Bike & Hike Spiez - Altels 3'629 (via Westflanke)


Publiziert von Camox , 8. August 2015 um 11:35.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum: 7 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: WS - Gut fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 3180 m
Abstieg: 3180 m
Strecke:Spiez - Mülenen - Reichenbach - Frutigen - Kandergrund - Kandersteg - Eggeschwand - Stock - Spittelmatte - Pt. 2'004 - Pt. 2'961 - Altels (Abstieg wie Aufstieg)

Beim Gipfel Altels muss ich immer an Postkartensujets von Frutigen denken, welche ich aus meiner Kindheit in Erinnerung habe. So wurde auf Fotografien der Kirche oder der Tellenburg im Hintergrund immer das stolze Zweigestirn Balmhorn - Altels mit abgelichtet. Nun habe ich es diesen Sommer endlich geschafft, den Gipfel einmal zu besuchen.
 

Klar war, dass ich den Gipfel „human powered“ besteigen wollte und sich somit einige Höhenmeter ergeben würden. Entsprechend günstig schien mir auch diesmal eine Bike&Hike-Aktion, wie ich das 2011 schon beim Rinderhorn gemacht habe. Der Tag der Besteigung drohte heiss zu werden und somit versuchte ich mich erneut in einer Nachtaktion. Dies hatte ferner den Vorteil, dass ich so die tolle Morgenstimmung geniessen konnte.

Ich startete kurz vor 01:00 Uhr am Bahnhof von Spiez (Ankunft mit dem letzten Zug) mit dem Bike in Richtung Kandersteg. Bei Spiez bekam ich hinter dem Thunersee kurz den aufgehenden Mond zu Gesicht, welcher aber noch zu tief lag, um mich auf dem weiteren Weg zu beleuchten. Ich fahre zunächst auf Nebenstrassen östlich der Hauptstrasse nach Frutigen. Von dort aus geht‘s auf der Hauptstrasse hoch nach Kandergrund. Die paar Autos, die ich auf dieser Strecke seit Beginn zu Gesicht bekam, konnte man an einer Hand abzählen. Zahlreicher hingegen waren Katzen, welche mich mit ihren reflektierenden Augen etwas verdutzt anschauten. Kommen wohl nicht viele Velofahrer um die Zeit vorbei. Bei Kandergrund fahre ich noch wenige Meter an einem unbeeindruckten Fuchs vorbei, dann geht‘s durch den Tunnel (um die Uhrzeit kein Problem mit dem Velo) wo ich noch etwas Gesangstraining mache und dann die Kehren hoch bis ins Dorf Kandersteg. Nach einer kurzen Pause mit Zwischenverpflegung fahre ich weiter durch das Dorf bis Eggeschwand. Der Mond ist zwischenzeitlich über der Blüemlisalp in Erscheinung getreten, bevor er bei der Weiterfahrt hinter den Fisistöcken wieder verschwand.

Von Eggeschwand aus geht's das Velo schiebend hoch nach Stock, wobei sich im oberen Teil ein hübscher Ausblick über das Tal ergibt. Auch war im oberen Teil oftmals ein toller, blumiger Duft auszumachen (im Dunkeln achtet man sich wohl mehr darauf). Von Stock aus dann alles fahrend bis in die Spittelmatte. Bei Pt. 1‘899 verlasse ich den Gemmiweg in Richtung Tatelishorn (alter Wanderweg, siehe Bemerkung unten) und folge diesem noch ein paar Meter bis zu den erste Bäumen. Dort ziehe ich mich um und lasse das Bike liegen.


