Überschreitung Ofentalhörndl Hauptgipfel (2513m) - Abenteuer pur


Publiziert von Daniel87 , 15. August 2014 um 18:52.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum: 8 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:Klausbachtal-Ofental-Ofentalhörndl NO-Gipfel-Ofentalhörndl SW-Gipfel-Steintalscharte-Steintal-Klausbachtal
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Inzell aus Richtung Ramsau und dort weiter nach Hintersee. Hier kostenpflichtiger Parkplatz.

Das Ofentalhörndl kennt man als faszinierenden und schönen Berg aus unzähligen schräg angeordneten Felsbändern und Schuttterrassen, über welchen sich sein exponierter Gipfel erhebt. Aus dem Wimbachtal zeigt es seine noch abweisendere Seite und wirkt mit seinen steilen Wänden nahezu unbezwingbar. Dem kleineren Südwestgipfel strebt westlich ein kühner felsiger Grat, die Ofentalschneid, entgegen. Ein tolles Gesamtbild. Der Eindruck beim Anblick des auch bizarr erscheinenden Giganten lässt einen anspruchsvollen Anstieg vermuten, womit man auch nicht unbedingt falsch liegt. Eine Überschreitung der beiden Gipfel mit optionaler Kombination der Ofentalschneid oder Überschreitung des Steintalhörndls verspricht dennoch einen spannenden Tourentag, welcher durch den Abstieg durch das ursprüngliche und sehr einsame Steintal letztendlich noch abgerundet wird.

Am Parkplatz nahe des Hintersees am Eingang des Nationalparks Berchtesgaden beginnt die heutige Tour. Vorerst verfolgt man für einige Kilometer recht mühelos und ohne nennenswerte Steigung das Klausbachtal bis zur Abzweigung des Weges hinauf zum Ofental. Das Ofental, das man ebenfalls auf gut markiertem Steig und über schöne Wälder erreicht, begeht man idealerweise zunächst noch weiter auf dem Normalweg Richtung Hochkalter, einem Geröllpfad, von dem man sich aber an geeignetster Stelle abwendet um etwa im mittleren bis hinteren Bereich des schuttigen Hochtales zum Einstieg des dort südlich gelegenen Ofentalhörndls zu gelangen. Der Einstieg befindet sich direkt oberhalb eines steileren Geröllfeldes an das eine große markante, nach Westen geneigte Felsplatte (vermutlich auch Plattenschuss genannt) anschließt.
 
Am Einstieg geht es im Bereich eines Risses auf dem teils grifflosen und glatten Gestein der Platte hinauf (II). Einige Meter nur und nun schwenkt man auch schon nach rechts hinüber (südlich) um den nächsten Aufschwung zu überwinden (I+) und um die nächste obere und ebenfalls große Felsplatte zu erreichen, die man darauf östlich ansteigt. Zugegeben, das Gelände sah recht locker begehbar aus, doch der Mittelteil dieses weiteren großen Felsbandes verfügt über nur sehr sparsam verteilte Griffe und Tritte. Wäre nicht weiter problematisch gewesen, wäre da nicht die ungemütliche Steilheit. Auf einem etwa zehn Meter langen Abschnitt musste in der Fuge zwischen Wändchen und Platte mit der rechten Hand ein halbwegs guter Halt gefunden werden, was dann wider Erwarten auch ganz gut ging, links sorgte die Reibung von Hand und Knie einigermaßen dafür, dass die Physik nicht das Ruder übernimmt. Schwierigere Passagen sollten nun keine mehr folgen, zumindest nicht bis zum Gipfel.
 
