Oberengadin, August 2015 3|4 - Munt Pers via Senda dal Diavel


Publiziert von Felix , 20. August 2015 um 15:32. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum:12 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Bernina-Gruppe   Palü-Gruppe 
Aufstieg: 1235 m
Abstieg: 350 m
Strecke:Bernina Diavolezza RhB - P. 2134 - P. 2355 - Lej da las Collinas - Senda dal Diavel - P. 3046 - P. 3072 - P. 3166 - Munt Pers - Diavolezza
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW von Pontresina zur Talstation LSB Diavolezza
Zufahrt zum Ankunftspunkt:LSB Diavolezza - Talstation, PW nach Pontresina
Unterkunftmöglichkeiten:Chesa Quadrella
Kartennummer:1258, 1277, (1278)

Nach der Einquartierung im kleinen, doch feinen Appartement in Pontresina (mit sehr netter Vermieterin, besten hochalpinen Erfahrungen - und guten militärischen Erinnerungen) und Übernachtung beginnt der wettermässig wohl beste Tag unseres viertägigen Oberengadin-Abstechers am Berninapass.

 

Beinahe wolkenlos und strahlend blau präsentiert sich der Ausläufer des Grates mit dem wbw ausgeschilderten „Teufelsweg“auf Bernina Diavolezza RhB; erst gilt es jedoch das „Entrée“, auf einem Saumweg und ihn oft abkürzender markierter Wegspur an kargen Bergweiden vorbei, hinter uns zu bringen. Recht direkt gelangen wir so zum - auf der LK nicht eingezeichneten Abzweig bei P. 2355; die nicht immer sehr deutliche Spur leitet weiter zügig hoch, so dass wir bald einmal die ersten „harmlosen“ fünfhundert Höhenmeter hinter uns gebracht haben, und bei ~ 2590 m auf den Bergwanderweg, vom Lej Pers herkommend, stossen. Hier, in unmittelbarer Nähe des malerischen Seeleins, legen wir - wie eine andere Teufelsweg-Gängerin - eine erste Pause ein, und stärken uns für den nun beginnenden weissblauen Weg.

 

Nach wenigen Metern streifen wir den Lej da las Collinas und „tauchen“ nun in die steinerne Welt des ENE-Grates des Munt Pers ein. Erst steigen wir auf kaum erkennbarer Spur über Blockgestein zum Grat an, danach gewinnen wir weitere Höhenmeter in unschwierigem kombinierten (Schrofen) Gelände. Nach einer weiteren Blockpassage folgt der erste, bereits anspruchsvolle, enge, felsige Aufschwung; die - kurze - Schwierigkeit besteht hier in der Hochtrittigkeit.

 

Der Felsaufbau wird wenig später kompakter und steiler; bald werden wir auch der Fixseile gewahr, welche sich beim Bewältigen der sehr steilen Kamine doch als hilfreich unterstützend erweisen. Sind diese zwar meist gut gestuft, so bereiten zwei kleine, rustchige und geneigte Tritte doch Mühe beim Höhersteigen; sind diese beiden Passagen erfolgreich gemeistert, darf man sich  auf die - sehr lange - Fortsetzung des Senda da Diavels freuen: die grössten Schwierigkeiten, die Schlüsselstellen, liegen hinter einem.

 

Attraktiv geht’s im festem Fels weiter, nicht mehr derart steil wie zuvor, doch von schönstem Kraxelcharakter - auch erste Ausblicke zum Piz Palü erfreuen uns. Mal braucht’s die Hände mehr, dann wieder gar nicht - der Grat flacht eher ab, und leitet zu einem schrofigeren Abschnitt über, wo wir auf ~ 2990 m eine weitere, kurze Rast einschalten.

 

Eine Spur leitet nach wenigen Gratsteinen über eine geröllig-schuttiges Terrain wieder steiler hoch zum wieder felsigen Grat bei P. 3046. Bereits hier ist die Aussicht auch zum  Piz Bernina und  Piz Morteratsch eine vorzügliche; doch auch der Blick ins Tal nach Pontresina und Samedan gefällt uns sehr! Von ganz anderem Charakter sind die unter mächtigen weissen Tüchern „konservierten“ Altschneefelder unterhalb der Bergstation der Wintersportanlage bei P. 3004.

Die gesamte Gratfortsetzung besteht nun aus einem öfters wiederkehrenden Auf und Ab; mal wird in die Süd-, mal in die Nordflanke ab- und wieder aufgestiegen. Kurz vor P. 3072 muss leicht abschüssig in ebendiese abgestiegen und bei einem weitern Fixseil unschwierig auf den breiten Grat hinauf gekraxelt werden.

Hier überholen wir die erwähnte Einzelgängerin sowie das sehr sportliche Seniorenpaar, welche alle hier ein Pause machen; die Gratfortsetzung ist hier von einfacher Art: auf dem breiten schuttigen Rücken steigen wir nur wenig steil an bis zu den nachfolgenden Felsen, welche sich nun definitiv von sehr angenehmer Beschaffenheit, meist sehr kompakt und stabil, präsentieren.

Ab P. 3166 wird der Gratverlauf wieder etwas ausgesetzter, doch gefällt uns das zeitweilige Kraxeln an den Gratfelsen, wie auch die Traverse nordseitig mit anschliessender steiler Rampe wieder hoch zum Grat, im festen Fels, ausserordentlich!

Allmählich rückt nun der (gut bevölkerte) Gipfel näher; nach ein paar weiteren hübschen Kraxelstellen treffen wir auf dem Wandergipfel Munt Pers ein - welch ein fantastisches Panorama ist uns hier beschert, welches die bereits vorher erwähnten Gipfel nahtlos aneinandergereiht und aus bester Aussichtswarte „vorführt“!

