Vom Kreuzeck durch's Grießkar und Jubigrat Teil 1


Publiziert von alpensucht , 7. September 2014 um 22:37.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:17 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K4- (S-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 14:30
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 400 m
Strecke:Kreuzeckhaus - Schöngänge - Bernadeinkopf - Stuibensee - Grießkarscharte - Jubiläumsgratbiwak

Ursprünglich wollten wir heute einfach ein paar Sachen ausprobieren in der Nähe vom Stuibensee und da auch biwakieren um erst morgen den Jubigrat anzugehen. Da ich mal wieder einen alpinen Neuling dabei habe, muss ich natürlich davon ausgehen, dass wir den Grat nicht machen können. Immerhin hat er im Vorfeld schon etwas Klettererfahrung gesammelt und ist gestern sicher im II-III. Grad mit seinen Wanderschuhen geklettert. 

Vom Kreuzeckhaus zum Einstieg der Schöngänge     1h, T1-T2 
Früh halb sechs starten wir mit recht schwerem Gepäck am Kreuzeckhaus, wo wir eine gemütliche Nacht im Matratzenlager verbracht haben. Im Moment wird zwar noch gebaut, aber in einigen Wochen dürfte alles fertig sein. Wir gehen erst auf dem ewig breiten Weg sehr flach hinauf Richtung Hochalm. Danach führt ein etwas steileres Stück in zwei Serpentinen weiter hinauf. Da, wo sich der breite Weg (die Piste im Winter) nach Westen zum Osterfelder Kopf wendet, gelangen wir gerade (südl.) weiter über etwas Schutt um 6:30 Uhr zum Einstieg der Schöngänge auf ca. 1900m.

Schöngänge 1h und Bernadeinspitze 10min     T4, I
Nach einigen steileren Höhenmetern machen wir eine kleine Frühstückspause von so 20min. Die Sonne lugt schon über dem Horizont hervor. Ich versuche inzwischen in etwa nachzuvollziehen, wo ich im Winter herunter gestiegen bin (Drahtseile waren teils verschneit). Die ausgesetzten Stellen sind schön mit Drahtseil versichert (teils auch etwas zu viel); einige Metalltritte sind auch eingelassen. Besonders freue ich mich über die Stelle, wo es im Winter schönes Wassereis gab. Auch Tobi fühlt sich recht gut hier und hat Freude. Nach rund einer Stunde Gehzeit vom Einstieg entschließen wir uns noch schnell die Bernadeinspitze mitzunehmen. Sie ist einfach der höchste Punkt der Bernadeinwände und trägt ein schönes Kreuz. 8 Uhr. Oben trödeln wir irgendwie noch eine ganze Weile herum und schauen uns den Ausstieg des Mauerläuferklettersteigs an.

Abstieg zum Stuibensee und Grießkar     4h 30min T4,I  
Zunächst versuchen wir wenige Höhenmeter nur zu verlieren und streben den oberen Pfad, der nördlich über dem Grießkar verläuft. An der besten Abstiegsstelle zum See lege ich das Gepäck ab und eile etwas voraus um evtl. einen schönen Biwakplatz zu erspähen. Auf den letzten Matten im Kar dürfte wirklich etwas Gemütliches zu finden sein. Bevor wir die Möglichkeiten genauer untersuchen, müssen wir jedoch zum See, weil es auf dem ganzen Jubiläumsgrat kein Wasser geben wird. Im Kar oben fließt leider zur Zeit das Schmelzwasser auch nur unterirdisch ab.

Also zurück zum Gepäck und hinab zum See. 10 Uhr. Das Wasser schmeckt ganz gut. Wir füllen 11,5l insgesamt auf (Zwei 4l-Wassersäcke und mehrere Flaschen). Auch ein Zwischenfazit ziehen wir und verwerfen dabei sogar die Biwakidee, denn wir wollen versuchen mit dem schweren Zeugs hinauf in die Scharte zu kommen, nach dem Grat schauen und ggf. bis zur Biwakschachtel gehen. So richtig glaube ich noch nicht dran, dass es geht. Aber notfalls geht sicher oben irgendwo ein netter (und steiniger) Biwakplatz einzurichten...