Im weiteren Verlauf der Route quert man eine Flanke und deren mäßig steiles Gelände, das in etwa vom Felsabbruch unterhalb der Scharte beider Gipfel herabführt. Vorne rechts erscheint ein größerer Felsabsatz oder vielmehr eine größere Felswand, wo man sich vorerst links hält und nach passieren derselben gleich scharf nach rechts (oben) abbiegt. Man befindet sich nun nördlich unterhalb des Gipfels am Fuße zweier weiterer Plattenschüsse, die man nun bis knapp unterhalb des Gipfels ansteigt, bei der die leichteste Form des Anstieg vermutlich am rechten Rand der steilen Bänder verläuft. Gelegentlich folgen auch einige Kletterstellen (II).

Nun sollte man dort angekommen sein, wo die Route vom Südwestgipfel und die von der Ofentalscharte über den Nordgrat zusammentreffen. Von hier aus nur noch kurz östlich ansteigen und dann in westlicher Richtung über den schmalen und kurzweiligen Gipfelgrat zum höchsten Punkt des Ofentalhörndls.

Ein Gipfelbuch oder gar ein Gipfelkreuz wird man hier vergeblich suchen, es hat vielmehr den Anschein als sei hier seit langer Zeit niemand mehr gewesen. Lediglich eine leere Dose Signalmittel (?) zeugt von einstiger Begehung. Einen kleinen Gipfelsteinmann konnte ich aber aufstellen. Die Aussicht ist sehr schön. Einzig die Leoganger Steinberge werden durch die nahe Hocheisgruppe ein wenig verdeckt.

Da ich mir noch den Weg für die mögliche Überschreitung ansehen wollte, ging es bald darauf wieder über den kurzen Gipfelgrat runter zur Abzweigung (hier sogar mit Steinmann), die zum Südwestgipfel führt. Diese Abzweigung nach links (westlich), ein kleines Wändchen hinauf (II) und schon erreicht man die Schlüsselstelle der Tour. Ein Felsabsatz unterhalb der Scharte beider Gipfel muss in eine große, breite Rinne abgeklettert werden. Der AV-Führer spricht hier von einer IIIer-Stelle, was aber nicht ganz korrekt ist. Richtig ist, dass sich ein Riss in der Wand befindet, darüber ein alter Bohrhaken (III). Fünf Meter weiter rechts findet man hingegen eine gutgriffige, recht ausgesetzte, aber deutlich leichtere Stelle (II+; keinesfalls schwerer). Diese hinab (hat sich jetzt doch als leichter, als bei meinem letzten Besuch erwiesen) und auf der gegenüberliegenden Seite eine Art Rampe (II) hoch zur Scharte. 

An der Scharte zwischen beiden Gipfeln angekommen, folgt nochmals eine sehr anspruchsvolle Passage. Man muss einen Kamin über einer deutlich erkennbaren Rinne absteigen (II; sehr brüchig), auf Geröll an einen Felsabbruch über einer sicher hunderte Meter senkrechten Wand heran, dort vorbei und schräg rechts zu den begrünten, auf den ersten Blick sehr ausgesetzten Bändern, hinüber. Dieses letzte Band ist aber recht gut zu begehen, stolpern sollte man freilich nicht.

Nun sind die großen Schwierigkeiten vorüber und man befindet sich in der Flanke zwischen Steintalscharte und Südwestgipfel. Unschwierig nun noch hoch zum SW-Gipfel des Ofentalhörndls (auch Skigipfel). Auch hier eine schöne Aussicht bis rüber zum Hochkönig.

Nach längerer Pause ging es schließlich runter zur Steintalscharte (T3). Sobald man den letzten Blick hinüber in die Weite der Berchtesgadener Wildnis genossen hat, taucht man, wie der Name richtig vermuten lässt, ab ins geröllige Steintal - der Name ist hier Programm. Mühsam, aber in eindrucksvoller Szenerie, erreicht man nach einiger Zeit den Wald und steigt dort auf deutlichen Trittspuren ab in Richtung Forstbegangsteig. Der Pfad ist am Boden größtenteils gut zu erkennen, falls nicht, so ist man falsch. Den Forstbegangsteig später für einige Minuten gen Norden folgen. Nun, sobald man wieder auf den Weg vom Ofental stößt, schließt sich die Runde und man steigt wieder ab ins Klausbachtal, wo wieder der Ausgangspunkt erreicht wird.