Mit Stirnlampe geht‘s dann weiter den Wanderweg folgend bis ich kurz nach Pt. 2'004 östlich den Hang über Wiesen hoch steige und diesen Weg wieder verlasse. Im Dunkeln hatte ich anfänglich noch etwas Schwierigkeiten mich hier zu versichern, dass ich in die richtige Richtung laufe, denn Wegspuren finden sich erst im weiter oben im Geröll. Entsprechend erleichtert war ich dann, als ich mir sicher war, dass der Einstieg geglückt ist. Nun setzte auch allmählich die Dämmerung ein und ich mache mich an den weiteren Aufstieg im Kantons-Grenzgebiet die Altels Westflanke hoch, von nun an alles auf steinigem Untergrund. Wie bereits aus der Landeskarte abschätzbar war, führen die Wegspuren recht steil den Hang hoch über unzählige Kehren. Den Vorgipfel hat man dabei aber lange nicht immer im Blickfeld, da die Flanke dann doch nicht so gleichmässig in einer Ebene liegt wie man von unten vermuten könnte. Dies bringt eine willkommene Abwechslung mit sich in dieser sonst recht eintönigen Landschaft. Im Rücken hat man jedoch stets einen tollen Ausblick, was man nicht vergessen sollte; bei der einsetzenden Dämmerung eh nicht.

Richtig spannend wird dann der Schlussaufstieg, wenn man in Richtung der plattigen Gipfelzone kommt (ab rund 3'400 müM; von weitem als Absatz bereits gut sichtbar). Bisher war der Aufstieg punkto Schwierigkeit im Bereich T3, nun wird es aber etwas herausfordernder. In einem ersten Aufstieg überwindet man die ersten Platten relativ direkt hoch an die Gratkante. Hier waren zwei Fixseile auszumachen, welche man allenfalls zu Hilfe nehmen kann. Dann geht es in einem flacheren Abschnitt weiter der Gratkante entlang, welche rechterhand steil abfällt. Danach folgt erneut ein etwas steilerer Aufstieg direkt hoch über Platten bevor man zum Schluss einfach nochmals über Geröll auf den Vorgipfel aufsteigt.

Vom Vorgipfel geht‘s dann über den kurzen und exponierten Grat rüber auf den Hauptgipfel vom Altels. Dabei ist vor allem eine Stufe etwas unangenehm und mit Vorsicht zu nehmen. Dann aber ist der Gipfel kurz vor 08:00 Uhr erreicht und ich freue mich nach sieben Stunden Aufstieg über die tolle Aussicht, nun auch ins Wallis rüber! Als Aussichtspunkt natürlich eine ganz hübsche Sache! Kalt war‘s überhaupt nicht, die Sonne schien bereits kräftig und so bleibe ich noch mehr als eine Stunde hier oben. Mit leicht einsetzender Müdigkeit war es ohnehin angebracht hier noch etwas zu verweilen.


Dann mache ich mich an den Abstieg. Wieder rüber auf den Nebengipfel (punkto Aussicht übrigens auch sehr lohnend!) und weiter runter in Richtung Platten. Im Abstieg ist sicher in diesem Abschnitt Konzentration gefordert. Hier muss vor allem gut darauf geachtet werden, wo man hintritt (einfache (altbekannte) Regel: i) nur Platte: sollte halten; ii) Platte mit Steinchen obendrauf: nix gut, Kugellager). Auch wenn ich ein kurzes Seil mit dabei hatte, fühlte ich mich auch ohne dessen Zuhilfenahme sicher genug (was ich damals am Lohner nicht so gesagt hätte). Nach den Platten stellt der Abstieg kaum grosse Anforderungen. Nur geht es lang, sehr lang, und staubig, bis man wieder auf die ersten Wiesen stösst. Die Schuhe mögen‘s wohl nicht besonders, aber das gehört halt dazu. Vom Vorgipfel brauchte ich bei teils recht zügigem Tempo 1.25 h bis zum erste Grün. Dann steige ich im Vergleich zum Aufstieg mehr in Richtung Norden ab und gelange so weiter oben in den Tatelis-Weg. Dann diesen wieder runter zum Bike. Dort gab‘s nochmals eine ausgedehnte Pause bevor ich die Rückfahrt zurück nach Spiez in Angriff nahm. Bei den Temperaturen waren dann auch einige Trinkpausen notwendig. Dennoch natürlich eine gemütliche Sache eine so wohlverdiente Abfahrt mit kühlem Gegenwind. So fand die Tour in Spiez einen tollen Abschluss. Auch war ich mit meinem neuen Bike sehr zufrieden, es war seine erste Tour mit mir. Und gleich war für eine..

