Überschreitung Punta Valgrande (2'857 m)

Mitte Oktober zog es mich in eine der entlegensten Ecken der Schweiz, dem Simplongebiet!

Dementsprechend lang gestaltete sich dann auch die Anfahrt mit dem ÖV zur Alten Kaserne (1'157 m).
Von dort ging es zunächst über eine Teerstrasse, später über einfache Pfade zur Alpje. Von dort bin ich, weiterhin auf gut markierten Bergwanderpfaden, Richtung Schwarzi Balma (2'085 m) aufgestiegen. Hier verlässt man das ausgeschilderte Gelände und folgt in NE-Richtung dem Scheitel, der in P. 2'696/2'697 kulminiert (SAC-Archivroute 107b). Auf etwa 2'600m zweigt man dann Ri. NW ab und gelangt ungefähr höhengleich durch ein Geröllfeld zum idyllischen Dritte See (2'609 m). Bis hierhin bewegt man sich im Bereich T3+. Vom "Dritte See" geht es zunächst wieder einige Meter zurück, bis man dann über die W-Flanke den markanten Felsvorsprung P. 2'696/2'697 ansteuert (T4-). Dort oben hat es einige sehr schöne Quarzkristalle.

Nun beginnt die eigentliche Krux dieser Tour: Man quert unterhalb des Pizzo Fnè Richtung Passo Carnera (2'748 m). Hier muss man selbst eine geeignete Routenwahl finden. Das Gelände ist zwar nicht aussergewöhnlich ausgesetzt, aber der Fels in diesem Bereich ist dermassen bröslig, locker und schlicht instabil, dass es wirklich sehr mühsam wird (siehe Bilder). Ich versuchte mich, möglichst weit oben voranzukämpfen, weil es dort immerhin stabilere Felsen zum Festhalten hat. Auf jeden Fall sollte dieser Hang nur bei absolut trockenen Verhältnissen begangen werden - es besteht doch eine erhebliche Ausrutschgefahr und man bewegt sich im Bereich T4-T5. Mir scheint es besser zu sein, der Routenempfehlung 107b zu folgen und daher zunächst auf 2'500 m abzusteigen, um den problematischsten Teil der Fnè-Südflanke zu umgehen.

Am Passo Carnera angekommen kommt man dann relativ problemlos über Blockfels (T3-T4) zum Gipfel der Punta Valgrande (2'857 m). Dort hat es einen tollen Ausblick auf die umliegende Bergwelt, inkl. Monte Leone/Breithorn, Weissmies/Lagginhorn und sogar aufs Aletschhorn.

Über die Normalroute (T3+) bin ich Richtung Süden auf die italienische Alpe Vallescia (2'063 m) abgestiegen und von dort via Ai Campi (1'386 m) zum Bahnhof Iselle (609 m) gelangt, wo mich der BLS-RE nach Brig aufgesammelt hat. Der Weg nach Iselle (T2) ist wirklich schön und führt durch tolle Wälder — leider hatte ich nur 2h30 für 2'300 hm Abstieg vom Gipfel, deswegen war ich etwas im Stress. Leider mündet der Wanderweg irgendwann bei der Simplonpassstrasse ein — die restlichen 2km hat man dann (der offiziellen Beschilderung folgend) im zugemüllten Seitengraben oder direkt auf der Strasse (sic!) zu laufen. Natürlich ist das eine stark befahrene, alpenquerende Verkehrsader, deswegen war das echt ein schlechtes Ende zu einer wirklich tollen Tour. Aber sei‘s drum - es war jedenfalls ein wunderschöner Tag in dieser noch wirklich sehr ursprünglichen und authentischen Bergregion, wo ich noch viel zu entdecken habe!

Reine Gehzeiten:
Alte Kaserne - Dritte See: 2h45
Dritte See - Punta Valgrande: 1h45
Punta Valgrande - Iselle: 2h30