Jubiläumsgrat - ein weiterer subjektiver Erfahrungsbericht


Publiziert von MTM , 20. September 2023 um 15:42.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:17 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K4- (S-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:7,2 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zugspitzbahn hoch
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Alpspitzbahn runter

Nervös und mit einigen Hikr Beschreibungen gestärkt (vielen Dank an die immer tollen und detaillierten Berichte), habe ich mich nun auch im Alleingang an den "Jubi" gemacht. Da die Tour eben schon so oft sehr gut beschrieben ist (Nik Brückner https://www.hikr.org/tour/post124818.html), diene ich hier lediglich mit ein paar weiteren subjektiven Einschätzungen zu den Anforderungen dieser bekannten Grat Überschreitung.

- Gangrichtung: Ich bin von der Zugspitze aus gestartet und kann es nur jedem empfehlen. Der Grat ist lang und die Schlüsselstellen reichlich. Insbesondere in Richtung Zugspitze ist der Konzentrationsbedarf am höchsten und der Anteil von drahtseilgesicherten Stellen am niedrigsten. In Richtung Alpspitze müssen von der Zugspitze knapp 1500 hm abgestiegen und nur 600 - 800 (eventuell hatte ich hier einen tracking Fehler, mir wurden 600 angezeigt) aufgestiegen werden. Dementsprechend drehen sich die hm bei einer umgekehrten Begehung.

- III- oder nur II+?: Die erste große Schlüsselstelle, die griffarme Rinne, wird of als mentale Schlüsselstelle beschrieben und viele der Berichte hier empfinden sie eher als schwere II, denn als III. Hikr Nutzer Chiemgauer hatte unter einem Foto in einem der Berichte kommentiert, dass es "links davon" leichter gehen soll. Vor Ort konnte ich kein "links davon" erkennen, welches vertrauenswürdiger aussehen würde. Da der Fels insgesamt nicht grade vertrauenserweckend wirkt und in der Rinne zumindest schon alle lockeren Tritte abgegangen sind, habe ich mich doch auch für den "normalweg" entschieden.
Ich hatte mir für das Unterfangen extra ein 30m Einfachseil mitgenommen, bin dann aber doch ohne eingestiegen. Insgesamt fand ich die Stelle schon eher anspruchsvoll und schwieriger als II+. Aber das ist rein subjektiv und ich hab mir eventuell nicht leicht getan die richtige Tritte und Griffe in einer guten Kombination zu finden. Die Eisenstifte helfen einem gewaltig die Stelle zu meistern.

- Der leichte Überhang II+: Den empfand ich als gut lösbar und er ist auch nicht wirklich ausgesetzt.

- Ausgesetztheit am Grat: Die Youtube Videos lassen einen meinen, dass man immer auf Messers Schneide tanzt. Ich war gespannt wie lange man auf einem 4,5km langen Grat  wirklich in diesem Gelände unterwegs ist. Tatsächlich gibt es die schmalen und ausgesetzten Passagen wirklich, wobei die Südseite immer etwas entspannter abfällt, als die Nordseite, was ein rein psychologischer Nutzen ist, da ein Stolpern oder ein Fehltritt in die eine oder andere Himmelsrichtung meist das gleiche Ergebnis mit sich bringt.
Oft ist der Grat aber breit genug um flüssig voranzukommen. Trotzdem. Man sollte unbedingt schon einige kürzere T5 Grate gegangen sein, um hier nicht an seine Grenzen zu kommen.

- Volkarspitze: Da ich kein großer KS Fan bin und noch nie einen D-Steig begangen bin, hatte ich mein Set dabei und große Ehrfurcht vor der D Passage. Insgesamt lief diese allerdings einfacher ab, als gedacht. Problematisch wird es eher bei Feuchtigkeit, da die oft trittarmen Flächen schon durchaus speckig getreten sind.

- Wetter: Tut Euch selbst einen Gefallen und geht nur bei 100 % sicheren Verhältnissen auf diesen Grat tanzen. Die Schutzmöglichkeiten außerhalb der beiden Bahnstationen und abgesehen vom Grathütterl sind nicht existent. Auch wird die Orientierung bei Nebel und Wolken ungleich schwerer, da viel über das Sichten von Steinmännern in ein wenig Entfernung läuft.

- Markierungen: Eine Woche vor meiner Begehung habe ich am Osterfelderkopf einen Bergführer sagen hören, dass es brandneue Markierungen am Jubi gibt. Auch das war für mich ein Grund, mich zu motivieren ihn endlich zu gehen, da ich durch die Berichte hier immer nur von dürftigen Markierungen gelesen hatte. Fakt ist, es gibt neue Markierungen. Die sind auch gut und deutlich erkennbar. Allerdings NUR in einem kurzen Bereich zwischen Abstieg Südflanke und Aufstieg Rinne mit Überhang zum Ende des ersten Drittels er Tour. Der Rest der Markierungen ist schon fast komplett verblasst oder nur noch spärlich erkennbar. Viel läuft über gut platzierte Steinmänner. Hier sollte die Sicht unbedingt passen.

- Gewicht: Ich hatte mit meinem 30m Einfachseil + Abseilgerät + 3 liter Wasser und Kameraequipment ein Gesamtgewicht von über 10 kg dabei. Das ist viel. Ich wollte aber nichts davon missen. Schlussendlich sollte man das gehen mit entsprechenden Gewicht in solchen Gelände geübt sein, da man sich sonst schnell überfordert. 

- Länge: Auch ich kann mich den anderen Berichten nur anschließen. Der Jubi ist lang! Mein Garmin hat eine Distanz von 7,2 km getrackt, wovon knapp 5km sehr anspruchsvoll sind. Hier kommt man als geübter nicht trailläufer wahrscheinlich auf nicht mehr als 1km/h. Die Anstiegs Hm halten sich in Genzen und sind mit 600 auf den ersten Blick nicht viel davon sind aber ca. 400 hm Kletter/Kraxel oder KS Hm. Im Abstieg sinds dann gesamt 1500 Hm.

- Jahreszeit: Die beste Jahreszeit scheint der Spätsommer oder Frühherbst zu sein, wenn die Tage noch lang genug sind, das Wetter am stabilsten und nicht mehr so drückend heiß ist und der gesamte Bereich Schneefrei ist.

Vorschläge für die besten Trainingstouren für den Jubi in der Nähe des Zugspitzgebiets: 

- Ehrwalder Sonnenspitze -> Die Königin der Mieminger um sich an ausgesetzten Gelände zu üben.
- Arnspitzen Überschreitung -> angenehme T5 Einstiegstour. Nicht sehr ausgesetzt aber mit viel toller Kletterei im Aufstieg und Abstieg.
- Hoher Gaif Normalweg -> Das erste mal schön ausgesetzt im Wetterstein. Dauert nicht länger als 20 Minuten und gibt einem einen Vorgeschmack, was einem am Jubi über Stunden erwartet.
- Überschreitung der Geierköpfe -> Eine gute Tour um sich in Bruch und Brösel Gelände alpin zurechtzufinden


Tourengänger: MTM


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

T5+ II K4-
30 Aug 17
Jubel am Jubi · Nik Brückner
T5+ III K4-
4 Sep 19
Jubiläumsgrat by fair means · JohnDoe
T5+ II K4-
31 Aug 15
Jubiläumsgrat - Anforderungen · phyzard
T5+ ZS- III K4-

Kommentar hinzufügen»