Ofentalhörnl-SW-Gipfel - Überschreitung Ofentalschneid-Steintalscharte


Publiziert von kneewoman , 20. August 2019 um 18:34.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:18 August 2019
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1850 m
Abstieg: 1850 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von München über die A8 bis Ausfahrt Traunstein. Weiter über Inzell Richtung Berchtesgaden und weiter nach Ramsau. Hier der Beschilderung Richtung Hintersee folgen zum großem Wanderparkplatz (gebürenpflichtig) nach dem See bei der Infostelle des Nationalparks. Übrigens empfielt sich beim Rückweg an Tagen mit vielen Besuchern der kleine Umweg an der Ostseite des Sees entlang. Bei meiner Abfahrt war die Straße auf der Westseite des Sees so zugeparkt, dass man bei Gegenverkehr kollektiv den Rückwärtsgang einlegen musste und manchmal auch 50m rückwärts fahren musste, was in steileren, kurvigen Abschnitten nicht gerade angenehm ist.

Recht spontan war ich letztes Wochenende in einem besonders abgelegenen Teil der Berchtesgadener Alpen unterwegs. Und zwar zunächst auf dem Steintalhörnl und dann auf dem Ofentalhörnl. Auch wenn es bereits Diskussionen darüber gab, ob letzterer Gipfel zum Modeberg wird und ob bzw. wann dort ein Klettersteig für die Massenbegehung angelegt wird, kann ich alle Fans wirklich einsamer Wanderungen beruhigen. Dort ist immernoch nichts los ;-) Das etwas weniger schneidige Steintalhörnl wird dagegen häufiger begangen, dieses Wochenende sowohl am Samstag als auch am Sonntag.
Hier konzentriere ich mich auf die Tourenbeschreibung für das Ofentalhörnl über die Ofentalschneid, die auf hikr nur dreimal beschrieben worden ist. Nach dem Studium dieser Toureneinträge habe ich mich dafür entschieden, nur den Teil der Schneid zu machen, der nach Hade "auch Spaß macht" (http://www.hikr.org/tour/post97330.html). Der Weg, bei dem man den ersten Teil der Schneid (Schwierigkeit: III(+?)) noch im Steintal umgeht und so die Schwierigkeiten auf einen satten IIer reduziert, wurde bereits von Daniel87 beschrieben (http://www.hikr.org/tour/post70204.html) und ich kann mich dieser Schwierigkeitseinschätzung anschließen. Ich habe den Weg auch gut gefunden, habe sogar den Verhauer, den mein Vorgänger gemacht hat, auch noch mitgenommen. Dennoch kann, gerade wenn eine Tour so unterschiedlich beschrieben wurde wie diese, eine weitere Beschreibung mit ein paar zusätzlichen Bildern vielleicht hilfreich sein. Ich habe auch einen Track aufgezeichnet. Hauptsächlich erleichtert er das Finden der Einstiegsrinne und des Abstiegsweges. In der Flanke der Ofentalschneid sollte man sich dagegen besser auf das eigene Routengespür verlassen können.


Los gehts am Parkplatz der Nationalnalpark-Infostelle nach dem Hintersee bei Ramsau (Tagesgebühr: 6,00€). Zunächst auf der geteerten Straße ins Klausbachtal, dann auf einem Forstweg, der sich weiter oben zu einem Wanderweg verengt, ausgeschildert Richtung Hochkalter über das Ofental. Bevor man jedoch ins Ofental einsteigt, zweigt rechts der hier etwas undeutliche Forstbegangsteig ab. Die Stelle ist dennoch kaum zu verfehlen, denn nachdem es schon recht lange keine Wegweiser mehr gab, tauchen nur wenige Meter nach der Abzweigung, von dieser aus also gut sichtbar, wieder gelbe Schilder auf und an dem Baum, an dem sie befestigt sind, ist zusätzlich ein dicker rot-weißer Punkt (siehe Bild). Hier also nach rechts auf dem schönen Steig, der die NW-Hänge des Hochkaltermassivs auf etwa 1350m quert, auf dem man allerdings nicht lange verbleibt. Bereits nach ca. 10 Minuten zweigt nach links-oben ein schmalen Pfad ins Steintal ab. Bis hierher ca. 1:30h. (Achtung: Der Wegpunkt "Wegzweigung Ofentalsteig/Forstbegangsteig" in der Mini-Map ist eigentlich der Abzweig Forstbegangsteig/Steintalsteig!)
(Nach der Abzweigung ins Steintal fällt der Forstbegangsteig merklich ab und es kommen die ersten drahtbespannten Holzbrückchen. Dann ist man schon zu weit, wobei das Steintalhörnl, an dem ich am Tag zuvor war, auch eine sehr schöne, etwas leichtere Tour ist.)

Der Weg ins Steintal ist, wie mir erklärt wurde, als Wittelsbacher Jagdsteig angelegt, für seine geringe Frequentierung zumeist ausgesprochen gut zu erkennen und wartet an verschiedenen Stellen sogar mit geschlagenen Kerben in den Gletscherschliffplatten auf. Gerade am Anfang ist er jedoch nicht immer offensichtlich und eine Passage muss vor kurzen abgerutscht sein, sodass man sich an Latschen über eine erdige-plattige Stelle hangeln muss. Nachdem sich der Weg in einer Mischung aus Grasfläche und Schotter verliert, habe ich mich gleich recht weit links bei den Abbrüchen der Ofentalschneid gehalten, um das Geröllfeld zur Aufstiegsrinne nicht von ganz unten aufsteigen zu müssen. Auch hier kommt man auf schwachen Gamswechseln ganz gut voran. Die Einstiegsrinne, die ich genommen habe, ist nicht die erste, die direkt vom Wegende zu sehen und seitlich noch Latschen-bestanden ist, sondern die zweite ihrer Art ein bisschen weiter oben im Steintal und durch einen Vorsprung von unten nicht gleich zu sehen (siehe Bilder). Bis zur Einstiegsrinne nochmal ca. 0:30h.
(Achtung: In den Flanken der Ofentalschneid sind recht viele Gemsen unterwegs. Auch dem Alleingänger sei daher ein Helm wärmstens empfohlen. Ich habe meinen erst wieder abgelegt, als ich aus dem Steintal wieder draußen war, denn auch da bewegt man sich recht knapp unter den Wänden.)

