Serles (2717 m) - im Morgengrauen auf den Hochaltar Tirols

Schaut man von der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck nach Süden in Richtung Wipptal, so sticht sofort ein wohlgeformter Bergspitz ins Auge. Dieser scheinbar über jeden Besteigungsversuch erhabene Gipfel ist die Serles, ehrfürchtig auch "Hochaltar von Tirol" genannt. Dass man von der Rückseite ziemlich einfach hinauf kommt, sieht man von Norden nicht. Seit einiger Zeit kommt es bei den Einheimischen immer mehr in Mode, zu nächtlicher Stunde im Schein des Vollmondes auf "ihren" Altar hinaufzupilgern - oben erwartet den Frühaufsteher dann ein Erlebnis der Sonderklasse, denn der ziemlich frei stehende Gipfel erlaubt eine traumhafte Aussicht in alle Richtungen. Während sich im Osten die Sonne über die Tuxer Alpen hebt, leuchten die Stubaier Eisriesen bereits im warmen Sonnenlicht. Die spannendste Messe wird eindeutig hier oben gelesen!

Am Parkplatz von Maria Waldrast beginnt die Tour. Auf der Straße weiter nach oben und am Kloster vorbei zum großen Brunnen. Dort beginnt der Steig zur Serles (Schild), der steil im Wald bergauf leitet und dann lange die Flanke in südwestlicher Richtung hinüber ins Kar unterhalb des Serlesjöchls quert. Zunächst geht's dabei durch dichten Wald, später dann durch Latschengelände, wobei einge Reissen gequert werden.

Durch das Kar geht es in angenehmer Steigung hinauf zum Serlesjöchl - die Ausblicke über das Wipptal sind bereits jetzt eindrucksvoll. Am Joch öffnet sich dann auch der Blick nach Westen.

Der breite Steig leitet nach rechts an die Aufstiegsflanke heran. Bald wird eine kleine Felswand erreicht, die mit Hilfe von Versicherungen überwunden wird, danach geht's wieder durch Schrofen in vielen Kehren aufwärts. Kurz vor dem Gipfel wird noch eine felsige Passage ohne nennenswerte Schwierigkeiten überschritten und kurz darauf rückt das große Kreuz ins Blickfeld. Der Gipfelblick wird zum Erlebnis - auf freistehender Kanzel erlebt man am frühen Morgen den Sonnenaufgang über den Tuxer Alpen, die Berge der Nördlichen Kalkalpen liegen noch im Dunkel und in den Tälern leuchten noch die Lichter, während im Südwesten die höchsten Stubaier Gipfel bereits im Rot der aufgehenden Sonne erstrahlen. Markant beherrscht der nahe Habicht seinen Kamm. Die Serles wird zu recht als besonders schöner Aussichtsberg gelobt!

Wenn man sich satt gesehen hat, erfolgt der Rückweg auf der Anstiegsroute. Nimmermüde können noch die etwas höhere Kesselspitze im Süden mit ins Programm einbeziehen und damit die Unternehmung zur Rundtour machen.

Schwierigkeiten:
Von Maria Waldrast zur Serles: T3 (nur stellenweise oberhalb des Serlesjöchls; eine kurze Passage versichert).

Fazit:
Eine kurzweilige, wunderbar aussichtsreiche 4*-Tour, die sich hervorragend für einen nächtlichen Aufstieg bei Vollmond eignet. Bei Nachtwanderern steht die Unternehmung deshalb auch hoch im Kurs - an der Serles ist unter Umständen schon vor Sonnenaufgang Hochbetrieb (wir hatten bei Ankunft am Gipfel gegen 6 Uhr bereits 30 (!) Personen überholt).

Mit auf Tour: Delphi.

Kategorien: Stubaier Alpen, Sonnenaufgangstour, 4*-Tour, 2700er, T3.