Ruhiger (NW-)Traumgrat auf den Großglockner
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Im Schatten des weit bekannten Stüdlgrats, aber gerade ein paar 100m weiter westlich, führt der NW-Grat als einsame Alternative auf den Großglockner. Er steht seinem berühmten Nachbargrat an Schönheit in nichts nach, sondern bietet eine wunderbare Kombination an einer Firn/Eisrinne und Kletterei an rauem und bis auf wenige Ausnahmen kompaktem Fels.
TAG 1
Gerade schon wollte ich den Rucksack wieder auspacken, als das Telefon nochmals läutet. Der Hüttenwirt hat gemeint, wir sollen uns vom Wetter nicht abeschrecken lassen war die Aussage. Nun gut, der Hüttenwirt ist ein geschäftstüchtiger Mann, wie sich noch herausstellen wird, aber diesmal sind wir ihm trotzdem dankbar, dass er uns überredet hat ;) Nach überhastetem Aufbruch macht die Bahn die eingeplanten Zeitreserven mit Verspätung wieder wett, sodass wir wie geplant in Kals am Großglockner ankommen. Von dort stiefeln wir noch trockenen Fußes zur Lucknerhütte und dann nassen Fußes weiter zur Stüdlhütte (etwas über 2h). Um morgen auf der sicheren Seite zu sein, erkunden wir noch den Weiterweg bis zur Schere. Am Abend befragen wir auch noch einen Bergführer zur Route und dieser versichert uns, dass alles saniert und 'durchgesichert' wurde ... an dem Abend hab' ich noch nicht kappiert, dass die eigentliche message war "die sollen nur schauen, wie sie da ohne Bergführer raufkommen - sonst miasns holt wida umkehrn"
TAG 2
Um 03:15 klinget nach einer hüttenüblich viel zu heißen Nacht (es geht nichts über open-air Biwak!) der Wecker. Wir schleichen uns raus und starten um 04 Uhr bei mittelprächtigem Wetter mit einer weiteren Seilschaft, der wir gleich mit Battieren für die Stirnlampen aushelfen müssen (wem passiert das nicht mal ;)). Der Zustieg über das Teischnitzkees folgt vorerst dem Weg Richtung Stüdlgrat, biegt aber 100m vor dessen Beginn Richtung NW ab. Ab dort ist der Schnee mühsam, da die alten Spuren wieder zugeschneit wurden und so versacken wir teilweise 30cm. Auch in der irgendwo 50° Grad steilen Rinne ist die Spurarbeit sehr anstrengend und so erreichen wir erst nach 2,25h mit brennenden Waden die untere Glocknerscharte gemeinsam mit der zweiten Seilschaft.
Nach einer kurzen Pause heben wir auch schon direkt auf den Grat ab. Etwas aprupt (gefühlte 10 Minuten) landen wir schon am ersten Abseilstand, der uns an den Fuß des zweiten kleinen Zacken führt. Wir klettern leicht südseitg bis an eine senkrecht Platte an deren Einstieg (Hüfthöhe ?) ein Bohrhaken hängt. Ich schaue mir die Platte mal etwas genauer an, da allerdings kein weiterer Haken zu sehen ist und die Schattseite teilweise vereiste Griffe aufweist entscheide ich mich wieder zur bereits gesichteten südseitigen Umgehung dieses Turms auf Simsen. Diese Simse enden vor einer Schneerinne, die zur Scharte direkt am Einstieg des Teufelshorns führt. Auf den Felsen unmittelbar vor dieser Schneerinne kann man wieder direkt auf die Gratschneide raufklettern (kurze IVer Stelle ... eher III bzw. ich bin diese ungewollt umgangen) und steht vor dem imposanten Teufelshorn.
Die Kletterei aufs Teufelshorn erfolgt im linken Wandteil und wir lernen, dass 'durchgesichert' ein Schlaghaken auf ca. 60 recht vertikalen Klettermetern mit einer IV- Stelle bedeuten. Ich jage meinem Kletterpartner auch noch einen ziemlichen Schrecken ein, da ich an dieser Stelle vom vereisten Griff abrutsche und wir zu zweit an einem einzigen Friend hoch über der Pasterze hängen ... dieser Friend war gut platziert ;) Grad mal am Teufelshorn angkommen, geht's in luftiger Abseilfahrt gleich wieder runter. Leider habe ich an der Stelle vergessen nach unten zu blicken, soll doch das Teufelshorn einer der exponiertesten Gipfels Österreichs sein. Mein Kletterpartner hat mir aber versichert, dass dem wirklich so ist ;) Entgegen den Angaben im Rother-Führer empfiehlt sich 1 x 20m und 1 x 10m oder am besten gleich mit einem 60er Seil abzuseilen. Natürlich haben bei uns ärgerliche 5m gefehlt!
