Dom (4545m) via Festigrat


Publiziert von roger_h , 1. September 2014 um 19:21.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:31 August 2014
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   4000er 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 3100 m
Abstieg: 3100 m
Strecke:Randa - Domhütte - Festijoch - Dom

In jedem Jahr erfülle ich mir mit Hilfe meines mittlerweile langjährigen Bergführers Jean-Paul einen bergsteigerischen Traum. In diesem Jahr äusserte ich ihm gegenüber früh den Wunsch, das Weisshorn über den Nordgrat besteigen zu wollen. Zu diesem Zeitpunkt hatten weder er noch ich eine Ahnung davon, dass der Sommer 2014 wettermässig derart bescheiden ausfallen würde. Erzählungen zufolge hat sich am 18. Juli eine einzige Seilschaft an den Nordgrat gewagt, weitere Begehungen im 2014 sind in Bergführerkreisen nicht bekannt.

Anfang der Woche meldete sich Jean-Paul bei mir und meinte, wir müssten den Nordgrat auf nächstes Jahr vertagen, da einfach die Verhältnisse nicht passten. Ich begann sofort, über ein Ausweichziel nachzudenken und als ich ihm gegenüber als Alternative den Festigrat auf den Dom erwähnte, waren wir uns schnell einig. Am Festigrat herrschen im Moment Verhältnisse, die in anderen Jahren im Spätsommer nicht zu erwarten sind. Klar, der Festigrat ist gemessen an den alpinistischen Herausforderungen und bei den aktuellen Verhältnissen kein Vergleich mit dem Weisshorn Nordgrat, trotzdem wollte ich die nun einige Zeit andauernde Tradition einer jährlichen Bergtour mit Jean-Paul aufrechterhalten.

Am Samstag kurz vor Mittag machte ich mich am Bahnhof Randa auf den Weg zur Domhütte. Der Hüttenweg ist schön angelegt und man kann die richtige Route eigentlich nie verfehlen, sie ist immer gut ausgeschildert und markiert. Die 2 Stunden Aufstiegszeit meines Bergführers konnte ich natürlich nicht egalisieren, aber 4,5 Stunden wie angeschrieben, habe ich dann auch nicht benötigt.
Die neue Domhütte hat mir sehr gut gefallen und die Betreiber der Hütte haben den ganzen Trubel in der vollbesetzten Hütte super sympathisch gemeistert.

Am Morgen um halb vier sind die Seilschaften bei der Hütte gestartet. Der Weg zum Einstieg ins Festijoch bietet wenig Interessantes, erst da werden die Hände zum ersten Mal benötigt. Die kurze Kletterei ins Festijoch ist einfach, als wir da ankamen, war es nach wie vor stockdunkel.
Vom Festijoch zieht der Festigrat in Richtung Gipfel, wobei der Grat eigentlich wenig ausgeprägt ist. Es handelt sich beim Grat und bei den angetroffenen, perfekten Verhältnissen mehr um eine Ansammlung von Steilrampen. Wir stiegen den gesamten Grat in Trittschnee auf, nur einmal überkletterten wir eine ganz kurze Felspassage, die man auch in steilem Gelände links hätte umgehen könnte.
Knapp viereinhalb Stunden nach dem Aufbruch stand ich auf dem Gipfel des höchsten 100%igen Schweizers, welch eine Freude, auf all die benachbarten Viertausender hinunterschauen zu können.
Der Abstieg erfolgte entlang der Spur der Normalroute, beim Festijoch wurde ich äusserst bequem auf den Gletscher runtergelassen. Der Abstieg nach Randa insgesamt und im speziellen vom Festijoch zur Hütte und weiter zum Talboden zieht sich natürlich ewig in die Länge, ca. 3100 Abstiegsmeter gehen in die Beine. Da Jean-Paul in der Hütte blieb und WoPo1961 bereits wieder in Flachlandhausen weilte, genoss ich meinen Humpen Bier im "Chez Marco" in Randa für einmal alleine.

Bemerkungen:
Den Gipfel des Dom muss man sich wahrlich verdienen. Der Bahnhof von Randa liegt auf 1407m ü. M. und bis zum Gipfel sind demzufolge 3138m zu bewältigen, ohne dass eine Bahn benutzt werden könnte. Während der Aufstieg allermeistens auf zwei Tage verteilt wird, steigen viele Bergsteiger an einem Tag ab. Wesentlich komfortabler wäre es, eine zusätzliche Nacht in der Domhütte zu bleiben, wenn es der Terminplan zulässt. Dabei ist zu beachten, dass während der Hauptsaison eine zusätzlich gebuchte Nacht in jedem Fall berechnet wird, auch wenn man sich dann kurzfristig doch dazu entschliesst ins Tal abzusteigen.
Bei den momentan herrschenden, perfekten Verhältnissen ist der Festigrat nicht extrem viel schwieriger als die Normalroute. Bei Ausaperung und Blankeis, wie es im Spätsommer sonst häufig anzutreffen ist, wird die Route herausfordernder und kann deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen.

Tourengänger: roger_h


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Kommentare (6)


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WoPo1961 hat gesagt:
Gesendet am 1. September 2014 um 20:10
Was für eine Woche!!! 3 satte, fette und souveräne Touren. Herzlichen Glückwunsch, mein Schweizer Freund und Tourenbegleiter! Ganz großes Bergsteiger"Tennis". Schade nur, das "beamen" bisher noch keiner erfand, für nen Humpen Bier wäre ich gerne wieder ins Wallis gekommen, wobei.... für EINEN Humpen würde sich das beamen natürlich nicht lohnen :-)) ..und wäre dem Dom auch nicht würdig!!
Hole gleich meinen Schweizhut aus der Tasche und ziehe ihn so ehrfurchtsvoll wie es nur geht!
Komm gut wieder in den Alltag.. und wie schon mehrfach gesagt: freu mich auf weitere Abenteuer!
Grüße an Alle
WoPo

roger_h hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. September 2014 um 20:36
Danke, mein Flachländer-Freund! Wir beide haben es ja auch ordentlich krachen lassen letzte Woche. Ich freue mich auf jeden Fall auf den/die Bericht(e) und weitere (Schand)taten mit dir!
Gruss von Allen
Roger

MaeNi hat gesagt:
Gesendet am 1. September 2014 um 21:13
Super Sach! Herzlichen Glückwunsch von unserer Seite! So wie es aussieht, arbeitet heuer bereits der Sommer an der Unterlage für gute Skitourenverhältnisse mit.. ;-)

Herzliche Grüsse
Nicole und Marcel

roger_h hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. September 2014 um 21:48
Vielen Dank euch beiden! Ja, ich sollte definitiv mit Skitouren beginnen! Die Voraussetzungen für einen hervorragenden Tourenwinter sollten gegeben sein! :-)

--- hat gesagt:
Gesendet am 1. September 2014 um 22:17
Auch meinerseits Herzliche Gratulation! glg Ayla

roger_h hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. September 2014 um 22:30
Danke Ayla! :-)


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