Grosse Spitzmeilenrunde mit Biwak
Der Start erfolgt gemütlich um 10:00 auf den Weissenbergen. Vor allem dank dem Biwaksack konnte ich die Last auf dem Rücken im Vergleich zu früheren Touren merklich reduzieren. Ins Gewicht fällt weiterhin der Wasservorrat, die vier Liter müssen bis Sonntagmorgen reichen. Via Weiden erreiche ich über markierte Wanderwege die Alp Ober Stafel (1840m). Von hier weglos zur Scheberegg hoch und anschliessend über die grasige Südwestflanke an den Gipfelaufschwung vom Fuggstock (2371m). Hier deponiert man im Winter für gewöhnlich die Skier. Die Überquerung des harmlosen Felsbandes übersteigt bei geschickter Routenwahl die T4 nicht.
Die logische Fortsetzung führt über den Nordgrat in die Fuggfurggle (2283m) runter. Doch nach wenigen Sekunden breche ich ab. Im Aufstieg zweifellos ein Leckerbissen ist mir der luftige Grat im Abstieg und mit schwerem Gepäck heute zu heikel. Also stattdessen über steiles Schrofengelände runter nach Südwesten, um nach einer mühseligen Querung die Furggle zu erreichen. Den folgenden Aufschwung (P. 2394) ersteigt man unschwierig am besten dem Grat folgend. Es kann zwar auch durch die Westflanke gequert werden, doch Höhenmeter spart man damit kaum. Anschliessend weicht man mehrmals in die Ostflanke aus, um einzelne Türme zu umgehen (Route offensichtlich). Auch die Scharte zwischen Gulderstock und -turm erreiche ich über die Ostseite, wobei auch die Westflanke begehbar ist.


Nach einer längeren Mittagsrast verbleibt die lange Gratwanderung über Guldergrat, Teufgrätli und Gipsgrat zum Wissmilen. Man kann, wenn man denn will, praktisch immer auf dem Gratrücken verbleiben, das bewegt sich im Bereich T2-T4. Am spannendsten erlebe ich den kurzen Mittelteil am Teufgrätli. Wobei, Höhepunkt dieser Passage ist ohnehin das Gestein, es leuchtet in allen möglichen Varianten und wechselt in kurzen Abständen.
Den Wissmilen-Gipfel lasse ich zunächst links liegen und quere direkt auf dessen Ostgrat, wo ich das Gepäck deponiere. Wenige Minuten später stehe ich bereits am Fuss des Spitzmeilen-Südgrats. Dieser bildet eine äusserst spannende Variante zum vielbegangenen Normalaufstieg durchs SE-Couloir: anregende Kraxelei und Kletterei (bis II), griffiger Fels, nirgends stark ausgesetzt. Und man hat seine Ruhe vor Steinschlag ausgelöst durch unvorsichtige Vorgänger. Im unteren Teil ist der Grat zu scharf, um ihn direkt zu begehen. Gemäss Führer-Topo weicht man nach rechts (Osten) aus, ich halte mich links (Westen) und bin gut damit gefahren. Über Schrofengelände erreicht man eine Rinne direkt unterhalb des Grats. Man folgt ihr knapp 20 Meter (Gehgelände) und klettert dann rechts über einen Riss auf den Südgrat hoch (II). Man könnte auch weiter der Rinne folgen, gelangt dann aber rasch in ausgesetzteres Gelände (ein BH wäre vorhanden). Anschliessend in schöner Kraxelei über den Grat hoch, welcher direkt beim Gipfelbuch vom Spitzmeilen (2501m) endet.
Runter über die Normalroute und rüber zum Wissmilen (2483m), wo ich mein Nachtlager aufschlage. Und was fürs eins! Wenige Meter südlich unterhalb des Gipfels finde ich eine Mulde, wo der Biwaksack perfekt reinpasst. Darüber sollte ich noch froh sein, denn in der Nacht kommt Föhn auf. Ohnehin wird es auf dieser Höhe empfindlich kalt, sobald die Sonne weg ist. Kurz vor Sonnenuntergang kam übrigens noch der junge Rinderhirt vom Ober Seeloch auf einen Schwatz vorbei. Er hatte mich von unten gesehen und stieg aus Neugier die dreissig Minuten hoch.
Beim Aufstehen am nächsten Morgen sorgt der Föhn für garstig-frische Verhältnisse, man möchte das Nachtlager kaum verlassen. Doch natürlich bin ich dankbar, ohne ihn wäre dieser Zweitäger gar nicht möglich gewesen. Nach einem warmen Frühstück im Schlafsack steige ich via Wissmilenpass (2420m) zur Spitzmeilenhütte (2087m) ab. Dieser Umweg ist leider nötig, um meine Wasservorräte aufzufüllen. Hier und vor allem bei der Passage zurück über die Alp Calans frisst man Kilometer. Drum bereue ich es schon bald, dass ich nicht direkt zum Hoch Camatsch (2210m) aufgestiegen bin, sondern vorher noch Gross Sächser (2142m) und Gulmen (2317m) reingedrückt habe - echt unnötig angesichts des Tagesprogramms. Drum heisst es ab sofort Gas geben, wenn ich Engi zu einer vernünftigen Zeit erreicht werden soll.
Über den wenig prominenten Erdisgulmen (2293m) erreiche ich die spektakuläre Spalte, welche den Übergang Richtung Erdis vermittelt. Sie ist wirklich so eng wie immer berichtet, vollschlanke Wanderer und Bodybuilder geraten da schnell in Nöte... Den Magerrain (2524m) besteigt man über schwache Wegspuren (teils Steinmannli) oder in beliebiger Linie über dessen steile NW-Flanke. Zweifellos ein äusserst sexy Skiberg.
Nun folgt die lange Gratwanderung zur Widdersteiner Furggel rüber. Dazwischen gilt es jede Menge Gipfel und Aufschwünge zu überwinden (s. dazu auch den