Von dort geht es südlich am Glocknerhorn vorbei auf die Gröger-Schneide. Über das kurze Schneefeld umgeht man nördlich den ersten Zacken und der Gipfel scheint schon greifbar nah. Leider zeigt sich das Wetter nun nicht mehr so toll wie vom Hüttenwirt prophezeit und wir müssen den oberen Teil in Nebelschwaden und bei Wind (aber noch erträglich) klettern. Die Kletterei erfolgt direkt am Grat und ist wunderschön, wenn auch etwas vereist. Ziemlich aprupt steht man dann vor einer senkrechten Wand. Bohrhaken gibt es genug, aber alle nur am Einstieg (?). Da der Fels wieder etwas vereist ist, müssen wir erst die Steigeisenkratzspuren suchen, bis feststeht, dass diese Wand an einem Riss nach links raus zu queren ist (III+). Dann geht es noch kurz in schöner Blockkletterei zum Vorgipfel mit wunderschönem 'Gipfelzieleinlauf' (6h ab Hütte).
Da ich mit der Stauproblematik hier oben schon meine Erfahrungen gemacht hatte, machen wir uns nach dem Gipfelfoto gleich wieder auf den Weg nach unten. Wie üblich herrscht heilloses Durcheinander bei der Querung vom Groß- zum Kleinglockner. Wir haben hier allerdings Glück, da ein Bergführer hier etwas die 'Ellbogen ausfährt' und uns bei dieser Gelegenheit passieren lässt. Mit etwas überzeugtem Auftreten kann man die stehenden und sitzenden (vorwärts ging auf jeden Fall nichts) restlichen Bergsteiger davon überzeugen, einen vorbei zu lassen und so sind wir in sensationellen 60 Minuten auf der Adlersruhe. Toll schmecken hier oben Topfenstrudel und Schiwasser :)
Nach dieser kurzen Pause folgen wir dem Klettersteig nach Süden und queren beim Kampl auf das Ködnitzkees. Wir sammeln unsere deponierten Sachen noch auf der Stüdlhütte ein und erreichen so um kurz nach 14h mit den ersten Regentropfen das Auto.
ANMKERUNGEN
Eine meiner schönsten Grattouren in diesem Schwierigkeitsgrad!!!
Literatur: Rother, Hochtouren Ostalpen und Alpenverein Gebietsführer
Schwierigkeit: laut Rother D-, wobei ich die Schwierigkeiten dazu nicht ausreichend hoch finde. Ich möchte den Grat nicht bewusst abwerten, aber ich fand ihn in etwas gleich schwer wie die anderen ZS-Grate, die ich schon gegangen bin.
Absicherung: es befinden sich zwar hin und wieder Bohrhaken in der Route, aber die Schlüsselstellen sind zwingend zu klettern und müssen selbst abgesichert werden.
Material: 1x40m Seil bzw. 60m für die Abseilstelle vom Teufelshorn, einige Express, ausreichend Schlingenmaterial (lässt sich sehr häufig verwenden) und einige Friends mittlerer Größe
TAG 1
Gerade schon wollte ich den Rucksack wieder auspacken, als das Telefon nochmals läutet. Der Hüttenwirt hat gemeint, wir sollen uns vom Wetter nicht abeschrecken lassen war die Aussage. Nun gut, der Hüttenwirt ist ein geschäftstüchtiger Mann, wie sich noch herausstellen wird, aber diesmal sind wir ihm trotzdem dankbar, dass er uns überredet hat ;) Nach überhastetem Aufbruch macht die Bahn die eingeplanten Zeitreserven mit Verspätung wieder wett, sodass wir wie geplant in Kals am Großglockner ankommen. Von dort stiefeln wir noch trockenen Fußes zur Lucknerhütte und dann nassen Fußes weiter zur Stüdlhütte (etwas über 2h). Um morgen auf der sicheren Seite zu sein, erkunden wir noch den Weiterweg bis zur Schere. Am Abend befragen wir auch noch einen Bergführer zur Route und dieser versichert uns, dass alles saniert und 'durchgesichert' wurde ... an dem Abend hab' ich noch nicht kappiert, dass die eigentliche message war "die sollen nur schauen, wie sie da ohne Bergführer raufkommen - sonst miasns holt wida umkehrn"
TAG 2
Um 03:15 klinget nach einer hüttenüblich viel zu heißen Nacht (es geht nichts über open-air Biwak!) der Wecker. Wir schleichen uns raus und starten um 04 Uhr bei mittelprächtigem Wetter mit einer weiteren Seilschaft, der wir gleich mit Battieren für die Stirnlampen aushelfen müssen (wem passiert das nicht mal ;)). Der Zustieg über das Teischnitzkees folgt vorerst dem Weg Richtung Stüdlgrat, biegt aber 100m vor dessen Beginn Richtung NW ab. Ab dort ist der Schnee mühsam, da die alten Spuren wieder zugeschneit wurden und so versacken wir teilweise 30cm. Auch in der irgendwo 50° Grad steilen Rinne ist die Spurarbeit sehr anstrengend und so erreichen wir erst nach 2,25h mit brennenden Waden die untere Glocknerscharte gemeinsam mit der zweiten Seilschaft.