Zusätzlich erfreut uns hier, während unserer Rast, der Blick zum Berninapass und Lago Bianco; wenig später treffen auch die angetroffenen Gratbegeher ein; mit dem Paar wechseln wir einige Worte hinsichtlich der Länge und Schwierigkeit des Sendas.

 

Nach reichlich Gipfelsicht und -verpflegung „reihen“ wir uns ein in die Menge der Wanderer, welche von der Bergstation auf oder wieder zu ihr absteigen - eine gewisse Trittsicherheit auf dem meist unschwierig begehbaren Weglein, mit einer Passage jedoch im Blockschutt, ist vonnöten.

Bei nach wie vor schönem Wetter - einige Wolken bauen sich zwar, mal dichter, mal weniger, um die Bündner Majestäten auf - begiessen wir auf der Terrasse des Berghauses Diavolezza unsere Tour, bevor wir - dank der Gästekarte ab zwei Nächten gratis zur Talstation hinuntergondeln.

Teilfazit: nichts für Anfänger auf weissblauen Routen! Auch wir waren etwas überrascht ob der Schwierigkeiten in diesem Bereich ... das T5 und ein (gutes) II scheint uns angebracht.

 

ñ          1 h 10 min bis Einstieg Senda dal Diavel auf ~ 2595 m beim Lej da las Collinas

 

ñ           1 h 20 min ~ 2990 m

 

ñ            1 h 20 min bis Gipfel

 

ò              35 min bis Diavolezza Bergstation 


Tourengänger: Ursula, Felix


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Kommentare (6)


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Runner hat gesagt:
Gesendet am 21. August 2015 um 10:05
eine prächtige Tour im schönen Engadin - wahrlich nichts für 'Anfänger' !

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. August 2015 um 10:10
definitiv nichts für Neulinge - doch ein Highlight diese Tour!

Eltitas hat gesagt:
Gesendet am 25. August 2015 um 17:25
Hallo Felix, Hallo Ursula
Vielen Dank für den wunderbaren Bericht zum Senda dal Diavel.. Ich wohn ja in der selben "Ecke" wie ihr auch - und hab den Teufelsweg 8 Tage vor euch auch begangen....

Hier mein Bericht:
Mein Hauptziel lag eigentlich beim Klettersteig am Piz Trovat. Weil die Bergbahn hier derart sündhaft teuer ist (Retour kostet Fr. 33.--, Halbtax wird schlichtweg ignoriert) habe ich nach einer Alternative für den Aufstieg zur Diavolezza Ausschau gehalten. Und ich wurde fündig!

"Senda dal Diavel" - Teufelsweg! Eine lange, anspruchsvolle T5-Tour über den ganzen Ostgrat des Munt Pers! Die Tourenberichte auf hikr wurden reingezogen - die Vorfreude stieg und stieg! Ja, das werde ich meistern! (visit link)

Um 07.00h bin ich beim Parkplatz der Diavolezza-Bahn losmarschiert. Nach 45 Minuten Aufstieg habe ich dann realisiert, dass meine 1-Liter Trinkflasche voll gefüllt zu Hause in der Ferienwohnung geblieben ist. Scheibenkleister! Ich werde keinen Schluck trinken können bis zum Erreichen der Diavolezza! Ca. 5 Stunden in der prallen Sonne! Kurz vor dem Einstieg kam ich am kleinen Bergseelein des Lej da las Collinas vorbei. Ich hab diekt aus dem See soviel Wasser getrunken, wie ich schlucken konnte. Weiter gings!

Die Route ist durchwegs sehr gut markiert. Sie hat aber mehrmals wirklich anspruchsvolle Kraxelpassagen. Das "Klettern im ersten bis zweiten Grad" auf alle Fälle stimmt wirklich. Den ersten steilen Felsriss habe ich problemlos gemeistert. Aber etwas später kam eine Stelle über einen unangenehmen Felswulst hinauf. Ich sah weder Tritte noch Griffe mit Ausnahme des Fixseiles... Nach zwei erfolglosen Versuchen (stieg nach 1 Meter jeweils wieder aufs Bödeli runter weil ich mich nicht traute) hab ich mich für die sichere Variante entschieden und das Gstältli und KS-Set hervor genommen. Nun war ich gesichert! Und jetzt sah ich auch die Griffe oben auf dem Felsen.... Ja, so wars dann kein Problem mehr... Der Rest des langen, langen Grates war dann nur noch Genuss pur!

Nach insgesamt 4h 15 Minuten ab dem Parkplatz erreichte ich um 11.15h den herrlichen Aussichtsgipfel auf Munt Pers. Es waren erst zwei andere Leute oben - coole Sache!

Nun stieg ich ab nach Diavolezza, trank dort im WC soviel Wasser wie ich nur trinken konnte und ging weiter zum Klettersteig am Piz Trovat. Herrlich! Im Anschluss an den Klettersteig wanderte ich dann via Lej da Diavolezza wieder ins Tal runter - und war extrem erstaunt, dass ich die einzige Wanderin weit und breit war! So ein wunderschöner Bergwanderweg - und KEINE Leute???

Nach insgesamt 9 Stunden erreichte ich total zufrieden wieder das Auto. Ein traumhaft schöner Bergtag im Engadin!

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. August 2015 um 19:58
châpeau!
das war dann eine beachtliche Leistung - Gratulation!

lg Felix

passiun_ch hat gesagt:
Gesendet am 25. August 2015 um 22:20
Teuflisch gut - gratuliere !
LG Michael

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. August 2015 um 04:59
besten Dank; nicht ganz ohne - doch von speziellem Reiz ;-)

lg Felix


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