Die Tristelhörner bestehen aus einer Reihe von Felsköpfen, wobei nur P. 2287 kotiert ist. Im östlichen Teil folgt man unschwierig der Gratschneide, Spuren vorhanden. Gegen Westen wird es anspruchsvoller, eine direkte Überschreitung erreicht wohl etwa T6/III. Diesen Teil umgehe ich zunächst südseitig über Schrofen. Von dort lassen sich aber prinzipiell alle Köpfe mit vernünftigem Aufwand erreichen. So steige ich über Steilgras und Fels zum höchsten der Türme auf (T5+ bis T6-). Runter geht's dann über die Nordseite (was an den meisten Stellen nicht möglich ist) und weiter an den Fuss des Heustock (2471m). Diesen erreiche ich über die grasige und steile Ostflanke (T5+). Ungefähr auf halber Höhe treffe ich auf erstaunlich gute Trittspuren und folge ihnen bis auf den Gipfel. Hier treffe ich einen einheimischen Berggänger, der direkt die steile Nordflanke ins Murgtal absteigt (nicht im Führer).
Wegspuren führen an den SE-Grat des Bützistocks. Hier lasse man sich nicht durch eine verlockend gute Wegspur auf die Nordseite verführen. Diese stammt von Gemsen und endet nach fünf Minuten abrupt (Ihr könnt mir da vertrauen, ich hab's ausprobiert). Korrekt umgeht man den Bützistock also auf dessen Südseite (T5-), um bald darauf wieder zum Grätlein zwischen Bützistock und Rottor (2489m) hochzukraxeln. Letzteren besteigt man gemäss Führer am einfachsten von ebendiesem Grätlein. Das stimmt so nicht: Von Westen lässt sich der Gipfel nämlich problemlos über Gehgelände erreichen (Wegspur). Die Passage übers Grätlein Richtung Bützistock (2496m) und weiter zum Gipfel sieht äusserst luftig aus. Vor Ort erweist sich das (bei trockenen Verhältnissen) aber als harmlos (T5-).
Es verbleibt der elend lange Abstieg zurück ins Chlital. Zur Widdersteiner Furggel (2013m) folge ich alles dem Grat. Im Bereich des Felsgürtels nach P. 2354 ("Bütziegg") scheint das zunächst nicht möglich. Doch im letzten Moment öffnet sich rechterhand (Norden) eine Felsrinne, welche den Durchstieg ermöglicht. Um den Bus nicht zu verpassen, erhöhe ich ab der Furggel nochmals das Tempo. Mit schweren Beinen und schmerzenden Knien erreiche ich schliesslich Engi (812m). Kein Wunder, denn wie ich im nachhinein feststelle, kamen an diesem zweiten Tag 3300 Abstiegsmeter zusammen... Aber nach einem Wurst-Käse-Salat im Gasthaus Elmer in Matt denke ich bereits wieder an die nächsten Abenteuer.
Zeiten
2:20 Fuggstock
1:25 Gulderstock
1:45 Spitzmeilenfurggel
0:40 Spitzmeilen - Wissmilen
0:40 Spitzmeilenhütte
1:30 Gulmen
1:05 Magerrain
1:00 Huet
1:45 Heustock - Bützistock
2:00 Engi

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