Glacier Trail: vom Felskinn zum Mattmark


Publiziert von garaventa , 17. September 2014 um 07:50.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:31 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 1 Tage
Strecke:Felskinn, Britanniahütte, Allalingletscher, Schwarzbergchopf, Schwarzbergalp, Mattmark
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Alpin Express
Zufahrt zum Ankunftspunkt:PTT

Glacier-Trail;  neuer alpiner Weg vom Felskinn zum Mattmark (oder umgekehrt)
 
Diese hier beschriebene Tour wurde offiziell erst in Juli 2014 von der Gemeinde Saas-Fee ins Leben gerufen.

Natürlich ist die Routenführung an sich nicht neu, denn eine Querung des Hohlaub- und Allalingletschers in die eine oder andere Richtung ist gewiss auch schon früher ohne offiziellen Anstrich durchgeführt worden.

Doch seitdem nun auf dem Gletscher der Weg durch lange Stangen kenntlich gemacht wurde, kann auch der gletscherfürchtige Wanderer seinen Fuß mit beinahe gutem Gewissen in solche Regionen setzten, ohne das Gefühl von Gefahr haben zu müssen.

So startete meine Familie also am Morgen des 31.07 zu dieser Tour. Um uns zeitlich nicht unter Druck setzen zu lassen wählten wir bewusst den Weg in der weniger anstrengenden Richtung, indem wir am Felskinn starteten und das Ziel der Mattmarksee werden sollte.

In der Gegenrichtung ist diese Tour durch die langen Anstiege hinauf zum Schwarzbergchopf und hinauf zur Britanniahütte erstens anstrengender und auch deutlich zeitraubender. Ferner drängt als absolutes Limit die letzte Talfahrt mit dem Alpin-Express um 16:15 Uhr, wenn man nicht vom Egginerjoch noch zu Fuss ins Tal absteigen möchte.
 
Alles in allem also eine vernünftige Entscheidung, diese Tour mit zwei Kindern im Alter von 12 und 8 Jahren in der „sanften „ Richtung anzugehen, denn der Spass und die Begeisterung für die Natur sollten doch im Mittelpunkt stehen.

Es war überhaupt der allererste wirklich hervorragende Tag seit unserer Ankunft in Saas-Fee und die Neuschneemengen der vergangenen Tage hatten die Schneefelder dadurch strahlend weiß gefärbt.

Am Egginerjoch entschieden wir uns erstmalig und einmalig  für den oberen „alten“ Hüttenweg zur Britanniahütte, um etwas Zeit und Kraft zu sparen, denn die im Sommer inzwischen übliche und sichere Variante, die unten durch den Kessel und dann über den Chessiengletscher hinauf führt, dauert locker mal 1h länger.

Und als ob ich es geahnt hätte, bekamen wir dann genau mitten im grossen Schneefeld plötzlich einen Adrenalinschub erster Güte verabreicht. Über uns begann es zu rumpeln und wir konnten mehrere grössere Felsbrocken sehen, die sich zunächst langsam, dann aber stetig beschleunigend auf den Weg nach unten machten und uns sehr wahrscheinlich hätten treffen können.

Ich gab das Signal zum Laufschritt und so rannten wir erst mal ca. 150m zügigdurch den Schnee voran, um der Gefahr von oben erfolgreich auszuweichen.

Schon lange ist diese Zone im Sommer ein Risiko, doch infolge der grossen Restschneemengen und der niedrigen Temperaturen der letzten Tage, war ich guter Hoffnung hier keine Probleme zu bekommen. Zukünftig wird mir das an dieser Stelle nicht noch einmal passieren, denn dann werden wir wieder den sicheren Weg zur Hütte wählen.

An der Hütte angekommen gab es zunächst eine Pause und eine Suppe für die Kinder, um den ersten Schrecken des Tages zu diskutieren.
Der weitere Weg folgte dann zunächst der üblichen Abstiegsroute hinunter auf den Hohlaubgletscher. Dann kam die Verzweigung, die einerseits die Bergsteiger Richtung Adlerpass, Strahl- und Allalinhorn rechts bergwärts wählen, wir hingegen der linken Spur folgten.
 
Auf einer glatt gehobelten Felsinsel musste ein relativ breiter Gletscher-Abfluss überstiegen werden, um dann in ein riesiges Blockgebiet zwischen den beiden Gletscherarmen zu gelangen.