In dieser Wasserrinne geht es zunächst schnurstraks nach oben, bis man auf mehr oder weniger Polsterpflanzen-durchsetzten Karrenplatten nach rechts queren kann. Nun immer weiter schräg rechts hinauf, wobei man Weg und Schwierigkeiten je nach Gusto wählen kann. In jedem Fall bleibt es hier nicht, wie beim Anstieg auf die Steintalschneid, bei einem wadenbeißenden Steilgrasanstieg, sondern es müssen/können immer wieder Kraxelstellen überwunden werden, sodass bereits der Anstieg auf die Schneid Spaß macht. Nach etwa 1:45h erreicht man schließlich die Grathöhe der Ofentalschneid - und zwar optimalerweise rechts von zwei Gratköpfen, von denen der linke von einer etwas phallisch anmutenden Felsformation geziert wird und der rechte zwar im Aufstieg gut zu begehen ist, aber in Richtung Ofentalhörnl senkrecht abbricht. Ich habe mir hier denselben Verhauer geleistet, der bereits beschrieben wurde (siehe Bilder) und musste wieder etwas absteigen. Allerdings bin ich nicht besonders weit abgestiegen, sondern habe den unangenehmen rechten Gratkopf nur knapp, aber dafür in recht brüchigem Gelände umgangen.

Auf dem Grat angekommen, haben das Wegsuchen und auch die Graspolster ein Ende. Man hält sich eigentlich immer direkt am Grat, es lohnt sich immer zunächst mal auf den nächsten Gratkopf aufzusteigen und zu schauen, ob man ihn auf der anderen Seite gut hinunter kommt. Dabei sind die Aufstiege zu den Köpfchen, im Vergleich zum letzten Teil der Steintalschneid deutlich weniger plattig, sondern eher gestuft. Auch die Absteige zeigen sich meist freundlich und gut kletterbar mit klar ersichtlicher bester Route. Allerdings sind sie nicht selten ordentlich ausgesetzt. Auf der gesamten Schneid habe ich einen größeren Gratkopf tatsächlich südseitig umgangen und bin ansonsten nur hin und wieder am rechten Rand eines Köpfls entlanggeklettert. Dabei sollte man allerdings achtsam sein, denn unterhalb der Grathöhe wird die Gesteinsqualität schnell schlechter. Das gilt leider auch direkt am Grat, je näher man dem Gipfel kommt. Für die Gratüberschreitung zum Südwestgipfel des Ofentalhörnls habe ich abermals 1:30h gebraucht.

Und beim SW-Gipfel habe ich es auch belassen. Vor allem, weil über den Abstieg zur Steintalscharte kaum etwas herauszubekommen war und er vom Steintalhörnl gar nicht so ohne aussah (man muss dazu sagen, dass ich keine große Steilschrofenabstiegs-Aficionada bin). Wenn man am Gipfel sitzt sieht es so aus, als würde nach einem recht flachen Geröllhang ein Abbruch kommen, der Abstiegsweg ist also von hier oben nicht einsichtig. Ich habe mich im Geröll tendenziell links gehalten, was günstig war. Hier geht es über ein paar Stufen und breite Geröllterassen tatsächlich recht einfach in die Steintalscharte. Ein paar Steinmänner habe ich auch gebaut und in der Scharte selbst fand einen großen Steinmann direkt in der Mitte, der den günstigsten Abstieg ins Kar anzeigt. Vom Steinmann der mittig unterhalb der Steintalscharte steht im Abstiegssinn nach links über Graspolster in Richtung der Flanke der Steintalschneid queren und dann über grobes Geröll ins Kar. Hier ist es zunächst noch etwas holperig und mühsam, aber recht bald kann in den Geröllhängen unter der Steintalschneid, also links oberhalb des Kargrundes, einen Gamswechsel nutzen, der einen eigentlich recht entspannt bis zu einer ersten Verengung des Kares bringt. Danach noch etwas über gröbere Blöcke aber bald über hohes Gras in dem viele Steine liegen ud Karrenplatten zurück zum Pfad, der einen in das Steintal geführt hat. Insbesondere den letzte Teil des Abstiegs fand ich recht nervig, weil man in dem hohen Gras nie weiß, wo der Fuß wieder auf festen Grund treffen wird. Auf jeden Fall zieht sich der Abstieg bis zum Steintalsteig und ich habe erneut ca. 1:30h gebraucht.

Der weitere Abstieg ist dafür dann sehr entspannt und man hat auch gut Gelegenheit die Beine etwas auszuschütteln, da der Ofentalsteig und der Weg ins Klausbachtal keine starke Steigung aufweisen. Allerdings ist man daher auch nicht viel schneller, als beim Aufstieg. Bis zum Parkplatz würde ich nochmal mit 1:15h rechnen, wobei ich mit recht viel Gepäck und zwei ausgiebigen Tourentagen in den Beinen nochmal eine halbe Stunde länger gebraucht habe.

Tourengänger: kneewoman


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