Schwierigkeiten & Fazit:

Anstieg ins Ofental und bis an die Felsen des Einstiegs heran: T3 (3,5 Stunden).
Vom Einstieg bis zum Nordostgipfel Ofentalhörndl: T6/II (teils brüchiges, aber auch festes Gestein auf den Bändern; 2 Stunden).
Übergang vom Nordost- zum Südwestgipfel: T6/II+ (teils äußerst brüchig und sehr ausgesetzt; 1 Stunde).
Vom Südwestgipfel via Steintalscharte hinab zum Ausgangspunkt: T3+ (3,5 Stunden).

Eine tolle Tour in wilder Szenerie mit genialen Aus- und Tiefblicken, bei denen im Auf- und Abstieg einsame und ursprüngliche Wälder und Hochtäler für einen schönen Kontrast sorgen - absolut lohnend.
Die Tour forderte allerdings die ganze Versiertheit und über weite Strecken war vollste Konzentration vorteilhaft. Ein Seil ist eigentlich nicht unbedingt nötig, da keine IIIer-Stelle zu finden war. Orientierung nur mäßig problematisch, Steinmännchen wird man aber wegen der geringen Begehungszahl nur selten zu Gesicht bekommen.

Anmerkung:

Man könnte die Tour noch beliebig erweitern. Die Ofentalschneid würde sich im Abstieg anbieten wie von Wagemut *beschrieben (III), falls noch Zeit vorhanden wäre. Wenn man die Ofentalschneid schon eher verlässt ist es leichter (II), wie von mir *hier beschrieben.
Als Extremvariante gäbe es zusätzlich noch die Überschreitung des Steintalhörndls (III) mit ihrer interessanten Schneid.

Tourengänger: Daniel87


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Kommentare (10)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 16. August 2014 um 11:25
Du bist schon ein wilder Hund. Gratuliere! Schön das es dieses mal geklappt hat. Das freut mich echt sehr für dich. Toll!

VG Nico

Daniel87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. August 2014 um 21:37
Dank Dir! Dieser Berg ist irgendwie sehr markant und schön gleichermaßen, daher für mich bekanntlich höchst interessant, tja, drum musst' ich auch jetzt schon wieder diesen abermaligen Versuch starten... :)
Besonders erfreulich war, dass die Überschreitung auch drin war - letztes Mal war das irgendwie schwieriger... Auch komisch, dass es kein Gipfelbuch gibt, da hätt' ich schon mal eins mitgenommen, aber da gibt es ja nicht mal ein Behältnis zum aufbewahren (auch keine 60er-Tüte, höchst seltsam). ;)

Viele Grüße,
Daniel

kardirk hat gesagt:
Gesendet am 17. August 2014 um 20:40
Servus,

Gratuliere, irgendwann mußte es ja mal einer auf diesen schönen Gipfel schaffen. Steht schon lange auf meinem Tourenzettel und stand schonmal auf der zweiten Platte deines Anstieges vom Ofental.
Klassetour.

VG
Dirk

Daniel87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. August 2014 um 23:43
Servus,

danke, das Ofentalhörndl war längst fällig und das Internet hielt sich ja zu dieser Tour, genau wie beim Hinterberghorn, äußerst bedeckt. Tja, jetzt leider nicht mehr... :)

Von dort, wo Du schon gewesen bist, ist es eigentlich gar nicht mehr so weit bis hoch... Dann wär die Überschreitung ja eigentlich auch was für dich... Gut ist auch, dass es keine doofe IIIer-Stelle gibt...

Das Alpelhorn sah recht interessant aus, als ich das dort gesehen habe und damals bei der Skitour zum Seehorn. Mal sehen wie schwer das eigentlich ist.