Im Blockgebiet spielte dann meine Tochter ihre ganze Überlegenheit in diesem für mich problematischen Terrain aus. Kaum konnte ich ihren flinken Schritten von Block zu Block folgen und man merke ihr die grosse Freude an dieser Art der Fortbewegung mit jedem Schritt an.

Danach folgte der Abstieg hinunter zum eigentlichen Allalingletscher, der nun ebenfalls komplett gequert werden musste.
Zunächst war die Oberfläche des Eises gut griffig. Je weiter wir zur Mitte hin vordrangen, umso tiefer sanken wir dann aber in den Brei aus geschmolzenem Neuschnee und Eis ein. Hinzu kamen viele kleine Rinnsale, die das Wasser teils auch über den Pfad hinunterleiteten.

So stellte sich die vorherige Imprägnierung der Schuhe als wertvoll dar und wir schafften es beinahe trockenen Fusses hinüber auf die andere Seite.
Dort setzte sich dann der Pfad leicht steigend Richtung Schwarzbergchopf fort, welchen wir dann problemlos erreichten.

Dieser herrliche Aussichtsplatz hatte einen längeren Aufenthalt verdient und so genossen wir dort unser Proviant und die Aussicht hinüber zum Monte-Moro wie auch zum Schwarzberggletscher.

Der Abstieg vom Schwarzbergchopf hinunter Richtung Mattmarksee zog sich dann doch noch ordentlich in die Länge und wir waren daher schon froh zu wissen, das uns immer noch genügend Zeit bleiben würde, um auch den letzten Postbus von der Dammkrone hinunter nach Saas-See ohne Zeitprobleme schaffen zu können.

Wir erreichten dieses Ziel daher ohne zeitlichen Druck und mit dem Gefühl eine aussergewöhnlich interessante und eindrückliche Tour in hochalpinem Gelänge gemacht zu haben.
Dass galt gleichermassen auch für die Kinder, die nie das Gefühl hatten, konditionell überfordert zu werden oder in zeitlichen Stress zu geraten.

Und eines ist sicher: Diese Tour wird in 2015 100%tig wiederholt mit einer Änderung: wir werden zur Hütte den unteren Weg wählen und es wird trotzdem zeitlich immer für uns reichen.  

Tourengänger: garaventa


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Kommentare (5)


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WoPo1961 hat gesagt:
Gesendet am 17. September 2014 um 08:26
Moin Garaventa,
ich hoffe deine beiden Kinder haben ein dickes Eis von dir spendiert bekommen. Hut ab vor ihrer Leistung. Denke mal, du hast ihnen einiges von deinem Bergsteiger Gen mitgegeben.
Auf jeden Fall sieht man, dass es Spaß gemacht hat. Die Fotos sind wieder von 1 A Qualität...aber da hat deine Frau auch einiges zu beigetragen..wie man sehen konnte.
Schöne Tour, werde ich bestimmt mal machen.
LG WoPo

garaventa hat gesagt: WoPo,
Gesendet am 17. September 2014 um 19:06
Du hast völlig Recht.
Die Kinder haben das ganz prima gemacht und sich ihren Cup Dänemark redlich verdient.
Das Geheimnis des "Erfolges" ist gewiss auch der Tatsache geschuldet, dass die beiden wirklich seit frühester Kindheit schon mit uns in den Bergen unterwegs waren.
Viele Jahre war natürlich die Deuter Rückentrage mit dabei, die uns im Falle eines Falles als Rettungsboot diente.
Doch das ist seit 2011 ausser Dienst gestellt und seitdem planen wir so, dass auch die Tochter nie überfordert wird.

Gruss garaventa

roger_h hat gesagt:
Gesendet am 17. September 2014 um 11:02
Toll, diese Tour mit den Kindern machen zu können. Bei mir dauert es noch eine ganze Weile, bis sie soweit sind, aber ich freue mich jetzt schon darauf!

garaventa hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. September 2014 um 19:10
Hallo roger_h,

das ist insbesondere in der heutigen Zeit wahrhaftig nicht selbstverständlich.

Aber wenn die Eltern es frühzeitig so steuern können, ist das eine Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen.


Gruss garaventa

emely hat gesagt:
Gesendet am 18. September 2014 um 10:08
Klasse Tour, die ihr da gemacht habt und großen Respekt an die Leistung eurer Kinder!!!!!!!!!!
Ich hab mir die Seite gleich abgespeichert und werde die Tour sicherlich im nächsten Jahr angehen wollen.
Viele Grüße vom Niederrhein
emely


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