
Zum Schluss geht es durch das Flürentobel -anfangs noch auf Schnee, später auf dem aperen Wanderweg- zu P. 1247, wo ich nach rechts abzweige und über den Hinterbannwald zurück nach Wildhaus gelange.

Anmerkungen zur Schwierigkeitsbewertung:

Bei Befolgen des Wanderwegs von Gamplüt via Schäferhütte und Mietplätz übersteigt die Schwierigkeit T3 nicht, hält man sich konsequent an den SW-Grat (bei ungünstigen Verhältnissen auf der "Normalroute" oftmals von Vorteil bzw. die einzige Möglichkeit) bewegen sich die Schwierigkeiten etwa bei T3+( Vorsicht in den steilen Grasplanggen oberhalb der Schäferhütte bei Nässe oder unmittelbar nach Abschmelzen oder Abrutschen des Schnees!).

Der Abstieg von P. 2197 (Wegweiser) über den "Sommerweg" durch den Kessel zwischen Jöchli und Schafberg ist bei trockenen und schneefreien Verhältnissen ein oberes T3 (evtl. T3+), bei den derzeitigen Verhältnissen ist nebst Trittsicherheit und Erfahrung im alpinen Gelände insbesondere am Vormittag Alpinausrüstung (Steigeisen und Pickel) zu empfehlen, bei viel Schnee  kann die Flanke unterhalb des Wildhuser Schafbodens sehr heikel sein (insbesondere, wenn das Trassee des Alpwegs nicht mehr vorhanden ist)!  

Tourengänger: marmotta


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