Allalinhorn Normalweg


Publiziert von schimi , 30. Juli 2015 um 20:57.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum: 2 Juli 2015
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 

Von unserem sehr empfehlenswertem Hotel Bergfreund in Herbriggen werden wir mit dem Taxi nach Saas Fee gefahren. Da auch Saas Fee autofrei ist, steigen wir am Beginn des Ortes aus und haben Gelegenheit bei einem kleinen Spaziergang durch den Ort einen Blick auf dies und das zu richten. Kleiner, und weniger überlaufen von Touristenmassen erscheint mir Saas Fee deutlich angenehmer als Zermatt.

Am Ende von Saas Fee, gehen wir vorbei an den Sportanlagen und erreichen in wenigen Minuten schon nass geschwitzt von der Hitze die Luftseilbahn, die uns direkt auf die Station Felskinn hinaufbringt. Auch dort brennt die Sonne schon erbarmungslos vom Himmel und es ist nur wenig kühler als im Tal.

Wir verschwinden hier im Untergrund und legen hier erstmals im Kühlen weitere 500 Höhenmeter in der Alpinmetro zurück. So werden wir in wenigen Minuten auf das Mittelallalin auf 3457 Meter hinauf katapultiert. Hier oben beginnt nun also der eigentliche Weg aufs Allalinhorn, welches sich schon im Tal schön präsentiert, aber erst hier oben richtig gut zur Geltung kommt.

Die Tour beginnt erst einmal mit dem Überwinden des Flachstücks zum Berg und ein Stück an seiner rechten Seite entlang. Hier bewegen wir uns noch auf einer präparierten Spur, denn wir sind mitten im Skigebiet. Technisch einfach zu gehen ist das zunächst schon, jedoch zehrt es bereits auf ebener Strecke an den Kräften, denn die Spur ist jetzt am Morgen schon weich, und wir sinken mangels Nachtfrost sehr tief ein.

Am Ende der präparierten Spur steigen wir gleich in die Gurte und Steigeisen und seilen an. Vor einem schönen großen Gletscherbruch führt unsere Spur mittelsteil in die Höhe um dann oberhalb des Bruchs denselben zu überqueren. Das sieht von unten schon mal recht imposant aus und auf dem Weg nach oben ist auch gleich eine Spalte zu übersteigen. Im weiteren Verlauf lassen wir uns zunächst nicht zu einem Fotostopp hinreisen, denn der Blick nach oben zeigt reichlich abbruchwilliges Eis, das sich heute bei diesen Temperaturen sicher auf den Weg nach unten machen wird.

Ein paar Minuten weiter sind wir wieder auf sicherem Gelände und der weitere Aufstieg immer gegen den Uhrzeigersinn um den Berg gestaltet sich weniger spannend. Am Feejoch sehen wir erstmals hinüber auf die andere Seite. Hier machen wir eine kleine Rast, um den Wasserspiegel im Körper zu nivellieren. Die Aussicht hinüber zur Zermatter Bergprominenz ist herrlich, aber wir gehen gleich weiter, verspricht der Blick von oben doch noch etwas mehr. Es wird wieder ein klein wenig steiler, die Spur führt jedoch nicht direkt auf den Gipfel zu, vielmehr umrunden wir ihn weiter und gewinnen dabei an Höhe.

Recht unvermittelt erreichen wir dann auch schon den Gipfelgrat, der schmal aber nicht sehr ausgesetzt ist. Die Wegspur verläuft direkt neben dem eigentlichen Grat und so hat man immer ein kleines Schneehäuflein neben sich, wo man den Pickel zur Stabilisierung der Körpersenkrechten setzen kann. Für mich ist das der ideale Übungsgrat viel Aussicht und wenig Schwierigkeit. So könnte ich meine Schwachstelle noch eine halbe Stunde üben, es waren aber leider nur 40 Meter.