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Folgende nachträgliche Bemerkungen:

-Der Aufstieg die Flanke hoch sollte man sich gut einteilen können. Mein Fortschritt im Aufstieg konnte ich mit Blick auf die vier Gipfel der Rinder- und Tatelishörner recht gut nachverfolgen, da ich deren ungefähre Meereshöhe im Kopf hatte. 
-Auch wenn ich kaum ein Steinmann ausmachen konnte, gelang die Wegfindung die gesamte Flanke im Geröll hoch ohne Probleme. Über die Platten findet man den Weg ohnehin gut, da man die Sicherungsinstallationen zur Orientierung zu Hilfe nehmen kann.
-Die zahlreichen Sicherungen sind bei guten (sprich nicht eisigen) Bedingungen in heutigen Sommern eher Luxus. Im Abstieg kann man sie allenfalls an gewissen Stellen für kurzes Abseilen gebrauchen; mit etwas Vorsicht gelingt der Abstieg aber auch ohne.

-an einem warmen Tag sollte man genügend Flüssigkeit mit auf den Altels hochtragen. Bei mir waren die 1.5 Liter ab Spittelmatte eher knapp.
-der Tateliswanderweg via Pt. 1'988 wird vermutlich nicht weiter gepflegt und ist abgesperrt. Ich vermute, dass der Grund darin liegt, dass die Bachquerung (auf 1'960 müM) nicht mehr so gut machbar ist, wie früher. Wenn ich mich richtig erinnere, hat sich der Bach dort einen neuen Lauf gesucht und den Weg weggespült. Alternativ kann man darum den neuen Wanderweg ab Pt. 1'872 nehmen (von Sunnbüehl her kommend).
-Nachttouren sind eine gewisse Herausforderung. Gerade wenn man alleine unterwegs ist, sind sie mental nicht zu unterschätzen. Auch körperlich kann man in dieser Uhrzeit nicht volle Leistung erwarten. Ferner ist auch der ständige Blick in den Lichtkegel hinein mit der Zeit ermüdend (da starker Kontrast zwischen Mittelpunkt des Sichtfeldes und dessen Rand; bei Schnee noch extremer). Dennoch kann ich solche Aktionen echt empfehlen!  Es ist ein interessantes Erlebnis, in welches ich mich zwischendurch gerne begebe. Man erlebt die Umgebung in einer anderen Weise.
-Danke meinen Vorschreibern! Vor allem die Fotos halfen mir sehr die Sache einschätzen zu können.

-Zahlen zur ganzen Tour: 79.8 km in der Horizontalen und 3'180 Höhenmeter; Tour im Alleingang


Tourengänger: Camox
Communities: Bike & Hike


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Kommentare (5)


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annejan hat gesagt: Thanks for sharing!
Gesendet am 17. August 2015 um 11:14
Thanks for sharing this great tour Camox!

Camox hat gesagt: RE:Thanks for sharing!
Gesendet am 17. August 2015 um 22:07
Graag gedaan! Groet..

annejan hat gesagt: RE:Thanks for sharing!
Gesendet am 18. August 2015 um 09:34
Ha, you are or speak Dutch? :-)

Camox hat gesagt: RE:Thanks for sharing!
Gesendet am 19. August 2015 um 20:38
Not really, no. But I know some useful translation sites which enable me to write like a Dutchman ;-)

annejan hat gesagt: RE:Thanks for sharing!
Gesendet am 20. August 2015 um 21:35
Aha! :-)

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