Dom beim zweiten Versuch


Publiziert von Frangge , 7. August 2018 um 23:27.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:23 Juli 2018
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   4000er 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 3100 m
Abstieg: 3100 m

Nach der Weissmiesüberschreitung freue ich mich auf ein Highlight: Wir wollen dem Dom auf den Gipfel steigen. Am Vormittag des Vortages sind wir uns nicht sicher, ob wir über die Normalroute oder den Festigrat gehen wollen. Laut Auskunft bei der Domhütte sollen die Verhältnisse gut sein. Ein wenig aufgeregt bin ich auch, da ich fast genau ein Jahr zuvor nicht allzu weit unter dem Gipfel die Segel habe streichen müssen. Ich fühle mich nicht fitter als zuvor...

Hüttenzustieg T4, 1530hm, 3h20min
Am Montag kommen wir am späten Vormittag in Randa an und nehmen die 1500hm zur Hütte unter die Füsse. Recht schnell fliesst der Schweiss in Strömen, es ist unmenschlich warm und überflüssige Strecke wird beim direkten Aufstieg nördlich des Dorfbächji auch nicht gemacht. Ich bin bald froh, das Seil abgeben zu können.

Immerhin ist es recht stark bewölkt, so dass wir keine brennende Sonne aushalten müssen. Etwas oberhalb der Europahütte beginnt der felsige Teil des Hüttenweges. Es ist steil. Immer wieder sind Seile, Bügel und andere Steighilfen verbaut. Das mag zwar übertrieben erscheinen, ich kann mir aber gut vorstellen, dass alle, die bei Nässe absteigen müssen extrem froh über die grosse Mange Eisen sind.

Ich wiederum bin froh, dass mir der Hüttenzustieg konditionell deutlich leichter fällt als 2017. Macht Hoffnung für den kommenden Tag.

Dom über Festigrat, WS+, 1600hm, 5h
Um 2:30 träume ich davon, mit Blitzlicht photographiert zu werden. Das Blitzlicht ist echt. Auf der Domhütte wird mir Licht an/aus geweckt. Aufstehen. Immerhin habe ich gut geschlafen. Am Nachmittag zuvor haben wir entschieden, im Festijoch zu endgültig zu entscheiden. Die Tendenz zum Festigrat ist aber bereits vorhanden. Um 3:12 machen wir uns unterwegs und wie abgemacht schlagen wir zunächst ein nicht allzu grosses Tempo an. Wir werden ja noch ein Weile unterwegs sein...

Der Festigletscher ist noch gut eingeschneit, ein breite Spur vorhanden. Am Einstieg zum Festijoch angekommen, klettern schon andere hinauf, so dass wir schnell finden, wo wir durch müssen. In zwei Zweierseilschaften steigen wir in schön gleichmässigem Tempo den Festigrat hinauf. Zunächst eher kraxelnd denn kletternd durch die Felspassage, dann durch Schnee und Firn.

Blankeis hatte es noch keines, ich würde vermuten, dass sich das mittlerweile in der steilen Firnpassage geändert haben dürfte. Selbst am Grat hat es dann ein paar teils recht versteckte aber doch grosse Löcher im Firn und Eis. Umsichtig gehen ist also durchaus angebracht. Sicheres Steigeisengehen im steilen Firnhang sowieso Voraussetzung.

Obwohl es oberhalb von 4200m ein wenig flacher wird, schnaufen wir doch schon recht stark. Eine kurze letzte Pause vor dem Gipfel ist in der Gabel bei Pt 4479 angesagt. Kurz darauf ist es geschafft: Etwa viertel vor neun stehen wir auf dem Gipfel des Dom. Bei Windstille und bestem Wetter geniessen wir eine fantastische Aussicht in alle Richtungen.

Für den Abstieg bilden wir eine Viererseilschaft und wackeln in breiter Spur den Normalweg hinab. Die Dimensionen der Mischabelgruppe und auch der Hohbärggletschers beeindrucken, wie dann auch später die Eisabbrüche, an denen wir in gebührendem Abstand vorbeigehen.

Vor dem Festijoch gilt es noch einen kleinen Gegenanstieg zu bewältigen - ich bin 80hm auch schon  schneller hochgekommen... Das Abklettern/Abseilen zum Festgletscher braucht dann eine gewisse Zeit, wir sind nicht die einzige Seilschaft und da ist eben auch ein wenig warten angesagt. Nicht weiter tragisch, da wir an sich gut in der Zeit liegen.

Das Stück zur Domhütte geht recht flott und dort müssen wir noch für Übernachtung und Halbpension bezahlen - scheint mittlerweile auf der Domhütte so üblich zu sein, dass man erst bezahlt, wenn man vom Berg zurück kommt.

Auf dem Rückweg nach Randa wollen wir uns die Hängebrücke nicht entgehen lassen, so geht es auch nicht gar zu steil die letzten 700hm bergab, meine Knie schätzen das. Dennoch zieht sich das letzte Stück.

Wie ich 2017 erfahren musste, sollte man den Berg konditionell nicht unterschätzen. Ansonsten ist auch Vorsicht geboten, bei Blankeis ist der Festigrat schnell heikel, war bei uns zum Glück nicht der Fall. Auch auf dem Normalweg hat es ordentlich Spalten, die 2017 deutlich stärker sichtbar waren als bei der Wiederholung der Tour.

Nachdem ich fast genau ein Jahr zuvor aus dem letzten Loch pfeifend wenige hundert Höhenmeter vor dem Gipfel die Segel gestrichen hatte, ging es beim zweiten Mal erstaunlich gut. Wir hatten beste Bedingungen und ein wunderbares Wetter erwischt. Bis auf das letzte Stück des Abstiegs habe ich die Tour sehr geniessen können und werde den Dom als ein Highlight 2018 in Erinnerung behalten. Die Tour an sich war schon wirklich schön, aber im Besonderen das Gefühl, auf fast alle Berge herabschauen zu können und rundum sehr weit zu sehen - das hat man nicht alle Tage und Touren!


Tourengänger: Frangge


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Kommentare (1)


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roger_h hat gesagt:
Gesendet am 8. August 2018 um 07:18
Gratulation zum Dom, eine Tour die ich selber noch in bester Erinnerung habe!

Gruss und weiterhin schöne Touren
Roger


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