Nach einer kurzen Pause heben wir auch schon direkt auf den Grat ab. Etwas aprupt (gefühlte 10 Minuten) landen wir schon am ersten Abseilstand, der uns an den Fuß des zweiten kleinen Zacken führt. Wir klettern leicht südseitg bis an eine senkrecht Platte an deren Einstieg (Hüfthöhe ?) ein Bohrhaken hängt. Ich schaue mir die Platte mal etwas genauer an, da allerdings kein weiterer Haken zu sehen ist und die Schattseite teilweise vereiste Griffe aufweist entscheide ich mich wieder zur bereits gesichteten südseitigen Umgehung dieses Turms auf Simsen. Diese Simse enden vor einer Schneerinne, die zur Scharte direkt am Einstieg des Teufelshorns führt. Auf den Felsen unmittelbar vor dieser Schneerinne kann man wieder direkt auf die Gratschneide raufklettern (kurze IVer Stelle ... eher III bzw. ich bin diese ungewollt umgangen) und steht vor dem imposanten Teufelshorn.
Die Kletterei aufs Teufelshorn erfolgt im linken Wandteil und wir lernen, dass 'durchgesichert' ein Schlaghaken auf ca. 60 recht vertikalen Klettermetern mit einer IV- Stelle bedeuten. Ich jage meinem Kletterpartner auch noch einen ziemlichen Schrecken ein, da ich an dieser Stelle vom vereisten Griff abrutsche und wir zu zweit an einem einzigen Friend hoch über der Pasterze hängen ... dieser Friend war gut platziert ;) Grad mal am Teufelshorn angkommen, geht's in luftiger Abseilfahrt gleich wieder runter. Leider habe ich an der Stelle vergessen nach unten zu blicken, soll doch das Teufelshorn einer der exponiertesten Gipfels Österreichs sein. Mein Kletterpartner hat mir aber versichert, dass dem wirklich so ist ;) Entgegen den Angaben im Rother-Führer empfiehlt sich 1 x 20m und 1 x 10m oder am besten gleich mit einem 60er Seil abzuseilen. Natürlich haben bei uns ärgerliche 5m gefehlt!
Von dort geht es südlich am Glocknerhorn vorbei auf die Gröger-Schneide. Über das kurze Schneefeld umgeht man nördlich den ersten Zacken und der Gipfel scheint schon greifbar nah. Leider zeigt sich das Wetter nun nicht mehr so toll wie vom Hüttenwirt prophezeit und wir müssen den oberen Teil in Nebelschwaden und bei Wind (aber noch erträglich) klettern. Die Kletterei erfolgt direkt am Grat und ist wunderschön, wenn auch etwas vereist. Ziemlich aprupt steht man dann vor einer senkrechten Wand. Bohrhaken gibt es genug, aber alle nur am Einstieg (?). Da der Fels wieder etwas vereist ist, müssen wir erst die Steigeisenkratzspuren suchen, bis feststeht, dass diese Wand an einem Riss nach links raus zu queren ist (III+). Dann geht es noch kurz in schöner Blockkletterei zum Vorgipfel mit wunderschönem 'Gipfelzieleinlauf' (6h ab Hütte).
Da ich mit der Stauproblematik hier oben schon meine Erfahrungen gemacht hatte, machen wir uns nach dem Gipfelfoto gleich wieder auf den Weg nach unten. Wie üblich herrscht heilloses Durcheinander bei der Querung vom Groß- zum Kleinglockner. Wir haben hier allerdings Glück, da ein Bergführer hier etwas die 'Ellbogen ausfährt' und uns bei dieser Gelegenheit passieren lässt. Mit etwas überzeugtem Auftreten kann man die stehenden und sitzenden (vorwärts ging auf jeden Fall nichts) restlichen Bergsteiger davon überzeugen, einen vorbei zu lassen und so sind wir in sensationellen 60 Minuten auf der Adlersruhe. Toll schmecken hier oben Topfenstrudel und Schiwasser :)
Nach dieser kurzen Pause folgen wir dem Klettersteig nach Süden und queren beim Kampl auf das Ködnitzkees. Wir sammeln unsere deponierten Sachen noch auf der Stüdlhütte ein und erreichen so um kurz nach 14h mit den ersten Regentropfen das Auto.
ANMKERUNGEN
Eine meiner schönsten Grattouren in diesem Schwierigkeitsgrad!!!
Literatur: Rother, Hochtouren Ostalpen und Alpenverein Gebietsführer
Schwierigkeit: laut Rother D-, wobei ich die Schwierigkeiten dazu nicht ausreichend hoch finde. Ich möchte den Grat nicht bewusst abwerten, aber ich fand ihn in etwas gleich schwer wie die anderen ZS-Grate, die ich schon gegangen bin.
Absicherung: es befinden sich zwar hin und wieder Bohrhaken in der Route, aber die Schlüsselstellen sind zwingend zu klettern und müssen selbst abgesichert werden.
Material: 1x40m Seil bzw. 60m für die Abseilstelle vom Teufelshorn, einige Express, ausreichend Schlingenmaterial (lässt sich sehr häufig verwenden) und einige Friends mittlerer Größe
Tourengänger:
kleopatra

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