Das Kar verläuft erst noch flach und die Route führt gut markiert durch dessen Boden. Etwas weiter oben weitet sich das Kar deutlich. An einer letzten grünen Stelle drückt sich sogar noch etwas Schmelzwasser an die Oberfläche. Bald passieren wir die ersten kleineren Schneefelder auf etwa 2100m. Das Gelände steilt merklich auf. Tobi hat manchmal etwas Schwierigkeiten mit dem weichen Schutt. Nach einer kleinen Pause bewältigen wir ein paar einfache Kraxelpassagen (I. Grad), die unter dem letzten Steilaufschwung mit steilen Schneefeldern (bis 40°, Übergänge in Fels teils etwas heikel) wechseln.

13 Uhr erreichen wir die Scharte. Auf dem SW-Grat und dem Gipfel der Alpspitze beobachten wir unzählige Menschen. Doch auch von der Jubigratseite kommen nicht wenige, stolze Bergsteiger in die Scharte. Mit mehreren von ihnen tauschen wir uns über die Verhältnisse am Grat aus. Trotzdem kann ich noch nicht so richtig den Entschluss fassen mit allem Gepäck einzusteigen. So sitzen wir erst noch so fast 2h in der Scharte herum, essen, trinken, reden mit Leuten und überlegen.

Jubigrat Teil 1 - über die Vollkarspitze und viele Grattürme     5h, T5, II, S-
Gegen 15 Uhr fassen wir endlich den Entschluss, wenigstens mal hinüber zum richtigen Gratbeginn zu gehen und die ersten paar Passagen mal auszuprobieren. Dazu müssen wir aus der Scharte auf einem schmalen Felsweg hinüber Richtung Hochblassen gehen, dann kurz über Schutt oder Schnee steil hinauf. Weiterhin quert man nun auf der Westseite unter der gewaltigen Wand des Signalgipfels hinüber zum Grat.

15 Uhr. Inzwischen sind einige dichte Wolken hereingezogen. Immer noch kommen uns häufiger Leute entgegen. Die ersten Passagen laufen wirklich gut und beim ersten schicken Gratturm meint Tobi noch so: "Da geht's jetzt aber nicht drüber oder?". Als dann plötzlich oben an dessen Spitze ein paar Leute zu sehen sind, muss Tobi leicht schlucken. Aber es gibt ja schöne Drahtseile! Als wir nahe dran sind, merken wir schnell, dass es weitaus schlimmer aussieht, als es ist. Danach folgen weitere unzählige Grattürme und ausgesetzte Passagen, die Tobi alle recht sicher bewältigt. Irgendwann kommen sogar zwei-drei Tropfen aus den Wolken. Mir wird schon mulmig, aber es fängt gar nicht erst richtig an zu regnen.

An der Vollkarspitze verläuft besonders beim Abstieg die Route wunderbar ausgesetzt in die Tiefe. Einige kurze ungesicherte Stellen bis II müssen auch bewältigt werden. Insgesamt haben wir drei kleine Pausen zwischendurch eingelegt. Nach 4 1/2h bin ich mir sicher, dass wir nun den Gipfel der Vorderen Höllentalspitze ersteigen. Unweit dahinter liegt die "Grathütte", die wir kurz vor 20 Uhr erreichen.

Eine Dreiergruppe und ein Alleingeher werden auch hier übernachten. Wir ruhen uns erstmal aus, kochen etwas und genießen den außergewöhnlich schönen Sonnenuntergang. Einige Meter über der Hütte gibt es sogar einen Platz, von dem aus man Garmisch sehen kann und Handyempfang hat! 

Auch wenn die Stellen an der Vollkarspitze als Schlüssel für den Grat gelten, denke ich, dass wir es morgen noch weitaus schwieriger haben werden. Vor allem psychisch. Mit Klettersteigset und Drahtseil fühlt man sich ja relativ sicher, aber morgen werden wir weite Gratabschnitte ohne Drahtseil vorfinden. Darauf bin ich sehr gespannt. Auch wie es morgen mit Tobi gehen wird. Ich habe für den Notfall ein paar Schlingen, Karabiner und eine 10m Reepschnur dabei, um blöde Stellen besser hinab zu kommen. Unsere Oberschenkel schmerzen ordentlich und dennoch sind wir sehr froh, dass wir uns genauso entschieden haben! Dieser Abend ist ein echtes Geschenk!!



Tourengänger: alpensucht


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