To Fne or not to Fne?


Publiziert von rojosuiza , 23. September 2014 um 12:28.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:11 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Alte Kaserne, Simplonstrasse
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Alte Kaseren, Simplonstrasse
Unterkunftmöglichkeiten:Simplon-Dorf, Gondo,

To Fne or not to Fne? - Das muss sich noch zeigen. Der Weg ist lang und der Rückweg ist es in jedem Falle auch.
 
Bei  der alten Kaserne am Simplon soll es beginnen, und bis dahin soll das Postauto rojosuiza bringen; aber rojosuiza ist ein Hirsch im Fahrplanlesen. Darum endet der Postautokurs in Simplon-Dorf, und der Weiterweg wäre ein Stück Publicar, wenn man den denn reserviert hätte… So ist der Weg ein Fussweg, gelassen hinab nach Gabi, und dann rechtsufrig weiter zur alten Kaserne. Den Weg gehen zu müssen, ist keine Strafe, aber  Zeit kosten tut er schon.
 
Langsam steigt es bergan, auf dem Wanderweg, der zwischen der neuen Strasse auf die Alp auch noch existiert, über  Sistulmatta, Wälschimatta, Biela, Inneri Biela. Dann hebt der Weg ab von der  Gesellschaft der Automenschen und fliegt förmlich hinauf auf die Munigstafel.  Nur  leicht steigend geht es von da aus hinüber zur Schwarzen Balma . Damit ist der gekennzeichnete Weg zu Ende. Ab hier gibt es dann und wann Wegspuren, und sonst muss man das Gelände lesen.
 
Ich ziehe immer unten an dem kleinen Felsriegel der Schwarzen Balme hinan, immer leicht steigend, immer nach Osten.  Am Schluss des Riegels führt eine kleine überwachsene Seitenmoräne hinauf Richtung Pizzo Fne. Nach wenigen Metern quert von da aus ein Stück erkennbarer Pfad den Felsriegel auf etwa 2300 Metern Höhe. Hier hält der Elektronische Wildhüter Wacht.  Es ist die letzte Stufe mit weidenden Kühen Ab hier geht es wild hinauf,  NordNordWest, Richtung zum untersten See von  Ze Seewe. Hinter jedem Buckel erhoffe ich, See zu sehen, aber ich sehen keinen See! Weiter hinauf also! Wenn man schliesslich zweifelt, ob da je ein See erscheinen will, sieht das Auge den ‚Vorsee‘ und dahinter folgt gleicht der echte See. Gegen oben wird er umschlossen von einen steilen Felswand. Sie ist nicht übersteigbar, ausser an der linken Seite im Osten; da führt hinauf eine  Rampe aus Geröll und Steinbrocken zum nächst oberen See, dem Fne-See. Unterwegs gibt es dann einen weiteren kleineren See, als See-Zugabe sozusagen.
 
Am zweitobersten See – auf einer Karte war er, glaube ich, Fne-See genannt! – windet es dann sehr. Die Bise geht und die Temperatur ist plötzlich sehr gefallen. Der Avino singt laut im Wind. Man würde solch Musikalisches Verhalten mehr von dem Fne erwarten, der sieht  ja aus wie eine Orgel, aber das Orgeln und Pfeifen scheint eher vom Avino zu kommen.  Es ist tief im Nachmittag. Zum Pass dauert es gewiss noch zwei Stunden. Wenn rojosuiza jetzt weitergeht, in immer grösseren und grösseren Blöcken,  dann kommt er rechtzeitig zum Einnachten zum Lago d’Avino. Übernachten in der Wildnis, statt im eigenen Bett.
 
Ausserdem kennt er den Abstieg auf der italienischen Seite nicht; der mag leicht sein, oder auch schwer; kurz oder auch lang; möglich oder auch unmöglich?
 
Rückzug oder weiter? – Es wird der Rückzug!  Sieg der Vernunft/ Sieg der Faulheit – wer kann es sagen? Rasch steigt rojosuiza wieder ab, hinab zur Simplon-Strasse zum Autostopp. Nach oben, oder nach unten ist jetzt zu entscheiden. Nach unten bedeutet Iselle, immer ein Zug nach Brig, auch jetzt bei den vielen Bauarbeiten. Aber die Natur ist stärker, es wird der Weg nach oben.
 
Hält einer? – Es kommt ja keiner! Die paar wenigen, die da kommen, halten nicht, und Lastwagen hält rojosuiza nicht an. Schliesslich blinkt einer, zufällig der allerletzte Publi-car des Postautos. Er nimmt rojosuiza ganz selbstverständlich mit, aber fährt nur bis Simplon-Dorf. Dort probiert rojosuiza das Autostoppen nochmals aus: aber es kommt keiner, hält keiner.
 
Also übernachten im Dorf der Väter, im neuerstellten Hotel de la Poste, was heute nur noch Italienisch spricht… Aussen uralt, innen neu;  aussen Schweiz, innen Italien. rojosuiza schläft nach warmer Dusche und zwei Cappuccino wie ein Stein und schon läuten die Glocken der Kirche wie einst zur Frühmesse. Der Vater Joseph musste ihrem Ruf zum Gottesdienst brav folgen, der Sohn rojosuiza nimmt frech nur das Postauto, das früh um sieben hinabfährt zum Feriendomizil.
 
To Fne or not to Fne?  –  Nun:
 
to Fne-See: Ja!
to Fne-Pass: Nein!
 
Begegnungen: Eine Schulklasse unten auf der ersten Alp; ein davoneilendes Mädchen, als ich mich über die Himbeeren her mache; zwei Männer bei Bauarbeiten auf der oberen Alp; ein verspieltes Hermelin; viele pfeifende Murmeltiere; ein paar glotzende Kühe; viele Automenschen, die zum Feierabend aus dem Tal auf die Alp fahren... (verrückte neue Welt!)
 
Trinkbares: Wasser aus dem Bergbach zwischen Munigstaful und Schwarzbedu; Essbares: Heidelberen ob 2000m überall, Himbeeren überall.

Tourengänger: rojosuiza


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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 9. Januar 2015 um 19:33
weit ab der Zivilisation - doch speziell, originell; Tour und Bericht!

lg Felix

rojosuiza hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. Januar 2015 um 19:58
Sehr empfehlenswert; das nächste Mal breche ich früher auf und dann kommt der Pass dran, auf Gnade oder Ungnade!


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