Am Gipfelkreuz ist wenig Platz. Hier muss sich die fotowillige Gesellschaft immer wieder neu organisieren und umstellen. Für die Rast selbst jedoch bietet der Gipfel ausreichend Platz. Der Grat bietet nach Norden, wo er für ein paar Meter nur wenig steil abfällt, sehr gute Pausenplätze mit Aussicht hinüber zur Weissmies.

Auch hier im Gipfelbereich auf über 4000 Meter ist es sehr warm, und es braucht nur einen kleinen Tritt, um sich eine Schneebar mit Sitzplatz zu zimmern. Der weiche Schnee hält gerade so zusammen und ächzt und der Sonnenlast. Das hindert uns sehr lange an diesem schönen Platz zu bleiben, denn aushalten würden wir es noch lange!

Der Weg nach unten verspricht also eine noch weicher werdende Spur. Trotzdem machen wir am Feejoch wieder einen Zwischenstopp, denn unser Bergführer Reinhard hat noch eine kleine Übung im Köcher. Wir üben den Mannschaftszug; und Reinhard lässt nicht locker bevor sich nicht mindestens jeder einmal über das Feejoch in Richtung Zermatt hinuntergestürzt hat, damit er von zwei anderen heraufgezogen werden kann.

Insgesamt für uns alle sehr lehrreich, insbesondere an dem Punkt, wenn man als "Abgestürzter" über den Wechtenrand gezogen wird. Ziehen die zwei Retter dabei ohne Maß, tut man sich schnell einmal weh. Mehr Sinn macht da Kommunikation und dosierte Kraft; also eigentlich wie immer im Leben...

Der weitere Abstieg erfolgt planmäßig bei weicher Spur. Die Löcher in der Spur waren deutlich größer und teilweise sehr dunkel, sodass man schon aufpassen musste wo man hintritt. Als wir die letzte Spalte gerade überschritten hatten kam uns noch eine Gruppe mit drei jungen Männern entgegen. Das Seil locker über die Schulter gelegt sind sie auf die erste Spalte zumarschiert.

Unser Reinhard hat sie mit deutlichen Worten am weiteren Aufstieg in dieser Technik gehindert. Den genauen Wortlaut möchte ich hier nicht wiedergeben. Sie haben sich auf der Stelle angeseilt. Kurz danach sind wir wieder auf der Spur der Pistenraupen zum abseilen. Sicher 20 Minuten brauchen wir bis zur Station Mittelallalin und es waren die Anstrengendsten Minuten bis hier her.

Wir Fahren mit der Metro ab, steigen am Felskinn aus und gehen von dort in einer guten Stunde auf präparierter Spur hinüber zur Britanniahütte. Eigentlich ein wenig erbaulicher Weg der nur noch Kraft kostet. Sehr schön jedoch unser Erlebnis beim Egginerjoch, das wir etwa auf halber Strecke erreichen. Eine große Gruppe junger Steinböcke steht direkt an unserer Spur und zeigt kaum Scheu vor uns. Von oben beobachten die Alten den Kindergarten und wir haben viel Zeit die schönen Tiere zu beobachten.

Die stolze Britanniahütte erreichen wir am Nachmittag so früh, dass es noch reichlich Zeit auf der Sonnenterrasse gibt. Wir genießen die kalten Getränke und die herrliche Aussicht, bis uns der Koch zum Essen ruft. Während dieser Zeit bekommen wir wieder Besuch von Steinböcken, die am Salzstein lecken möchten, die der Hüttenwirt platziert hat.

Ein schöner Tag geht zu Ende ohne dass es kälter zu werden scheint. Nach dem Essen blicken wir mit unserem Bergführer Reinhard noch hinüber zum Strahlhorn, dass wir morgen eigentlich besteigen möchten. Er erzählt und vom langen Weg von den Spalten und vom fehlenden Nachtfrost; und eigentlich ist mir dabei schon klar, dass er sich bereits umorientiert.

Nachdem alle Gruppen von einem sehr frühen Start berichten gibt Reinhard die Weckzeit 2 Uhr aus.
Aber was hat er vor?


Tourengänger: schimi


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