Großglockner 3798m via NW-Grat


Publiziert von marc1317 , 13. Januar 2015 um 17:20.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Glocknergruppe
Tour Datum: 8 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: S-
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T   A-K 
Aufstieg: 1880 m
Abstieg: 1880 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Kals zum Lucknerhaus, dort grosser PP... von dort zur Stüdlhütte

Ein langer Tourenwunsch ist endlich in Erfüllung gegangen...

Ich wollte schon längere Zeit auf den Großglockner, habe mich auch schon frühzeitig für den NW-Grat entschieden, da mir der Stüdlgrat zu überlaufen schien. Wenn die Zeitoptionen jedoch etwas limitiert sind, kann es ggf. schwierig werden, einen geeigneten Tag für den Aufstieg zu finden, denn die Verhältnisse (insbesondere in der Grögerrinne) müssen passen. Das erklärt auch, warum man meistens allein am NW-Grat unterwegs ist, heute war es nur eine weitere 3er-Seilschaft.

Am ersten Tag fuhr ich mit dem PKW von Kals hoch zum Lucknerhaus, wo ich mich eine Nacht einquartierte. Von hier aus unternahm ich auch die erste Akklimatisierungstour hoch zur Stüdlhütte, wofür man gut 2 Std. benötigt. Von der Hütte ging ich dann weiter auf den Fanatkogel, dessen Weg quasi direkt hinter der Hüttenterrasse beginnt und gut 20 min. dauert (T4). Von hier aus hat man schon einen ersten tollen Blick auf die gesamte Glocknerwand, inkl. der NW-Route.

Nach einer halbwegs erholsamen Nacht im Lucknerhaus stieg ich am nächsten Tag wieder zur Stüdlhütte auf. Übrigens eine wirklich schöne Hütte, abgesehen von den Lagern einem Hotel ähnlich. Die anschliessende Nacht tat ich nicht eine Minute ein Auge zu, zu gespannt war ich schon auf den folgenden Aufstieg.

Von der Stüdlhütte ging es zunächst einen Schutthügel hinauf zur sog. Schere. Dann betritt man das Teischnitzkees, wir spuren zunächst in Richtung Stüdlgrat, peilen dann aber die Grögerrinne an. Nun wird es steil! Wir spuren in gut 20cm tiefem Schnee, der aber guten Halt gibt.
Etwa ab der Mitte der Rinne hat man nun zwei Möglichkeiten: Entweder man steigt weiter hoch zur Scharte, oder man traversiert Richtung NW direkt in die Grögerschneid und umgeht somit das Teufels- und Glocknerhorn. Wir entschieden uns für ersteres und somit für den gesamten Grat.

In der Scharte angekommen geht es jetzt auch direkt zur Sache. Der Grat wird schmal, teilweise sehr schmal, die Griffe sind durch den Schneefall letzte Nacht mit Schnee bedeckt und teilweise vereist. Es ist allerdings ein richtiger Hochgenuss alle Schneiden und Türmchen rauf- und wieder abzuklettern, die meisten Stellen sind im IIIen und eine Stelle eine IVer...

Nun folgt das Highlight der Tour, das Teufelshorn, welches im IV-Grat erklommen wird. Gar nicht so einfach, insbesondere wenn mittlerweile die Finger durch die Eiseskälte und noch dazu durch die teils vereisten und eingeschneiten Griffe etwas steif geworden sind. Die anschliessende Abseilfahrt war ein weiteres Highlight, insbesondere wenn das Seil zu kurz ist! ;-)

Es geht weiter zum Glocknerhorn, welches ich persönlich am anspruchsvollsten fand. Hier sind auch IVer-Stellen zu bewältigen und die Bedingungen waren hier noch eisiger als vorher. Vom Gipfel geht es allerdings dann unerwartet leicht und ohne Abseiler in die Grögerschneid. Hier legt sich der Grat und es ist Zeit zum Durchatmen...

Zum Abschluss folgt das letzte Stück, der obere NW-Grat. Hier wird direkt am Grat aufgestiegen, die Schwierigkeiten liegen zwischen II und III. Die Schlüsselstelle, eine kleine aber senkrechten Wand, ist eine III+. Wenn man diese Passage geschafft hat ist es nur noch ein kurzes Stück über einen breiten Blockgrat zum Gipfel. Wir benötigten gute 6 Std. von der Stüdlhütte bis hierher, was ich am Vortag erst gar nicht glauben wollte, sich dann aber bewahrheitete!

Am Gipfel war dann noch nicht soviel los, die obgl. Gipfelfotos konnten ohne Hektik erledigt werden.

Der Abstieg dann via Kleinglockner auf der Normalroute - ich glaube dazu braucht man nichts mehr sagen! Bis runter zur Erzherzog-Johann-Hütte kamen uns gute 50 "Bergsteiger" entgegen, wovon gut die Hälfte hier eher nicht rauf sollten.


Fazit: Eine wirklich schöne, aber auch fordernde Tour. Die Kletterei war aufgrund der o.g. Bedingungen nicht ganz trivial, wobei am NW-Grat anscheinend öfters solche Bedingungen herrschen sollen. Eine gute Alternative zum überlaufenen Stüdlgrat!


Tourengänger: marc1317


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Kommentare (5)


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Sputnik Pro hat gesagt: Ja hoppla nochmals!
Gesendet am 13. Januar 2015 um 17:37
Hej Marcel da hast du ja eine ganz geile Tour gemacht, herzliche Gratulation. Der Grat scheint den Fotos nach der Hammer zu sein! Darfst die Tour gerne in die Community "Europäische Landeshöhepunkte" eintragen: www.hikr.org/comm/Europa/

Gruss und ein erfolgreiches neues Bergjahr!

Andi

marc1317 hat gesagt: RE:Ja hoppla nochmals!
Gesendet am 13. Januar 2015 um 17:43
Erledigt!

Du sagst es, ein echt nettes Teil!

Dir auch ein erfolgreiches Bergjahr, evtl. mal wieder gemeinsam!

Gruss

Marcel

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 13. Januar 2015 um 18:58
Gerne, schick mir per PM doch einmal deine aktuelle Telefonnummer ;-)

Gruss, Andi

Matthias Pilz hat gesagt: Coole Tour und sehr gute Bilder
Gesendet am 13. Januar 2015 um 18:57
Als Erweiterung kann man auch noch die Glocknerwand mitüberschreiten, dann muss man auch nicht durch die Gröger. Und wenn man es extrem will startet man auf der Rudolfhütte und macht den gesamten Kastengrat bis zum Glockner. Ist angeblich die längste Überschreitung dieser Art in den Ostalpen?

WoPo1961 hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 14. Januar 2015 um 14:58
da klatscht der Schweizhutträger begeistert seinen Applaus für die gebotene Leistung. "Kerl, nää, da haste es aber ma so richtich krachen lassen!!" Reespekt! Der Grat sieht schon happig ausgesetzt aus, da schlappt man nicht so locker drüber weg.
Hut ab.


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