Den Hochkalter wollt' ich an dem Tag übrigens auch noch machen. Hat sich dann aber erübrigt... :)

Beste Grüße

Wagemut hat gesagt: Gratulation...
Gesendet am 10. Oktober 2014 um 09:57
und vielen Dank für die sehr hilfreiche Beschreibung des Übergangs vom NO- zum SW-Gipfel! Sehr aufschlussreich.

Übrigens, ich war gestern wieder auf der Ofentalschneid und hab die Steintalschneid als Abstiegsweg gewählt. Den Übergang muss ich mir auch endlich mal anschauen :-) ,evtl. in Kombination mit dem Hochkalter...Es gibt noch so viel zu tun:-)

Viele Grüße vom Joseph

Daniel87 hat gesagt: RE:Gratulation...
Gesendet am 11. Oktober 2014 um 20:32
Danke, die Überschreitung war sehr schön, aber halt auch sehr brüchig, für Dich aber sicher kein Problem. Ist deutlich leichter als die Ofentalschneid. Scheint auch nicht sehr oft gemacht zu werden...

Hmm, die Steintalschneid fehlt mir auch noch - sollte ich mal angehen, sobald ich dazu komme... :-)

VG, Daniel

Schorschl hat gesagt: Verwirrung
Gesendet am 6. September 2018 um 12:44
Wenn ich das richtig verstehe seit ihr alle, also Chris und Joseph, und co
den Übergang vom SW-Gipfel auf den NO-Gipfel auf der Reiteralpe-Seite (also Westen) gegangen ??
Vor allem der Ab- bzw Aufstieg zum NO-Gipfel

Im AV-Führer steht:
"Vom No-Gipfel durch die STEILRINNE AUF DER WIMBACHSEITE hinunter, dann oberhalb eines Überhangs Quergang nach rechts zum Schluß um einen Block herum in die erste Scharte.Der Mittelzacken wird ebenfalls auf der Wimbachseite umgangen"

Hört sich für mich so an als würde sich alles auf der Wimbachseite abspielen.


Also ihr so
https://ibb.co/dWA5Nz


AV-Führer so:
https://ibb.co/bBVTaK


Könnt ihr mir weiterhelfen?

Daniel87 hat gesagt: RE:Verwirrung
Gesendet am 6. September 2018 um 19:39
Hi, wenn du vom SW-Gipfel kommst, musst du erstmal südlich absteigen (vielleicht 50 HM), dann auf der Wimbachseite selbigen unterhalb queren, bis du die kurze Rinne erreichst, welche in die Scharte zwischen den beiden Gipfeln leitet.

(Weiter auf Bild 1): Auf der Ofentalseite (auch hier wieder geringfügig absteigen) unschwierig hinüber zum NO-Gipfel (eine Stelle max. II+).

Also die Aufstiegsroute zum NO-Gipfel auf dem ersten Bild (Reiteralpe-Seite) stimmt, wenn auch nicht unbedingt in direkter Linie. Die andere Möglichkeit, mit der Linie auf dem zweiten Bild, kann ich nicht empfehlen, ist unheimlich ausgesetzt. Weiß auch nicht, warum der AV das so seltsam beschreibt, wo es doch viel leichter geht.

Gruß Daniel

Schorschl hat gesagt: RE:Verwirrung
Gesendet am 7. September 2018 um 02:36
ok, danke

Marla hat gesagt: Gipfelbuch
Gesendet am 10. September 2023 um 18:28
Servus,
Falls jemand zum NO Gipfel gehen bitte ein neues Gipfelbuch und einen Behälter mitnehmen. Das jetzige Buch ist patschnass und der Behälter ist nicht mehr dicht. Ich habe versucht das Buch so zu stellen das es bisschen austrocknet. Der Stift schreibt leider auch nicht mehr.
Grüße
Marcel


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